Ludger Kolhoff: Finanzierung der Sozialwirtschaft
Rezensiert von Prof. Dr. phil Alexander Th. Carey, 08.01.2018
Ludger Kolhoff: Finanzierung der Sozialwirtschaft. Eine Einführung. Springer VS (Wiesbaden) 2017. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. 159 Seiten. ISBN 978-3-658-15409-7. D: 18,99 EUR, A: 19,52 EUR, CH: 19,50 sFr.
Thema
Dieses kleine Buch mit ca. 150 Seiten widmet sich als Basislektüre dem wichtigen Thema der Finanzierung von sozialwirtschaftlichen Unternehmen. Bekanntermaßen ist die Finanzierung sozialer Arbeit seit den gegenwärtigen Veränderungen des Sozialstaates seit den 1990er Jahren aufgrund von „ökonomischen Imperativen“ und Globalisierungsprozessen stark im Umbruch begriffen. [1] Deshalb ist dieses Buch besonders wichtig, um den gegenwärtigen Stand aufzuzeigen.
Aufbau
Das Buch ist folgendermaßen aufgebaut.
In einem ersten Schritt werden die typischen Finanzierungsstrukturen/-prinzipien dargestellt:
- Sozialrechtliches Dreiecksverhältnis (Kostenträger, Leistungserbringer, Leistungsempfänger),
- Einkaufsmodell,
- Pflichtleistungen,
- freiwillige Leistungen.
Im nächsten Abschnitt geht der Autor auf die unterschiedlich geprägten Finanzierungs-Rahmenbedingungen ein:
- der Sozialversicherungen,
- des Betreuungsrechts und auch
- der Finanzierung über die Europäischen Strukturfonds ein.
Schließlich werden im Buch die Unterschiede zwischen direkter und indirekter Finanzierung aufgezeigt.
Zum Schluss behandelt der Autor überblicksartig das Sponsoring und das Fundraising als Mittel der Eigenfinanzierung.
Inhalt
1. Grundstrukturen und Beschreibungsdimensionen. In diesem ersten Abschnitt führt der Autor wichtige Begrifflichkeiten der Finanzierung von sozialwirtschaftlichen Unternehmen ein. Hierbei stellt er das sozialrechtliche Dreiecksverhältnis vor, führt die Unterscheidung von direkter und indirekter Finanzierung ein und zeigt anhand des sozialwirtschaftlichen Einkaufsmodells die unterschiedlichen Arten an Leistungsformen beispielhaft auf: Pflegegeld, Persönliches Budget, Gutscheine.
2. Grundstrukturen der Finanzierung sozialer Organisationen. Hier stellt der Autor die Größe des Sozialbudgets auf. Eindrucksvoll wäre an dieser Stelle ebenfalls der Anteil des Sozialbudgets im Bundeshaushalt zu nennen, der bei über 50 % liegt. Im Nachgang stellt er in den einzelnen Sozialversicherungsbereichen die Leistungs- und Finanzierungsgrundlagen dar: Arbeitsförderung SGB III, Gesetzliche Krankenversicherung SGB V, Soziale Pflegeversicherung SGB XI, Grundsicherung/Sozialhilfe SGB XII, Grundsicherung für Arbeitssuchende SGB II, Kinder- und Jugendhilfe SGB VIII, Betreuungsrecht und abschließend Finanzierung durch die europäischen Strukturfonds.
3. Direkte und indirekte Finanzierung. Dieser Abschnitt, welcher – aufgrund der Logik des Buchaufbaus – eigentlich vor dem zweiten Kapitel hätte platziert werden sollen, behandelt die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der direkten und der indirekten Finanzierung. Zur direkten Finanzierungen gehören die Zuschüsse, Subventionen und Zuwendungen von Bund, Ländern und/oder Kommunen, sei es über eine institutionelle Förderung oder über eine Projektförderung. Dazu beschreibt der Autor die Arten der Vollfinanzierung, Anteilsfinanzierung, Festbetragsfinanzierung oder der Fehlbedarfsfinanzierung. Ferner behandelt der Autor beispielhaft Kalkulationsformen aus speziellen Leistungsbereichen. Im nächsten Teilabschnitt beschreibt er die Rahmenbedingungen für indirekte Finanzierungen auf der Grundlage von Leistungsentgelten. Bezogen auf das Einkaufsmodell erläutert der Autor relevante Begriffe, wie z.B. Leistungsvereinbarung, Vergütungsvereinbarungen und Rahmenverträge.
4. Sponsoring und Fundraising als Mittel der Eigenfinanzierung. In diesem letzten Kapitel stellt der Autor die eigentlich dritte Säule der Finanzierung von sozialwirtschaftlichen Unternehmen dar. Hierzu beschreibt er die Prinzipien des Sponsorings und des Fundraisings bzw. von Spendenakquise.
5. Anhang. Hier finden sich noch zusätzliche Informationen über Leistungsvereinbarungen, Allgemeine Nebenbestimmungen für Zuwendungen für institutionelle Förderungen und für Projektförderungen, Auszüge aus dem Einkommenssteuergesetz und aus der Abgabenordnung.
Fazit
Dieses Buch bietet für Studierende von Sozialwirtschaft oder Sozialmanagement einen guten thematischen und begrifflichen Überblick über die Finanzierungsgrundlagen in diesem Bereich im Allgemeinen und für die Sozialversicherungen im Besonderen.
Ein Manko ist der Teilabschnitt über die Soziale Pflegeversicherung, welcher veraltet ist, da die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum 01.01.2017 die leistungsrechtlichen Grundlagen verändert hat. Ein Hinweis über das Auslaufen des alten Pflegebedürftigkeitsbegriffs wäre an dieser Stelle gut gewesen, auch wenn die Fertigstellung des Manuskripts durch den Autor in 2016 bereits abgeschlossen war. Wie oben bereits dargestellt hätte der Abschnitt über direkte und indirekte Finanzierung sinnvollerweise vor dem Abschnitt über die Grundstrukturen der Finanzierung sozialer Organisationen platziert werden sollen. Gefehlt hat in diesem Fachbuch u.E. nach die Darstellung der Finanzierungsarten wie Umlagefinanzierung, Pauschalfinanzierung und Aufwandsfinanzierung.
Dennoch ist dieses einführende Buch – trotz der veralteten Informationen über SGB XI – übersichtlich und für Student_innen sehr gut geeignet, die die Grundbegrifflichkeiten der Finanzierung von sozialwirtschaftlichen Unternehmen kennenlernen wollen.
[1] Vgl. Carey, Alexander Th. (2017): Transformationen des Sozialstaats. Soziale Arbeit und ihre Beziehungen zur Marktwirtschaft, www.wiwi-online.de/Literatur/Fachartikel/668/, Wiwi-online Verlag.
Rezension von
Prof. Dr. phil Alexander Th. Carey
M.A.
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Zitiervorschlag
Alexander Th. Carey. Rezension vom 08.01.2018 zu:
Ludger Kolhoff: Finanzierung der Sozialwirtschaft. Eine Einführung. Springer VS
(Wiesbaden) 2017. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage.
ISBN 978-3-658-15409-7.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23398.php, Datum des Zugriffs 19.01.2025.
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