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Jonas Beste: Armut im Lebensverlauf

Rezensiert von Max Keck, 14.06.2018

Cover Jonas Beste: Armut im Lebensverlauf ISBN 978-3-7639-4118-6

Jonas Beste: Armut im Lebensverlauf. Messkonzepte in der Armutsforschung. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2017. 252 Seiten. ISBN 978-3-7639-4118-6. D: 29,90 EUR, A: 30,80 EUR.

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Thema

Im Rahmen der Dissertation mit dem Titel „Armut im Lebensverlauf – Messkonzepte in der Armutsforschung“ von Jonas Beste sollen verschiedene, in der quantitativ arbeitenden Armutsforschung aufzufindende, Messkonzepte auf Grundlage der Datenbasis des Sozioökonomischen Panels (SOEP) und des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) dargestellt, detailliert beschrieben und Beziehung zueinander gesetzt werden. Insbesondere zielt Beste hier auf Phänomene der Dynamik von Armut ab.

Aufbau und Inhalt

Nach einem einführenden ersten Kapitel, in dem zentrale Forschungsfragen und der Aufbau der Arbeit dargestellt werden, geht es im zweiten Kapitel um verschiedene konzeptionelle Aspekte von Armut. Insbesondere werden hier Methoden der Armutsmessung, sowie monetäre und nichtmonetäre Indikatoren behandelt. Schließlich werden gängige für Armutsanalysen verwendete Datensätze und einige mit Sekundärdatenanalysen verbundene Probleme vorgestellt.

Das dritte Kapitel gibt einen Überblick über den Forschungsstand zur Dynamik von Einkommensarmut. Dabei wird auch zwischen sogenannter „bekämpfter Armut“ – was den Bezug von Sozialleistungen meint – und reiner Einkommensarmut unterschieden. Auch gibt Beste einen Einblick in den Forschungsstand zur Deprivationsarmut.

Das vierte Kapitel informiert über die der Dissertation zu Grunde liegende Datenbasis dem Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS); im fünften Kapitel werden verschiedene in der Dissertation angewandte statistische Verfahren vorgestellt.

Das sechste Kapitel, welches unter Mitwirkung von Markus Grabka und Jan Goebel entstanden ist, behandelt die Erfassung von Einkommensarmut des PASS und kontrastiert dieses mit der im SOEP erfassten Einkommensarmut. Die Unterschiede, die sich in den empirischen Analysen zu Medianeinkünften, Ungleichheit von Einkommen oder Armutsquoten zwischen den Datensätzen finden lassen, werden umfangreich dargestellt.

Kapitel sieben zeigt das Ausmaß von Deprivationsarmut in Deutschland mit Hilfe des Datensatzes PASS. Dazu wird ein additiver Index der einzelnen Deprivationsindikatoren entwickelt; im Zeitverlauf zeigt Beste, dass materielle Deprivation in der Bevölkerung in allen Bereichen abnimmt.

Kapitel acht untersucht eine Dynamik von Armut auf Grundlage des PASS-Datensatzes. Die in den ersten Kapiteln entwickelten Armutsindikatoren der Einkommensarmut, der bekämpften Armut und des Lebensstandards werden aus dynamischer Perspektive verglichen. Dabei werden gleichzeitig mit der Armut auftretende Phänomene struktureller Art – wie Bildung oder Geschlecht – und Ereignisse wie Arbeitslosigkeit als Einflussfaktoren konzeptualisiert und mit dem Eintritt von Armut, sowie mit der Dauer von Armut in Verbindung gesetzt.

Kapitel neun beschäftigt sich – in Zusammenarbeit mit Mark Trappmann – mit dem Problem des ‚mismatch‘ zwischen Einkommen und Güterausstattung bei der Armutsmessung; häufig sind einkommensarme Personen nicht von Deprivationsarmut betroffen und umgekehrt. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie die Umwandlung von Einkommen in einen Lebensstandard konzeptualisiert werden kann und welche Einflussfaktoren unter Verwendung des Datensatzes PASS zu identifizieren sind, die im Kontext einer existenten oder nichtexistenten Umwandlung von Einkommensressourcen in Lebensstandard auftreten.

Im Anschluss daran beschäftigt sich das zehnte Kapitel mit dem Faktor Zeit bei der Umwandlung von Einkommen in Lebensstandard und konzeptualisiert kurzfristige, sowie längerandauernde Kontextbedingungen

Kapitel elf konzeptualisiert die Schwankungen des Lebensstandards vor dem Hintergrund des Verlustes der Erwerbstätigkeit. Dabei wird deutlich, dass Arbeitsplatzverlust eine nachhaltige Verschlechterung des Lebensstandards nach sich zieht, auch wenn rasch wieder eine Aufnahme von Erwerbsarbeit erfolgt.

Kapitel zwölf fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.

Diskussion

Die Publikation „Armut im Lebensverlauf“ von Jonas Beste beschäftigt sich intensiv mit verschiedenen Messkonzepten, die Rahmen der Armutsforschung verwendet werden. Insbesondere relevant für die Armutsforschung ist die nähere Beleuchtung von Kontextbedingungen, die einen Einfluss auf die Konvertierung von Einkommen zu Gütern haben können; Beste erweitert hier das Wissen über den in der Armutsforschung diskutierten ‚mismatch‘ zwischen Einkommens- und Deprivationsarmut.

Die Arbeit ist im Bereich der indikatorenbasierten Forschung anzusiedeln und kommt deswegen auch ohne theoretische Bezüge aus – auch findet nur ein sporadischer Bezug zu aktuellen und vergangenen Debatten der universitären Armutsforschung oder Sozialstrukturanalyse statt. Aussagen über Ursachen von Armut, die sich beispielsweise aus der Logik der Strukturierung moderner Wohlfahrtsstaaten ergeben, sind in der Publikation nicht zu finden.

Fazit

Armut im Lebensverlauf von Jonas Beste ist ein guter Einstieg in eine indikatorenbasierte Armutsforschung und gibt einen Überblick über zentrale Messkonzepte der Disziplin. Eine systematische theoretische Abhandlung zu Armut im Lebensverlauf findet nicht statt.

Rezension von
Max Keck
M.A.
Westfälische Willhelms-Universität Münster, Institut für Soziologie
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Es gibt 2 Rezensionen von Max Keck.

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Zitiervorschlag
Max Keck. Rezension vom 14.06.2018 zu: Jonas Beste: Armut im Lebensverlauf. Messkonzepte in der Armutsforschung. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2017. ISBN 978-3-7639-4118-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23524.php, Datum des Zugriffs 20.09.2024.


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