Katja Holdorf, Björn Maurer (Hrsg.): Spiel-Film-Sprache
Rezensiert von Kathrin von Hammerstein, 16.01.2018
Katja Holdorf, Björn Maurer (Hrsg.): Spiel-Film-Sprache. Grundlagen und Methoden für die film- und theaterpädagogische Sprachförderung im Bereich DaZ/DaF. kopaed verlagsgmbh (München) 2017. 353 Seiten. ISBN 978-3-86736-387-7. D: 22,80 EUR, A: 23,50 EUR.
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Thema
Die AutorInnen haben ein Praxishandbuch entwickelt, das den Lehrkräften von DaZ/DaF (Deutsch als Zweit-/Fremdsprache) praktische Anleitungen aus dem Bereich der Film- und Theaterpädagogik zur Gestaltung ihres Unterrichts vorstellt.
AutorInnen
Neben Katja Holdorf, Lehrerin für Grund- und Hauptschule sowie Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg im Bereich Sprachwissenschaft mit Schwerpunkt DaZ, und Dr. Björn Maurer, Medienpädagoge, Erwachsenenbildner, Primar- und Sekundarlehrer, haben noch sechs weitere AutorInnen an diesem Praxishandbuch mitgewirkt. Diese kommen ebenfalls aus dem Bereich Grundschul-, Theater- und Medienpädagogik.
Entstehungshintergrund
Jugendliche DaF-Lernende aus Serbien, Kroatien, Rumänien und Ungarn produzierten gemeinsam mit deutschen Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Sprachförderprojektes „Film-Sprache-Begegnung“ Kurzspielfilme. Ergebnis dieses Projektes war der film- und theaterpädagogische Sprachförderansatz, der so in der Praxis entwickelt und umgesetzt werden konnte.
Beginnend im Jahr 2011, konnte das Projekt auch in den Folgejahren mithilfe der Förderung der Donauschwäbischen Kulturstiftung weiter durchgeführt werden. Der Gewinn des Landeslehrpreises des Landes Baden-Württemberg im Jahre 2013, ermöglichte zudem die Weiterentwicklung. Der Rahmen für das letztendlich 5-jährige Forschungsprojekt war in einem jährlich stattfindendem Camp gegeben, an dem ca. 200 Jugendliche teilgenommen haben. Durch das praktische Umsetzen konnten die Jugendlichen selbst Ideen in die Weiterentwicklung einfließen lassen und gleichzeitig wurden die verschiedenen Methoden in der Praxis erprobt.
Die Idee des Projektes ist, Lernenden von DaZ/DaF durch praktische mediale Gestaltungsübungen der Filmpädagogik, sowie durch diverse Bewegungs-, Rhythmus- und Spielübungen der Theaterpädagogik, eine „motivierende und sinnvolle Möglichkeit“ anzubieten, mündliche Sprachpraxis zu sammeln.
Aufbau und Inhalt
In den ersten beiden Kapiteln wird in das Buch eingeführt und die Idee des film- und theaterpädagogischen Sprachförder-Ansatz erklärt. Zudem wird auf die Internetseite www.sprachfoerderung.eu verwiesen, auf der sich zusätzliche Übungen, Arbeitsmaterialien und Videobeispiele aus der Praxis befinden.
Es folgen die beiden Hauptteile „Grundlagen“ und „Praxis“.
Teil 1: Grundlagen (Kapitel 3-5)
Zunächst werden unter der Überschrift „Mit den Augen sehen und dem Körper sprechen – Grundlagen zur Sprachförderung DaZ/DaF“ vermittelt. Die Sprachaspekte Sprechen, Hören und Lesen werden dafür jeweils definiert, um anschließend die Frage nach der besten Förderung des jeweiligen Aspektes zu stellen. Dem folgt eine Liste der wichtigsten Punkte für die praktische Umsetzung sowie Hinweise für vertiefende Literatur. Den Abschluss bilden praktische Übungen.
Das nächste Kapitel widmet sich den „Grundlagen der Filmschauspielpädagogik“, die hierbei von der Theaterpädagogik abgegrenzt wird. „Kennenlernen und Vertrauen fassen“ spielen dabei eine ebenso große Rolle im Gruppenprozess wie das gemeinsame „Aufwärmen“. Das Entwickeln von Drehbüchern soll mithilfe verschiedener Spiele und Improvisationen erreicht werden, die in diesem Kapitel vorgestellt werden.
Schließlich wird in die „Grundlagen der Filmgestaltung“ eingeführt. Die AutorInnen verfolgen hier den Ansatz der „aktiven Medienarbeit“, da Smartphones und Tablets es einem jeden ermöglichen, Filme zu drehen und zu bearbeiten. Um diese zu professionalisieren und publikumswirksamer zu gestalten, werden Grundlagen der aktiven Filmgestaltung näher erläutert: Kameraperspektiven, Kamerabewegungen, Bildkomposition, Montage, Auflösung, Continuity, Erzählgeschwindigkeit, Story und Plot, filmische Erzählperspektive.
Teil 2: Praxis (Kapitel 6-8)
Zu Beginn wird ein Überblick über den Verlauf einer Filmproduktion im Rahmen der Sprachförderung gegeben. Von der ersten Idee bis zum Verfassen des Drehbuchs, der Vorbereitung und der Durchführung der Produktion bis hin zum letzten Schnitt. Dabei wird besonders die Stimmung am Set betont und zu deren Förderung der „Motivationskreis“ benannt, was den Gruppenprozess des Filmschaffens deutlich macht.
Das nächste Kapitel stellt „Übungsreihen für die Sprachförderpraxis“ vor. Die Struktur der Übungen ist einheitlich: Zunächst wird in die Übung eingeführt, um dann deren Schwerpunkt zu benennen und was dafür benötigt wird. Es folgt die Erläuterung des Ablaufs und entsprechende Hinweise zur Vermittlung an die Jugendlichen.
Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem eigenständigen Lernen durch Entdecken. Die zu Beginn genannte Website wird hier besonders relevant, da dort die Übungen tiefergehend erläutert und zudem regelmäßig erweitert werden.
Die Übungen umfassen nonverbale Möglichkeiten der Darstellung wie Pantomime sowie verschiedene Körperwahrnehmungsübungen und Improvisationsspiele.
Das Erstellen eines „multimedialen Wörterbuches“ ermöglicht zudem die handlungsorientierte Erweiterung des Wortschatzes. Außerdem wird das Einnehmen verschiedener Rollen und Blickwinkel in den Übungen genutzt, um den sprachlichen Lernprozess weiter zu unterstützen.
Das letzte Kapitel des Praxisteiles setzt den Fokus auf die „Filmförderung mit Smartphones und Tablets“. Hierfür wird zunächst in die Besonderheiten des Lernens mit mobilen Geräten eingeführt um dann die Potenziale dieser Medien zu benennen: So kann jeder Prozess unmittelbar und ohne komplizierte Voreinstellung eingefangen und gemeinsam ausgewertet werden. Die einzelnen Arbeitsprozesse sowie deren sinnvolle Strukturierung werden dabei ebenso näher erläutert wie die anschließende Postproduktion. Eine Besonderheit sind außerdem die „digitalen Lernpfade“, die es den Lehrenden ermöglichen, die Ergebnisse der Arbeiten auf einer Plattform online darzustellen und sich gemeinsam darüber auszutauschen.
Im „Abschluss und Ausblick“ ermutigen die AutorInnen den Leser, sich mit dem möglicherweise noch fremden Medium Film vertraut zu machen und die Übungen in kleinen Einheiten durchzuführen. Betont wird dabei, dass der interdisziplinäre Ansatz der Bereitschaft bedarf, sich neuen Methoden der Sprachförderung zu öffnen – auch, wenn diese dem Einzelnen aufgrund der Ungewohntheit zuerst nicht leicht zugänglich sein sollten.
Fazit
Das hier vorgestellte Buch bietet zahlreiche Anregungen und Ideen für die Gestaltung von Lehreinheiten im Bereich DaZ/DaF mit Hilfe praxisorientierter, film- und theaterpädagogischer Methoden. Außerdem erhält der Leser einen Überblick über die Grundlagen von Sprachförderung. In den jeweiligen Kapiteln wird auf entsprechende Übungen verwiesen, die das Gelesene praktisch anwendbar machen. Die Umsetzung ist dabei sehr variabel, was es möglich macht, den unterschiedlichen Wissensstand und die verschiedenen Interessen der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen.
Besonders relevante Inhalte sind optisch hervorgehoben und die verschiedenen Methoden durch zahlreiche Bilder unterstützt. Zusammen mit der Verwendung unterschiedlicher Schrift- und Hintergrundfarben sowie Titel-Stile mag das zu Beginn unruhig erscheinen, steht aber im Einklang mit dem Ansatz, Sprache mithilfe neuer Medien anders erfahrbar zu machen.
Das Buch in Ergänzung mit der dazugehörigen Website, vermittelt dem Leser wertvolle Ideen, Kinder und Jugendliche spielerisch an die Sprachpraxis heranzuführen und ihr Lernen mitzugestalten.
Rezension von
Kathrin von Hammerstein
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Kommentare
Anmerkung der Redaktion: Die Rezension entstand im Rahmen eines Seminars zu "Digitalisierung und Soziale Arbeit" von Daniela Cornelia Stix an der Evangelischen Fachhochschule Berlin.
Zitiervorschlag
Kathrin von Hammerstein. Rezension vom 16.01.2018 zu:
Katja Holdorf, Björn Maurer (Hrsg.): Spiel-Film-Sprache. Grundlagen und Methoden für die film- und theaterpädagogische Sprachförderung im Bereich DaZ/DaF. kopaed verlagsgmbh
(München) 2017.
ISBN 978-3-86736-387-7.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23565.php, Datum des Zugriffs 06.12.2024.
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