Armin Krenz: Was Kinder brauchen
Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Petra Zimmermann, 01.02.2005
Armin Krenz: Was Kinder brauchen. Aktive Entwicklungsbegleitung im Kindergarten. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2005. 5., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. 176 Seiten. ISBN 978-3-407-56284-5. 14,90 EUR.
Einführung
Im Mittelpunkt dieses Buches steht die entwicklungsfördernde Begleitung von Kleinkindern. Der Kindergarten ist der Ort, an dem wesentlich zur Entwicklung eines stabilen Selbstbildes des Kindes beigetragen werden kann. Die konkrete Umsetzung einer solchen kindorientierten ganzheitlichen Elementarpädagogik wird anhand typischer Situationen im Kindergartenalltag erläutert.
Vorgeschichte
Anlass seines Buches ist die Kritik an einer erwachsenenzentrierten Welt, die die Bedürfnisse der Kinder außer acht lässt. Die oft unbewusste Haltung der Erziehungspersonen führt bei den Kindern zu Verhaltensirritationen und bei den Erwachsenen zu Ratlosigkeit.
Aufbau, Inhalte, Gliederung
Der Aufbau des Buches orientiert sich an den von Armin Krenz aufgestellten Grundbedürfnissen der Kinder und ist in die folgenden 13 Kapitel unterteilt:
Im Kapitel "Respekt und Achtung: Der Kindergarten als Ort der Wertschätzung" wird dargelegt, wie wichtig eine wertschätzende und akzeptierende Haltung für die Entwicklung eines positiven Selbstbildes des Kindes ist. Akzeptanz, Wertschätzung und Respekt wird von den ErzieherInnen sicherlich für wichtig erachtet, kann jedoch im täglichen Umgang miteinander schnell in Vergessenheit geraten, wie an den von Krenz beschriebenen Situationen deutlich wird.
Ein anderer, oft diskutierter Aspekt, wird im Kapitel "Zeit: Der Kindergarten als ein Ort ungeteilter Zeiten" aufgegriffen. Schon kleine Kinder bekommen die Ungeduld und Hektik der Erwachsenen oft zu spüren. Ihnen bleibt wenig Zeit, die kleinen Dinge des Lebens zu genießen. Auch dies sollte sich ein Kindergarten vergegenwärtigen und für einen entsprechenden Ausgleich sorgen. Nach Krenz sollen Kinder ihren eigenen Zeitrhythmus finden und auch erleben dürfen. Doch häufig wird Qualität immer noch mit Quantität in Form einer unüberschaubaren Angebotsfülle verwechselt.
Aber auch die folgenden Aspekte sollten nach Armin Krenz zum Selbstverständnis der elementarpädagogischen Fachkräfte gehören:
- Geheimnisse und Vertrauen: Der Kindergarten als ein Ort des Vertrauens
- Verständnis: Der Kindergarten als ein Ort der Akzeptanz.
- Gewaltfreiheit: Der Kindergarten als ein Ort angstfreier Entwicklung.
- Bewegung und Ruhe: Der Kindergarten als ein Ort der Lebendigkeit und Entspannung.
- Erfahrungsräume und erfahrbare Sinnzusammenhänge: Der Kindergarten als ein Ort des Erlebens und lebensnaher Wirklichkeiten
- Mitsprache und gemeinsam abgesprochene Regeln: Der Kindergarten als ein Ort erfahrbarer Demokratie
- Optimismus und Sicherheit: Der Kindergarten als ein Ort der Freude und Orientierung
- Liebe: Der Kindergarten als ein Ort persönlichkeitsnaher und herzlicher Beziehungen
- Gefühle: Der Kindergarten als ein Ort erfahrbarer Emotionen
- Sexualität und Intimität: Der Kindergarten als ein Ort, an dem kindeigene Sexualität bejaht wird
- Neugierde: Der Kindergarten als ein Ort der Fragen und der Experimente
In jedem Kapitel erläutert Armin Krenz anhand der alltäglichen Arbeit von Erziehenden sein pädagogisches Konzept basierend auf Erkenntnissen aus der Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie.
Zielgruppe
Vorwiegend ErzieherInnen eines Kindergartens/Kindertagesstätte aber auch Eltern von Kleinkindern.
Der Autor
Dr. phil. Armin Krenz (1952) ist Lehrbeauftragter und Psychotherapeut. Er arbeitet am Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik in Kiel mit dem Schwerpunkt "Elementarpädagogik". Als Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Qualität untersucht er Kindertagesstätten.
Einschätzung
Auch wenn sich der Autor auf entwicklungspsychologische Ergebnisse beruft, handelt es sich hierbei um kein Buch mit wissenschaftlichem Anspruch. So verzichtet er im Text gänzlich auf theoretische Grundlagen. Dafür findet der Leser ein umfangreiches thematisch gegliedertes Literaturverzeichnis. Das Buch ist bewusst mit einfachen Worten geschrieben, mit dem vorrangigen Ziel, die Gedankenwelt der Kinder näher zu bringen. Sein Buch dient als Reflexionshilfe der pädagogischen Arbeit von ErzieherInnen, soll aber auch die Eltern zum Nachdenken anregen. Es verdeutlicht den wichtigen Auftrag der Elementarpädagogen: die Kinder im Sinne des spieltherapeutischen Ansatzes in den Mittelpunkt zu stellen und eigene Kindheitserfahrungen nicht unreflektiert zu übertragen.
Fazit
Armin Krenz erläutert an alltäglichen Situationen aus dem Alltag eines Kindergartens auf sehr liebevolle Art und Weise die Lebenswelt der Kinder. Sein Konzept der demokratischen Pädagogik ist nicht direktiv, es lässt den Kindern somit viel Handlungsfreiheit und stellt aber damit auch hohe Ansprüche an die Erziehenden.
Seine in jedem Kapitel auftauchenden Abbildungen der Grundbedürfnisse hätten meines Erachtens differenzierter erläutert werden sollen. Insgesamt halte ich das Buch jedoch für ein hilfreiches sehr praxisnahes Reflexionsmittel der Arbeit in der Elementarpädagogik. Es wird gut verständlich, dass der in dem Buch erläuterte Situationsansatz, der in der Fachwelt oft in Kritik geraten ist, aus entwicklungspsychologischer Sicht durchaus sinnvoll ist.
Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Petra Zimmermann
M.A., Ausbildung in personenzentrierter Beratung für Kinder und Jugendliche
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am RheinAhrCampus Remagen Studiengang Gesundheits- und Sozialwirtschaft
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Es gibt 7 Rezensionen von Petra Zimmermann.
Zitiervorschlag
Petra Zimmermann. Rezension vom 01.02.2005 zu:
Armin Krenz: Was Kinder brauchen. Aktive Entwicklungsbegleitung im Kindergarten. Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2005. 5., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage.
ISBN 978-3-407-56284-5.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/2360.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.
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