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Stefanie Kuhlenkamp: Lehrbuch Psychomotorik

Rezensiert von Dr. Richard Hammer, 14.12.2017

Cover Stefanie Kuhlenkamp: Lehrbuch Psychomotorik ISBN 978-3-8252-8717-7

Stefanie Kuhlenkamp: Lehrbuch Psychomotorik. UTB (Stuttgart) 2017. 237 Seiten. ISBN 978-3-8252-8717-7. D: 29,99 EUR, A: 30,90 EUR, CH: 37,50 sFr.

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Thema

In diesem Band werden Grundlagen der Psychomotorik vermittelt. Es bietet eine Orientierung über Bezugstheorien und aktuelle Forschungserkenntnisse, die auf psychomotorische Theorie und Praxis wirken. Die psychomotorische Praxis über die Lebensspanne wird vorgestellt und Planung, Diagnostik und Kooperation mittels Fallbeispielen und Abbildungen anschaulich erklärt. Ein umfangreicher Serviceteil mit Institutionen der Psychomotorik rundet das Werk ab.

Autorin

Prof. Dr. Stefanie Kuhlenkamp lehrt Inklusion und Soziale Teilhabe an der Fachhochschule Dortmund. Sie unterrichtete an einer Fachschule für Motopädie sowie im Lehrgebiet Bewegungserziehung und -therapie der TU Dortmund. Sie leitet den Förderverein Bewegungsambulatorium an der Universität Dortmund e.V., in dem sie auch Kinder und Jugendliche psychomotorisch fördert.

Entstehungshintergrund

Ist die Psychomotorik überhaupt lehrbar, wie es der Titel des Buches verspricht? Diese Frage stellt sich die Autorin in ihrer Einleitung. Sie weiß aus ihrer eigenen Biographie, dass dies nur in Verbindung mit dem leibhaften Erleben wirklich gut gelingen kann. Das Lehrbuch dient dazu als theoretisches Fundament und hilft, das eigene Erleben zu hinterfragen und damit zu einer Lebenserfahrung zu machen.

Aufbau

  1. In einem ersten Teil werden die Grundlagen psychomotorischen Handelns dargestellt. Die Vielfalt an Begriffen, die im Theoriegebäude in den letzten 60 Jahren formuliert wurden wird in ihrem historischen Entstehungszusammenhang erörtert, wobei dem Begriff der Bewegung eine zentrale Bedeutung zukommt. Die Begründungszusammenhänge für die Wirkung der Psychomotorik schließen den ersten Abschnitt des Buches ab.
  2. Der zweite Teil bietet grundlegende Informationen für die Gestaltung der psychomotorischen Praxis, für das diagnostische Handeln, der Dokumentation und den Möglichkeiten der Kooperation mit Fachkräften, Institutionen und Eltern.

Ein ausführlicher Serviceteil schließt das Buch ab.

Inhalt

Nach 60 Jahren erlebte Praxis der Psychomotorik ist es bis heute nicht gelungen ein einheitliches Theoriegebäude für die Psychomotorik zu errichten. Es ist deshalb für das Verstehen unerlässlich, einen Überblick über die Vielfalt dieser Materie zu geben. Dies gelingt der Autorin in einem 1. Kapitel, in dem die Begriffe aus ihrem Entstehungszusammenhang deutlich gemacht werden. Schon die Aufzählung der verschiedenen Perspektiven verdeutlicht die bunte Vielfalt der Psychomotorischen Theorie: funktional-physiologische, kompetenztheoretische, erkenntnisstrukturierende, selbstkonzeptorientierte, sinnverstehende, ökologisch-systemische und systemisch-konstruktive Perspektive.

Diese werden in unterschiedlichen Paradigmen entfaltet: der Therapie, der Pädagogik/Erziehung/ Bildung, der Entwicklungsförderung und der Gesundheitsförderung. Ein kurzer Überblick zeigt, wie Ziele und Inhalte je nach Perspektive oder Paradigma entwickelt werden können.

Der Verweis auf die psychomotorischen Bezugstheorien führt schließlich zur Darstellung zentraler Begriffe der Psychomotorik:

  • Humanistisches Menschenbild,
  • Körper – Leib,
  • Bewegung – Motorik,
  • Ganzheitlichkeit,
  • Bewegungshandlung,
  • (Persönlichkeits-)Entwicklung.

Ausführlicher werden die Funktionen der Bewegung und ihre Bedeutungsdimensionen (Bewegung als Lerngegenstand, Bewegung als Medium) dargestellt.

Wie wirkt und was bewirkt die psychomotorische Praxis? Eine Frage, die immer wieder gestellt wird. Hier werden erste Antworten gegeben für die Bereiche Selbstbildung, Kommunikation und Sprache, exekutive Funktionen, Risikokompetenz und Resilienz.

Wie sieht nun die Praxis der Psychomotorik aus. Es „existiert kein einheitliches Programm mit Übungsfolgen oder ähnlichen Vorgaben“. Als entscheidend für die Gestaltung der konkreten psychomotorischen Praxis wird daher die professionelle Haltung betrachtet (S. 114). Auf dieser Grundlage werden im 4.Kapitel des Buches die Handlungsprinzipien psychomotorischer Praxis dargestellt: Beziehungs- und Dialogorientierung, Spielorientierung, Gruppenorientierung, Ressourcenorientierung und Resilienzförderung, sowie Entwicklungsorientierung. Sehr konkret werden die Anregungen bei der Darstellung von Material, Raum und Zeit als wichtige Dimensionen für die Gestaltung psychomotorischer Praxis.

Auch im Kapitel zur Diagnostik und Dokumentation geht die Autorin zunächst auf die Bedeutung und die Handlungsprinzipien des diagnostischen Handelns ein, ehe sie quantitative und qualitative Verfahren der psychomotorischen Diagnostik darstellt und Hinweise für die Dokumentation und die Erstellung von Berichten gibt.

Das 6. Kapitel befasst sich mit der Kooperation mit Fachkräften/Institutionen und Eltern, ein Thema, das in seiner Bedeutung für die Wirksamkeit der Psychomotorischen Praxis nicht überschätzt werden kann. Kursorisch werden die Ziele der Kooperation, sowie die Rahmenbedingungen und die Methoden der Kooperation sowie der Netzwerkarbeit behandelt.

Und schließlich auch noch etwas fürs Herz: Beispiele psychomotorische Praxis über die Lebensspanne zeigen wie sich Spiel und Bewegung unter dem Dach der Psychomotorik in der frühen Kindheit, in Kindheit und Jugend, im mittleren Erwachsenenalter und im hohen Alter entfalten lassen.

Im Serviceteil findet die Leserin Informationen über Ausbildung, Fort- und Weiterbildung sowie Vereine und Verbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Diskussion und Fazit

Es ist sicher nicht einfach die bunte Vielfalt der Psychomotorik in ein Buch zu pressen, da die Beschränkung auf 230 Seiten nicht viel Raum dafür lässt. Der Autorin ist dies aber gut gelungen, da dieses Buch wirklich als Lehr-Buch gestaltet ist. Jedes Kapitel leitet mit den Lernzielen ein und gibt dadurch schon mal eine Orientierung für das Folgende. Zahlreiche Abbildungen und Tabellen lassen die Inhalte gut erfassen. Abschließend lesen wir nach jedem Kapitel eine kurze Zusammenfassung und Arbeitsaufträge, mit denen die Inhalte des Kapitels bearbeitet werden können, ergänzt mit der Literatur, auf die zu jedem Thema hingewiesen wird.

Für die Ausbildung an Fachhochschulen und Universitäten an denen Psychomotorik gelehrt wird, aber auch für die Fachschulen für Motopädie ist dieses Buch eine grundlegende Stütze des Lehrbetriebs. Auch Fachschulen an denen Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden sollten diese Lektüre ihren SchülerInnen empfehlen, da Spiel und Bewegung ein zentrales Medium der Erziehung darstellen – und dafür bietet dieses Buch wertvolle Anregungen.

Rezension von
Dr. Richard Hammer
Dipl. Motologe
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Es gibt 18 Rezensionen von Richard Hammer.

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Zitiervorschlag
Richard Hammer. Rezension vom 14.12.2017 zu: Stefanie Kuhlenkamp: Lehrbuch Psychomotorik. UTB (Stuttgart) 2017. ISBN 978-3-8252-8717-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23644.php, Datum des Zugriffs 25.03.2023.


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