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Joachim Dabisch (Hrsg.): Kultur und Sprache

Rezensiert von Thomas Reinhardt, 04.06.2019

Cover Joachim Dabisch (Hrsg.): Kultur und Sprache ISBN 978-3-86585-019-5

Joachim Dabisch (Hrsg.): Kultur und Sprache. Paulo Freire und die semantische Theorie. Paulo Freire Verlag (Oldenburg) 2017. 152 Seiten. ISBN 978-3-86585-019-5. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR.

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Thema

Das Jahrbuch 19 der Paulo Freire Kooperation befasst sich mit der Doppelfunktion der Sprache als Mittel zur Unterdrückung wie auch der Bewusstseinsbildung. In der Einleitung weist der Herausgeber der Reihe Dr. Joachim Dabisch daraufhin: „Sprache dient somit gleichermaßen zur Befreiung von Kolonialismus, Rassismus wie auch der kolonialen Unterdrückung.“ Die Bedeutung des Verschriftlichens von Gedanken insbesondere für unbeachtete Sprachen, einige Beiträge befassen sich mit Afrika, erhält durch die Freiresche-Befreiungstheorie einen stärkeren Rückhalt. Es gehe darum, die globalisierte Welt zu verstehen und Wege zur Veränderung einzuschlagen angesichts des zunehmenden Konkurrenzdenkens und der Gefahr durch erneute Abschottung in Nationalstaaten. In 16 Beiträgen wird diesen Gedanken nachgegangen und mit dem dialogischen Prinzip von Paulo Freire verknüpft.

Entstehungshintergrund

Die Paulo Freire Kooperation ist ein eingetragener wissenschaftlicher Verein und „ein internationaler Zusammenschluss von Menschen, die sich an den Ideen Paulo Freires orientieren und den Weg einer dialogorientierten Gesellschaft gehen wollen. Dazu bedarf es vieler Meinungen und tatkräftiger Initiative um gemeinsam das Ziel einer humanen und freien Gesellschaft zu erreichen. Willkommen sind alle, die sich auf eine Pädagogik der Hoffnung einlassen möchten und die versuchen befreiende Bildungsarbeit zu realisieren.“ (siehe „Über uns“ auf der Webseite: www.freire.de )

Die Kooperation hat mittlerweile das 20. Jahrbuch veröffentlicht.

Aufbau und Inhalt

Das 19. Jahrbuch untersucht insbesondere den Zusammenhang der Befähigung von Menschen, ihre soziale, kulturelle und politökonomische Situation zu hinterfragen und danach konsequent politisch zu handeln. In 16 Beiträgen von 16 Autorinnen und Autoren wird dieser Frage nachgegangen.

Einleitend finden wir drei Artikel, die sich mit der Literatur und der Funktion der Sprache Afrikas befassen.

Im 4. Beitrag schildert die Autorin ihre Suche in einem deutschen Buchladen nach afrikanischer Literatur und der Schwierigkeit mit ihr in Berührung zu kommen. Sie erwähnt einige Verlage, die dafür bekannt sind und weist darauf hin, dass afrikanische Literatur, oder auch Literatur aus anderen Weltregionen fast ausschliesslich über Auszeichnungen oder Verfilmungen bekannt geworden ist.

Die weiteren Artikel handeln von der Migration nach Deutschland. Ein Praxisbericht verdeutlicht, dass ehrenamtliche Tätigkeiten einerseits einen unverzichtbaren Beitrag leisten, diese jedoch oft viel zu gering geschätzt wird. So dauerte es beim aufgezeigten Beispiel zwei Jahre, bis der Autor ansatzweise einen partnerschaftlichen Einbezug der Ehrenamtlichen gefunden hat. Je näher die Behördenvertreter direkt im Kontakt mit den Migrantinnen und Migranten standen, desto rascher gelang der Einbezug der Ehrenamtlichen als Partner.

Ganz im Sinne von Paulo Freires Ansatz suchen auch die weiteren Artikel, die Deutschland als Einwanderungsland, die Bedeutung des Lesens an deutschen Gymnasien oder der Artikel mit dem Titel „Kampf als Befreiungspraxis“ ins Zentrum stellen nach Ansätzen, Menschen zu unterstützen, ein kritisches Bewusstsein zu erreichen.

Das Jahrbuch 19 schliesst mit dem Beitrag „Ein Haus für die Oper in Afrika“ und es wird ein Forschungsprojekt vorgestellt, das sich mit der „Verknüpfung der beiden Projektionsflächen Wagner und Afrika“ (siehe Seite 139) befasst und die Intention des 2010 verstorbenen Christoph Schlingensief vorstellt, in Burkina Faso ein Opernhaus zu bauen, in dem „die lokale Bevölkerung sich selbst ausprobieren“ können soll (welch' Euphemismus – Bemerkung Rezensent) um eigene Ausdrucksformen auf die Bühne zu bringen. Der Artikel endet mit dem Hinweis auf eine im Sommer 2017 erschienene Zusammenfassung von Tagungsbeiträgen zu „Art of Wagnis – Christoph Schlingensief’s Crossing of Wagner and Africa“.

Diskussion und Fazit

Das Jahrbuch 19 der Paulo Freire Kooperation umfasst einen ganzen Horizont von Beiträgen, die unter dem Bezugsrahmen von Afrika, Migration, und der Ermächtigung zur Selbstbestimmung die Gedankenwelt Paulo Freires und dessen emanzipatorischen Ansatz in die globalisierte Welt übertragen. Das ist der rote Faden dieses lesenswerten und komplexen Jahrbuchs, das in den einzelnen Beiträgen unterschiedliches anspricht, jedoch jeweils von Engagement und dem Willen geprägt ist, Möglichkeiten der Emanzipation in „Kultur und Sprache“ zu finden.

Rezension von
Thomas Reinhardt
Diplomierter Berater für Organisationsentwicklung. Arbeitet als interner Coach im Universitätsspital Basel und freiberuflich in den Bereichen Organisationsentwicklung, Gesundheitsmanagement, Konfliktmoderation, Coaching für Führungsverantwortliche, Teamentwicklung und Supervision. Schwerpunkte: Gesundheit und Führung, Change Management, Leadership, Kommunikation, Psychohygiene und Glück.
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Zitiervorschlag
Thomas Reinhardt. Rezension vom 04.06.2019 zu: Joachim Dabisch (Hrsg.): Kultur und Sprache. Paulo Freire und die semantische Theorie. Paulo Freire Verlag (Oldenburg) 2017. ISBN 978-3-86585-019-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23798.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


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