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Marcus Maurer: Agenda-Setting

Rezensiert von Prof. Dr. Frank Überall, 02.07.2018

Cover Marcus Maurer: Agenda-Setting ISBN 978-3-8487-4022-2

Marcus Maurer: Agenda-Setting. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2017. 2., aktualisierte Auflage. 110 Seiten. ISBN 978-3-8487-4022-2. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR.

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Thema

Wie beeinflussen Nachrichten in Massenmedien das, was von einer großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger diskutiert wird? Der „Agenda-Setting-Ansatz“ beschäftigt sich mit dieser Frage und versucht, wissenschaftlich fundierte Antworten zu liefern. Der Zusammenhang zwischen Berichterstattung und öffentlichem Diskurs wird im vorliegenden Buch anschaulich in seinen verschiedenen Untersuchungskategorien dargestellt.

Autor

Prof. Dr. Marcus Maurer lehrt am Institut für Publizistik der Universität Mainz Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Kommunikation.

Herausgeber

„Agenda-Setting“ ist der erste Band der Reihe „Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikatinswissenschaft“, herausgegeben von Prof. Dr. Patrick Rössler und Prof. Dr. Hans-Bernd Brosius.

Aufbau

Das Buch ist in sieben Abschnitte gegliedert:

  1. Grundzüge der Theorie
  2. Entwicklungsgeschichte des Ansatzes
  3. Forschungslogik der Methode
  4. Empirische Befunde
  5. Kritik/Weiterentwicklungen
  6. Verwandte/konkurrierende Ansätze
  7. Fazit: Die gesellschaftliche Relevanz des Agenda-Setting-Effekts

Darüber hinaus werden die „Top Ten“ der Forschungsliteratur in einem eigenen Kurz-Kapitel übersichtlich dargestellt und es gibt ein umfassendes Literaturverzeichnis.

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

Inhalt

Grundlage des „Agenda Setting Ansatzes“ ist die Annahme, dass „Menschen die Themen für wichtig halten, über die die Massenmedien besonders häufig berichten“. Die Medienagenda hat demnach direkte Auswirkungen auf die Publikumsagenda. Mit Hilfe der Medienwirkungsforschung haben schon Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern versucht, diesen Zusammenhang nachzuweisen. In den 1970er Jahren wurde dafür der Begriff des „Agenda Settings“ im Zusammenhang mit einer Studie über die Themen des US-amerikanischen Wahlkampfes erstmals geprägt. Dabei fanden die Experten aber bereits heraus, dass „das Problembewusstsein der Bevölkerung der Medienberichterstattung folgte, obwohl diese die tatsächliche Bedeutung der Probleme fast nie adäquat widerspiegelte“.

Marcus Maurer weist nach einer Vorstellung der wichtigsten Studien zum Thema darauf hin, dass durch die zunehmende Nutzung unterschiedlicher Medien „Agenda-Setting-Effekte auf die gesamte Bevölkerung unwahrscheinlicher werden“.

Maurer erläutert, weshalb sozialwissenschaftliche Experimente eher ungeeignet für die Feststellung von Agenda-Setting-Effekten sind und geht anschließend der Validität nutzbarerer Ansätze nach. Ausführlich erläutert er Quer- und Längsschnitte als Untersuchungs-Designs sowie Aggregat- und Individualanalysen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Der Autor setzt sich damit auseinander, ob Mediengattungen einzeln oder in ihrer Gesamtheit untersucht werden sollen, wenn es um die Auswirkung auf die Rezipienten geht.

Wie sich wiederum interpersonale Kommunikation auf die Publikums- und Medienagenda auswirkt, wird als neuerer Forschungsgegenstand geschildert. Aktive und passive Einflüsse der Politik werden genauso thematisiert wie die Beeinflussung der persönlichen Einstellungen auf Rezipientenseite. Die dem „Agenda Setting Ansatz“ verwandten Denkrichtungen des „Priming“ und des „Framing“ werden als Untersuchungskategorien mit kursorischen Ergebnissen erläutert. Letztlich weist Maurer in seinem Fazit darauf hin, dass die klassische Medienagenda durch soziale Netzwerke im Internet Konkurrenz bekommen könne, wenn Kommentatoren dort ähnliche Reichweiten erreichen könnten.

Diskussion

Dem Autor gelingt eine prägnante Verbindung von historischer Herleitung über aktuelle Erkenntnisse bis hin zum Ausblick in die Zukunft. Schaubilder und Info-Kästen lockern die Texte auf, zuweilen gibt es sogar handfeste Tipps für die wissenschaftliche oder kommunikative Praxis.

Fazit

Obwohl es sich um ein übersichtliches Buch mit vergleichsweise wenigen Seiten handelt, gelingt es dem Autor, einen überzeugenden Überblick über eine wichtige kommunikations- und medienwissenschaftliche Forschungsrichtung zu geben. Das Werk ist nicht bloß eine Bestandsaufnahme der unterschiedlichen Ansätze, sondern eine wahre Fundgrube gerade für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachbereichen Kommunikation, Journalismus, Medien, Politik und Soziales. Indem an mehreren Stellen weitergehender Forschungsbedarf erwähnt wird, eignet sich der prägnante Überblick auch hervorragend für die Suche nach Themen für wissenschaftliche Arbeiten bzw. empirische Untersuchungen. Aber auch ohne diesen Hintergrund lohnt sich dieses Werk, wenn man einen Einblick in den Zusammenhang zwischen medialer Berichterstattung und Öffentlichkeit bekommen möchte.

Rezension von
Prof. Dr. Frank Überall
Medien- und Politikwissenschaftler an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft; www.politikinstitut.de
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Es gibt 24 Rezensionen von Frank Überall.

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Zitiervorschlag
Frank Überall. Rezension vom 02.07.2018 zu: Marcus Maurer: Agenda-Setting. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2017. 2., aktualisierte Auflage. ISBN 978-3-8487-4022-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23963.php, Datum des Zugriffs 14.09.2024.


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