Jutta Kretz, Andreas Albrecht u.a.: Betreuungsrecht
Rezensiert von Hans-Joachim Dörbandt, 04.07.2018

Jutta Kretz, Andreas Albrecht, Ulrich Wittkämper: Betreuungsrecht.
Verlag C.H. Beck
(München) 2018.
4. Auflage.
450 Seiten.
ISBN 978-3-406-72088-8.
53,00 EUR.
Thema
Der Begriff der „Betreuung“ ist die Folgebezeichnung für den früher oft gebräuchlichen Begriff der „Vormundschaft“. Er entstand im Laufe der Gesetzgebungsverfahren der letzten 10 Jahre. Der Gesetzgeber unterscheidet zwischen der ehrenamtlich ausgeübten und der berufsmäßig ausgeübten Berufsbetreuung. Ehrenamtlich tätig kann grundsätzlich jede natürliche Person werden. Sei es ein Familienmitglied, ein Freund, ein Nachbar oder eine völlig fremde vom Betreuungsgericht eingesetzte Person. Im Allgemeinen prüft das Betreuungsgericht die persönliche Eignung der als Betreuer einzusetzenden Person und beurteilt dabei, ob sie geeignet ist, in dem gerichtlich bestimmten Aufgabenkreis die Angelegenheiten des Betreuten rechtlich zu besorgen und ihn in dem hierfür erforderlichen Umfang persönlich zu betreuen.
Im Rahmen der Betreuertätigkeiten ergeben sich oftmals ungeahnte Probleme und Fragestellungen, mit denen der einzelne Betreuer u.U. völlig überfordert sein kann. Hier ist dann guter Rat notwendig, aber ggf. auch teuer.
Das vorliegende Buch liefert hier auch in seiner vierten Auflage gute Hilfestellungen insbesondere bei aktuellen Rechtsfragen. Selbstverständlich kann der Betreuer sich neben der Betreuungsbehörde auch an die Betreuungsvereine und/oder die zuständigen Rechtspfleger oder die Richter der Betreuungsgerichte direkt wenden. Das Spektrum dieser Institutionen zur Leistung von Hilfestellungen ist aber faktisch sehr begrenzt und kann oftmals nicht unverzüglich abgefordert werden. Da ist guter Rat gefragt. Und der sollte unbedingt realitätsnah am Recht ausgerichtet sein. Dazu kann dieses Werk sehr gut unterstützend genutzt werden.
Autoren
- Jutta Kretz war viele Jahre Betreuungsrichterin und ist jetzt Direktorin des Amtsgerichts Heidelberg.
- Andreas Albrecht war ebenfalls viele Jahre Betreuungsrichter und ist jetzt Richter am Landgericht Heidelberg.
- Ulrich Wittkämper ist nach mehrjähriger Tätigkeit als Geschäftsführer eines Betreuungsvereins jetzt selbstständiger Berufsbetreuer.
Die drei Autoren haben langjährige Erfahrung im Betreuungsrecht gesammelt.
Aufbau und Inhalt
Dem Werk vorangestellt sind ein Inhaltsverzeichnis und ein Verzeichnis der wichtigsten verwendeten Abkürzungen sowie ein Literaturverzeichnis. Der eigentliche Inhalt ist dann nach der Buchstabenfolge A bis W wie folgt gegliedert:
- Einleitung der Betreuung
- Änderungen im Betreuungsbedarf
- Betreuerwechsel
- Mehrere Betreuer
- Einwilligungsvorbehalt
- Ärztliche Eingriffe
- Sterilisation
- Freiheitsentziehende Unterbringung
- Unterbringungsähnliche oder freiheitsentziehende Maßnahmen
- Zwangsmaßnahmen und Gewalt
- Einstweilige Maßnahmen
- Anträge zum Mietrecht
- Vermögenssorge
- Vermögensverzeichnis und Berichte
- Anträge der Berufsbetreuer auf Festsetzung einer Vergütung gegen den bemittelten Betreuten
- Anträge ehrenamtlicher Betreuer und Berufsbetreuer auf Festsetzung einer Vergütung und/oder auf Ersatz von Aufwendungen gegen die Staatskasse
- Anträge nach dem Tod des Betreuten/Abrechnung mit den Erben
- Vergütung des Verfahrenspflegers
- Rechtsmittel gegen richterliche Entscheidungen
- Rechtsmittel gegen Beschlüsse des Rechtspflegers am Betreuungsgericht
- Rechtsmittel der Betreuer und Verfahrenspfleger gegen ganz oder teilweise ablehnende Vergütungs- und Auslagenersatzbeschlüsse
- Vollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung
- Weitere Anträge zur Personensorge
Abschließend folgt ein Sachregister.
Diskussion
Die Neuauflage dieses Formularbuches bringt das Werk auf den Stand von Anfang 2018 und ist nicht nur im Hinblick auf die seit der Vorauflage veröffentlichte Rechtsprechung aktualisiert, sondern an verschiedenen Stellen auch inhaltlich erweitert worden. Diese Tatsache ist insbesondere insoweit von Bedeutung, weil dem Praktiker damit bei speziellen Fragen der Betreuung – ehrenamtlich oder auch beruflich – gut geholfen werden kann. Besonders muss auf die Tatsache aufmerksam gemacht werden, dass mit der vierten Auflage des „Formularbuches“ fast 170 Texte/Musterschreiben im Internet zum Herunterladen und so zum Gebrauch in der täglichen Praxis zur Verfügung stehen. Die Zugangsdaten für den Zugriff auf die Verlags-Homepage werden in jedem inneren Bucheinband zum Gebrauch geliefert. Auch diese Texte sind aktualisiert und zeitlich optimiert worden. Weitere Texte finden sich an geeigneter Stelle direkt in dem Buch. So bietet der Kommentar mit dem erheblichen Fundus an Schriftsätzen aus dem Internet einen sehr guten Grundstock für die Betreuertätigkeiten. Dabei wird allerdings nicht nur auf die ehrenamtliche Betreuung, sondern auch auf die berufliche und die Betreuung durch die Betreuungsbehörde gezielt.
Dieses Handbuch richtet sich denn auch an alle Personen, die als Berufsbetreuer oder als ehrenamtliche Betreuer tätig sind, wie auch an Beschäftigte von Betreuungsvereinen und Betreuungsbehörden.
Fazit
Als Fazit kann festgestellt werden, dass abgewägt werden muss, ob es in der heutigen, einem schnellen Wandel unterlegenen Zeit opportun ist, einen einbändigen Kommentar zum Betreuungsrecht herauszubringen. Es mag sicher ein Wagnis darstellen. Dennoch kann das im Falle dieses Kommentargs zum Betreuungsrecht als gut geglückt bezeichnet werden. Die Kommentierungen und die angebotenen und im Internet abrufbaren Texte/Schriftsätze bewegen sich durchweg auf einem sehr hohen Niveau, ohne in eine unverständliche Mengenerweiterung der komplexen Materie abzugleiten. Im Gegenteil: Die komplexgerechte Darstellung begegnet, gepaart mit einer schlüssigen und nachvollziehbaren Sprache sowie mit einer versierten eigenen Meinung der Autoren, den Anforderungen der fachlich orientierten Leserschaft. Bei der Zielgruppe des Werkes wird insbesondere der direkte Praxisbezug gut ankommen, denn dadurch kann eigene Arbeit in bestimmtem Umfang sicher eingespart werden. Folglich ist es der Zielgruppe anzuraten, diesen sachverständigen Kommentar als Formularbuch anzuschaffen.
Rezension von
Hans-Joachim Dörbandt
Fachautor in den Bereichen Pflege, gesetzliche Pflegeversicherung, gesetzliche Krankenversicherung
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Zitiervorschlag
Hans-Joachim Dörbandt. Rezension vom 04.07.2018 zu:
Jutta Kretz, Andreas Albrecht, Ulrich Wittkämper: Betreuungsrecht. Verlag C.H. Beck
(München) 2018. 4. Auflage.
ISBN 978-3-406-72088-8.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24038.php, Datum des Zugriffs 19.08.2022.
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