Jutta König: Dokumentationswahnsinn in der Pflege - es geht auch anders
Rezensiert von Prof. Dr. Paul Brandl, 16.03.2018

Jutta König: Dokumentationswahnsinn in der Pflege - es geht auch anders. Mit fünf Bereichen alles erfassen und perfekt dokumentieren. Schlütersche Fachmedien GmbH (Hannover) 2018. 3., aktualisierte Auflage. 164 Seiten. ISBN 978-3-89993-388-8. D: 22,95 EUR, A: 23,60 EUR, CH: 34,90 sFr.
Autorin
Jutta König,Sachverständige bei verschiedenen Sozialgerichten in der BRD, unterrichtet Pflegesachverständige und Pflegeberater, Unternehmensberaterin und Dozentin in den Bereichen SGB XI, SGB V, Heim- und Betreuungsrecht. Sie ist geprüfte Altenpflegerin, Pflegedienst- und Heimleitung, Wirtschaftsdiplom-Betriebswirtin Gesundheit (VWA).
Thema und Zielsetzung
Das vorliegende Buch ist für PflegemitarbeiterInnen eine recht praktische Einführung an Hand von praxisrelevanten Beispielen für den konsequenten Weg zur entbürokratisierten Pflegedokumentation. Mit dem Strukturmodell soll die Pflegedokumentation einfacher werden. Tatsache ist, dass sie für viele Pflegekräfte schwer verständlich ist und nicht immer gerade selbsterklärend. Das Modell der Fünf-Bereiche-Dokumentation zeigt, dass sie ausreicht, um eine komplette, individuelle und aussagekräftige Pflegedokumentation zu führen. Dabei ist es möglich alle Vorgaben der Pflegeversicherung und alle rechtlichen Bestimmungen einzuhalten.
Aufbau und Inhalt
Im ersten Kapitel geht die Autorin auf die Grundsätze der Pflegedokumentation ein, um dann im zweiten Kapitel zu zeigen, dass sich mit vermehrter Dokumentation die Fehlerrate erhöht.
Entsprechend dem SIS zeigt sie im dritten Kapitel die Möglichkeiten einer konsequenten Informationssammlung auf, um dann auf die Unterschiede von Maßnahmen, Problemen und Zielen einzugehen. Dabei schildert sie ausführlich an Hand von Beispielen, dass Maßnahmen oft nicht handlungsleitend sind, keine wirklichen Pflegemaßnahmen benennen und daher die Planung der Behandlungen nicht wirklich Sinn macht. Schließlich geht Frau König in diesem Kapitel noch auf die Problematik der Evaluation ein.
In Kapitel vier und fünf geht sie auf Anekdoten der täglichen Pflegeplanung und überflüssige Doppeldokumentation ein.
Im sechsten Kapitel zeigt sie, wie man mit vielen Formularen zu einer mehrfachen Dokumentation eines Problems und damit zu unsinnigen Mehraufwand einer Pflegekraft beitragen kann.
Die Autorin fokussiert im siebten Kapitel auf jene Papiere, die man wirklich braucht und zeigt im achten Kapitel, dass auf jene Punkte eines Pflegemodells zu fokussieren ist, die wirklich relevant und zeigt dies an Hand von Beispielen in der 5-Bereiche Pflegeplanung – auch im ambulanten Bereich. Sie rät zum Verzicht auf Anamnesebögen und biografische Erhebungen und zeigt dies wiederum in der 5-Bereiche-Planung im stationären Bereich.
Damit wird es nach Ansicht der Autorin möglich, dass der Dokumentationsaufwand deutlich sinkt und damit die Aufmerksamkeit in Richtung der KlientInnen (deutlich) steigen kann.
Diskussion
Während der Lektüre hatte ich den Gedanken, wie man eine möglichst rasche Umstellung auf diese vereinfachte Form der Pflegedokumentation erreichen könnte. Meine Antworten gehen in drei Richtungen:
- Konsequenter Einsatz dieses Modells in der Ausbildung,
- Übertragung in möglichst viele Software-Produkte und ein Nachweis insbesondere für Entscheidungsträger, dass es wirklich weniger aufwändig ist.
- Weitere Anwendungsbereiche im Bereich der ambulanten Altenbetreuung sowie im Bereich der Betreuung von beeinträchtigten Personen sind dann der konsequente nächste Schritt.
Für alle die die Pflegedokumentation wie bisher weitermachen wollen ist diese Arbeit eine wohltuende Provokation.
Fazit
Dieses Buch schildert in der dritten aktualisierten Auflage für interessierte Mitarbeiter der stationären Altenbetreuung und -pflege wie der Bürokratieaufwand sichtbar gesenkt werden kann. Gleichzeitig führt die Autorin an Hand von Beispielen dem/r LeserIn eindrucksvoll vor Augen, dass der Nutzen für den Klienten mit diesem Modell sichtbar gesteigert werden kann. An Hand von praktischen Beispielen wird dem/r Leser/in eindrücklich vor Augen geführt, wie eine Pflegedokumentation rechtssicher und ökonomisch geführt werden könnte.
Das einfach verständliche Büchlein macht dem Leser Lust auf weiterführende Lektüre zum Themenbereich der entbürokratisierten Pflegedokumentation.
Rezension von
Prof. Dr. Paul Brandl
war Professor für Organisationsentwicklung und Prozessmanagement an der FH Oberösterreich, Department für Sozial- und Verwaltungsmanagement und ist Berater insbesondere für die prozessbasierte Optimierung und Neugestaltung von sozialen Dienstleistern
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