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Hans-Georg Huber: Die Kunst, Entwicklungs­prozesse zu gestalten

Rezensiert von Hendrik Epe, 17.05.2018

Cover Hans-Georg Huber: Die Kunst, Entwicklungs­prozesse zu gestalten ISBN 978-3-95891-037-9

Hans-Georg Huber: Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten. Erfolgsfaktoren in Coaching, Führung und Prozessbegleitung. managerSeminare Verlags GmbH (Bonn) 2018. 320 Seiten. ISBN 978-3-95891-037-9. 49,90 EUR.

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Thema

Das Buch „Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten“ von Hans-Georg Huber lässt sich als Grundlagenbuch fu?r Coachs, Prozessbegleiter und Führungskräfte definieren. Es fokussiert darauf, über die Tools und Methoden von Coaching und Prozessbegleitung hinausgehend die tieferen Ebenen in den sich abspielenden Entwicklungsprozessen zu beleuchten. Im Vordergrund stehen damit die Persönlichkeit des Coachs, Prozessbegleiters oder der Führungskraft, die Grundhaltung, aber auch die Vermittlung eines grundlegenden Verständnisses der Entwicklungsprozesse und dem Erkennen der hinter den Prozessen sich abspielenden Dynamiken. Basierend auf diesen Tiefendimensionen des Coachings und der Entwicklung wird die zielgerichtete Nutzung von Methoden und Tools differenziert beleuchtet.

Der Fokus des Buchs liegt damit zu großen Teilen auf der Entwicklung und Reflexion der eigenen Persönlichkeit, „denn wer andere Menschen bewegen möchte, muss sich selber bewegen, andernfalls fehlt die notwendige Glaubwürdigkeit bei den Menschen, mit denen wir arbeiten. Nur wer selber weiß, wie schwierig es manchmal ist, die eigene Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu gehen, kann andere Menschen glaubwürdig dazu ermutigen“ (S. 12).

Autor

Hans-Georg Huber, Diplom-Psychologe mit einem Grundstudium in BWL und gelernter Bankkaufmann, ist Coach und Prozessbegleiter seit Anfang der 1990er-Jahre. Seit 1997 bildet er Coachs und Prozessbegleiter aus und engagiert sich für eine hohe Qualität in Coaching und Coachingausbildungen. Hans-Georg Huber ist Autor mehrerer Sachbücher.

Entstehungshintergrund

Das Buch „Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten. Erfolgsfaktoren in Coaching, Führung und Prozessbegleitung“ von Hans-Georg Huber basiert auf den Erfahrungen des Autors durch seine eigenen Tätigkeiten als Coach und Prozessbegleiter sowie auf der vom Autor seit 1997 angebotenen Ausbildung zum Coach und Prozessbegleiter.

Aufbau

Das Buch untergliedert sich in die folgenden 18 Kapitel:

  1. Tools – Das Werkzeug alleine macht noch keinen guten Handwerker
  2. Landkarte der Entwicklungsprozesse
  3. Rolle, Haltung und Persönlichkeit – Die Kunst, gezielt zu wirken
  4. Feedback als Entwicklungsinstrument
  5. Vom Drama zur Dramaturgie oder vom Tool zum Szenario
  6. Gefühle und Emotionen als Schlüssel für Veränderungen
  7. Tiefen-Dimensionen – Die passende Ebene finden
  8. Die Hebelwirkung – Das Eisbergmodell im Unternehmen
  9. Die Auftragsklärung als Fundament – Das Arbeitsbündnis 1
  10. Es geht schon los, bevor es losgeht – Der Vorprozess
  11. Der konstruktive Entwicklungsraum – Der Rahmen für Arbeitsbündnis 2
  12. Die Energie für Entwicklungsprozesse – Die Formel der Veränderung
  13. Das Engagement der Beteiligten aufschließen – Das Arbeitsbündnis 2
  14. Der Kompass im Entwicklungsprozess – Das Entwicklungsdreieck
  15. Heikle Situationen im Prozessverlauf – Das situative Arbeitsbündnis
  16. Das dritte Objekt – Der Joker im Entwicklungsprozess
  17. Wirksame Visionen – Die Lust auf Zukunft wecken
  18. Stimmige Leitbilder – Leitplanken auf dem Weg zum Ziel 

Inhalt

Das Buch „Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten. Erfolgsfaktoren in Coaching, Führung und Prozessbegleitung“ ist als „Praxishandbuch Beratung“ ausgewiesen. Über die Zustimmung zu diesem Praxisansatz hinaus ist jedoch anzumerken, dass es über die Sammlung von Methoden und Tools für die Durchführung von Entwicklungsprozessen in Teams und Organisationen und auch über die Darlegung von Coaching-Methoden weit hinausgeht.

Schon die Überschrift zu Kapitel 1 macht dies deutlich: Das Werkzeug alleine macht noch keinen guten Handwerker! Huber stellt hier klar, dass es nicht ausreicht, „sich innerhalb kürzester Zeit grundlegende Kompetenzen an[zu]eignen und diese dann sofort an[zu]wenden“ (22), um menschenfokussierte Themen wie bspw. die Begleitung von Führungskräften oder – eben – die Gestaltung von Entwicklungsprozessen erfolgreich zu meistern. Vielmehr muss es in diesen Kontexten – über die Aneignung von Methoden und Tools hinaus – um die Entwicklung der eigenen Rolle, Persönlichkeit und Haltung (Kapitel 3) gehen. Huber entwickelt hier eine roadmap, die den Weg hin zu dieser Entwicklung über verschiedene Wege aufzeigt (Kapitel 2 - 8).

Daran anschließend werden die Schritte der Gestaltung von Entwicklungsprozessen – beginnend bei der Auftragsklärung über die sich schon vor der eigentlichen Arbeit abspielenden Prozesse bis hin zu konkreten Anwendungsfeldern wie der Visions- oder Leitbildentwicklung (Kapitel 9 - 18) – in ihrer Tiefe dargestellt. Dabei werden auch schwierige Situationen im Verlauf der Prozesse dargestellt (Kapitel 15).

Ja, es gibt einige Aspekte, die – sofern man sich mit der Entwicklung von sozialen Systemen befasst – bekannt sind. Die Dimension des Buchs wird jedoch in der Gesamtheit und der auch in den eher „weichen“ Teilen (bspw. Gefühle und Emotionen als Schlüssel für Veränderungen, Kapitel 6) immer greifbaren Praxiserfahrung des Autors deutlich. Huber weicht vom Stil der rein wissenschaftlichen Literatur ab und fokussiert seine Erläuterungen immer auf konkrete Praxissituationen in der Ausbildung zur bzw. der Arbeit in Entwicklungsprozessen, liefert aber auch Anregungen, sich weiter mit den entsprechenden Themen zu befassen.

Diskussion

Menschen, Teams und Organisationen – noch größer auch die Gesellschaft – stehen in der heutigen Zeit vor Herausforderungen, die oftmals nicht durch Vorbilder, bereits bekannte Pfade und kopierbare Handlungsansätze bewältigt werden können. Allein die Themen Digitalisierung und damit einhergehend die radikale Veränderung unserer Arbeitswelt führen – auch und gerade in sozialen Organisationen – zu Veränderungen, die in ihrer Gänze noch nicht abgesehen, jedoch bereits erahnt werden können. Im Gegensatz zur bislang meist erfolgreichen Führung durch formale Hierarchien sind Menschen, Teams und Organisationen gefordert, sich auf iterative Agilität einzulassen. Es sind neue, innovative Lösungen für bislang noch nicht sichtbare Probleme gefordert. Netzwerke anstatt Linienhierarchie, Kollaboration anstatt Konkurrenz und Selbstorganisation anstatt Steuerung sind und werden zunehmend relevant, um lebensfähige, die Gesellschaft gestaltende Organisationen zu ermöglichen. Alles Buzzwords? Ja, wenn die sich die hinter diesen Wörtern liegenden Welten nicht erahnen lassen. Nein, wenn man sich selbst auf die Suche nach individuell passenden Lösungen begibt. Und dieses „sich selbst auf die Suche machen“ kann wunderbar unterstützt werden durch Coaching, Supervision und Prozessbegleitung. Entsprechend sinnvoll und wichtig sind und werden entsprechende Angebote, wenn – ja, wenn – diese professionell gestaltet sind.

Huber zeigt, wie die Prozessbegleitung professionell ausgestaltet werden kann. Die Antwort auf alle Fragen (42) sucht man hingegen vergebens. Diese Antwort, wie Prozessbegleitung und Coaching jetzt „richtig geht“ kann es aber auch nicht geben, da Menschen, Situationen, soziale Systeme und Netzwerke immer individuell sind und sein müssen.

Die Kunst und das künstlerische Vorgehen rückt damit in den Vordergrund. Im Vorwort heißt es dazu, dass Huber Einblicke in gewachsenes organisches Wissen und intervenierendes Handeln gibt. „Es geht ihm um solides Handwerk, das ja den Kern jeder Kunst bildet und um schlüssiges Modellieren von Gedankengebäuden.“

Fazit

Wie aus den obigen Ausführungen herauszulesen ist, erachte ich das Buch „Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten. Erfolgsfaktoren in Coaching, Führung und Prozessbegleitung“ als lesenswert. Sich auf die Offenheit einzulassen, der es bedarf, nicht fachlich orientierte Entwicklungsprozesse zu begleiten und zu gestalten, ist herausfordernd, aber zunehmend notwendig. Hier liefert Huber eine tiefgehende Orientierung für Menschen, die sich diesem herausfordernden Berufsfeld stellen wollen, weit über die die oftmals geforderten Tools und Methoden hinaus. Wie beschrieben: In Zeiten dynamischen und hochkomplexer Veränderungen ist dies heute und in Zukunft für Menschen, Führungskräfte (auch Menschen), Teams und Organisationen wesentlich.

Rezension von
Hendrik Epe
M.A.
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Es gibt 11 Rezensionen von Hendrik Epe.

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Zitiervorschlag
Hendrik Epe. Rezension vom 17.05.2018 zu: Hans-Georg Huber: Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten. Erfolgsfaktoren in Coaching, Führung und Prozessbegleitung. managerSeminare Verlags GmbH (Bonn) 2018. ISBN 978-3-95891-037-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24088.php, Datum des Zugriffs 31.03.2023.


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