Johannes Storch, Dieter Olbrich et al.: Burn-out, ade
Rezensiert von Prof. Dr. phil. Barbara Wedler, 30.07.2018
Johannes Storch, Dieter Olbrich, Maja Storch: Burn-out, ade. Wie ein Strudelwurm den Weg aus der Stressfalle zeigt. Hogrefe AG (Bern) 2018. 187 Seiten. ISBN 978-3-456-85803-6. 24,95 EUR. CH: 32,50 sFr.
Autoren und Autorin
- Johannes Storch ist selbstständiger Zahntechniker sowie Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) (Ausbildungs) Trainer am Institut für Selbstmanagement und Motivation Zürich (ISMZ).
- Dr.med. Dieter Olbrich ist ebenfalls ZRM Trainer sowie ärztlicher Direktor des Rehazentrums Bad Salsuflen der DRV Bund. Gleichzeitig leitet er als ärztlicher Leiter die GUSI-Akademie für Prävention, Stressmedizin und Rehabilitation. Als Inhaberin des ISMZ hat
- Maja Storch ebenso die wissenschaftliche Leitung dessen inne. Sie ist Dipl. Psychologin sowie Psychoanalytikerin..
Entstehungshintergrund
Die AutorIn wollen mit diesem Buch neue Wege aus der Burn-out-Falle aufzeigen.
Aufbau
Der Inhalt des Buches unterteilt sich nach einer Einleitung wie folgt:
- Die Vorgeschichte von Wolf
- Das ZRM-Training
- Fallgeschichten – Die Vorstellungsrunden
- Der Ideenkorb
- Den Wurm motivieren mit Motto-Zielen
- Wie es weiterging
- Selbstberuhigung mit der Manana-Kompetenz
- Das Präventionsprogramm GUSI
- Burn-out – was ist das?
Es folgen ein Literaturverzeichnis und Informationen zu den AutorInnen.
Inhalt
In der Einleitung umreißen Storch/ Olbrich und Storch auf das alte Problem des Burn-out und begründen die Suche nach individuellen Wegen aus dieser Situation. Sie beenden diesen Teil mit einer Danksagung an alle GUSI Trainerinnen und Mitglieder der Gruppe.
Kapitel 1 beginnt mit einer Falldarstellung des Protagonisten Wolf und bietet zu guter Letzt eine Kurzanleitung zur Arbeit mit dem Buch.
Mit dem 2. Kapitel beginnt die Begleitung der fünf ProtagonistInnen während ihres ZRM Trainings. Zunächst werden die beiden Bewertungssysteme des Gehirns vorgestellt und der Strudelwurm als Sinnbild für das Unbewusste eingeführt. Im Einklang mit sich selbst zu leben, zufrieden zu sein, ist Ziel des ZRM. Mit Hilfe simpler Übungen gelingt es den ProtagonistInnen, ihre Bedürfnisse zu kanalisieren, das Unbewusste bewusst zu machen. Dies wird sichtbar durch das Übertragen auf Ressourcenbilder.
Die weiteren ProtagonistInnen werden ausführlich im 3. Kapitel vorgestellt. Nachdem Protagonist Wolf alle weiteren TeilnehmerInnen des Trainings kennengelernt hat und er erste Reflexionen zu seiner Person entwickelte, folgen alle 5 Personen dem Seminarleiter.
Im 4. Kapitel helfen sich die Trainingsteilnehmer gegenseitig die Verbindung zwischen dem Ressourcenbild und dem Unbewussten zu finden. Die Methode der Wahl ist der Methodenkorb. Exemplarisch lernen LeserInnen diese Methode kennen und können nachvollziehen, wie bedeutsam die Visualisierung für die Einbettung der Bilder in die Emotionen ist. Die Stärke der Gefühle wird wiederum anhand einer Skala sichtbar.
Wie aus den am stärksten positiv bewerteten Gefühlen konkretes Handeln wird, erleben die Protagonistinnen in Kapitel 5. Nachdem der „neue“ Umgang mit der Zielpyramide vermittelt wird, bauen sich die Teilnehmer ihre speziellen „Motto-Ziele“. Aufbauend auf den Ideenkorb und unter Hinzunahme der Skalierung, arbeiten die Teilnehmer immer am konkreten Ziel. Im Gehirn allerdings vollziehen sich Veränderungen, die die innere Haltung fokussieren. Unter Hinzunahme von Selbstcoachingstrategien werden die Teilnehmer sicherer im Umgang mit unterschiedlichen Situationen und entwickeln so ihr neuronale Netz weiter.
Wie es im Alltag mit den ProtagonistInnen weitergeht, wird detailliert in Kapitel 6 beschrieben.
Eine weitere, wesentliche Kompetenz wird im 7. Kapitel eingeführt: die Selbstberuhigungskompetenz. Anhand des Gleichnisses zum Handy wird nicht nur erklärt, was Burn-out bedeuted sondern auch, wie der „Akku wieder aufgeladen“ werden kann. Es werden 6 Zonen (Möglichkeiten) vorgestellt, die typischerweise gewählt werden von Teilnehmern. Storch/ Olbrich und Storch betonen, dass der 1. Schritt das Eingestehen der entladenen Batterie ist und als 2. Schritt das Finden der individuellen Form des Aufladens gilt. Und dann muss man nur noch den Alltag mit „Steckdosen ausstatten“ (vgl. S. 137).
Das 8. Kapitel widmen die AutorIn dem Präventionsprogramm GUSI (Gesundheitsförderung und Selbstregulation durch individuelle Zielanalyse). Inhaltlich wird GUSI individuell umgesetzt. Fachlich bezieht es sich auf das ZRM und Gesundheitskonzepte wie der Salutogenese, der Selbstwirksamkeit sowie -regulation. Die Trainingsphasen werden erörtert und Evaluationsergebnisse vorgestellt.
Abschließend gehen Storch/ Olbrich und Storch in Kapitel 9 auf das Phänomen Burn-out (BO) ein. Neben dem wissenschaftlichen Blick auf BO ist vor allem die historische Betrachtung interessant. Mit den Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Diagnostik auch biologischer Marker wenden sich die VerfasserIn wieder den fünf Protagonisten zu. Wie nahe sie der Burn-out Falle gekommen sind und was sie im Training über sich und für sich gelernt haben, reflektieren diese am Ende des Trainings und Buches. Ein positiver Abschluss!
Diskussion und Fazit
Die AutorIn legen ein Fachbuch der besonderen Art vor. Sehr anschaulich werden die individuellen Erschöpfungsmerkmale fünf unterschiedlicher Personen beschrieben. Diese Menschen begleiten die LeserInnen bis zum Ende des Buches und regen dazu an, die vorgestellten Verfahren quasi gemeinsam mit ihnen zu testen. Mit der anschaulichen Einführung in die Bewertungs- und Entscheidungsysteme des Gehirns werden die LeserInnen ebenfalls mit dem „Strudelwurm“ bekannt gemacht, der das Warnsystem des Gehirns repräsentiert. Die Versinnbildlichung dieser hochkomplexen Systeme hilft bei der Verinnerlichung der wissenschaftlichen Erkenntnisse. So erläutern Storch/ Olbrich und Storch das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) und laden dann die Protagonisten (indirekt auch die RezipientInnen) ein mit Hilfe unterschiedlichster Methoden eigene Bedürfnisse aufzuspüren.
Das Buch ist durchzogen von dem Anliegen, Bedürfnisse und Anforderungen in Einklang zu bringen. Ist diese Basis vorhanden, stellen die AutorIn das Präventionsprogramm GUSI vor, dessen Kern das ZRM darstellt. Und bevor die Erschöpfungsgeschichten der Protagonisten ein optimistisches Ende nehmen, präsentieren Storch/ Olbrich und Storch zusätzlich wesentliche Erkenntnisse zum Burn-out. Im Fazit bleibt, dass niemand in die Burn-out Falle tappen muss. Und die Suche nach Ressourcen und die Selbstregulation können durchaus freudbetont sein. Und deshalb bietet dieses Fachbuch enorm viele Anregungen im Sinne der Kohärenz, bietet unterschiedlichsten Personen Entdeckungsmöglichkeiten und bietet eine tolle Vorlage dafür, wie Wissenschaft ebenfalls handlungsorientiert benutzt werden kann.
Fazit
In diesem Büchlein ist Wissenschaft genial „verpackt“. Die LeserInnen begleiten fünf Protagonisten auf deren Weg von der Erschöpfung hin zur Stressbewältigung. Ausgesprochen gut lesbar und dank der handgezeichneten Bilder erhält der Inhalt von „Burn-ot, ade“ eine gewisse Leichtigkeit. Und dies macht die Besonderheit dieses Fachbuches aus. Mit Augenzwinkern kann es durchgearbeitet und mit Lust können die vorgestellten Methoden selbst getestet werden. Wissenschaft mit Esprit zu vermitteln, entspricht allerhöchstem Niveau. Wenn Wissenschaft nur immer so viel Freude bereiten würde!
Rezension von
Prof. Dr. phil. Barbara Wedler
Professur für klinische Sozialarbeit und Gesundheitswissenschaften
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Es gibt 81 Rezensionen von Barbara Wedler.
Zitiervorschlag
Barbara Wedler. Rezension vom 30.07.2018 zu:
Johannes Storch, Dieter Olbrich, Maja Storch: Burn-out, ade. Wie ein Strudelwurm den Weg aus der Stressfalle zeigt. Hogrefe AG
(Bern) 2018.
ISBN 978-3-456-85803-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24185.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.
Urheberrecht
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