Simon Werther, Laura Bruckner (Hrsg.): Arbeit 4.0 aktiv gestalten
Rezensiert von Prof. Dr. Thomas Elkeles, 25.05.2018
Simon Werther, Laura Bruckner (Hrsg.): Arbeit 4.0 aktiv gestalten. Die Zukunft der Arbeit zwischen Agilität, People Analytics und Digitalisierung. Springer (Berlin) 2018. 237 Seiten. ISBN 978-3-662-53884-5. 35,77 EUR.
Thema
Das Buch beschäftigt sich mit der Analyse und den Herausforderungen von „Arbeit 4.0“ und dabei insbesondere mit denjenigen für Personalwirtschafter.
Herausgeberin und Herausgeber
Laura Bruckner (Technische Universität München) hat Germanistik und Technologie- und Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre studiert und beschäftigt sich nach eigenen Angaben in verschiedensten Kontexten mit der Digitalisierung.
Der Psychologe Simon Werther ist Professor für Innovationsmanagement an der Hochschule der Medien Stuttgart und gibt als Adresse die HRinstruments GmbH an, deren Gründer er ist.
Autorinnen und Autoren
Ferner haben an dem Band dreißig weitere Autorinnen und Autoren mitgewirkt, mehrheitlich aus dem Bereich Personalwirtschaft. Als Indiz für die Zielgruppe des Bandes mögen die beiden Grußworte gelten, die dem Band vorangestellt sind: eines vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. und eines vom Bundesverband der Personalmanager e.V.
Entstehungshintergrund
Ein konkreter Entstehungsgrund ist dem Band nicht zu entnehmen, es finden sich jedoch Aussagen, wonach „bisher systematische und fundierte Grundlagen zu Arbeit 4.0 fehlten“ und nun dieser Band „diese Lücke für alle Führungskräfte und Personalexperten …“ (S. 2) – „direkt und praxisnah, aus wissenschaftlicher und praxisbezogener Perspektive“ (S. 2) – schließe.
Aufbau und Inhalt
Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.
- Nach einer Einleitung (Kapitel 1, S. 1 - 21) folgt Kapitel 2 (Aktuelle Studien zur Zukunft der Arbeit, S. 23 - 45).
- Ein interdisziplinärer Blick soll im Kapitel 3 (Perspektiven auf die Zukunft der Arbeit) erschlossen werden. Hier sind psychologische, soziologische und rechtliche Perspektiven vertreten (S. 47 - 86).
- Kapitel 4 (Implikationen von Arbeit 4.0 auf die Personalarbeit) ist schon vom Umfang her das ausführlichste Kapitel (S. 87 - 161).
- Dem folgt Kapitel 5 (Arbeitswelt 2025 mit den Unterthemen Recruiting, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung und -strukturen sowie Betriebliches Gesundheitsmanagement (S. 163 - 228), bevor es in Kapitel 6 ein kurzes Fazit und einen kurzen Ausblick gibt (S. 229 – 234). Ein Stichwortverzeichnis macht den Abschnitt „Serviceteil“ aus (S. 237 – 238).
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Es wimmelt im Band von englischsprachigen Ausdrücken aus der Personalwirtschaft und Unternehmensberatung, die offenbar (beim Zielpublikum) als bekannt vorausgesetzt werden. So kann man über das Stichwortverzeichnis dann zwar eine Definition für „People Analytics“ finden, leider aber zum Beispiel nicht für „HR-Strategie“, wenngleich man dem Autorenverzeichnis entnehmen kann, dass Mitherausgeber Simon Werther immerhin „vom Personalmagazin als einer der 40 führenden HR-Köpfe ausgezeichnet“ (S. XV) wurde.
Den Herausgebern zufolge waren sie selbst überrascht, dass trotz der immer größer werdenden Zahl von Quellen und Publikationen es bisher keine eindeutige Definition für Arbeit 4.0 gebe. Ein eigener Definitionsversuch für diesen „Sammelbegriff“ nimmt einen halbspaltigen Textkasten auf S. 12 ein, in dem von zunehmender Digitalisierung, Globalisierung und Individualisierung und davon, dass die Entkopplung der Erwerbsarbeit von festen Arbeitszeiten und festen Arbeitsorten zu einer wachsenden Flexibilisierung und Mobilität führe, die Rede ist. Sinnhaftigkeit und Anerkennung in der Arbeit gewännen insgesamt an Bedeutung. Ein anderer Begriff für Arbeit 4.0 sei „New Work“ mit den Trends in Richtung einer VUCA-Welt: Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity.
Diskussion
Es ist schon bemerkenswert, dass in dem Band, statt zum Beispiel die VUCA-Kriterien umfassend hinsichtlich ihrer gegenwärtigen und zukünftigen Bedeutung durchzudeklinieren, es weitaus mehr um die (noch zu geringe) Wahrnehmung der Herausforderungen durch Unternehmen und Personalwirtschafter geht – angesichts einer „Milleniumsgeneration“, die „nach einem wertvollen Arbeitgeber mit hoher Corporate Social Responsibility“ strebe (S. 42).
So bleibt es den Arbeits- und Industriesoziologen Norbert Huchler und Stefan Sauer vom ISF München (S. 55 - 65) vorbehalten, danach zu fragen, was am digitalen Wandel dran sei und ob es sich beim Modewort Arbeit 4.0 nicht um alten Wein (wie z.B. Vermarktlichung und Subjektivierung) in neuen Schläuchen handele. „New Work“ sei hinsichtlich des Versprechens eines höheren Potenzials an Kreativität und Selbstorganisation angesichts der wirklich gegebenen Freiräume bzw. erst noch konkret auszuhandelnden Handlungsspielräume zu relativieren. Auch sei zu schauen, ob es sich nicht in Wirklichkeit um Leistungsverdichtung handele (S. 60): „gerade vor dem Hintergrund der Instrumentalisierung von Angst hinsichtlich der Wirkmächtigkeit (z.B. in den Auswirkungen auf Beschäftigung) und des Zeitdrucks (z.B. dass Deutschland oder der deutsche Mittelstand die Digitalisierung ‚verschläft‘) und im Kontext der Bilder von Alternativlosigkeit, Technikabhängigkeit und Pfadabhängigkeit, die keinen Raum für Vielfalt im unternehmerischen Handeln und für politische Gestaltbarkeit zuzulassen scheinen“ (S. 58).
Fazit
Abgesehen von den fachlichen Beleuchtungen im Kapitel 3 – und hier insbesondere denen der Arbeits- und Industriesoziologen, wobei man Derartiges auch anderweitig lesen kann – handelt es sich um ein durchaus entbehrliches Buch.
Rezension von
Prof. Dr. Thomas Elkeles
bis 2018 Hochschule Neubrandenburg, FB Gesundheit, Pflege, Management
Es gibt 28 Rezensionen von Thomas Elkeles.
Zitiervorschlag
Thomas Elkeles. Rezension vom 25.05.2018 zu:
Simon Werther, Laura Bruckner (Hrsg.): Arbeit 4.0 aktiv gestalten. Die Zukunft der Arbeit zwischen Agilität, People Analytics und Digitalisierung. Springer
(Berlin) 2018.
ISBN 978-3-662-53884-5.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24238.php, Datum des Zugriffs 06.10.2024.
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