Klaus Theuretzbacher: Coaching schafft Räume
Rezensiert von Monika Pietsch, 09.10.2018

Klaus Theuretzbacher: Coaching schafft Räume. Von der mentalen Kraftkammer in die Zukunftswerkstatt: kreative Interventionen, wirksame Lösungen.
Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2017.
212 Seiten.
ISBN 978-3-608-89191-1.
D: 32,00 EUR,
A: 32,90 EUR.
Reihe: Leben lernen - 298.
Thema
Coaching ist eine effektive Unterstützung von Menschen, Firmen und Institutionen bei Problemen und Konflikten. Theuretzbacher erfindet als Coaching- Tool ein Haus mit verschiedenen Räumen durch die er sich mit seinen Klienten bewegt.
Autor
Klaus Theuretzbacher arbeitet seit 20 Jahren als selbstständiger Coach und Organisationsberater. Er hat Psychologie und Philosophie studiert. Vom Autor ist auch erschienen (gemeinsam mit Peter Nemetschek): Coaching und Systemische Supervision mit Herz, Hand und Verstand, vgl. die Rezension.
Entstehungshintergrund
Theuretzbacher suchte nach einem tool, dass seine Coachings noch effektiver und effektvoller macht. Der Begriff des Raums hat ihn angesprochen und er entwickelte ihn weiter. So entstand das „Coachinghaus“ mit verschiedenen Räumen und Außenbereichen.
Aufbau
Das Buch hat acht Kapitel, die sich an den Räumen des „Coachinghauses“ orientieren. Das 9. Kapitel ist einen Kombination der Räume; es folgen Dank, Literatur und Bildnachweis.
Die Kapitel haben einen festen Ablauf: Nach einer Trance oder Traumreise folgt die Beschreibung des Raums: wozu er dient und was er kann. Im Anschluss beschreibt Theuretzbacher die Einflüsse aus anderen Bereichen, er nennt sie sidestep. Es folgen die methodischen Zugänge und Fallbeispiele, die den „Raum“ oder Schwerpunkt illustrieren. „Abschließende Gedanken“ runden das Kapitel ab.
Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.
Inhalt
1. Entree. Mithilfe einer Zeichnung wird das „Coachinghaus“ zunächst vorgestellt. Durch den Eingangsbereich gibt es Zugänge in alle anderen Räume und wieder nach draußen. Das Coaching beginnt dort. Theuretzbacher versteht Coaching als eine wirksame und professionelle Begleitung. Zentral ist das Anliegen oder der Auftrag des Klienten. Theuretzbacher stellt, die für ihn hilfreichen Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Coaching vor. Für ihn ist es eine ruhige „Oase“ mit den Grundlagen von: einer Dauer von 2 x 45 Minuten pro Sitzung, einer Auftragsklärung per Telefon, der Grundregel der Freiwilligkeit, der Verschwiegenheit und Fragebögen zum Start.
2. Mentale Kraftkammer. Dieser Raum ist das Zentrum des Hauses; er dient der mentalen Stärkung. Aus allen Bereichen und Räumen kann man hierher zurückgehen. Meist beginnt das inhaltlich Coaching für Theuretzbacher in diesem Raum.Hier stellt sich die Frage, woher wird die persönlichen Stärke bezogen und wie kann sie außerhalb des Raums genutzt werden. Als Methode wird die „time-line“ vorgestellt. Ganz haptisch wird ein Seil auf dem Boden ausgelegt, anhand dessen der Blick sowohl in die Vergangenheit, zu den erfolgreichen Situationen (z.B. Steine), als auch in die Zukunft und den zu bewältigenden „Problemen“ gelenkt wird.
3. Innere Schatzkammer. Der Zugang zur Inneren Schatzkammer ist nur dem Klienten bekannt: Hier liegt der persönliche innere Reichtum verborgen. Diese können sein: Talente, positive Erfahrungen, Helfer u.v.m..
4. Spiegelkabinett. In diesem Raum geht es um Selbstreflexion. Theuretzbacher schlägt Fragen vor, die einerseits die Situation reflektieren: wie habe ich darüber gedacht oder gefühlt. Er gibt andererseits Impulse und fragt nach dem persönlichen Körperempfinden: wo ist der Körper entspannt oder angespannt, wie ist der Atem, wohin ist dein Blick gerichtet, was kannst du selbst zur Veränderung tun etc.
5. Zukunftswerkstatt. Hier wird an der Zukunft gearbeitet. Die Leitfragen sind: wohin geht die Reise? Woran erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin? Worauf kommt es mir vor allem an?
6. Umfeld und Zwischenräume. Jeder Mensch bewegt sich in mehr als einem Umfeld. Für verschiedenen Fragestellungen sind unterschiedliche Umfelder relevant. Inwieweit das Umfeld genutzt werden kann oder welche Kultur dort herrscht sind mögliche Aspekte. Betrachtet werden z.B. Beziehungen der Menschen untereinander und Interaktionsketten nach dem Muster von „was wäre wenn…“.
7. Sparringzone. Die Sparringzone ist mit der mentalen Kraftkammer, dem Umfeld und dem Panoramagarten verbunden. In Simulationen sind viele verschiedene Positionen und Standpunkte erlaubt und Reaktionen oder Lösungsansätze können aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet, aber auch ganz aktiv erprobt werden.
8. Panoramagarten. Im Panoramagarten geht es um die Perspektivarbeit und Visionen in Organisationseinheiten, Teams oder Bereichen, also nicht mehr nur um die Einzelperson, den Coachee.
9. Kombination der Räume. Es gibt keine abzuarbeitende Reihenfolge und keine wirklich abgeschlossene Räume in diesem „Coachinghaus“, alles kann ineinanderfließen, neue Räume können entstehen, bestehende abgeändert werden.
Diskussion und Fazit
Klaus Theuretzbacher nutzt als Rahmen für Coachings die Metapher des „Coachinghauses“ – ein Begriff, der Assoziationen ermöglicht und verschiedenartige Räume mit einer Vielzahl von Methoden und Medien öffnet.
Im „Entree“ beschreibt er zunächst anhand einer Skizze seine Vorstellungen von der Arbeit im „Coachinghaus“. Je nach Ziel des Coachees werden verschiedenen Räume betreten und kombiniert. Nach und nach werden Aspekte des Coachings abgearbeitet, haben durch die Räume mit Türen und Zugängen Verbindung zueinander. Es bleibt eine nachvollziehbare Struktur und greifbare Methoden, die den Coachee ins Tun bringen und dadurch anschaulich den Coachingprozess sichtbar machen.
Theuretzbacher erzählt anschaulich, temporeich und begeistert von seinem „Coachinghaus“. Das Buch liest sich schlüssig in der Idee und nachvollziehbar in den praktischen Beispielen. Die beschriebenen Methoden sind hinlänglich bekannt und werden hier in ein neues Gebilde, dem „Coachinghaus“, eingebettet. Für jeden Raum stellt Theuretzbacher sinnvolle und bewährte Methoden vor, die mit Text und Fotos illustriert sind. So ist leicht und schnell verständlich, was gemeint ist. Seine „Abschließenden Gedanken“ in jedem Kapitel helfen als Blick über den Tellerrand selbst Ideen zu entwickeln und ganz in seinem Sinne nicht stehen zu bleiben, sondern kreativ Methoden weiter zu entwickeln.
Das Buch ist sehr empfehlenswert für Coaches, Menschen in Ausbildung von Coaching und Supervision. Auch Menschen, die an sich selbst arbeiten möchten, finden hier einen Leitfaden und Ideen.
Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
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