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Antje Flade, Gunter Mann et al.: Zurück zur Natur?

Rezensiert von Monika Pietsch, 23.10.2018

Cover Antje Flade, Gunter Mann et al.: Zurück zur Natur? ISBN 978-3-658-21121-9

Antje Flade, Gunter Mann, Hans-Joachim Schemel, Torsten Schmidt: Zurück zur Natur? Erkenntnisse und Konzepte der Naturpsychologie. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Wiesbaden) 2018. 248 Seiten. ISBN 978-3-658-21121-9. D: 29,99 EUR, A: 30,83 EUR, CH: 31,00 sFr.

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Thema

Zunehmend kann eine Verstädterung und baulich Verdichtung in den Städten beobachtet werden. Die Natur wird zurück gedrängt. Neben der Entfremdung des Menschen von der Natur bedeutet das auch den Verlust an Lebensmöglichkeiten. Antje Flade geht der Frage nach, wie und inwieweit es für die Menschen, aber auch für die Umwelt/ Mitwelt/ Landschaft, ein „Zurück zur Natur“ gibt und geben kann. Der Blick aus der Sicht der Naturpsychologie ermöglicht eine Kooperation mit der Praxis, um zum Wohle der Menschen und der Umwelt die Erkenntnisse umzusetzen.

Autorin und Autoren

  • Dr. Antje Flade, Studium der Psychologie, Promotion im Bereich der Wahrnehmungspsychologie, Forschungsprojekte und Publikationen zu umweltpsychologischen Fragestellungen, insbesondere zum Mensch-Natur-Verhältnis, auch zur Wohn-, Mobilitäts- und Stadtpsychologie.
  • Gunter Mann, Biologe mit Schwerpunkt: Begrünung von Dächern, Autor und Redakteur
  • Hans- Joachim Schemel, Landschaftsökologe, Stadtplaner, u.a. Sprecher des Arbeitskreises Städtische Naturerfahrungsräume
  • Torsten Schmidt, Biologe, wissenschaftlicher Referent im Bereich Natur- und Artenschutz, Autor

Aufbau und Inhalt

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

1. Einleitung. Einleitend werden verschiedenen Aspekte der Natur beleuchtet: das Verständnis der Menschen von Natur, die Wirkung der Natur, der Mangel von Natur z.B. in der Stadt. Schließlich stellt Flade unter anderem fest, dass der Mensch die Natur braucht, weil auch er Teil der Natur ist.

2. Naturwirkungen. Die Leitfragen zur Wirkung der Natur sind für Flade:

  • Wird die Natur als schön wahrgenommen und warum?
  • Fühlt sich der Mensch dort wohler?
  • Sind authentische Naturerfahrungen in der Kindheit ein Grundstein für das Umweltbewusstsein als Erwachsener?
  • Welche Rolle spielt die Natur in der Transzendenz- Wahrnehmung?

Zur Beantwortung zitiert Flade Untersuchungen, die aufzeigen, dass naturnahe Menschen weniger Angst vor und in der Natur haben. Darüber hinaus ist die emotionale Ebene wechselseitig: der Mensch projiziert Gefühle auf die Natur und die Natur löst welche in ihm aus. Kinder, die sich öfter in der Natur aufhalten sind beweglicher, kreativer und gesünder als vergleichbare Kinder ohne diese Möglichkeiten. Im Sinne der übersinnlichen Wahrnehmung geht es z.B. um die Ehrfurcht vor der Natur. Flade bezeichnet es als „ozeanisches Gefühl“ mit der Natur zu einer Einheit zu verschmelzen.

3. Wohnumwelten. Wohnumwelten werden in verschiedene Territorien aufgeteilt:

  1. primäres: der Mensch gestaltet es selbst
  2. sekundäres: Gebiete mit beschränktem Zugang (z.B. Bibliotheken)
  3. tertiäres oder öffentliches Territorium: wie Parks, Gehwege etc.

Durch Begrünung werden Wohnumgebungen aufgewertet. Mit Bepflanzungen lassen sich z.B. auch das Image des sozialen Wohnungsbaus verbessern; sie werden dann hochwertiger wahrgenommen. Flade zitiert Untersuchungen, in der die Gesundheit des Menschen auch von der Nähe zur Natur abhängt. Gunter Mann stellt Dachgärten in Wohnsiedlungen vor und resümiert, dass bei guter Planung die Lebensumwelt der Bewohner dadurch verbessert werden kann und die Gebäude aufgewertet werden. Der Abschnitt über Haustiere zeigt den Nutzen von Hunden und Katzen auf die Bewohner.

4. Lern- und Arbeitsumwelten. Flade beschreibt die beiden sekundären Pflicht- Territorien, Lern- und Arbeitsumgebung. Hier geht es vor allem um die Frage, inwieweit einen natürliche Umgestaltung dieser Räume Einfluss auf das Wohlbefinden der Nutzer hat.

5. Erholung und Gesundheit fördernde Umwelten. Das Kapitel zeigt die theoretischen Ansätze zum Thema Mensch- Natur- Verhältnis mit Blick auf die Erholung und Gesundheit. Als ein Beispiel wird das Wandern mit seinen vielfältigen Aspekten für die psychische und physische Gesundheit dargestellt.

6. Natur in der Stadt. Flade befasst sich mit der Stadtentwicklung in Bezug auf das Verhältnis zwischen natürlicher und gebauter Umwelt. Hans- Joachim Schemel stellt ein Konzept zu städtischen Naturerfahrungsräumen vor, Torsten Schmidt berichtet über Tiere in der Stadt.

Diskussion und Fazit

Das Buch zeigt aus den verschiedenen Blickwinkeln Aspekte der Wechselwirkungen von Natur und Mensch. Dabei wird aus unterschiedlichen Disziplinen die Stadt und die Natur, ob natürlich oder künstlich, betrachtet. Mit Beispielen und Bildern illustriert zeigt Flade auf, welche Aspekte der Naturpsychologie betrachtet werden können und sollen, damit es sowohl dem Menschen besser geht als auch der Natur. Die Einflüsse sind vielfältig und sicher in der Praxis noch nicht ausgeschöpft.

So ist es besonders interessant, dass sich die Wirkung eines regelmäßigen Naturaufenthalts insbesondere bei Kindern signifikant auswirkt. Diese deutlichen Erkenntnisse können sicher auch noch stärker in die Pädagogik Einzug halten. Eine Möglichkeit diese Effekte zu steigern, kann Aufgabe einer kritischen Stadtplanung und intelligenten Umgestaltungen von Wohn-, Lern- und Arbeitsumwelten sein.

Das Buch ist für interessierte Berufsgruppen aus dem Bereichen Städteplanung, Umwelt- oder Naturschutz und Politik, aber auch Pädagogen, lesens- und bedenkenswert.

Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
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Es gibt 60 Rezensionen von Monika Pietsch.

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ISSN 2190-9245