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Robert Bachert, Sandra Eischer: Controlling in der Nonprofit-Organisation

Rezensiert von Prof. Dr. Robert Knappe, 02.08.2018

Cover Robert Bachert, Sandra Eischer: Controlling in der Nonprofit-Organisation ISBN 978-3-7841-2957-0

Robert Bachert, Sandra Eischer: Controlling in der Nonprofit-Organisation. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2018. 2., aktualisierte Auflage. 179 Seiten. ISBN 978-3-7841-2957-0. 20,00 EUR.
Reihe: Sozialmanagement.

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Thema

Auch im Jahr 2018 bestehen noch Entwicklungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten für eine professionelle kaufmännische Steuerung in Nonprofit-Organisationen. Die Autoren Robert Bachert und Sandra Eischer betrachten in ihrem Werk die Grundlagen der doppelten Buchführung als Voraussetzung für einen Controllingeinsatz, die Kostenstellenrechnung, die Wirtschaftsplanung und das Berichtswesen mit dem Anwendungsfokus kleine und mittlere sozialwirtschaftliche Unternehmen der freien Wohlfahrtspflege (z.B. SGB VIII, XI, XII). Die hier rezensierte 2. Auflage des Werks entspricht im Wesentlichen der 1. Auflage von 2010. Das Buch richtet sich vorwiegend an Praktiker mit Bewirtschaftungsaufgaben in der Sozialwirtschaft und an Studierende, die erworbene Theorie-Kenntnisse in den Bereichen Rechnungswesen und Controlling anhand der zahlreichen Fallbeispiele und Illustrationen praxisnah vertiefen wollen.

Autor

Der Hauptautor Dr. phil. Robert Bachert (M.A.) ist Finanzvorstand im Diakonischen Werk Württemberg, Autor und Dozent an verschiedenen Bildungseinrichtungen.

Die Co-Autorin Sandra Eischer, MBA, ist Personalleiterin im Diakonischen Werk Württemberg.

Aufbau und Inhalte

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

Zu Beginn des Buchs steht eine auf 24 Seiten knapp gehaltene Einführung in das theoretische und praktische Controlling (Kapitel 1).

Am Ende dieses Kapitels wird bereits zu den „vier vorgestellten Instrumenten“ (S. 33) des Controllings übergeleitet, denen die Folgekapitel gewidmet sind:

  • Doppelte Buchführung (Kapitel 2),
  • Kostenstellenrechnung (Kapitel 3),
  • Wirtschaftsplanung (Kapitel 4) und
  • Berichtswesen (Kapitel 5).

Das umfangreichste Hauptkapitel ist die Einführung in die doppelte Buchführung (48 Seiten); hier wird etwas Crash Kurs-artig in die Buchführung inklusive Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung eingeführt.

Die Buchführung wird als Datengrundlage des Controllings betrachtet; explizite Bezüge zum Controlling an sich werden nicht hergestellt. Stellvertretend für das interne Rechnungswesen wird die Kostenstellenrechnung behandelt, jedoch ohne diese im Gesamtaufbau der Kosten- und Leistungsrechnung zu verankern.

Im Abschnitt zur Wirtschaftsplanung werden verschiedene Teilpläne für die Dienstleistungsplanung, Ergebnis- und Finanzplanung u.a. sowie methodische Ansätze für Planungsverfahren samt gesamtbetrieblicher Koordinationsmechanismen kurz vorgestellt. Das kürzeste Kapitel ist dem Berichtswesen gewidmet; auf 12 Seiten wird in die Grundlagen des Berichtsdesigns eingeführt und Beispiele für das operative Berichtswesen werden erläutert.

Die Hauptkapitel 2 bis 5 sind so aufgebaut, dass jeweils zunächst der Untersuchungsgegenstand theoretisch und allgemein erläutert wird, dann im Folgenden eine „Checkliste“ zur sinnvollen Ausgestaltung dieser Anwendungsinstrumente samt Begründungen und Erläuterungen folgt. Im Anschluss werden Praxisbeispiele, überwiegend aus dem Diakonischen Werk Württemberg, abgebildet. Zum Abschluss jedes Kapitels ist rund die Hälfte des jeweiligen Texts dann Fallbeispielen mit fiktiven (aber realitätsnahen) Dialogen von Mitarbeitern aus dem Unternehmenskontext gewidmet, in denen das jeweilige Anwendungsinstrument im Zentrum steht.

Der Kauf des Buchs inkludiert eine individualisierte Online-Lizenz, sodass der Volltext auch als E-Book in einer durchformatierten digitalen Fassung als Download für verschiedene Endgeräte zur Verfügung steht.

Diskussion

Allen Kapiteln mit Ausnahme des ersten (Einführung in das Controlling) ist gemein, dass zwar die vier behandelten „Instrumente“ vorgestellt werden, dabei jedoch nur wenig explizite Bezüge zu den Aufgaben und Funktionen des Controllings bzw. eines Controllers / einer Controllerin hergestellt werden. Im Zentrum des Buchs steht die Gestaltung, Implementierung und Anwendung von kaufmännischer Buchführung, Kostenstellenrechnung, Wirtschaftsplanung und Berichtswesen aus einer instrumentellen Perspektive. Die häufig gebrauchte Metapher des „Werkzeugkastens Controlling“ passt hierzu gut. Ohne Frage bedarf es für die Realisierung von Controlling auch Instrumente und Werkzeuge, insbesondere als Datengrundlage und Kommunikationsmedium. Jedoch gehen die Aufgaben und Funktionen des Controllings deutlich darüber hinaus. Abgesehen davon tut sich der Rezensent anders als die Autoren (vgl. S. 33) damit schwer, Buchführung und Wirtschaftsplanung als „Controllinginstrumente“ zu klassifizieren. Auch die Auswahl genau dieser vier „Instrumente“ wird letztlich nicht begründet, abgesehen von Abbildung 12.

Ungefähr ein Drittel des Textes der vier Hauptkapitel ist jeweils der theoretischen Erläuterung der „Instrumente“ gewidmet. Diese Platzrestriktion muss unweigerlich dazu führen, dass für ein tieferes Verständnis zusätzliche Literatur erforderlich ist.

Die Stärke der vorliegenden Publikation liegt vielmehr in den zahlreichen realen oder realitätsnahen Praxisbeispielen und den Fallstudien inklusive den Dialogen. Dadurch werden die Inhalte sehr gut veranschaulicht. Sicherlich werden dabei in der Rollendramaturgie der Charaktere teilweise auch Stereotype bedient, aber bspw. Studierende können auf diese Weise noch vor einem ersten Praktikum im Bereich Finanzen / Controlling in einer erzählerischen Art auf die Unternehmensrealität vorbereitet werden. Im Hinblick auf den Buchmarkt bleibt festzustellen, dass es zahlreiche Publikationen gibt, die fundierter in die hier behandelten vier „Instrumente“ und das Controlling einführen, jedoch öffentlich zugängliche Praxisbeispiele mit realen oder realitätsnahen Daten, hier aus der Sozialwirtschaft, sind weitaus seltener. Zahlreiche der 70 Abbildungen und die Fallstudien samt Dialogen sind der eigentliche Mehrwert und ggf. Kauf- und Leseanreiz dieses Buchs, sofern man das Bedürfnis hat, die Kenntnisse in Buchführung, Kostenstellenrechnung, Wirtschaftsplanung und / oder Berichtswesen im sozialwirtschaftlichen Bereich aufzubauen oder praxisbezogen zu vertiefen.

Die 2. Auflage entspricht abgesehen von dem optimierten Druckbild, welches ohne inhaltliche Kürzungen rund 20 Seiten einspart, im Wesentlichen der 1. Auflage. Die Kapitelstruktur und die 70 Abbildungen sind zwischen beiden Auflagen identisch. Einige Formatierungen, Orthographie und Interpunktionen wurden gegenüber der 1. Auflage angepasst bzw. verbessert; einige wenige Formatierungsfehler haben sich auch neu eingeschlichen. Der Rezensent konnte nur marginale Veränderungen am Wortlaut des Textes gegenüber der 1. Auflage feststellen, so wurden bspw. einige Definitionen aus dem Online-Wirtschaftslexikon von Gabler eingefügt. Die Rezension zur 1. Auflage von Bernd Halfar (www.socialnet.de/rezensionen/9960.php) ist somit grundsätzlich weiterhin valide.

Die Veränderungen aus dem Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (BilRUG) von 2015 wurden nicht berücksichtigt, bspw. der entfallene Ausweis eines außerordentlichen Ergebnisses in der Gewinn- und Verlustrechnung. Ein Blick ins Literaturverzeichnis ergibt schnell, dass keine der aufgeführten Quellen aus den Jahren nach 2010 stammt, d.h. die Quellenlage der 2. Auflage entspricht dem Stand von 2010 (1. Auflage). Eine Aktualisierung ist auch hier nicht erkennbar.

Dies ist insofern etwas misslich, weil die Controllingfunktion auch in der relevanten Branche der Sozialwirtschaft einer dynamischen Entwicklung unterlegen hat und weiterhin unterliegt. Beispielsweise seien nur die Bereiche Controlling im Rahmen des Qualitätsmanagements, Beteiligungscontrolling in Konzernstrukturen der Sozialwirtschaft, Wirkungscontrolling, wirkungsorientierte Berichterstattung wie bspw. dem Social Reporting Standard, Messung nicht-monetärer Zielgrößen und Digitalisierung des Controllings / Business Intelligence genannt. Aus Sicht der Autoren könnte man dem entgegenhalten, dass sich dieses Buch konzeptionell auf grundlegende und fast omnipräsente Bereiche der wirtschaftlichen Steuerung im engeren Sinne konzentriert. Diese haben sich nicht fundamental verändert, und in zahlreichen Organisationen bestehen auch hier in der Praxis noch Optimierungsmöglichkeiten. Dies ist durchaus zutreffend; betrachtet man jedoch den Titel des Werks, so weckt die zentrale Positionierung des Controllingbegriffs eine Erwartungshaltung, welche sich in der Schwerpunktsetzung Doppik – Kostenstellenrechnung – Wirtschaftsplanung – Berichtswesen nur begrenzt niederschlägt. Zudem ist das zu Grunde liegende Controllingverständnis undifferenziert; es stellt vorwiegend auf den Einsatz und die Ausgestaltung von „Instrumenten“ ab, weniger auf die die übergeordneten Funktionen und Aufgaben des Controllings oder die Tätigkeiten von Controllern in Kompetenzabgrenzung zum Management, einmal abgesehen von den kurzen Erläuterungen im einführenden Kapitel.

Fazit

Das vorliegende Werk gibt einen praxisnahen Einblick in die wirtschaftliche Steuerung eines mittelgroßen sozialwirtschaftlichen Unternehmens mit zahlreichen realen Beispielen aus dem Diakonischen Werk Württemberg. Das Controlling wird hierbei relativ eng als Instrumenteneinsatz zur Planung, Steuerung und Kontrolle von effizienzorientierten Zielgrößen des externen und internen Rechnungswesens verstanden. Fraglos ist dies das Rückgrat der kaufmännischen Betriebsführung einer Nonprofit-Organisation, und zahlreiche einschlägige Organisationen können sich in der Praxis hier noch weiterentwickeln; dazu gibt das Werk von Bachert und Eischer anschaulich beschriebene und gut rezipierbare Impulse, die sich insbesondere für Einsteiger, Bachelor-Studierende und Praktiker eignen. Ein umfassendes Controlling in Nonprofit-Organisationen ist jedoch deutlich breiter und differenzierter; den Anspruch einer zeitgemäßen Monographie zum Nonprofit-Controlling, wie es der Titel suggeriert, erfüllt das Buch nicht. Sofern man die 1. Auflage bereits besitzt, ist die Anschaffung der 2. Auflage aufgrund der nur marginalen Änderungen nicht erforderlich.

Rezension von
Prof. Dr. Robert Knappe
Professur für Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Verwaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
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Es gibt 6 Rezensionen von Robert Knappe.

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Zitiervorschlag
Robert Knappe. Rezension vom 02.08.2018 zu: Robert Bachert, Sandra Eischer: Controlling in der Nonprofit-Organisation. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2018. 2., aktualisierte Auflage. ISBN 978-3-7841-2957-0. Reihe: Sozialmanagement. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24535.php, Datum des Zugriffs 13.09.2024.


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