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Tamara Peer: Transition Kindergarten ­- Grundschule

Rezensiert von Prof. Dr. Anja Seifert, 02.05.2019

Cover Tamara Peer: Transition Kindergarten ­- Grundschule ISBN 978-3-8325-4687-8

Tamara Peer: Transition Kindergarten - Grundschule. Logos Verlag (Berlin) 2018. 176 Seiten. ISBN 978-3-8325-4687-8. D: 40,00 EUR, A: 41,10 EUR.
Reihe: Beiträge zu Bildungstheorie und Bildungsforschung - 5.

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Thema

Die vorliegende Studie, die als Band 5 der Herausgeberreihe Beiträge zu Bildungstheorie und Bildungsforschung von Henning Schluß und Elisabeth Sattler veröffentlicht wurde, beschäftigt sich auf einer theoretischen und empirischen Ebene mit den Bedingungen des Überganges vom Elementar- zum Primarbereich in Österreich.

Autorin

Die Verfasserin Tamara Peer ist Lehrerin und Mitarbeiterin der Universität Wien.

Entstehungshintergrund

Die vorliegende Veröffentlichung ist im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Universität Wien entstanden.

Aufbau

Das Buch gibt im einführenden Teil einen Überblick über den Stand der Forschung respektive relevante Forschungsthemen und -felder des Überganges vom Elementar- zum Primarbereich, zu denen maßgeblich die Forschung zur Kooperation bzw. zu verschiedenen Kooperationsformen gehört. Neben bildungspolitischen Bezügen zur österreichischen Bildungsreform der letzten Jahre, wird hier der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule auch auf einem theoretischen Tableau erörtert. Im Bereich der Übergangstheorie wird insbesondere der Transitionsansatz, der am Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) München entwickelt wurde, mit Bezug auf die Arbeiten von Wilfried Griebel und Renate Niesel (vgl. Griebel/Niesel 2015) aufgegriffen.

Die historische Entwicklung der Debatte zum Anschluss vom Elementar- zum Primarbereich wird in dieser Arbeit sowohl mit Bezug auf Deutschland als auch auf Österreich in ihren Konturen aufgezeigt und es wird auf Risiken und „Risikogruppen“ bereits beim ersten normativen Bildungsübergang hingewiesen. Die Frage nach adäquaten Maßnahmen im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit insbesondere an den ersten Bildungsübergängen wird hierbei (bildungspolitisch) bereits seit den 1970er Jahren thematisiert. Sie bleibt, trotz intensiver theoretischer und empirischer Beschäftigung, bis in die Gegenwart unbeantwortet. Im zweiten Teil des Buches wird daran anknüpfend die eigene empirische Studie, die in Österreich durchgeführt wurde, von der Autorin vorgestellt.

Inhalt

Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eine qualitative Studie, bei der, nach einer theoretischen Einführung in das Forschungsthema und in das Forschungsfeld, im empirischen Teil verschiedene methodische Zugänge kombiniert bzw. trianguliert wurden (between-method).

Neben einer ausführlichen Dokumentenanalyse, die sich auf die österreichischen Curricula im Kindergraten und in der Grundschule bezieht, um die darin formulierten theoretischen Grundlagen und dargestellten Bildungsbereiche im Hinblick auf die Idee einer curricularen Anschlussfähigkeit zu prüfen, werden ferner die Inhalte der beiden verschiedenen österreichischen Ausbildungsgänge der Elementarpädagog/innen und der Primarstufenlehrer/innen verglichen.

Daneben werden in einem zweiten methodischen Zugang empirische Daten im Feld erhoben. Für diesen Teil der Erhebung wurden für den Feldzugang ein Kindergarten und eine Volksschule des 11. Wiener Gemeindebezirks ausgewählt. Es wurden sowohl teilnehmende Beobachtungen als auch Interviews (problemzentrierte Interviews) und „ethnographische Gespräche“ durchgeführt. Die problemzentrierten Interviews wurden hierbei

  • mit einer Kindergartenleiterin,
  • einer Volksschuldirektorin,
  • einer Kindergartenpädagogin und
  • einer Grundschullehrerin durchgeführt.

Die Datenauswertung erfolgte mit Bezug auf Berger/Luckmann (2007) in Form einer „phänomenologischen Analyse“ (vgl. S. 33). Die Verfasserin intendierte dabei „[d]urch ‚eidetische Reduktion‘ (Göttlich 2008, 102) […] Bedeutungseinheiten zu gewinnen, die im Zuge der Phänomeninterpretation mit jenen der problemzentrierten Interviews sowie mit den gewonnenen Erkenntnissen der Dokumentenanalyse in Verbindung gesetzt werden sollen.“ (S. 104)

Diskussion

Die problemzentrierten Interviews mit Akteurinnen der Übergangsgestaltung und -entscheidung ermöglichen durch erzählgenerierende und provozierende Impulsfragen (vgl. S. 106 ff.) einen guten Zugang zum Thema der subjektiven bzw. berufsbezogenen Orientierungen pädagogischer Fach- und Lehrkräfte. Diese ergänzen zudem die Dokumentenanalyse, die sich mit Curricula als bildungspolitischen Steuerungsinstrumenten beschäftigt, und die Darstellung der getrennten Ausbildungssysteme der Elementarpädagog/innen und Primarstufenlehrkräfte in Österreich.

Schwieriger ist indes, die Feldnotizen und Protokolle, die für sich gesehen sehr interessant sind, auszuwerten im Hinblick auf determinierende Bedeutungseinheiten, um die Rahmenforschungsfrage: „Welche Bedingungen für Übergänge gibt es an Kindergärten und an Schulen, die in der Frage der Bildungsgerechtigkeit besonders gefordert sind?“ (S. 149) zu beantworten.

Die am Material der problemzentrierten Interviews herausgearbeiteten Bedeutungseinheiten Eltern, Schulwahl, Kooperation Kindergarten – Schule, Ausbildung der Pädagog/innen, Dokumentationen/Planungen/Beurteilungen sind schlüssig und nachvollziehbar und geben hier mit interessanten Einzelpassagen aus den Interviews der ausgewählten Akteurinnen des Übergangs einen Einblick in berufsbezogene Sichtweisen. Die aufgezeigten Kategorien bzw. Bedeutungseinheiten der teilnehmenden Beobachtung im Kindergarten determinieren hier indes nicht nur den Alltag in der Institution Kindergarten für Kinder, die sich im Übergang vom Elementar- zum Primarbereich befinden, sondern für alle Kinder der pädagogischen Institution Kindergarten. Bedeutungseinheiten wie Organisation und Eltern spielen dabei eine generelle Rolle.

Fazit

Das Buch ist interessant für österreichische oder am österreichischen Bildungssystem interessierte Leser/innen, da sich die Verfasserin mit der Fragestellung des Überganges konkret mit Blick auf Österreich und den dortigen Ausgangsvoraussetzungen beschäftigt und hierzu bislang nur wenige einschlägige Publikationen vorliegen.

Die dichten Beschreibungen der teilnehmenden Beobachtungen haben zudem einen Eigenwert als Materialsorte. Interessant sind u.a. die Beobachtungen der Interaktionen der Jungen und Mädchen unter dem Fokus der Geschlechterinszenierung im Kindergartenalltag und die ausgewählten Interaktionen zwischen Erwachsenen und Kindern mit/ohne Deutsch als Zweitsprache. Bis auf wenige Beispiele wie das Beispiel des Arbeitens am Kompetenzraster, das vom Kindergarten an die Grundschule weiter gereicht werden soll, könnten indes die teilnehmenden Beobachtungen auch unabhängig von der Frage nach dem Übergang zum Primarbereich als Beispiele einer Differenzherstellung und des Umgangs mit Differenz im Kindergarten dargestellt und analysiert werden. Zudem ist es auf der methodischen wie methodologischen Ebene schwierig, in direkter Weise von konkreten Beobachtungen auf die (abstraktere) Frage der Bildungsungleichheit und Bildungsungerechtigkeit zu schließen. Die unterschiedlichen Materialsorten und Methodenzugänge stehen damit eher neben- als miteinander, wenngleich jeder Zugang für sich eine Berechtigung und Relevanz hat und interessante Facetten der Thematik aufzeigt.

Rezension von
Prof. Dr. Anja Seifert
Professorin für Grundschulpädagogik an der JLU Gießen
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Es gibt 6 Rezensionen von Anja Seifert.

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ISSN 2190-9245