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Harry Dettenborn, Eginhard Walter: Familienrechtspsychologie

Rezensiert von Prof. Dr. Dr. Christoph Hiendl, Prof. Dr. Carl Heese, 14.02.2019

Cover Harry Dettenborn, Eginhard Walter: Familienrechtspsychologie ISBN 978-3-8252-8676-7

Harry Dettenborn, Eginhard Walter: Familienrechtspsychologie. Mit 27 Abbildungen und 8 Tabellen. UTB (Stuttgart) 2016. 3., durchgesehene Auflage. 342 Seiten. ISBN 978-3-8252-8676-7. D: 59,00 EUR, A: 60,70 EUR, CH: 72,00 sFr.
Reihe: UTB - 8232.

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Autoren

Beide Autoren sind langjährig als Sachverständige in Familienrechtsfragen tätig und haben zahlreiche Weiterbildungen zum Thema für Sozialpädagogen wie auch für Juristen durchgeführt. Dettenborn ist einer der bekanntesten akademischen Psychologen in diesem Bereich, die Autoren haben zudem die Mehrzahl der Beiträge zur familienpsychologischen Begutachtung zum Handbuch der Rechtspsychologie von Volbert und Steller[1] beigesteuert.

Entstehungshintergrund

Das Buch liegt jetzt in der dritten Auflage vor und ist von 350 auf 500 Seiten angewachsen. Eine Rezension der Erstauflage steht unter www.socialnet.de/rezensionen/423.php.

Aufbau

In der aktuellen Auflage gliedert sich das Buch in neun statt bisher zehn Kapitel. Dabei wurde die Grundkonzeption beibehalten. Sie beginnt mit einer systematischen Verortung der Familienrechtspsychologie, an die sich im 2. Kapitel eine Zusammenstellung von einschlägigen psychologischen Konzepten anschließt. Das 3. Kapitel behandelt das Thema Konflikt- und Konfliktmanagement im familienrechtlichen Bereich, danach folgen die Kapitel zu den einzelnen familienrechtspsychologischen Fragestellungen: Sorge, Umgang, Kindeswohlgefährdung, Herausgabe des Kindes, Adoption. Zu diesen Kapiteln werden zu Beginn jedes Abschnitts die rechtlichen Grundlagen der Thematik ausgebreitet. Bei allen Kapiteln ist jetzt eine reichhaltigere Gliederung eingearbeitet worden.

Das frühere 9. Kapitel zum sexuellen Missbrauch ist nun dem Kapitel zur Kindeswohlgefährdung zugeschlagen, sodass das 9. Kapitel jetzt den Abschluss des Buches bildet. Es enthält Ausführungen zu den Beiträgen der an den familiengerichtlichen Verfahren beteiligten nichtjuristischen Professionen.

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

Ausgewählte Inhalte

Hier wird nur auf die in der 3. Auflage neu hinzugekommenen Inhalte eingegangen.

Bei den psychologischen Theoriebausteinen sind Abschnitte zu der wahrgenommenen Kontrollierbarkeit und der Rolle der Kontrollüberzeugungen hinzugekommen, ebenso einige zur Entfremdung von Kindern gegenüber einem Elternteil.

Im Kapitel zum Konfliktmanagement werden nun auch Kooperation und Kompetition der Eltern diskutiert. Daneben sind umfangreichere Abschnitte zur Konflikteskalation und zur Hochkonflikthaftigkeit der elterlichen Auseinandersetzung aufgenommen worden.

Beim Thema der elterlichen Sorge werden die Trennungsfolgen nun altersbezogen klarer herausgestellt. Neu ist hier ein Unterkapitel zu Betreuungsmodellen bei Getrenntleben der Eltern, in dem auch die aktuelle Diskussion zum paritätischen Wechselmodell berücksichtigt wird. Hier finden sich auch wieder auf verschiedene Altersgruppen bezogene Betrachtungen zu den Umgangsregelungen.

Das Kapitel zur Kindeswohlgefährdung hat die größte Änderung und Ausweitung erfahren. Hier sind die Ausführungen zu den krankheitsbedingten Einschränkungen der Erziehungsfähigkeit neu. Die Darstellung orientiert sich dabei an verschiedenen psychopathologischen Zuständen von der Suchtmittelabhängigkeit bis zur Suizidalität.

Schließlich wurde das Thema ‚Sexueller Missbrauch‘ nun eingebunden in ein Unterkapitel, in dem jetzt auch die folgenden Kindeswohlgefährdungen ausführlich behandelt werden:

  • Vernachlässigung,
  • physische Misshandlung,
  • psychische Misshandlung,
  • Partnerschaftsgewalt und
  • Münchhausen-Stellvertretersyndrom.

Diskussion

Die Inhalte sind für die neue Auflage auf den aktuellen Stand gebracht worden. So ist die neuere Debatte um die Doppelresidenz bei den Umgangsmodellen eingearbeitet und auch das Thema ‚psychisch kranke Eltern‘, das in der Sozialen Arbeit viel Resonanz gefunden hat, ist sehr übersichtlich und hilfreich nach den spezifischen Erkrankungen der Eltern dargelegt. Insgesamt sind die Stärken der alten Auflage auch in der neuen erhalten geblieben. So zeichnet sich das Buch durch eine große Nähe zur Praxis aus und liefert eine – nach unserer Einschätzung – für die Praktiker aus Psychologie und Pädagogik ausreichend breite und tiefe Einführung in den juristischen Kontext der jeweiligen Themen. Vor allem bleibt die Fülle der behandelten Aspekte zum Themenbereich, die vom Lügendetektor bis zum PAS reicht, eindrucksvoll.

Daneben sind aber auch die kleineren Schwächen des Buches erhalten geblieben. So ist die systematische Einordnung des Anwendungsgebietes, mit der das Buch anhebt, von rein akademischer Bedeutung. Der Praktiker wird sie wohl eher überschlagen. Und obwohl die Auflockerung des Textes durch eine reichere Untergliederung dem gesamten Buch durchaus guttut, so sind die Textgestaltung und das Layout im Vergleich zum didaktischen Standard der neueren Lehrbücher trotzdem nicht mehr ganz zeitgemäß. Die verwöhnten Lesererwartungen treffen auch weiterhin auf das, was man in Zeiten des alten Setzerhandwerkes ‚Bleiwüste‘ nannte. Hier wäre eine noch tiefer gehende Neugestaltung im Layout und auch in der Strukturierung des Textes wünschenswert gewesen.

Fazit

Mit der dritten Auflage liegt nun wieder eine aktuelle Version einer umfassenden Darstellung der Familienrechtspsychologie vor, die alle praktischen Fragen, die sich in Jugendämtern und ähnlichen Stellen in diesem Zusammenhang ergeben, ausführlich behandelt.


[1] Volbert, Renate; Steller, Max (Hrsg.). Handbuch der Rechtspsychologie (Handbuch der Psychologie; 9). Göttingen: Hogrefe, 2008.

Rezension von
Prof. Dr. Dr. Christoph Hiendl
Dozent für Gesundheits- und Sozialmanagement an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management, Hochschulzentrum München
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Prof. Dr. Carl Heese
Professur für Rehabilitation an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg
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Es gibt 2 Rezensionen von Christoph Hiendl.
Es gibt 35 Rezensionen von Carl Heese.

Lesen Sie weitere Rezensionen zu früheren Auflagen des gleichen Titels: Rezension 423

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Zitiervorschlag
Christoph Hiendl, Carl Heese. Rezension vom 14.02.2019 zu: Harry Dettenborn, Eginhard Walter: Familienrechtspsychologie. Mit 27 Abbildungen und 8 Tabellen. UTB (Stuttgart) 2016. 3., durchgesehene Auflage. ISBN 978-3-8252-8676-7. Reihe: UTB - 8232. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24593.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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