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Solveig Chilla, Sandra Niebuhr-Siebert: Mehrsprachigkeit in der KiTa

Rezensiert von Christina Hahn, 23.10.2018

Cover Solveig Chilla, Sandra Niebuhr-Siebert: Mehrsprachigkeit in der KiTa ISBN 978-3-17-022182-6

Solveig Chilla, Sandra Niebuhr-Siebert: Mehrsprachigkeit in der KiTa. Grundlagen - Konzepte - Bildung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2017. 224 Seiten. ISBN 978-3-17-022182-6. D: 26,00 EUR, A: 26,80 EUR, CH: 36,50 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

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Thema

Das vorliegende Werk geht auf die unterschiedlichsten Arten von Mehrsprachigkeit bei KiTa Kindern in Deutschland ein. Es beschreibt Grundlagen zum Thema, stellt diverse Konzepte zur praxisnahen Umsetzung in der KiTa vor, geht auf Studien ein und beschreibt die Aufgaben der pädagogischen Fachkraft im Kontext Mehrsprachigkeit. Durch viele Praxisbeispiele wird das Thema anschaulich vermittelt, Grenzen und Möglichkeiten der mehrsprachigen Arbeit in der KiTa werden dargelegt und diskutiert.

Autorinnen

Dr. phil. Solveig Chilla war bis März 2018 an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg als Professorin im Bereich der Sprachbehindertenpädagogik tätig. Im April 2018 hat sie ihre Tätigkeit am Institut für Sonderpädagogik an der Europa-Universität in Flensburg, als Universitätsprofessorin für Pädagogik bei Beeinträchtigungen in Sprache und Kommunikation aufgenommen.

Dr. phil. Sandra Niebuhr-Siebert leitet als Professorin seit 2011 den Studiengang für „Sprache und Sprachförderung in Sozialer Arbeit“ an der Fachhochschule Clara Hoffbauer in Potsdam. Sie möchte durch den oben genannten Studiengang ein eigenes Berufsbild für Sprache und Sprachförderung in der Sozialen Arbeit schaffen.

Entstehungshintergrund

Wie der Bildungsbericht 2016 bestätigt, sprechen über 63 % der vier- bis sechsjährigen Kinder in Deutschland eine andere Familiensprache als Deutsch. Da die Sprache schon bei den Kindern einen wesentlichen Schritt zur Integration in der Gesellschaft darstellt, ist sie unumgängliche Grundlage, um im deutschen Bildungssystem einen erfolgreichen Bildungsweg zu absolvieren. Die aktuelle Bildungsdebatte fordert die konsequente Förderung der Mehrsprachigkeit bei KiTa Kindern, die nicht mit Deutsch als Muttersprache aufwachsen. Fast alle Bildungspläne der unterschiedlichen Bundesländer halten zum Thema Sprachförderung an der Mehrheitssprache Deutsch zur Förderung fest. Die Autoren möchten gezielt pädagogische Fachkräfte mit ihrem Werk auf die benannte Thematik aufmerksam machen und ihnen Grundlagen, Konzepte und die Möglichkeiten zur Bildung aufzeigen.

Aufbau

Das Buch umfasst 224 Seiten, welche in elf Kapiteln unterteilt sind. Diese sind wiederum in bis zu maximal acht übersichtlich gegliederten Unterkapiteln aufbereitet.

In jedem Kapitel gibt es mindestens eine „Aufgabe“, die gezielt pädagogische Fachkräfte anspricht und in einem rau hinterlegten Kasten abgedruckt ist. Es werden zum einen Aufgaben gestellt, die helfen sollen den gelesenen Theorieinput auf die eigene Arbeit zu übertragen. Zum anderen sollen Beispiele zur Theorie aus der Praxis gefunden werden, um das eigene pädagogische Handeln zu reflektieren oder Beispiele zu analysieren.

Des Weiteren gibt es in jedem Kapitel und in manchen Unterkapiteln ein „Pädagogisches Fazit“, welches vom Layout ebenfalls grau unterlegt ist. Kapitel zwei bis zehn schließen in den letzten zwei Unterkapiteln immer mit dem Punkt „Zusammenfassung“ sowie „Literatur und Vertiefung“.

Die Literaturangaben variieren in ihrer Anzahl. Beispiele sind ebenfalls in einem grau unterlegten Kasten oder mit einem Rahmen grafisch hervorgehoben.

Des Weiteren gibt es eine Reihe sofort umsetzbarer Anregungen für die Praxis, wie Lieder, Verse oder Bilderbuchtitel, auf die sofort zurückgegriffen werden kann. Tabellarische Auflistungen sind in verschiedenen Graustufen unterlegt. Zitate sind zum Teil kursiv, eingerückt oder durch einen kleineren Schrifttyp gekennzeichnet.

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

Inhalt

Der Inhalt des vorliegenden Buches ist sehr übersichtlich gegliedert. In jedem Kapitel widmen sich die Autoren einem anderen Schwerpunkt zum Thema „Mehrsprachigkeit in der KiTa“.

Kapitel eins stellt die Ergebnisse des aktuellen Bildungsberichts zum Bereich Sprache vor und bezieht sie auf die derzeitige Situation der Mehrsprachigkeit in den KiTas. Die Autoren benennen defizitäres Wissen der pädagogischen Fachkräfte und ihr ineffektives Arbeiten als Problematik. Die konsequent mehrsprachige Perspektive wird im Anschluss vorgestellt und erläutert.

In Kapitel zwei geht es konkret um die KiTa als Ort der mehrsprachigen Bildung und des Lernens in heterogenen Gruppen. Dazu werden unterschiedlichste Konzepte und Programme vorgestellt, sowie Möglichkeiten und Grenzen dargelegt.

Kapitel drei beschreibt den Kontext von kognitiver und sozio-emotionaler Entwicklung in der Situation der Mehrsprachigkeit bei Kindern und legt Ergebnisse aus der Spracherwerbsforschung dar. Dort wird deutlich, dass Forschungen zum simultan-bilingualen Erwerb überwiegen. Es wird auf die Situation von bilingualen Kindern und die Beachtung wichtiger Faktoren in der Gestaltung von Lernarrangements eingegangen.

Kapitel vier stellt alle Sprachförderprogramme der Deutschen Bundesländer vor und benennt die wichtigsten Kriterien. Ebenso werden Prinzipien und Konzepte der Mehrsprachigkeit und Deutsch als Zweitsprache erörtert. Die Wirksamkeit von separierender Sprachförderung und alltagsintegrierter Sprachförderung wird debattiert. Die besondere Rolle der Einrichtungsleitung und die Rolle und Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte werden dargelegt. Dieses Kapitel zeigt zudem einige praktische Beispiele, wie Lieder, Sprüche und Verse zur direkten Umsetzung auf.

Kapitel fünf widmet sich dem Begleiten, Beobachten und pädagogischen Dokumentieren von mehrsprachiger Bildung. Es werden einige Verfahren zur Einschätzung des Sprachentwicklungsstandes bei mehrsprachigen Kindern vorgestellt und es wird beschrieben, dass alle Sprachen eines Kindes in den diagnostischen Test berücksichtigt werden müssen, um überhaupt eine Sprachentwicklungsstörung feststellen zu können.

Kapitel sechs beschreibt die Bedeutung der Interaktion in der mehrsprachigen Bildung in der Bezugsgruppe des Kindes mit stützenden Dialogen, handlungsbegleitendem Sprechen sowie dem Modellieren der Lernsprachen. Dazu wird auf die Inputspezifizierung, die Modellierung und diverse Techniken mit sich anschließenden Übungen eingegangen. Des Weiteren werden die Kontrastierung und die Metasprache beschrieben.

Kapitel sieben geht auf die mehrsprachige Bildung und Biliteralität ein. Die Bedeutung von dialogischem Lesen, wie z.B. Vorlesesituationen, klassisches Lesen und Erzählen werden vorgestellt. Mögliche Erzählformen, Fähigkeiten der KiTa Kinder in diesem Bereich und Besonderheit bei mehrsprachigen Kindern, wie Kinder grundsätzlich zum Erzählen gebracht werden können, sind ebenfalls in diesem Kapitel zu lesen.

Kapitel acht geht auf die Zusammenarbeit in der mehrsprachigen Bildung mit Eltern ein. Es werden verschiedenste Formen von Projekten, Beteiligungen, Gesprächen und Beratung ausführlich dargelegt. Es wird auch von Schwierigkeiten mit Sprachbarrieren, Fremdheitserfahrungen und Unsicherheiten, die in diversen Formen der Zusammenarbeit mit Eltern auftreten können, beschrieben.

Kapitel neun beschreibt die Institutionelle Kooperation und Vernetzung, sowie die Wichtigkeit des Aufbaus einer Netzwerkanalyse zum Wohle der Kinder. So wird die Qualität der Bildungs- und Betreuungseinrichtung transparent und nachhaltig für die Kinder und Familien verbessert.

Kapitel zehn geht auf die Gestaltung und Bedeutung von Übergängen, die ein Kind durchlebt, ein: der Übergang von der Geburt in die Familie, in die institutionelle Betreuung der Kita und in die Grundschule. Es werden Maßnahmen und Perspektiven für einen gelungen Übergang auch mit Blick auf die Mehrsprachigkeit der Kinder vorgestellt.

Abschließend betont Kapitel elf die Wichtigkeit der mehrsprachigen Konzepte für Kitas und deren Evaluation in der Praxis und ermutigt eigene Konzepte zur Mehrsprachigkeit für die eigene Kita zu entwickeln.

Diskussion

Im rezensierten Buch wird von allen Berufsgruppen in der weiblichen Form geschrieben. Warum sich die Autorinnen dafür entschieden haben, wird nicht erläutert. Das kritische Hinterfragen der Autorinnen von benannten Studien sowie deren Gegenüberstellungen bietet einen vertiefenden Blick für den Leser. Es ist für pädagogische Fachkräfte hilfreich, dass im Textverlauf immer wieder Aufgabenstellungen eingefügt sind. Diese sind zum Teil jedoch recht zahlreich und umfangreich, sodass sicherlich nicht immer alle in der alltäglichen Arbeit der KiTa bearbeitet werden.

Hilfreich ist zudem, dass bei einigen Beispielen immer wieder auf dieselben Kinder und Familien zurückgegriffen wird. So wird eine Situation oft verständlicher und aus verschiedenen Sichtweisen beleuchtet. Zum einen ist es unterstützend, dass es ein pädagogisches Fazit und eine Zusammenfassung von jedem Kapitel gibt. Durch mehrfache Wiederholungen von Inhalten kommt es zu unnötigen Redundanzen, da Inhalte dreimal gelesen werden, sowohl im Text, im pädagogischen Fazit und in der Zusammenfassung.

Fazit

Dieses Werk ist für pädagogische Fachkräfte in KiTas eine ausführliche Handreichung zur Mehrsprachigen Arbeit in ihren Einrichtungen. Es bietet ihnen fachlichen Input, der durch zahlreiche Beispiele direkt in die Praxis übertragen wird. Somit ist das Buch praxisnah geschrieben, bietet Lieder, Verse und Sprüche, die sofort umgesetzt werden können. Ebenso bieten zahlreichen Aufgaben in jedem Kapitel und die gezielte Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle, ihren Aufgaben und ihrer derzeitigen Situation in der Praxis einen weitenden Blick. Die Unterteilung der Kapitel ist thematisch gut, die grafische Gestaltung des Buches bietet eine klare und immer wiederkehrende Struktur durch tabellarische und grafische Darstellungen. Die Zusammenfassungen jedes Kapitels, sowie das pädagogische Fazit in jedem Kapitel verdeutlichen dem Leser die prägnantesten Punkte, auch optisch gut hervorgehoben. Die weiterführende Literatur zum Ende jedes Kapitels ist zur Vertiefung sehr hilfreich. Dieses Werk thematisiert die Bildungspläne zum Thema Sprache sowie vorherrschende Sprachförderprogramme aller Bundesländer.

Rezension von
Christina Hahn
Sozialpädagogin
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Es gibt 1 Rezension von Christina Hahn.

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Kommentare

Anmerkung der Redaktion: Die Rezension entstand im Rahmen des Masterstudiengangs Kindheits- und Sozialwissenschaften (MAKS) der Hochschule Koblenz.


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ISSN 2190-9245