Liane Hofmann, Patrizia Heise (Hrsg.): Spiritualität und spirituelle Krisen
Rezensiert von Dipl.-Pädagogin Bettina Wichers, 17.06.2019

Liane Hofmann, Patrizia Heise (Hrsg.): Spiritualität und spirituelle Krisen. Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis. Schattauer (Stuttgart) 2017. 494 Seiten. ISBN 978-3-7945-3057-1. D: 59,99 EUR, A: 61,70 EUR.
Thema
„Das vorliegende Handbuch befasst sich mit Spiritualität, spiritueller Entwicklung, den möglichen Problemen und Krisen, die im Verlauf der spirituellen Entwicklung auftreten können, und vor allem mit der Frage, wie man schwierige Prozesse dieser Art angemessen und professionell begleiten kann.“
Herausgeberinnen
Patrizia Heise, Dipl.-Psychologin, Religionswissenschaftlerin (M.A.), arbeitet als niedergelassene Psychotherapeutin in eigener Praxis u.a. in Freiburg i.Br., als Dozentin am C.G. Jung-Institut Zürich, Küsnacht in der Schweiz, und als Supervisorin bei Windhorse e.V. Freiburg i. Br. Beruflicher Schwerpunkt ihrer Arbeit im Kontext des Handbuchs ist u.a. die Integration spiritueller Erfahrungen in die persönliche Entwicklung.
Liane Hofmann, Dr. Phil, Dipl.-Psychologin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) in Freiburg i. Br. Wissenschaftliche Schwerpunkte ihrer Arbeit sind u.a. die Möglichkeiten der Einbeziehung der spirituellen und religiösen Dimension in die klinisch-psychotherapeutische Praxis, und klinische Fragestellungen im Zusammenhang mit spirituellen Krisen.
Entstehungshintergrund
Das Buch schließt eine Lücke in der wissenschaftlichen Literatur über Spiritualität für in Psychotherapie und spiritueller Begleitung Tätige, die bisher – trotz des ursprünglichen Erfolges von „Spirituelle Krisen“ von Stanislav und Christina Grof – nur auf wenige Publikationen zu Einzelthemen aus dem Themenkreis zurückgreifen konnten. Beide Herausgeberinnen waren bereits in ihren Diplomarbeiten mit dem Thema in Kontakt, der ursächliche Impuls zu dieser Publikation kam schließlich von Liane Hofmann im Kontext ihrer Arbeit am IGPP. Zum Entstehungshintergrund des Buches siehe auch das Interview von Tom Steininger mit den beiden Herausgeberinnen auf Radio Evolve: www.evolve-magazin.de/radio/spirituelle-krisen/
Aufbau
Das Buch umfasst 33 Kapitel, aufgeteilt in 6 Teile, sowie einen Anhang.
Zu I. Historische und kontextuelle Hintergründe
Nils Kohls widmet sich im Kapitel 1 Spiritualität und außergewöhnliche Erfahrungen im Kontext der akademischen Psychologie dem Entwicklungsweg der akademischen Psychologie und ihres Selbstverständnisses, ihren Umgang mit außergewöhnlichen Erfahrungen (AgE), beschreibt exemplarisch die Interpretation dieser Erfahrungen durch die Parapsychologie, die transpersonale Psychologie und die Gesundheitspsychologie und gibt einen kurzen Einblick in eigene Forschungsergebnisse mit dem „Freiburger Fragebogen zur Erfassung außergewöhnlicher Erfahrungen“ (11).
Liane Hofmann geht in Kapitel 2 Das Konzept der spirituellen Krise – Entwicklungsgeschichte und aktuelle Relevanz auf die Definition und die grundlegenden Forschungsarbeiten von Stanislav Grof zur spirituellen Krise ein, ferner werden diesbezügliche wissenschaftliche Erkenntnisse u.a. aus den Bereichen Entwicklungspsychologie, Transpersonale Psychologie und Neurowissenschaften zusammengefasst und die Problematik der Pathologisierung bzw. die Notwendigkeit der Entpathologisierung spiritueller Krisen erläutert.
David Lukoff schildert in Kapitel 3 Die Kategorie „Religiöses oder Spirituelles Problem“ im DSM-IV und DSM-5 und beschreibt – als einer der Antragssteller für die Aufnahme dieser Kategorie in das DSM-IV – die einzelnen Aspekte der Typologie religiöser Probleme sowie der Typologie spiritueller Probleme – u.a. Nahtoderfahrungen, mystische sowie paranormale Erfahrungen, Entführungen durch Außerirdische und Erfahrungen von Besessenheit.
Ulla Pfluger-Heist würdigt (auch kritisch) in Kapitel 4 Roberto Assagioli als zentraler Wegbereiter der Thematik der spirituellen Krise u.a. die Rolle Assagiolis als „Pionier der transpersonalen Psychologie und Psychotherapie“, beschreibt die von ihm herausgearbeiteten Formen spiritueller Krisen, die sich an der Erfahrung des spirituellen Erwachens orientieren, und einige seiner Forderungenan die Begleitung von Menschen in spirituellen Krisen.
Den ersten Teil abschließend beschreiben Liane Hofmann und Patrizia Heise in Kapitel 5 Psychotherapie und spirituelle Weganleitung den Weg von Freuds „Redekur“ bis hin zu einer „allgemeinen Psychotherapie“ nach Grawes sowie die Zielsetzungen und heutiger Psychotherapien, bevor sie u.a. die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Psychotherapie und spiritueller Begleitung aufzeigen. „So besteht ein gemeinsames Anliegen von Psychotherapie und religiösen Traditionen darin, Antworten und Weganleitungen in Hinblick auf zentrale Lebensfragen und die Bewältigung von menschlichem Leid anzubieten.“ (64). Fragestellungen wie „Was geschieht mit dem Ich auf dem spirituellen Weg?“ (Kap. 5.5) führen weiter zur Erörterung wechselseitiger Integration von Therapie und Spiritualität wie auch der Notwendigkeit multikultureller Kompetenz der Therapeuten/ Begleiter in diesem Kontext. Ein Überblick über Transpersonale Psychotherapien beendet diesen Abschnitt.
Zu II. Theoretische Modelle
Anton A. Bucher gibt in Kapitel 6 Stuf' um Stufe? Modelle der spirituellen Entwicklung einen Überblick über einige wichtige Modelle, die spirituelle Entwicklungswege beschreiben: Stufen des Glaubens („faith“) von James W. Fowler, die Stufen religiöser Entwicklung von Fritz Oser und Paul Gmünder, die Stufen der Spiritualität nach M. Scott Peck und die Stufen der Bewusstseinsentwicklung nach Ken Wilber.
Die Grundlagen einer Differenzierung spiritueller Krisen nach dem integralen Bewusstseinsmodell (Kapitel 7) zeigen relevante Aspekte der integralen Metatheorie, auf die sich viele weitere Autor/innen dieses Bandes beziehen. Wulf Mirko Weinreich geht hier auf die Linien der menschlichen Entwicklung in unterschiedlichen Bereichen des Seins ein und zeigt, wie sich das Bewusstsein über verschiedene Ebenen, durch verschiedene Zustände und über die Zeit entwickelt. Insbesondere die Erfahrung von (bisher unbekannten) Bewusstseinszuständen (im Wachbewusstsein, subtilen und kausalen Bewusstsein), die von traditionellen Instanzen wie Religionsgemeinschaften oder personalen Psychotherapien nicht erklärt werden können, können zu spirituellen Krisen führen – der Ansatz der transpersonalen Psychotherapie kann dann hilfreich sein.
8 Die Heldenreise als tiefenpsychologisch-mythisches Modell – Die Heldenreise beschreibt den Grundmythos aller Mythologien der Welt, der sich heute in modernen Mythen wie Star Wars, Herr der Ringe oder Harry Potter fortsetzt: „Die Heldenreise ist der Weg des Individuums, das sich aufmacht, um unabhängig von vordergründigen Werten wie Sicherheit, Erfolg und Ansehen, das zu entwickeln, was in ihm angelegt ist und ihn ruft.“ (112). Patrizia Heise macht nachvollziehbar, wie die Elemente dieses Prozesses in der individuellen Entwicklung ihre Entsprechung haben, und skizziert kurz die Arbeit mit dem Mythos in der Psychotherapie wie auch in Unternehmen und Gesellschaft.
9 Ein psychophysischer Modellansatz zum Verständnis außergewöhnlicher Erfahrungen – stellvertretend für eine inhaltliche Zusammenfassung soll hier der Autor Wolfgang Fach selbst zu Wort kommen: „Alternativ zu klassisch-dualistischen oder physikalistischen Auslegungen sind die bei AgE [außergewöhnliche Erfahrungen] beobachteten Phänomene auch vor dem Hintergrund eines Duale-Aspekte-Monismus interpretierbar. Eine genaue Untersuchung von theoretisch fundierten und empirish bestätigten AgE-Formenkreisen legt nicht-kausale psychophysische Korrelationen nahe. Sie scheinen unter Beteiligung psychologischer und psychosozialer Faktoren induziert und nach Prinzipien der Komplementarität durch eine holistische Hintergrundwirklichkeit angeordnet zu sein.“ (124)
Zu III. Erscheinungsformen spiritueller und religiöser Probleme
10 Spirituelle Krise: allgemeine Kennzeichen, Auslöser und Gefährdungsfaktoren – Liane Hofmann und Patrizia Heise geben hier einen ausführlichen Überblick, wozu u.a. eine Erläuterung aller Formen spiritueller Krisen, wie sie bereits Grof & Grof benannten, gehört, wie auch die detaillierte Beschreibung der sechs Muster „auslösender Bedingungen einer spirituellen Krise“: Gefangenheit in der Lebenssituation; Aktives Bemühen um einen alternativen Lebensentwurf; Öffnung für einen alternativen Bewusstseinsraum; Kontrollverlust aufgrund äußerer Ereignisse; Verunsicherung im Glauben; Drogenerfahrung (145).
11 Glaubenskrisen – Veränderungen und Neuorientierungen auf einem religiösen Weg: Michael Utsch wendet sich in diesem Kapitel den existentiellen Krisen zu, die in Glaubenskrisen resultieren – ohne dass eine besonders ausgeprägte spirituelle oder religiöse Orientierung bei den betroffenen Menschen vorliegt. „Auch Menschen, die kein Bedürfnis nach meditativen Versenkungsübungen, höheren Bewusstseinszuständen oder besonderen Erleuchtungserfahrungen zeigen, müssen sich irgendwann existentiellen Fragen stellen und – im weitesten Sinne – religiöse Fragen beantworten: Warum ich? Wozu gibt es das Böse? Warum müssen Menschen leiden? […] Diese Fragen können nicht wissenschaftlich, sondern nur ‚gläubig‘ beantwortet werden.“ (159).
12 Wandlungskrisen und das Konzept der PlusHeilung (Hartmut Kraft und Maria Kraft) – Wandlungsprozesse sind natürliche Übergänge im Leben, die mal langsam und unauffällig, mal aber auch so jäh und unerwartet geschehen, dass die normalen Bewältigungsstrategien von Veränderungen nicht mehr greifen und der Prozess als krisenhaft erlebt wird. Entsprechende Wandlungskrisen werden hier beschrieben anhand der Übergangsriten, die auch als Initiationsprozess bezeichnet werden und weltweit nach einem gleichen, deutlich erkennbaren Muster verlaufen: Séparation (Loslösung von der alten Identität), Marge (Wandlungszeit mit Übergangsriten), Agrégation (Einführung in die neue Identität), und die heutzutage auch in individuellen Wandlungskrisen zu beobachten sind – „ohne äußeren Einfluss, ohne gesellschaftliche Tradierung, nach diesem dreischrittigen Muster“. (172)
13 Mystische Erfahrungen (Renaud von Quekelberghe) – Mystische Erfahrungen sind nichts, was nur wenigen Menschen geschieht und was nur nach langer Meditationspraxis o.ä. auftritt, sondern etwas, das „normal“ ist – viel mehr Menschen machen derartige Erfahrungen, als berichtet wird. Qualitäten derartiger Erfahrungen können sein: „allumfassende Stille und Friedfertigkeit, alles durchdringendes gleißendes Licht, vibrierende, einheitliche, ‚psychophysische‘ Energie, tiefe Verbundenheit/ Intimität mit allen Phänomenen und Bewusstseinsformen, allgegenwärtig hellwache und tiefe Präsenz, Erfahrung einer grenzenlosen, unveränderlichen, unbedingten Kraft“ (181). Folgend wird u.a. auf die Auslöser mystischer Erfahrungen (Stress, posttraumatische Erlebnisse, Panik, intensive Meditationen, extreme Sportleistungen, bewusstseinserweiternde Drogen), die Erklärungsansätze der Hirnforschung und auf Therapiemöglichkeiten eingegangen.
14 Spirituelle Krisen in der Gestalt seelischer Nachterfahrungen – Wie schon vorher zu Wort gekommene Autor/innen dieses Bandes bezieht sich auch Susanne Jacobowitz in Begrifflichkeit wie Symptomatik der „dunklen Nacht der Seele“ auf Johannes vom Kreuz. Sie leitet aus der Forschung als Kategorien die „Sinn- und Glaubenskrisen“, die „Aufbruchskrisen“ und die „wegdynamischen Krisen“ ab, wobei die ersten beiden i.d.R. am Anfang eines spirituellen Weges stehen, während letztere integraler Bestandteil eines fortgeschrittenen spirituellen Weges sind. Insbesondere die Aufbruchskrisen haben in den letzten 40 Jahren u.a. aufgrund der neueren Therapieangebote, der wachsenden spirituellen Selbsterfahrungstechniken und aber auch aufgrund der Fortschritte der Reanimationsmedizin und einer darauf zurückzuführenden Zunahme der Nahtoderfahrungen zugenommen. Nicht nur für Beratende, sondern insbesondere natürlich auch für Betroffene ist die Herausforderung gegeben, mit diesen Themen überhaupt akzeptiert und gehört zu werden.
15 Nahtoderfahrungen – Eugenia Kuhn und Wilfried Kuhn spannen zuerst den Bogen von berichteten Nahtoderfahrungen (NTE), oder einzelnen Elementen davon, vom Gilgamesch-Epos, Gullivers Reisen und „Am Jenseits“ von Karl May bis zu Raymond Moodys „Life after Life“ als erste Publikation konkret zu NTE. Die wissenschaftliche Datenlage in diesem Feld ist dank der Studien u.a. von van Lommel relativ klar: „Neuere Studien in Amerika und Deutschland geben einen Prozentsatz von 4,2 % für die Gesamtbevölkerung an.“ (204) – diesen und anderen wissenschaftlichen Erkenntnissen folgt dann die Überleitung auf die persönliche Erfahrungsebene, die positiven und negativen Seiten einer NTE, die Integration einer durch NTE ausgelösten spirituellen Krise, schließlich rundet ein Einblick in Behandlungsmöglichkeiten und Netzwerke (für Deutschland u.a. das Netzwerk Nahtoderfahrung e.V.) das Kapitel ab.
In Kapitel 16 Das Kundalini-Phänomen und andere vegetativ-energetische Störungen gibt Liane Hofmann Einblick in das Erscheinungsbild des Kundalini-Erwachens sowohl auf physiologischer und emotionaler Ebene, hinsichtlich außergewöhnlicher Erfahrungen, veränderter Bewusstseinszustände u.a. Sie schildert ferner mögliche Auslöser eines Kundalini-Prozesses, gibt einen Überblick über wissenschaftliche Befunde und Erklärungsansätze, sowohl nach dem neurophysiologischen wie dem energetischen Paradigma. Die Erörterungen zu diagnostischen Fragestellungen knüpfen u.a. an Kapitel 3 von Lukoff an. Hinweise zur Begleitung und Behandlung eines Menschen, der einen Kundalini-Prozess erfährt, und eine Erörterung transkultureller Perspektiven beenden das Kapitel.
Michael Tremmel und Ulrich Ott zeigen in Kapitel 17 Negative Wirkungen von Meditation, dass es kaum gesicherte Erkenntnisse über negative Wirkungen von Meditation gibt, auch wenn diese berichtet werden. Sie beziehen sich hier insbesondere auf die „Kerntechniken der Meditation“ (234): Hatha-Yoga, Qigong, Transzendentale Meditation und Formen buddhistischer Meditation. Sie listen zahlreiche Studien und vermutete Störungsbilder auf, zeigen mögliche Wechselwirkungen von Meditationserfahrungen und bereits vorher vorliegenden psychischen Störungsbildern auf, doch die häufige Verwendung des Konjunktivs zeigt auf, dass hier eine unklare Datenlage vorliegt: „Von den zusammengetragenen Fällen lässt sich nicht auf die Auftrittshäufigkeit schließen, und auch zur Auftrittshäufigkeit von negativen Wirkungen von Meditation generell fehlen bislang belastbare Daten.“ (235) Auch für die Risikofaktoren, zu möglicher Prävention und konkreter Behandlung bleibt dieses Kapitel oftmals im Bereich des Berichtens über derzeit nicht überprüfbare Hypothesen.
18 Traumatische Erfahrungen und Bewusstseinstransformationen – Ursula Wirtz zeigt in diesem Kapitel auf, dass traumatische Erfahrungen durch die mit ihnen verbundenen Erfahrungen von Desintegration, Depersonalisation und allgemeiner Destabilisierung in der Regel Destrukturierungsprozesse in Gang setzen, die alle bisherigen Anhaftungen an die alten Konstrukte der eigenen Person wie auch der Welt lösen und eine vollkommene Neustrukturierung der Konstrukte erforderlich machen. Dabei kann die transformative Kraft des Leidens ebenso wirken wie es auch zu sogenannten posttraumatischen Wachstumsprozessen kommen kann. Wirth gibt ferner Einblicke in die Arbeit der analytischen Psychologie hinsichtlich Traumaintegration wie u.a. auch in den Aspekt der Traumatherapie als Bewusstseinsarbeit. „Achtsame Bewusstseinsschulung hilft wahrzunehmen, was ist, die schicksalshafte Gebrochenheit des Daseins anzunehmen, ohne auf das Leiden fixiert zu bleiben und der Liebe zum Leben abzuschwören.“ (255).
Alexander Poraj beschreibt in Kapitel 19 Probleme im Umfeld der meditativ-kontemplativen Weganleitung u.a. anhand von Beispielen aus der Arbeit des Benediktushofes in Holzkirchen die Herausforderungen und Gefahren für Menschen, die sich (neu) auf den Weg des Zen oder der Kontemplation begeben. Neben einer kurzen Einführung in Zen und die Zen-Praxis schildert er allgemein die Gefahren von Spiritualität, Esoterik und der Zen- und Kontemplationspraxis im Speziellen. Bei letzterer differenziert er u.a. nach Gefahren für Menschen, die er der „psychiatrischen Gruppe“ (263) zurechnet, und denjenigen, die er der „psychotherapeutischen Gruppe“ (264) zurechnet. Für beide Gruppen gibt er Anregungen, wie begleitende Lehrer und Therapeuten Gefährungen wahrnehmen und angemessen intervenieren können.
Zu IV. Forschung
In Kapitel 20 Empirische Forschung zu spirituellen Krisen geben Liane Hofmann, Patrizia Heise und Michael Tremmel einen ausführlichen Überblick über die qualitative Forschung in Bereich außergewöhnlicher Erfahrungen und spiritueller Krisen, und stellen qualitative wie quantitative Studien vor; zudem geben sie u.a. einen Einblick in relevante Skalen und Screenings.
In Kapitel 21 Grundsätzliche Probleme bei der Erforschung spiritueller Krisen skizziert Wilfried Belschner acht Aspekte des Forschungsprozesses, die für eine Erforschung des Gegenstandes „spirituelle Krisen“ erforderlich sind, u.a. der Bewusstseinszustandsspezifität der Forschung, wo er zwischen Alltagsbewusstsein, Empathie, reinen Bewusstseinsqualitäten und Nondualität (301) unterscheidet, und den Kriterien einer bewusstseinspsychologischen Forschungsstrategie, wie z.B. „In welchem Umfang ist die wissenschaftliche Forschungsgemeinde in bewusstseinsadäquater Weise kompetent, um das Potenzial der Erforschung von ‚spirituellen Krisen‘ zu erkennen und zu fördern?“ (305).
Zu V. Diagnostik und Behandlung spiritueller und religiöser Probleme
22 Allgemeine Leitlinien im Umgang mit spirituellen Krisen – Liane Hofmann und Patrizia Heise stellen verschiedene Orientierungsrahmen zu Diagnostik und therapeutischer Vorgehensweise vor, wie das Kategorienmodell „Kontakt“ (Scagnetti-Feurer), die Berücksichtigung des Strukturmodells bzw. der Persönlichkeitsorganisation (gesund/ neurotisch/ Borderline/ psychotisch) des zu begleitenden Menschen. Ferner geben sie konkrete Leitlinien zum Umgang mit spirituellen Krisen vor, wie Psychoedukation, Identifikation von auslösenden Kontexten, Therapeutenqualitäten u.a. Eine kritische Betrachtung von Internet-Spiritualität und Retreats schließt das Kapitel ab.
23 Differenzialdiagnose von spiritueller Krise und Psychose – die Ausführungen von Edgar Harnack beinhalten sowohl theoretische Modelle als auch Kriterien für die praktische Abgrenzung von Psychose und spiritueller Krise (z.B. Distanzierungsfähigkeit, fehlendes Gefühl der Unheimlichkeit, ungestörte Kontaktaufnahme, was jeweils für eine spirituelle Krise und gegen eine Psychose spricht). Eine mehrseitige Tabelle gibt einen hervorragenden Überblick für Praktiker über Kriterien und Merkmale zur Differentialdiagnose.
24 Möglichkeiten der außerstationären Krisenbegleitung – Patrizia Heise stellt – mit Schwerpunkt auf das Krankheitsbild der Schizophrenie und nach einem Einblick in die Neuroleptikadebatte – verschiedene Ansätze zur Begleitung von Menschen in akuten Krisen außerhalb großer psychiatrischer Zentren vor, u.a. den Offenen Dialog in Finnland, die Soteria-Orte („Geborgenheit“) z.B. in Bern, Diabasis, das Windhorse-Projekt – Ansätze, die in Deutschland immer noch in den Kinderschuhen stecken.
25 Ein achtsamkeitsbasierter Ansatz der Begleitung von spirituellen Krisen – Catherine G. Lucas schildert hier (in einer Übersetzung aus dem Englischen) ihre Erfahrungen mit Achtsamkeit in zwei selbst erfahrenen spirituellen Krisen und Methoden und Verfahrensweisen, die sie selbst u.a. im Spiritual Crisis Network UK lehrt. Sie führt sieben Möglichkeiten der Hilfeleistung bei spirituellen Krisen auf, u.a. „Den Körper bewohnen“ (z.B. mit dem Body-Scan), „Raum um die Erfahrung herum gewinnen“ und „Sich dem Prozess hingeben“. Darüber hinaus differenziert sie zwischen Meditation und Achtsamkeit, und gibt Hinweise darauf, wann Achtsamkeitspraxis in der Begleitung eines Menschen sinnvoll sein kann und wann nicht.
26 Die stationäre Behandlung religiöser und spiritueller Störungen – Dorothea Galuska und Joachim Galuska geben mit diesem Artikel einen Einblick in einige konzeptuelle Grundlagen ihrer Arbeit in den Heiligenfeld Kliniken – neben entwicklungstheoretischen und strukturtheoretischen Aspekten u.a. auch Indikationen, Behandlungsziele und -maßnahmen im stationären Setting. Fallbeispielen vertiefen die theoretischen Erläuterungen, u.a. mit je einem Beispiel für die stationäre Behandlung religiöser Störungen und die Behandlung spiritueller Störungen im engeren Sinne. Die erforderliche therapeutische Grundhaltung wird folgendermaßen charakterisiert: „Wir verstehen Präsenz als die unmittelbare Vergegenwärtigung des Anwesend-Seins, des Existierens. Der entsprechende Bewusstseinszustand wird in der Regel erfahren als in sich ruhend, offen, weit und empfänglich für alle möglichen Inhalte. (…) Aus Präsenz und Achtsamkeit heraus Patienten zu begegnen, nennen wir eine ‚beseelte Psychotherapie‘ (…).“ (372)
27 Beratung und Psychotherapie für Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen – Wolfgang Fach und Martina Belz berichten über den Ansatz des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) und schildern dabei unter anderem das Dokumentationssystem DOKU des IGPP, mit dem die berichteten Einzelphänomene detailliert erfasst werden können, und einige empirische Befunde (siehe auch Kap. 9 von Fach); ferner das Vorgehen in der Beratung am IGPP und ein klinisch-psychologisches Handlungsmodell, das mit einem Fallbeispiel veranschaulicht wird.
Hans Gerding zeigt in Kapitel 28 Philosophische Beratung im Kontext spiritueller Krisen die Möglichkeiten auf, Menschen in spirituellen Krisen durch philosophische Beratung zu unterstützen, deren Vorteil ist – insbesondere im Kontext der in diesem Buch an vielen Stellen bereits geschilderten psychopathologischen Vorannahmen vieler Professioneller im Gesundheitswesen – dass dort „weder diagnostische Etikettierungen noch klinische Behandlungsprogramme zur Anwendung kommen“ (397), und so ein Freiraum entstehen kann, der eine reflektierte und selbstbestimmte Betrachtung und Einordnung von AgE ermöglichen kann. Neben einigen theoretisch-philosophischen Grundannahmen und Ausführungen zur Qualifikation des philosophischen Beraters gibt er einen Einblick in Indikationen, Kontraindikationen und Beratungsstrategien seiner eigenen Arbeit.
Den Abschluss des Kapitels über praktische Modelle bildet Pieter Loomans mit Kapitel 29 Das Netzwerk für spirituelle Entwicklung und Krisenbegleitung (SEN) e.V. Deutschland über Geschichte, Arbeitsweise und Herausforderungen des SEN. Das 1993 in Freiburg i.Br. gegründete Netzwerk www.senev.de/ basiert u.a. auf der Arbeit (und Unterstützung) von Christina und Stan Grof, und bietet Menschen in einer spirituellen Krise wie auch Begleiter/innen und anderen Interessierten eine Liste von Therapie- und Meditationszentren, Auffanghäusern und Kliniken, das jährlich erscheinende Informationsblatt „Phönix“, jährliche Konferenzen und regionale Arbeitskreise. Abschließend einige Punkte der „Wunschliste“ Pieter Loomans: differentialdiagnostischen Fragestellungen im Kontext der spirituellen Krise mehr Raum in der Psychotherapieausbildung geben; mehr Kollegen, die bereit sind, auch psychoseerfahrenen krisengefährdeten Menschen eine Begleitung anzubieten; mehr interkollegialer Austausch…
Zu VI. Gesellschaftliche Perspektiven und Anhang
30 Welt- und Menschenbilder, Gesundheits- und Krankheitskonzepte und kulturspezifische Sichtweisen – Renaud von Quekelberghe führt durch einige Aspekte der Geschichte der naturwissenschaftlich orientierten Psychiatrie und klinischen Psychologie, die Entstehung der Klassifikationssysteme wie die ICD-10, die zunehmende Medikalisierung in der Psychiatrie – und die damit einhergehende Abwendung von kulturspezifischen wie religions- oder spiritualitätssensitiven Betrachtungs- und Behandlungsweisen spiritueller Krisen. Erst langsam, zuletzt u.a. im Kontext des DSM-5 werden wieder zunehmend ethnologische, kulturanthropologische Sichtweisen einbezogen, kulturelle Einflüsse auf Diagnose und Ätiologie.
31 Die Krise der Gesellschaft und die Notwendigkeit einer säkularen undogmatischen Spiritualität – Harald Walach: „Wenn es richtig ist, dass die Krisensituation, in der wir leben, aus einer kollektiven Verwirrung unserer Werteorientierung herrührt; wenn es einleuchtend ist, das Werte die innere Struktur von Situationen und der Welt als Ganzes reflektieren; wenn es außerdem richtig ist zu sagen, dass die Naturwissenschaft keine Werte vermitteln kann, weil diese nicht in der Äußerlichkeit der Welt zu finden sind, und wenn es schließlich nachvollziehbar ist, dass innere Erfahrungen ein möglicher Weg zur Aufdeckung innerer Strukturen und damit von Werten ist, dann benötigen wir, kollektiv, als Kultur, einen systematischen Schulungsweg, um diese inneren Strukturen zu finden. Ein solcher Weg ist als Praxis der Spiritualität bekannt. Weil dieser Begriff aber immer religiöse oder dogmatische Konnotationen transportiert, ist es vielleicht klüger, dafür einen neuen alten Begriff zu verwenden: Kultur des Bewusstseins.“ (S. 440 f.)
32 Kennzeichen, Aufgaben und Probleme der modernen Spiritualität – Katharina Ceming skizziert verschiedene Aspekte der Spiritualität – Systeme und Erfahrungen – in Bezug auf die religiösen Traditionen über die Zeit und zeigt, dass in früheren Zeiten und in den klassischen Religionen spirituelle Erfahrungen nur auf der Basis des eigenen Glaubenssystems nicht nur interpretiert, sondern überhaupt erlebt werden konnten. „Aber selbst dort, wo Menschen unterschiedlicher Religionen nonduale Erfahrungen machten und sie Kenntnis vom Erleben der anderen hatten, war man nicht bereit, diese Erfahrung als kompatibel zur eigenen zu sehen.“ (448). Am Beispiel des Entwicklungsmodells von Clare Graves (dessen Weiterentwicklung als Spiral Dynamics bekannt ist) wird aufgezeigt, wie die Werteorientierung die Weltwahrnehmung des Individuums wie des Kollektivs beeinflusst, und dass die am weitesten entwickelte Bewusstseinsstufe auch das beeinflusst, was dem Individuum an spiritueller Erfahrung dauerhaft zugänglich ist. Ein Einblick in die Schattenseiten der spirituellen Szene schließt das Kapitel ab.
Im abschließenden Kapitel 33 Krisen der Wirklichkeit – die soziologische Sicht ordnet Michael Schetsche die aus zahlreichen Blickwinkeln in den vorhergehenden Kapiteln erörterte Erfahrung einer spirituellen Krise in die gesellschaftlichen Zusammenhänge ein – als eine heterodoxe Erfahrung, die von der das herrschende Welt- und Wirklichkeitswissen dominierenden Orthodoxie in der Regel abgewehrt wird. Die hierbei verwendeten Mechanismen sind Ridikülisierung, Fiktionalisierung, Pathologisierung und Verschweigen, die insbesondere auch von der geltenden szientistischen Wissenschaftsordnung angewendet werden – was den letzten Aspekt angeht, auch von vielen Wissenschaftler/innen selbst, die eigene außergewöhnliche Erfahrungen aus Sorge um die eigene wissenschaftliche Reputation nicht berichten und damit eine Integration dieser Erfahrungen in das Wirklichkeitswissen verhindern oder zumindest verlangsamen.
Anhang
- Literatur – nur allgemeine Literatur zum Thema, nicht die verwendete Literatur in den jeweiligen Kapiteln, diese werden als Download auf der Verlagswebsite zur Verfügung gestellt
- Anlaufstellen, Netzwerke und Internetressourcen – sehr ausführlich und informativ
- Stichwortverzeichnis
- Ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren befindet sich am Anfang des Handbuchs.
Diskussion
Ein hervorragendes Werk, umfassend, tiefgehend, anspruchsvoll, integral. Der Gemeinschaft der Autorinnen und Autoren ist es mit den Herausgeberinnen zusammen gelungen, dass es mit diesem Handbuch für Praktiker, Forscher wie für allgemein an Spiritualität interessierte Menschen möglich ist, sich wirklich umfassend zugleich über die Details wie über die größeren Zusammenhänge spiritueller Krisen zu informieren: über das Erleben der Betroffenen ebenso wie über Verhaltensaspekte, über notwendige Kompetenzen von Begleiter/innen sowohl auf der innerlich-reflexiven Ebene wie auf der Ebene konkreter Kompetenzen, über gesellschaftliche Zusammenhänge und systemische Rahmenbedingungen.
Immer wieder wird zudem der Bogen der Geschichte von Spiritualität und spirituellen Krisen von den frühen Mystikern bis heute so gespannt, dass deutlich wird, dass es weit mehr als eine ICD10-gestützte Diagnostik braucht (die diese Phänomene als krankheitswert und behandlungsbedürftig klassifiziert), sondern dass spirituelle Krisen eine die Geschichte der Menschheit durchziehende tiefe Dimension von (potentieller) Reifung der Persönlichkeit sind, die angemessen zu begleiten die traditionelle Psychiatrie in der Regel nicht in der Lage war und oftmals noch immer nicht ist.
Spirituelle Krisen werden in diesem Handbuch sichtbar als immanenter Teil eines spirituellen Weges wie zugleich potentiell (aber nicht zwangsläufig) destabilisierende psychisch-spirituelle Grenzerfahrung, in der die betroffene Person Orientierung und möglicherweise kompetente, erfahrungsorientierte und entpathologisierende Unterstützung braucht. Welche Facetten diese Erfahrung annehmen kann und welche Begleitung sinnvoll oder gar notwendig ist, das alles zeigt dieses Buch sehr umfassend auf.
Das Handbuch ist finanziell gesehen kein Schnäppchen. Das ist meines Erachtens vollkommen berechtigt. Inhaltlich ist es auch kein Schnäppchen. Soll heißen: Der Inhalt ist nicht mal eben nebenbei „mitzunehmen“. Er setzt die persönliche Auseinandersetzung der Leserin und des Lesers mit dem Inhalt voraus, denn die Beschäftigung mit spirituellen Krisen eines potentiellen Gegenübers ist nicht möglich ohne die Beschäftigung mit der Resonanz, die die Themen in der Innerlichkeit des oder der Rezipientin des Buches haben. So mag ich als Einstieg in das Buch vielleicht sogar das Kapitel 21 von Wilfried Belschner ans Herz legen, oder mit dem Titel eines seiner Bücher „Erfahrungsorientiert forschen“ ein „erfahrungsorientiertes Lesen“ dieses Werkes empfehlen. Es hat bei mir gedauert, bis ich den Inhalt so aufnehmen konnte, dass ich ihn – hoffentlich einigermaßen verständlich – exzerpiert wiedergeben konnte. Möglicherweise bin ich nicht die Einzige, die viel Lese-Zeit und Reflexions-Zeit für dieses Buches braucht. Mir erscheint es notwendig, dass insbesondere aus einer professionellen Motivation Lesende sich für dieses Buch wirklich die Zeit und die innere Öffnung zu nehmen, die es verdient.
Mit Freude habe ich die vielen Bezüge zu einem bewussten, transpersonalen und integralen Verständnis von Spiritualität, aber auch zu einer integralen Weltsicht insgesamt wahrgenommen. Trotz der zahlreichen integralen Bezüge insbesondere zum theoretischen Rahmen, wie ihn Ken Wilber zur Verfügung gestellt hat, ist dies dennoch kein ausschließlich „integrales Werk“, sondern ein wissenschaftliches Handbuch, das sich der gründlich evaluierten wie auch der weniger bekannten Erkenntnis- und Beschreibungsmodelle für eine wissenschaftliche Betrachtung von Spiritualität und spirituellen Krisen bedient, für deren Darstellung die integrale Theorie eine solide erkenntnistheoretische Grundlagenarbeit geleistet hat. Wer bisher wenig Kontakt hatte mit dem integralen Rahmen wissenschaftlicher Erkenntnis, sei explizit auf Kap. 7 von Wulf Mirko Weinreich verwiesen, der hierzu einen verständlichen Überblick gibt.
Inhaltlich gab es Kapitel, die mich weniger packten als andere, was an Lesepräferenzen liegen kann; das ein oder andere Mal war eigene Schattenarbeit notwendig, um die Aussage eines Kapitels erfassen zu können. Geblieben ist die Irritation, dass in Kap. 6 von Anton A. Buchner zu Stufenmodellen zwar u.a. auf Fowler, Peck und Wilber explizit Bezug genommen wird, die Arbeiten von Susanne Cook-Greuter („Selbst-Entwicklung – neun Stufen des zunehmenden Erfassens“) und Terri O’Fallon („Die Evolution der menschlichen Seele: Entwicklungspraktiken der spirituellen Führung“) jedoch nicht einmal erwähnt werden – beide Forscherinnen haben – auf der Basis der Forschung von Jane Loevinger – wegweisende Erkenntnisse und Forschungsergebnisse in die entsprechende Diskussion eingebracht.
Eine deutliche Kritik habe ich an dem Werk: dass die Literaturangaben für die einzelnen Kapitel ausgelagert wurden und lediglich als Download auf der am Ende jedes Kapitels genannten Website zur Verfügung gestellt werden. An vielen Stellen hätte ich gerne während des Lesens die Literaturquelle gewusst, um die Inhalte besser verknüpfen zu können, und musste dann erst den Laptop öffnen und nach der richtigen Datei suchen – oder hatte, da nur mit dem Buch unterwegs – keinerlei Möglichkeit, darauf zurückzugreifen. Für ein Handbuch, das auch der wissenschaftlichen Arbeit dienen soll, empfinde ich es als eklatanten Mangel, die Quellenangaben nicht beim Text zu haben. Sicher wären das noch einmal vielleicht 60 Seiten mehr gewesen – dieser zusätzliche Umfang bedeutet in meinen Augen jedoch deutlich zusätzliche Qualität.
Fazit
Ein hervorragendes und umfassendes Werk zu den wachsenden Herausforderungen, die das beständig anwachsende „Bewusstsein für Bewusstsein“, die Sehnsucht nach Orientierung in einer krisengeschüttelten inneren wie äußeren Welt und das zunehmende Interesse für spirituelle Praktiken als möglichem Orientierungsrahmen mit sich bringen. Theoretiker/innen wie Praktiker/innen – aus dem Feld der Psychotherapie und der spirituellen Begleitung bis hin zum Gesundheitswesen und der Pflege, der Bildungsarbeit bis hin zur Personalführung – finden hier neben fundiertem Wissen und Anleitung auch die (implizierte, nicht ausdrücklich vermittelte) Möglichkeit zur Selbstreflexion des eigenen Werdeganges in und mit Spiritualität.
Rezension von
Dipl.-Pädagogin Bettina Wichers
Gerontologin (M.Sc.), Dipl.-Pädagogin & Coach
CommuniCare. Kommunikation im Gesundheitswesen, Göttingen
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Es gibt 35 Rezensionen von Bettina Wichers.
Zitiervorschlag
Bettina Wichers. Rezension vom 17.06.2019 zu:
Liane Hofmann, Patrizia Heise (Hrsg.): Spiritualität und spirituelle Krisen. Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis. Schattauer
(Stuttgart) 2017.
ISBN 978-3-7945-3057-1.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24741.php, Datum des Zugriffs 28.11.2023.
Urheberrecht
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