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Volker Schneider: Gesundheits­pädagogik. Einführung in Theorie und Praxis

Rezensiert von Anna-Kathleen Piereth, 13.12.2018

Cover Volker Schneider: Gesundheits­pädagogik. Einführung in Theorie und Praxis ISBN 978-3-658-18885-6

Volker Schneider: Gesundheitspädagogik. Einführung in Theorie und Praxis. Springer VS (Wiesbaden) 2017. 3. Auflage. 385 Seiten. ISBN 978-3-658-18885-6. D: 49,99 EUR, A: 51,39 EUR, CH: 51,50 sFr.

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Thema

Gesundheitsförderung und Prävention haben sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und sind heute sowohl ein gesellschaftliches als auch politisches Thema. Die größten Herausforderungen bestehen v.a. in der Umsetzung und Vermittlung von sachlichen Inhalten und Methoden an das Individuum und die Bevölkerung. In diesem Zusammenhang nimmt die Gesundheitspädagogik als Wissenschaftsgebiet eine Schlüsselstellung ein. Um die Akzeptanz und Wirksamkeit moderner Gesundheitsförderung zu verbessern, muss die Gesundheitspädagogik in der öffentlichen Diskussion an Bedeutung gewinnen.

Autor

Prof. Dr. rer. nat. Volker Schneider war Professor für Biologie und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Den von ihm 1990 gegründeten Studiengang Gesundheitspädagogik leitete er dort bis 2005.

Entstehungshintergrund

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um die Neuauflage der 2014 erschienenen gleichnamigen 2. Auflage.

Aufbau

Das Buch gliedert sich in 15 Kapitel, die durchschnittlich zwischen 20 und 40 Seiten umfassen. Jedem Kapitel steht eine Bemerkung zum jeweiligen Thema voran. Sie bestehen aus mehreren Unterkapiteln, in welchen der Autor Inhalte u.a. in Kästen sowie grafisch in Abbildungen und Tabellen darstellt. Abgeschlossen werden die Kapitel mit einer kurzen Zusammenfassung und einer Angabe von weiterführender Literatur. Das Werk endet mit einem Ausblick in Kapitel 15.

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

Inhalt

Kapitel 1 thematisiert die Entwicklung der Gesundheitsförderung in Europa vom Hochmittelalter, über die Epoche der Aufklärung bis hin zu deren Neukonzeptionierung durch Gründung der WHO 1948. Deren Verlautbarungen wie z.B. die Ottawa-Charta haben Leitbildfunktionen und sind Grundpfeiler für die Herausbildung der Gesundheitswissenschaften.

Kapitel 2 hat die Gesundheitsförderung seit 2010 zum Inhalt und bildet durch Darlegung inhaltlicher und definitorischer Grundlagen von Prävention eine Basis für die nachfolgenden Kapitel. Der Autor gibt einen Überblick zu Erfolgen/Misserfolgen bisheriger Präventionsmaßnahmen und erläutert politische Einflüsse (z.B. PrävG 2015) auf die Gesundheitsförderung.

In Kapitel 3 werden Forschungsergebnisse der Gesundheitssoziologie zusammengefasst, welche für moderne Gesundheitsförderung relevant sind. Diese beinhalten z.B. die Erfassung von Gesundheitsvorstellungen und -konzepten in Medizin und Bevölkerung und zeigen den Einfluss sozialer Bedingungen auf das individuelle Gesundheitsverhalten auf. Aus den Erkenntnissen können Handlungsempfehlungen für die Gesundheitspädagogik abgeleitet werden.

In Kapitel 4 werden Beiträge aus der Gesundheitspsychologie vorgestellt, insbesondere der Salutogenese-Ansatz, die Theorie zur Bedürfnisstruktur des Menschen sowie die Resilienz- und Hardiness-Forschung, wobei letztere in der praktischen Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und -projekten eine größere Bedeutung finden sollen.

In Kapitel 5 werden drei theoretische Begründungen der Gesundheitspädagogik beschrieben: erstens Gesundheitspädagogik als Teildisziplin der Pädagogik, zweitens der Ansatz der reflexiven Gesundheitspädagogik und drittens Gesundheitsverhalten als Bildungsvorgang. Des Weiteren stellt der Autor gesundheitspädagogische Kernkompetenzen vor und leitet daraus die Aufgabe der Gesundheitspädagogik ab, Lernen als positives Erlebnis zu gestalten.

In Kapitel 6 werden verschiedene Motivationsformen und deren Einfluss auf das Erlernen von Gesundheitsverhalten erläutert. Anschließend wird auf neurowissenschaftliche Lerntheorien und die Didaktik des Gesundheitslernens – insbesondere die Gesundheitsfaktoren für selbstgesteuertes Lernen – eingegangen.

Das siebte und zentrale Kapitel befasst sich mit Kommunikationsfähigkeit als Schlüsselkompetenz der Gesundheitsförderung. Der Autor beschreibt das Vermittlungsgeschehen in den Formen des Gesprächs, der Beratung und der Gruppe. Bei letzterer spielen in der Gesundheitspädagogik v.a. die Themenzentrierte Kommunikation und die Moderation eine wichtige Rolle. Außerdem wird die Auswahl geeigneter Medien und Methoden aus gesundheitspädagogischer Sicht begründet.

In Kapitel 8 gibt der Autor auf pädagogischen Erfahrungen beruhende Anhaltspunkte zur erfolgreichen Planung, Organisation und Realisierung von Projekten der Gesundheitsförderung. Diesbezüglich werden unterschiedliche Formen der Evaluation wie z.B. das Best-Practice-Modell erläutert und bewertet.

In Kapitel 9 wird der Setting-Ansatz als Zukunftskonzept der Gesundheitsförderung vorgestellt. Dabei wird auf die Settings Betrieb, Schule sowie Stadt und Gemeinde eingegangen und jeweils Möglichkeiten der Gesundheitsförderung erläutert, wie z.B. die Umsetzung betrieblichen Gesundheitsmanagements in sog. Gesundheitszirkeln.

Kapitel 10 thematisiert den richtigen Umgang mit Stressauslösern aus privatem und beruflichem Umfeld als Anliegen der Gesundheitspädagogik. Hierbei werden Forschungsansätze zur erfolgreichen Stressbewältigung und die Bedeutung des Zusammenwirkens von Verhaltens- und Verhältnisprävention aufgezeigt.

In Kapitel 11 wird zunächst auf verschiedene Suchtformen und Arten der Suchtprävention eingegangen. Es werden Methoden der Gesundheitspädagogik demonstriert, wie z.B. die Erziehung zur „Drogenmündigkeit“, um trotz persönlicher und/oder sozialer Gefährdung ein gesundes Leben führen zu können.

Kapitel 12 beschreibt die positiven Auswirkungen von Bewegung bzw. Beweglichkeit, insbesondere von Gesundheitssport auf die Gesundheit. Der Autor führt in die biologischen, sozialen und gesundheitlichen Grundlagen eines gesundheitsfördernden Bewegungsverhältnisses im täglichen Leben ein.

In Kapitel 13 gibt der Autor vor dem Hintergrund des in der deutschen Bevölkerung angestiegenen Risikofaktors Übergewicht Anleitung zum richtigen Ernährungsverhalten. Hierbei vermittelt er Wissen zu Lebensmittelgruppen sowie Energiebedarf und geht auf didaktische Überlegungen und Probleme in der Ernährungserziehung ein.

Kapitel 14 hebt die Bedeutung von Verhältnisprävention und privater Hygiene für die körperliche und seelische Gesundheit der Bevölkerung hervor. Um zukünftig eine effektivere Gesundheitsförderung zu gewährleisten, müssen dem Ausbau des ÖGD und der Erziehung zum richtigen Hygieneverhalten in der Gesundheitspädagogik eine größere Rolle zukommen.

Im Ausblick skizziert der Autor kritisch die aktuelle Situation der Gesundheitsförderung in Deutschland. Er postuliert eine Weiterentwicklung der Gesundheitswissenschaften sowie eine fortschreitende Professionalisierung der gesundheitspädagogischen Ausbildung.

Diskussion

In diesem Werk wird die Bedeutung der Gesundheitspädagogik für eine effektive und moderne Gesundheitsförderung strukturiert herausgearbeitet. Die Gesundheitspädagogik wird dabei als zentrale Wissenschaft in einem Feld von tangierenden Disziplinen – wie z.B. der Soziologie und Psychologie – dargestellt, wobei viele ihrer Sachgebiete und Anwendungsbereiche näher ausgeführt werden.

Somit wird das Wissenschaftsgebiet der Gesundheitspädagogik mehr in der Breite als in der Tiefe veranschaulicht, weshalb sich das Werk v.a. als Einstiegsliteratur z.B. für Studierende der Gesundheits- und Pflegewissenschaften, des Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsökonomie sowie Interessierte aus Gesundheitsberufen eignet.

In den Kapiteln „Stress und Psychohygiene“, „Suchtprävention“, „Bewegung“, „Gesunde Ernährungsweise“ und „Hygiene und Umweltschutz“ hätte der Autor mehr auf bedeutsame Entwicklungen der letzten zehn Jahre eingehen können. Hilfreiche persönliche Ratschläge des Autors z.B. zum richtigen Bewegungs-, Ernährungs- und Hygieneverhalten hätten durch Studienbelege, beispielsweise im Anhang, ergänzt werden sollen.

Detailliertere Ausführungen zum weiteren Forschungsbedarf der Gesundheitspädagogik und eine Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen für die Politik bzw. eine abschließende Zusammenfassung der Kapitel im Ausblick hätten das Werk zusätzlich aufgewertet.

Fazit

Die Vermittlung des richtigen Gesundheitsverhaltens in Form von sachlichen Inhalten und Methoden an das Individuum und die Bevölkerung ist eine große Herausforderung für Prävention und Gesundheitsförderung im Allgemeinen. Hierbei kann die Gesundheitspädagogik einen erheblichen Beitrag leisten, um die Akzeptanz und Wirksamkeit von Gesundheitsförderung und somit auch die gesamte Gesundheitsversorgung in Zukunft entscheidend zu verbessern.

Das vorliegende Werk rückt die Bedeutung der Gesundheitspädagogik für die Gestaltung von Präventionsmaßnahmen und -projekten sowie deren Evaluation in den Vordergrund und fordert einen größeren Einfluss auf die Diskussion um moderne Gesundheitsförderung und deren Gesetzgebung.

Rezension von
Anna-Kathleen Piereth
Gesundheitsmanagement (B.A.), Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftrage SRH Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften Fürth, Forschungsinstitut IDC
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Es gibt 2 Rezensionen von Anna-Kathleen Piereth.

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Zitiervorschlag
Anna-Kathleen Piereth. Rezension vom 13.12.2018 zu: Volker Schneider: Gesundheitspädagogik. Einführung in Theorie und Praxis. Springer VS (Wiesbaden) 2017. 3. Auflage. ISBN 978-3-658-18885-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24744.php, Datum des Zugriffs 04.12.2023.


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