Andreas Hillert, Stefan Koch et al.: Burnout und chronischer beruflicher Stress
Rezensiert von Prof. Dr. phil. Barbara Wedler, 13.05.2019

Andreas Hillert, Stefan Koch, Dirk Lehr: Burnout und chronischer beruflicher Stress. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige.
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG
(Göttingen) 2018.
89 Seiten.
ISBN 978-3-8017-2833-5.
D: 8,95 EUR,
A: 9,30 EUR,
CH: 11,90 sFr.
Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie - Band 39.
Thema
Die Autoren bieten auf wissenschaftlicher Basis Informationen zum Zusammenhang von beruflichen Belastungen sowie erlebtem Stress und bewährte Strategien um dem Stress zu begegnen.
Autoren
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert und Dr. Stefan Koch sind in der Schön Klinik Roseneck als Chefarzt bzw. leitender Psychologe und Supervisor tätig. Prof. Dr. Dirk Lehr hat eine Professur für Gesundheitspsychologie und Angewandte Biologische Psychologie am Institut für Psychologie der Leuphana-Universität Lüneburg.
Aufbau
Vorwort
- Burnout
- Beruflicher Stress
- Beruflichen Stress effektiv reduzieren
Anhang
Inhalt
Nach einem kurzen Überblick über Ziel, Zielgruppe sowie den Inhalt, danken die Autoren im Vorwort den Unterstützenden im Entstehungsprozess dieses Fachbuches.
Mit dem Hinweis, sich Zeit zum Arbeiten mit dem Buch zu nehmen, beginnen die Autoren das Kapitel zum Burnout (BO). In den Arbeitshinweisen verweisen die Autoren auf den partnerschaftlichen Austausch während der Erprobungsphase. Zunächst wird fundiertes Wissen zum BO vermittelt und kritisch diskutiert. Beispiele aus der Praxis veranschaulichen die Ausführungen zu Ursachen und Symptomen des BO. Das Kapitel endet mit der Erkenntnis, dass es immer Gründe gibt, weshalb sich Menschen überlasten.
Der Wunsch nach Anerkennung wird als eine Ursache für Überlastung, für Berufliche[r]n Stress identifiziert. Die Auflistung der diversen Stressreaktionen hilft LeserInnen eigenen Reaktionen „auf die Spur zu kommen“ (S. 26). Die Beschreibung des „sozialen Überlebens“ im Berufsalltag verdeutlicht die Beziehungen zur beruflichen Anforderungen. Dank der weiterführenden Beispiele sowie der Abbildungen erfolgt ein kontinuierlicher Transfer der theoretischen Erkenntnisse auf konkrete Personen. Aufgrund des hohen Erklärungswerte für den beruflichen Stress greifen die Autoren auf das Stressmodell der beruflichen Gratifikationskrise von Siegristzurück, das ausführlich vorgestellt wird. Mit einer „Anleitung zur In-Balance“ (S. 33) und einem „Augenzwinckern“ zeigen Hillert/ Koch/ Lehr den garantierten Weg ins BO.
Beruflichen Stress effektiv reduzieren steht im anwendungsorientierten Focus des 3. Teils. Mit Hilfe von Anleitungen, Übungen und Fragen zur Selbstreflexion können LeserInnen die für sie handhabbare Form der Stressreduktion finden.
Literatur und die notwendigen Arbeitsblätter werden im Anhang zur Verfügung gestellt.
Diskussion
Hillert, Koch und Lehr sind Spezialisten für die Phänomene „Burnout und chronischer beruflicher Stress“. Mit diesem Ratgeber beginnen die Autoren eine Tradition eigener wissenschaftlicher Auseinandersetzungen mit dieser Thematik. Orientiert am Modell der „beruflichen Gratifikationskrise“ (Siegrist, 2015) setzen die Verfasser den Rahmen mit einem anschaulichen wissenschaftlichen Input zu den Themen Burnout/ Stress und bieten diverse Strategien zum Umgang mit beruflichem Stress an. Die Verfasser starten auf der Ebene wissenschaftlicher Erkenntnisse und belegen ihre Ausführungen mit Statistiken, Graphiken und Studienergebnissen. Fallbeispiele belegen die konkreten Auswirkungen von Stress auf das Individuum und Merksätze fassen die Erkenntnisse zusammen. Anhand der „Gratifikationskrise“ werden die „Seiten“ des beruflichen Stresses, Auslöser und Eigenanteile diskutiert. Auf der Handlungsebene regen die Autoren die LeserInnen dank Fragen, Übungsbeispielen und Arbeitsblättern zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Stresserleben an. Was für das Individuum gut ist, findet jeder für sich selbst heraus. Gerade im praktischen Teil bestätigt sich das tiefe Verständnis und die umfangreichen Erfahrungen von Hillert/ Koch/ Lehr in der Arbeit mit stressgeschädigten Menschen. Auch aus diesem Grund kann und sollte jeder (zukünftig) Berufstätige das Buch als Arbeitsgrundlage nutzen. Deshalb gibt es keinen Grund, dieses Fachbuch zu ignorieren.
Fazit
Das Buch ist ein Glanzpunkt unter den „Ratgebern für Betroffene und Angehörige“. Dieser Untertitel ist eine maßlose Untertreibung, denn die Autoren vermitteln anwendungsbereites Wissen, benennen Fakten zum beruflichen Stress und zeigen Möglichkeiten im Umgang damit auf. Ein Fachbuch fast im Taschenbuchformat. Deshalb gehört dieser „Ratgeber“ nicht nur in das Bücherregal öffentlicher und Fachbibliotheken, sondern auch als Lesestoff und Handlungsanleitung in den Studienrucksack bzw. die Arbeitstasche. Ein absolut anregendes „Büchlein“!
Rezension von
Prof. Dr. phil. Barbara Wedler
Professur für klinische Sozialarbeit und Gesundheitswissenschaften
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