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Helmut Lamm (Hrsg.): Praxishandbuch Sozialpsychologie

Rezensiert von Prof. Dr. Manfred Jödecke, 15.02.2019

Cover Helmut Lamm (Hrsg.): Praxishandbuch Sozialpsychologie ISBN 978-3-8340-1655-3

Helmut Lamm (Hrsg.): Praxishandbuch Sozialpsychologie in biographischen Erlebnisschilderungen. Das tägliche Drama um das Mit- und Gegeneinander. Schneider Verlag Hohengehren (Baltmannsweiler) 2016. 2. unveränderte Auflage. 267 Seiten. ISBN 978-3-8340-1655-3. D: 19,80 EUR, A: 20,40 EUR.

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Thema

Das vorgelegte Buch basiert auf biografischen Erlebnisschilderungen, aus denen sozialpsychologische Themen abgeleitet und illustriert werden.

Aufbau

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

Inhalt

„Im 7. Schuljahr wollte ich unbedingt eine gute Chemie-Note haben. Da ich aber kein Interesse an Chemie hatte, musste ich Interesse heucheln, wenn ich schon kaum Leistung erbrachte. Ich habe immer nett gelächelt und mich beim Aufräumen engagiert. Es hat gewirkt. Ich bekam eine 3, auch wenn ich sie nicht verdiente“ (S. 79)

Dies ist eine von 315 „biografischen Erlebnisschilderungen“, die das alltägliche „Drama um das Mit- und Gegeneinander“ zum Ausdruck bringen. Jede dieser Erlebnisschilderungen hat mit bestimmten Themen der „zwischenpersönlichen Interaktion“; von „zielgerichtetem Handeln“ und „reagierendem Verhalten“ zu tun.

In dem vom Autor vorlegten Buch sind es deren 21:

  1. Aggression,
  2. Beeinflussung,
  3. Drohung,
  4. Einschmeicheln,
  5. erfolgreiche Hilfesuche,
  6. erfolglose Hilfesuche,
  7. Gehorsam,
  8. Gehorsamsverweigerung,
  9. gestörte Kommunikation,
  10. Hilfe empfangen,
  11. hilfreiches Verhalten,
  12. Kommunikation,
  13. Konflikt,
  14. Konformität oder Widerstand,
  15. Lügen,
  16. Nichterfüllung einer Bitte,
  17. Schüchternheit,
  18. störendes/unfaires Verhalten einer anderen Person,
  19. Ungerechtigkeit,
  20. Verhandeln und schließlich
  21. Versprechen.

Die 21 Themen ließen sich nach Auffassung des Autors ihrerseits zu sechs Themenkreisen verdichten oder zusammenfassen, nämlich:

  1. Aggression,
  2. Beeinflussung,
  3. Kommunikation,
  4. hilfreiches Verhalten
  5. Kommunikation, Konflikt,
  6. Ungerechtigkeit,

die ihrerseits wiederum „Titel einer Schwerpunktveranstaltung in Sozialpsychologie an einer Hochschule“ (S. IX des Vorworts) sein könnten.

Die oben zitierte Erlebnisschilderung einer 21jährigen Autorin (vermutlich einer Studierenden im Pädagogik- und Lehramtsstudiengang der Universität Köln) gehört zu den insgesamt 15 Geschichten zum Thema „Einschmeicheln“ (zielgerichtetes Handeln) und erweist sich hinsichtlich einer verallgemeinernd vorgenommenen Charakterisierung nach „Verhaltensmerkmalen“ dem „phantasievoll/einfallsreichem Verhalten“ zuordenbar.

Was es mit dem „Einschmeicheln“ so alles auf sich hat, erschließt sich auf zwei Wegen; zum einen von unten, gleichsam induktiv oder von selbst, indem die Gemeinsamkeiten der Geschichten von der Leserin/ dem Leser erkannt und identifiziert werden und zum anderen von oben, unter Nutzung eines sozialpsychologischen Rahmens, der die allgemeinen Grundlagen der jeweiligen Interaktion und deren Möglichkeit zur nachfolgenden wissenschaftlichen Vertiefung bereitstellt.

Die im Anhang aufgeführten Instruktionen (thematisch struktureller Leitrahmen) für Autoren zeigen, auf welchem Wege die Erlebnisschilderungen verfasst wurden und laden darüber hinaus dazu ein, eigene Schilderungen oder dramatische Geschichten zur interpersönlichen Kommunikation zu verfassen.

Diskussion

Wie es im hinteren Klappentext des sozialpsychologischen Praxishandbuchs heißt, stelle dieses „den Versuch einer neuartigen Synthese aus wissenschaftlicher Analyse und individueller Erlebnisschilderung dar“. Dem vermag der Rezensent durchaus zuzustimmen, denn tatsächlich: der Leser/ die Leserin wird zu entdeckendem Lernen motiviert, dazu bewegt, sich etwas aus dem Nacherleben der vorgelegten Geschichten zu erarbeiten und auf verschiedenen Reflexionsebenen zu verdichten. Vielleicht kann er/sie ja dann auch zu weiteren theoriebasierten Unterscheidungen, wie „strategischem und verständigungsorientiertem Kommunizieren“ (Habermas), dem dialogischen Prinzip (Buber), friedensdienlicher Kommunikation (Rosenberg), Macht abgeben/teilen, sich wechselseitig ermächtigen bei der Bewältigung von Konflikten (Freire)… gelangen.

Zielgruppen

Dieses Praxishandbuch könnte für Lehrende und Studierende pädagogischer und sozialwissenschaftlicher Studiengänge aber auch für Praktiker/-innen und alle mit alltagpsychologischen Problemen Befasste von Interesse sein

Fazit

Wissen schaffend und im besten Sinne unterhaltend.

Literatur

  • Jödecke, Manfred, „Mehr als schöne Geschichten…“- zur diagnostischen Relevanz erzählter Behinderung und Inklusion. In: Römer, Susanne (Hg.) (2017): Diagnostik als Beziehungsgestaltung. Beziehungen eingehen, reflektieren und gestalten – Diagnostik in Dialog und Kooperation. Frank & Timme, Berlin (S. 57-80)
  • Sammer, Petra (2015): Storytelling. Dpunkt Verlag GmbH, Heidelberg

Rezension von
Prof. Dr. Manfred Jödecke
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Es gibt 32 Rezensionen von Manfred Jödecke.

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Zitiervorschlag
Manfred Jödecke. Rezension vom 15.02.2019 zu: Helmut Lamm (Hrsg.): Praxishandbuch Sozialpsychologie in biographischen Erlebnisschilderungen. Das tägliche Drama um das Mit- und Gegeneinander. Schneider Verlag Hohengehren (Baltmannsweiler) 2016. 2. unveränderte Auflage. ISBN 978-3-8340-1655-3. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24849.php, Datum des Zugriffs 12.12.2024.


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