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Gerhard K. Schäfer, Barbara Montag et al. (Hrsg.): "Arme habt ihr immer bei euch"

Rezensiert von Prof. Dr. Werner Schönig, 29.08.2019

Cover Gerhard K. Schäfer, Barbara Montag et al. (Hrsg.): "Arme habt ihr immer bei euch" ISBN 978-3-7887-3299-8

Gerhard K. Schäfer, Barbara Montag, Joachim Deterding (Hrsg.): "Arme habt ihr immer bei euch". Armut und soziale Ausgrenzung wahrnehmen, reduzieren, überwinden. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2018. 504 Seiten. ISBN 978-3-7887-3299-8. D: 30,00 EUR, A: 30,90 EUR.

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Thema

Der biblische Titel des Sammelbandes „Arme habt ihr immer bei euch“ zeigt an, dass er sich auf das Themenfeld Armut konzentriert und dafür in einem recht breiten Ansatz sowohl theologische als auch sozialwissenschaftliche und Beiträge aus der Sozialen Arbeit versammelt. Dem entspricht auch der gewählte Untertitel, der „Armut und soziale Ausgrenzung wahrnehmen, reduzieren und überwinden“ will.

HerausgeberInnen

Die drei Herausgeber/innen des Sammelbandes sind zum einen Gerhard K. Schäfer, emeritierter Hochschullehrer für Gemeindepädagogik und Diakoniewissenschaft an der Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum und zum anderen die Pastorin Barbara Montag und der Pfarrer Joachim Deterding, die beide in leitenden Funktionen der evangelischen Kirche und Diakonie tätig sind.

Aufbau

Der mit über 500 Seiten sehr umfangreiche Sammelband umfasst 40 (!) Beiträge, die zwischen 6 bis knapp 20 Textseiten Umfang aufweisen. Die durchschnittliche Länge der Beiträge liegt wohl bei 10 bis 15 Seiten. Gruppiert sind die Beiträge in 6 Kapitel unterschiedlicher Länge und unterschiedlichem Profil.

  • Auf eine knappe Einleitung folgen
  • 3 Beiträge zu „Grundlagen und Traditionen“,
  • 2 Beiträge zu „Geschichten und Gesichter“,
  • 15 Beiträge zu „Phänomene und Diskurse“,
  • 4 Beiträge zu „Globalisierung und Entwicklung“,
  • 9 Beiträge zu „Projekten und Initiativen“ und
  • 7 Beiträge zu „Perspektiven und Strategien“.
  • Abgeschlossen wird das Buch durch ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren.

Inhalt

In ihrem einführenden Aufsatz betonen die Herausgeber/innen die Breite und gesellschaftliche Relevanz des Armutsthemas und dies gerade auch im kirchlichen und sozialen Kontext. Um dieser Breite gerecht zu werden, haben sie eine Vielzahl von Autor/innen versammelt, die jeweils größere oder kleinere Beiträge beigesteuert haben. Dabei stört es nur wenig, dass einige der Beiträge gekürzte Zweitverwertungen bereits publizierter Aufsätze sind.

Bezeichnenderweise werden von den Herausgeber/innen diese einzelnen Beiträge in ihrer Einleitung nicht namentlich gewürdigt, sondern nur im Kontext thematischer Schwerpunkte der oben skizzierten Kapitel. Der Rezensent folgt diesem Vorgehen und konzentriert sich daher auf die Kapitelschwerpunkte.

Im ersten Kapitel werden sowohl theologische als historische und aktuell-sozialwissenschaftliche Grundlagen der Armutsproblematik erläutert, was insgesamt einen informativen und pointierten Überblick zum Themenfeld gibt, wie er heute in der Fachwelt geteilt wird.

Dem wird im zweiten Kapitel die subjektive Wahrnehmung von Armut gegenübergestellt, eine Betroffenenperspektive, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt und die hier sehr gut ihren Ort findet.

Im dritten Kapitel werden unter dem etwas diffusen Titel „Phänomene und Diskurse“ Gruppendifferenzierungen (daher „Phänomene“) wie jene nach Alter, Geschlecht, Erwerbstatus u.a. sowie „Diskurse“ zu einzelnen Handlungsansätzen und lokalen Besonderheiten zusammengefasst, was letztlich recht weit und nicht sehr glücklich strukturiert ist. Die gemeinsame Klammer der Beiträge ist ihr Fokus auf bundesdeutsche Phänomene und Diskurse.

International ist hingegen das vierte Kapitel ausgerichtet, hier allerdings mit Fokus auf die Entwicklungszusammenarbeit und das diakonische Wirken in diesem Bereich. Dabei bleiben internationale Vergleiche zu anderen Industriestaaten sowie auch die EU-Ebene, die in Forschung und Praxis wesentlich die Armutsthematik prägt, unberücksichtigt.

Im fünften Kapitel werden dann Konzepte und Erfahrungen aus der diakonischen Praxis vorgestellt und dies oftmals sehr anschaulich. Hierdurch kommen erneut objektive und subjektive Sichtweisen auf die Armut zu tragen.

Das abschließende sechste Kapitel zeigt politische Perspektiven, die sich zum einen aus sozialpolitischen Diskussionen und sozialräumlichen Entwicklungen ergeben, zum anderen auch aus der kirchlichen Positionierung zum Thema Armut. Sowohl in politischer als auch in kirchlicher Hinsicht hat es in den letzten Jahren bedeutsame Entwicklungen gegeben (Armutskonferenzen auf verschiedenen Ebenen, Hilfe durch Tafeln bei gleichzeitigen Protest gegen sinkende Sicherungsstandards, gemeinsame Papiere der Kirchen), deren Erfahrungen in den Beiträgen kundig und pointiert dargestellt werden.

Fazit

Es ist ein ambitioniertes Unterfangen, die Komplexität der Armutsthematik in einem einzigen Sammelband zu erfassen. Den Herausgeber/innen ist dies durchaus gelungen und zwar durch eine breite Berücksichtigung von Autor/innen (mit Schwerpunkt im evangelischen Umfeld) sowie ein erfolgreiches Bemühen und vergleichsweise kurze Beiträge (mit Berücksichtigung sehr unterschiedlicher Aspekte). Für Fachleute birgt die Lektüre immer wieder überraschende Aspekte, interessierte Laien finden einen komprimierten Überblick zu den wichtigsten Diskussionen und Entwicklungen der letzten Jahre.

Rezension von
Prof. Dr. Werner Schönig
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln
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Es gibt 5 Rezensionen von Werner Schönig.

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ISSN 2190-9245