Dorothee Gutknecht, Maren Kramer et al.: Mikrotransitionen in der Kinderkrippe
Rezensiert von Kathrin Hohmann, 15.01.2019

Dorothee Gutknecht, Maren Kramer, Gudrun de Maddalena: Mikrotransitionen in der Kinderkrippe. Übergänge im Tagesablauf achtsam gestalten. Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2018. 112 Seiten. ISBN 978-3-451-37550-7. D: 15,00 EUR, A: 15,50 EUR, CH: 21,50 sFr.
Thema
Kinder verbringen viel Zeit am Tag während ihres Aufenthaltes in pädagogischen Einrichtungen in Übergangsphasen, den so genannten Mikrotransitionen. Hiermit sind Übergänge, wie vom Spielen zum Essen, von Drinnen nach Draußen, aber auch Wechsel von Räumen oder Bezugspersonen gemeint. Besonders für kleine Kinder bedeutet solch ein Übergang unter Umständen ein Verlust ihrer emotionalen Selbstregulation. Sie weisen herausforderndes Verhalten auf oder weinen und schreien. Dieses Buch gibt pädagogischen Fachkräften in Kitas eine Vielzahl an Impulsen, wie sie in diesen Situationen Hektik und Stress reduzieren können. Ziel ist es, die Mikrotransitionen im Tagesablauf achtsam und harmonisch zu gestalten.
Autorinnen
Dr. Dorothee Gutknecht ist Professorin an der Evangelischen Hochschule in Freiburg mit dem Schwerpunkten Säuglings- und Kleinkindpädagogik, Sprache und Inklusion und professioneller Responsivität. Sie ist Autorin von Fachbüchern zu krippenpädagogischen Themen.
Maren Kramer leitet als Kindheitspädagogin (M.A.) eine Kinderkrippe in Heilbronn. Sie ist Lehrbeauftragte im Bereich Krippenpädagogik an der Evangelischen Hochschule in Freiburg, Fortbildungsreferentin und Buchautorin zu Themen der Kleinstkindpädagogik.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt.
- Das erste Kapitel, Mikrotransitionen: die kleinen Übergänge im Alltag, erläutert einleitend, worum es sich bei kleinen und großen Transitionen handelt und welche insbesondere in der Krippe vorzufinden sind. Unter Mikrotransitionen im Krippenalltag sind der Wechsel von Räumen, Aktivitäten und Personen zu verstehen und besonders die Zeit vor, während und nach dem Übergang gilt es zu analysieren.
- (Übergangs-)Stress reduzieren durch responsive Fachkraft-Kind-Beziehungen heißt das zweite Kapitel. Bei Säuglingen und Kleinkindern in der pädagogischen Einrichtung kommt es nachweisbar oft zu einer erhöhten Stressbelastung, welche sich verstärkt in Einrichtungen mit schlechter Qualität nachweisen lassen. Fachkräften tragen somit eine wichtige Verantwortung zur Stress-Entlastung. In diesem Kapitel wird insbesondere die Bedeutung der Antwortbereitschaft, der Responsivität, näher erläutert, welche sich positiv auf die Kinder auswirkt.
- Im dritten Kapitel, Mikrotransitionen und ihr Bildungspotenzial dreht es sich um Alltagsroutinen und Mikrotransitionen, die bei guter Gestaltung ein wichtiges Lernpotenzial bieten. Insbesondere die Entwicklung der Selbstregulation und Bereiche der Selbstpflege und Selbstfürsorge werden durch sie gestärkt. Die Fachkräfte prüfen ebenso die Möglichkeiten der Veränderungen und Variationen von festen Abläufen (Kontinuität und Diskontinuität) und passen diese entsprechend an.
- Singen und Reimspiele: Brücken für den Übergang heißt das vierte Kapitel. Singen weist eine stressreduzierende, regulative Wirkung auf und wirkt entspannend auf das Kind. Singen ist daher eine sehr unterstützende Intervention bei Mikrotransitionen. Einige Transitionslieder werden im Anhang vorgestellt.
- Das fünfte Kapitel, Mikrotransitionen beim Wechsel von Räumen, betrachtet die Herausforderung dieser Wechsel und stellt erfolgreiche Stationen, Wege, Haltestellen und Ankerplätze vor. Durch diese wird das Warten erleichtert. Unter Problemeanalyse und Lösungsstrategien werden die Schwierigkeiten von Abläufen genauer betrachtet. Praktische Beispiele, welche durch Bebilderungen veranschaulicht werden, runden dieses Kapitel ab.
- Mikrotransitionen beim Wechsel von Aktivitäten heißt das sechste Kapitel, welches sich ausgiebig der Garderobensituation widmet und praktische Beispiele und Ideen für eine stimmige Umsetzung bietet. Zudem dreht es sich in diesem Kapitel um den Wechsel vom Freispiel in andere Aktivitäten, zum Essen und vom Esstisch weg, zum Schlafen und Ruhen sowie um den Waschraum und die Wickelsituation.
- Mit dem abschließenden Kapitel, Mikrotransitionen beim Wechsel von Personen, u.a. der Abschied und die Begrüßung in den Fokus gerückt, denn auch Abschiedskonflikten sollte responsiv begegnet werden. Die Autorinnen beschreiben praxisnah Ideen, wie Übergangsobjekte, Abschiedslieder und Rituale, bei Übergängen und Widerständen helfen können.
Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.
Fazit
Das Buch ist für pädagogische Fachkräfte im Kleinkindbereich eine enorme Bereicherung. Es bietet leicht verständliche entwicklungspsychologische Hintergründe. Es erläutert die Herausforderungen, welche sich durch Mikrotransitionen ergeben, sehr prägnant und gibt wertvolle und kreative Werkzeuge und Ideen an die Hand, mit denen diese Situationen im Alltag stressreduzierter und achtsamer gelingen werden.
Ein sehr zu empfehlendes Fachbuch, welches in Krippen und Kindertagesstätten nicht fehlen und inhaltlich in der Konzeption verankert werden sollte.
Rezension von
Kathrin Hohmann
MA Kindheitspädagogin/Soziale Arbeit
Frühere Rezensionen siehe Kathrin Richter
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Es gibt 4 Rezensionen von Kathrin Hohmann.