Rainer Zech: Qualitätsmanagement und gute Arbeit
Rezensiert von Dipl.Soz-Päd. Martin Walz, 26.02.2019
Rainer Zech: Qualitätsmanagement und gute Arbeit. Grundlagen einer gelingenden Qualitätsentwicklung für Einsteiger und Skeptiker.
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
(Wiesbaden) 2018.
2. Auflage.
47 Seiten.
ISBN 978-3-658-23600-7.
D: 14,99 EUR,
A: 15,41 EUR,
CH: 15,50 sFr.
Reihe: essentials.
Thema
Das vorliegende Werk beschäftigt sich mit dem Thema Qualitätsmanagement. Dabei geht es dem Autor neben einer skeptischen Einschätzung des üblichen Qualitätsmanagementsystems auch um die Frage, wie Qualität als Begriff verstanden und im Kontext eines guten Lebens in einer gerechten Welt verortet werden kann. Aufbauend auf diese ethisch fundierte Qualitätsdefinition beschreibt Zech, was eine gelingende Qualitätsentwicklung auszeichnet.
Entstehungshintergrund
Die Publikation erschien in der essentials-Reihe des Springer-Verlags. Auf der Internetseite bzw. der Seite II des vorliegenden Werkes finden sich weitere Informationen. „essentials liefern aktuelles Wissen in konzentrierter Form.“ (Seite II) Sie sollen die Leser schnell, verständlich und unkompliziert über ein Thema informieren. (Vgl. Seite II)
Autor
Prof. Dr. Rainer Zech ist Geschäftsführer der ArtSet Forschung Bildung Beratung mit Sitz in Hannover. Darüber hinaus ist er als Coach und Berater tätig.
Personen im Bereich der Sozialen Arbeit, die sich mit dem Thema Qualitätsmanagement im Bereich der Kindertagesbetreuung auseinandersetzen, könnten von LQK (Lernerorientierte Qualitätstestierung für Kindertagesstätten) gehört haben, die zu den Qualitätsentwicklungsmodellen von ArtSet zählt.
Aufbau
Nach einem Vorwort und Inhaltsverzeichnis gliedert sich das vorliegende essential in sechs Kapitel:
- Qualitätsmanagement als Disziplinarsystem (6 Seiten)
- Die Klassiker: DIN EN ISO und EFQM (16 Seiten)
- Was ist eigentlich Qualität? (4 Seiten)
- Gute Arbeit in einer gerechten Gesellschaft (6 Seiten)
- Gelingende Qualitätsentwicklung und ihre Voraussetzungen (4 Seiten)
- Besonderheiten einer Qualitätsentwicklung bei personenbezogenen sozialen Dienstleistungen (5 Seiten)
Am Buchende findet sich ein Literaturverzeichnis.
Inhalt
Mit der Überschrift „Qualitätsmanagement als Disziplinarsystem“ (Kapitel 1) beginnt Zech seine Auseinandersetzung mit dem Thema. „Die These dieses skeptischen Kapitels ist, dass die in Industrie und Dienstleistung gebräuchliche Form des Qualitätsmanagement nicht Qualität managt, sondern die möglichst reibungslose Anpassung der Arbeit an ökonomische Erfolgskriterien …“ (Seite 1) Vorerst nimmt der Autor den Begriff „Qualität“ in den Blick und greift in wenigen Worten die historische Hintergründe der Qualitätsnormierung auf. Es kann, so stellt es Zech dar, eine Verschiebung von der Qualität des Produkts hin zur Dokumentation der Managementprozesse beobachtet werden. Kapitelabschließend weist der Autor auf zwei beispielhafte Strategien hin, die als nicht zielführend angesehen werden können: inhumane Fehlerintoleranz (Null-Fehler-Strategie) und ständige Verhaltensüberwachung und -rückmeldung.
Im Kapitel zwei stellt Zech die beiden klassischen Qualitätsmodelle DIN EN ISO 9000 ff und EFQM dar. Dabei greift er im Rahmen des DIN ISO QM folgende Normen auf: DIN EN ISO 9001:2008; 9000:2005 und 9004:2009. Bevor Zech auf die Vor- und Nachteile dieses Klassikers eingeht, skizziert er eine mögliche Zertifizierung und die dazugehörigen Audits. Inhalt des Abschnitts 2.1 ist das EFQM-Excellence-Modell 2010. Nach einer kurzen Hinführung finden sich hier die acht Grundkonzepte (EFQM 2009) sowie eine Aufzählung der Befähiger- und Ergebniskriterien. Ebenso stellt Zech kurz das dritte Element des Modells, die sogenannte RADAR-Logik, vor und beschreibt, wie im Rahmen des EFQMs die Qualitätsentwicklung nach außen sichtbar gemacht werden kann. Neben dem grundsätzlichen Ansatz der Selbstbewertung besteht auch die Möglichkeit, sich um Qualitätspreise zu bewerben.
Im dritten Kapitel „Was ist eigentlich Qualität“ setzt sich Zech zunächst mit dem Begriff und seiner Bedeutung auseinander und erläutert den Bezug zur Ethik. In seiner anschließenden philosophischen Reflexion des Guten geht er den Weg zurück zu Platon und Aristoteles und resümiert: „Qualitätsentwicklung bedarf als Grundvoraussetzung einer geistig-praktischen Einstellung der Arbeitenden dem Leben gegenüber.“ (Seite 25) Eine Haltung zu guter Qualität unseres Lebens wird sich, so Zech, ausbreiten und auf andere übertragen. Im weiteren Verlauf führt er seine Gedanken aus: Auf Basis der Qualität eines gelungenen Lebens in einer gerechten Welt sollte sich ein gutes organisationales Qualitätsmanagement daran orientieren, was wir wirklich brauchen. Der Autor nennt in diesem Zusammenhang z.B. eine menschenwürdige Produktion oder lebensdienliche Produkte und Dienstleistungen.
Kapitel vier „Gute Arbeit in einer gerechten Gesellschaft“ setzt sich zuerst mit der dreifachen Selektion von Arbeit in Bedarf, Leistung und Gebrauch auseinander und zeigt, wie diese in Zusammenhang mit einer guten und gerechten Gesellschaft stehen. Im zweiten Teil erläutert Zech Dimensionen und Kriterien guter Arbeit.
Aufbauend auf diesen Grundlagen grenzt der Autor im Folgekapitel „Gelingende Qualitätsentwicklung und ihre Voraussetzungen“ Erfolg von Gelingen ab. Zech nennt individuelle, interaktionelle, organisationale und gesellschaftliche Voraussetzungen. Kapitalabschließend fasst der Autor seine Überlegungen zu einer gelungenen Qualitätsentwicklung in einer „handlichen“ Definition zusammen.
Im letzten Kapitel richtet Zech den Blick auf einen Bereich, „in dem in einer besonderen Weise eine ethisch bedeutsame Arbeit erledigt wird …“ (S. 37). Hierfür weißt der Autor vorerst auf die Besonderheit personenbezogener sozialer Dienstleistungsorganisationen hin und beschreibt im Anschluss, die speziell für diesen Organisationstyp entwickelte „Lerner- und Kundenorientierte Qualitätstestierung“. Die mögliche Testierung überprüft „im Wesentlichen nicht das Erreichen externer Standards, sondern die Begründetheit und Stimmigkeit der organisationalen Qualitätserfolge in Bezug auf den Selbstanspruch der jeweiligen Organisation …“ (S. 40)
Am Ende des sechsten Kapitels findet sich eine Art Zusammenfassung „Was Sie aus diesem essential mitnehmen können“, in welcher der Autor auf vier für ihn prägnante Punkte hinweist.
Das Literaturverzeichnis am Buchende umfasst etwa 1,5 Seiten und reicht von Klassikern, wie beispielsweise Luhmann 1974 (Wirtschaft als soziales System), bis hin zu neueren Werken wie Arlt 2014 (Weiß der Hering, dass er im Wasser lebt?) oder Menke 2013 (Die Kraft der Kunst). Berücksichtigt man, dass die erste Auflage des Buches im Jahr 2015 erschien, so wurde die Literaturliste vielleicht aktualisiert, viele Bücher mit aktuellem Erscheinungsdatum finden sich allerdings nicht. Die Nennung der Publikation des Autors und von Claudia Dehn (Qualität als Gelingen) ist selbstverständlich.
Diskussion
Qualitätsmanagement wurde und wird immer wieder auch skeptisch hinterfragt. Wer nur den Titel beziehungsweise die Unterüberschrift dieses essentials liest und sich die kompakte Publikation bestellt, weil er auf der Suche nach einem kompakten Einstieg in das Thema ist, wird enttäuscht sein.
Das Werk „Qualitätsmanagement und gute Arbeit – Grundlagen einer gelingenden Qualitätsentwicklung für Einsteiger und Skeptiker“ bearbeitet alle auf der Buchrückseite aufgeführten Punkte. Inhaltlicher Schwerpunkt der Ausführungen und die Stärke des essentials liegen dennoch klar in der ethischen Verortung des Themas. Zech hat sich, das wird eindrücklich deutlich, intensiv mit der ethischen Begründung einer gelingenden Qualitätsentwicklung auseinandergesetzt. In seinen Ausführungen bezieht der Autor damit auch klar Position.
In der Tat scheint das Literaturverzeichnis seit der ersten Auflage im Jahr 2015 aktualisiert worden zu sein. Die grundlegenden Quellen sind nachvollziehbarer Weise nicht verändert. Zu den neuen Angaben zählen die Publikationen von Zech im Bereich Qualitätsmanagementsysteme und vor allem seine Publikation aus dem Jahr 2017 zusammen mit Dehn.
Die anfangs aufgeführte Enttäuschung könnte sich auch an der Aktualität der Darstellung der QM-Klassiker im Kapital zwei festmachen. In der vorliegenden zweiten Auflage wurde zwar das Literaturverzeichnis aktualisiert und das Werk aus 2017 eingebunden, die Erläuterungen zu den Universalkonzepten aber nicht überarbeitet. In beiden Qualitätsmodellen gab es Revisionen. Das EFQM-Modell wurde 2013 überarbeitet, die DIN ISO 9001 wurde 2015 verändert.
Somit eignet die vorliegende Publikation nicht als Einstiegslektüre in das Qualitätsmanagement allgemein. Durch die Art und Weise, wie Zech die ethische Verortung vornimmt, weckt es aber Interesse, sich intensiver damit zu beschäftigen. Eine Möglichkeit dazu sehe ich im Werk „Qualität als Gelingen: Grundlegung einer Qualitätsentwicklung in Bildung, Beratung und Sozialer Dienstleistung“, das von Zech und Dehn im Jahr 2017 veröffentlicht wurde.
Fazit
Das vorliegende Werk ist keine Einführung in das Qualitätsmanagement im eigentlichen Sinne. Wesentlicher Beitrag zur Qualitätsdiskussion und Stärke der vorliegenden Publikation ist die ethische Verortung des Themas, das Interesse weckt, sich intensiver mit diesen Aspekten auseinanderzusetzen und das eigene Vorgehen danach zu hinterfragen.
Rezension von
Dipl.Soz-Päd. Martin Walz
Master of Social Management, Diplom-Sozialpädagoge (FH)
Geschäftsführer Kindertageseinrichtungen mit mehrjähriger Berufserfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe
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