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Tanja Föhr: Moderations­kompetenz für Führungskräfte

Rezensiert von Dipl. Soz.Arb./-Päd. Wolf Paschen, 29.11.2019

Cover Tanja Föhr: Moderations­kompetenz für Führungskräfte ISBN 978-3-95891-046-1

Tanja Föhr: Moderationskompetenz für Führungskräfte. Methoden und Mindset für Meetings mit Partizipation, Eigenverantwortung und Kreativität. managerSeminare Verlags GmbH (Bonn) 2018. 127 Seiten. ISBN 978-3-95891-046-1.
Reihe: Leadership kompakt & visuell.

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Thema

Im Wesentlichen listet dieses in einer zweiten Auflage 2019 veröffentlichte Buch (Erstveröffentlichung 2018) verschiedenste Methoden, Verfahren der Visualisierung, Moderation und Steuerung von Prozessen, Besprechungen, Sitzungen, Teammeetings auf.

Entstehungshintergrund

Die Inhalte sind laut Autorin hauptsächlich aus Ihrer Praxis und Erfahrung als selbstständige Moderatorin und Führungskraft wie auch als Anregungen aus dem KollegInnenbereich und aus dem Internet entstanden.

Aufbau

Das Buch gliedert sich in drei Hauptkapitel mit bis zu 28 Unterkapiteln und einer Literaturliste mit neun Titelangaben. Das Buch umfasst 127 Seiten und kostet 24,90. Zusätzlich zu dem Printexemplar wird auch noch ein Link-Zugang zu einer Download-Routine eröffnet. Sie bietet wohl aber nur in zwei Fällen eine Vertiefung von insgesamt ca. 40 Methoden an, wenn man dem dafür ausgewiesenen Symbol im Buch folgt.

Inhalt

Die Titel der Hauptkapitel: „Sinn“, „Basics“, „Upgrade“ lassen vom Titel noch nicht wirklich auf den Inhalt schließen. Auch die Bezeichnungen der Unterkapitel. Z. B.: „Methoden“, „Sketchnotes“ – „Visualisierungen“ oder „Mindset“ ermöglichen dies noch nicht sehr genau. Dafür sind die einzelnen Kapitelüberschriften sehr aussagefähig.

Zu den drei Hauptkapiteln auszugsweise einige Beispiele. Im ersten Kapitel „Sinn“ wird in dem einzigen Unterkapitel erläutert: „Warum es sinnvoll ist, wenn Führungskräfte Meetings moderieren“.

Im Folgenden einige Beispiele für Gliederungspunkte des zweiten Kapitels: „Basics“

  • Meeting ohne Tagesordnung
  • Problemlösung durch Simulation
  • Der gute alte Stuhlkreis
  • Komplexes verständlich erklären
  • Stärken stärken
  • Warum Visualisieren
  • Vor- und Nachteile von Visualisierungsflächen
  • Tipp: Raus aus der Komfortzone

Im dritten Kapitel „Upgrade“ finden sich dann beispielsweise folgende Gliederungspunkte:

  • Aufbau von Infoflipcharts
  • Achtsam moderieren bei Konflikten
  • Empathie fördern
  • Ideen strukturiert und transparent ausarbeiten: Ideen-Canvas
  • Icons
  • Schrift
  • Verständnis für iteratives Vorgehen
  • Haltung im Meeting

Diskussion

Als Stärke dieses Buches kann sicherlich das Zusammentragen einer Fülle von Methoden insbesondere zu Visualisierungsverfahren, aber auch zur Moderation- und Beteiligungsverfahren angesehen werden! Die einzelnen Methoden sind dabei in übersichtliche drei Darstellungskategorien: „Ziel“, „Beschreibung“ und „Kommentar“ gegliedert. Sie ermöglichen eine schnelle Orientierung und Aneignung gerade für Menschen mit wenig Zeit. Aber in dieser Stärke liegt auch eine Schwäche des Buches. Gerade für den methodischen Einsteiger, den die Autorin im besonderen Fokus der Zielgruppe anführt, ist es vielfach ein wenig knapp geraten, bleiben einige Methodenbeschreibungen zu sehr an der Oberfläche. Als Beispiel hierfür mögen die Ausführungen der Autorin zur Moderationsmethode stehen. Hierzu gibt es nur einen vagen Hinweis zum Einsatz von Moderationspinnwänden. Gerade aber die Moderationsmethode Metaplan – ein zentrales Instrument der Partizipation, Konzeptentwicklung und Problemlösung z.B. auch in Organisationsentwicklungsprozessen oder Klausurtagungen – die diese Pinnwandtechnik systematisch nutzt und eine Fülle von Vorteilen der partizipativen Konzeptentwicklung und Problemlösung bietet, ist hier – bis auf den Hinweis auf die Stellwände – vollkommen unerwähnt geblieben.

Zu einer kompletteren Darstellung und Anleitung für den Einsatz der Methoden könnte auch eine Ergänzung der drei Gliederungskategorien für die Methoden gehören, z.B. noch durch die Kategorien „Widerstände und Hürden“ beim Einsatz der Methoden. Oder auch das Anführen von „materiellen Voraussetzungen“. Auch Hinweise für welche „Gruppengrößen“ die Methoden sinnvoll erscheinen, würde für eine (Erst-) Anwendung ebenfalls hilfreich sein. Aber das hätte das Buch auch umfänglicher und die Aneignung zeitaufwendiger gemacht.

Die Einschränkung auf Führungskräfte als Hauptzielgruppe ist wenig nachvollziehbar. Die Methoden sind durchaus auch für andere AnwenderInnen z.B. im Bereich der Erwachsenenbildung sinnvoll.

Die Literaturliste fällt leider mit neun Titeln knapp aus. Hier wäre es in den einzelnen Methodenbeschreibungen – oder zu den jeweiligen Kapiteln – sicherlich ein Hilfe, weitere vertiefende Literaturhinweise zu erhalten.

Auch wenn heute durch das Internet wie auch die vielfältige Darstellung von Methoden in der Praxis der Erwachsenenbildung vieles eher überliefert erscheint, ist es doch möglich, bei zentralen Methoden wie z.B. der Metaplanmethode Quellenbezüge herzustellen. Für diese Methode (die im Wesentlichen die Pinnwand- und Kartenvisualisierung zum Gegenstand hat) wären dies beispielsweise Wolfgang und Eberhard Schnelle, Telse-Schnelle-Cölln oder auch Michele Neuland, die ebenfalls diese Methode maßgeblich weiterentwickelt und dazu auch veröffentlicht hat.

Auch wenn es eine verdienstvolle Fleißarbeit ist, aus der Fülle von Methoden einige interessante – gerade für die Arbeit mit und in Teams – zusammenzustellen und dies mit eigenen Worten in einem sehr lesefreundlichen Stil zu machen, fällt es auf, das hier gar keine Quellenbezüge hergestellt werden. So gibt die Autorin in ihrer Danksagung an, dass die Methoden zum großen Teil in kollegialen Kontexten ihrer Praxis entstanden sind. Aber auch Entleihungen aus dem Internet werden dort erwähnt. Hier wäre eine Benennung, welche Methoden explizit auf die Autorin zurückgehen und welche z.B. von anderen Quellen z. B auch des Internets entlehnt wurden, im Sinne einer wissenschaftlichen Quellennennung und -differenzierung, notwendig gewesen.

Eine Methodenmatrix mit einer sinnvollen Zuordnung, die eine praxisnahe Anlasssuche erleichtern würde, wäre hilfreich gewesen. So muss sich der Anwender durch die vielen – teilweise wenig selbsterklärenden – Kapitel der Methodensammlung immer wieder suchend durcharbeiten.

Grafiken sind sinnvoll und können komplexe Aspekte darstellen und verdichten. Vielfach sind auch in diesem Buch die Grafiken durchaus sinnvoll. Aber sie machen ca. 50 % des Buches aus und sind teilweise sehr großflächig angelegt. Dadurch wirkt das Buch an einigen Stellen unübersichtlich und einige Grafiken erscheinen nicht zwingend notwendig.

Der Preis von 24,90 € erscheint – gerade unter dem Aspekt der vielen Visualisierungen – ein wenig hoch.

Der angebotene Link bietet leider nur zu zwei (S. 87 und S. 93) von über vierzig Einzelmethoden zusätzliches Material an und stellt so kein sehr umfängliches Tool dar.

Fazit

Das Buch ist ein anregender und vielfältiger Werkzeugkasten für Leitungskräfte, die ihre Arbeit mit Gruppen und Teams beleben oder auch effektiver und partizipativer gestalten möchten. Die Sammlung ist eher erfahrungsbasiert zusammengestellt und erhebt keinen Anspruch darauf, eine komplette Darstellung – oder auch der gängigsten – Methoden dieser Art zu sein.

Die knapp gehaltenen Methodenbeschreibungen ermöglichen einerseits eine schnelle Aneignung, könnten aber gerade Einsteigern bzw. Erstanwendern dieser Methoden der Erwachsenenbildung und Teamarbeit auch einige didaktische Probleme bereiten, da die Methodenbeschreibungen eher knapp gehalten sind.

Die Hälfte der Seiten sind großflächige Visualisierungen, die die einzelnen Methoden visuell erläutern bzw. eine Praxishilfe darstellen sollen.

Rezension von
Dipl. Soz.Arb./-Päd. Wolf Paschen
Programmleiter der berufsbegleitenden Studiengänge Sozialmanagement, Soziale Arbeit an der Leuphana Universität Lüneburg. Er lehrt als Dozent und Trainer in Hochschule und Praxis u. a. die Themen: Work-Life-Balance, persönliches Zeitmanagement und Arbeitsorganisation / Optische Rhetorik - erfolgreich präsentieren / wissenschaftliches Arbeiten / Moderationsmethode für Konzeptentwicklung, Partizipation und Problemlösungsprozesse / Sitzungen und Besprechungen effizient leiten / Zukunftswerkstätten für Partizipation Konzeptentwicklung und Bürgerbeteiligung
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Es gibt 5 Rezensionen von Wolf Paschen.

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ISSN 2190-9245