Manfred Bönsch: Grundlegungen sozialen Lernens heute
Rezensiert von Dipl.-Sozialarbeiterin Ingrid Maria Sitzenstuhl, 07.06.2019

Manfred Bönsch: Grundlegungen sozialen Lernens heute. Personen stärken, Beziehungen kultivieren, Humanität fördern. Academia Verlag (Baden-Baden) 2018. 357 Seiten. ISBN 978-3-89665-763-3. D: 48,00 EUR, A: 49,40 EUR.
Thema
Der Autor geht in seinem Buch von der Lehrbarkeit des Ethos, womit die gelebte Aneignung von Werten und Normen in einer sich wandelnden Welt verstanden wird, aus. Im Zusammenhang mit den herausfordernden Lehr- und Lernanliegen, in Familien und von Pädagog*innen in Schulen, wie Kommunikationskompetenz, Kooperationskompetenz und Selbstkompetenz, den sog. Soft skills stellt er interessante Fragen in einem zeitgemäßen Kontext. So, nach der Vorbildfunktion von Erziehungspersonen, dem Bedeutungsgehalt von Disziplin heute, dem Umgang mit Regelverletzungen wie auch Verhaltensproblemen wie beispielsweise Diebstahl und Gewalt. Desgleichen danach, was Schule angesichts ihres gesellschaftlichen Auftrages vor allem fachliche und kognitiv orientierte Leistungen von Schüler*innen zu verlangen, verrichten kann.
Aufbau
Das Buch behandelt folgende Themengebiete:
- Basisüberlegungen zu der Frage: Was kann Schule leisten?
- In der Familie fängt alles an! Zur Revitalisierung der Arbeit mit Eltern
- Das Lehrer-Schüler-Verhältnis mit dem Fokus: Der Lehrer, die Lehrerin als Vorbild
- Lehrbarkeit des Ethos
- Kommunikative Kompetenz Das nach wie vor zentrale, aber unerledigte Anliegen
- Die Kultur der „soft skills“ – Scharnier zwischen Leistungsorientierung und Fächerkanon mit dem Fokus: Disziplin- Ausdruck autoritärer Pädagogik oder elementare Voraussetzung erfreulichen Zusammenlebens, -arbeitens und -lernens?
- Persönlichkeitsbildung in Schule und Unterricht. Das konkrete Programm einer Schule
- Operative Ansätze mit dem Fokus der Inklusion und einer Pädagogik des ganzen Tages. Aktueller Stand und Weiterentwicklung der Ganztagsbildung
- Analytische Zugänge: Fallanalysen und intensivpädagogische Zugänge: Krisenpädagogik Schulpädagogik in schwierigen Situationen, Grenzüberschreitungen der Schulpädagogik mit dem Fokus: Schulpädagogisches Intensivkonzept für extrem belastete Schulen.
Inhalte
In einer Kombination von theoretischen Begründungen und praktischen Ansätzen werden die Themenstellungen dargestellt. Auf diesen Basisüberlegungen behandelt der Autor konkrete Realisierungsmöglichkeiten und zeichnet das Bild einer demokratischen, sozialfreundlichen Schule mit beziehungsorientierten Unterrichtsmethoden und einer kooperativen Elternarbeit. Fallanalysen von sozialen Situation bis hin zu intensivpädagogischen Ansätzen markieren den Praxistransfer und geben Anregungen sowie Reflexionsanstöße zur strukturellen, inhaltlichen, prozessbezogenen und in Supervisionsgruppen reflektierten Gestaltung von Schule.
Diskussion
Das Buch ist lesefreundlich. Die einzelnen Kapitel sind so angelegt, dass sie jeweils gesondert gelesen werden können und beinhalten jeweils weiterführende Literaturverweise. Übersichten, Schaubilder, Fokussetzungen und Zusammenfassungen nach den einzelnen Kapiteln erleichtern den Rezeptionsprozess angesichts komplexer Themen. Schon Titel und Untertitel des Buches machen neugierig und man wird nicht enttäuscht.
Fazit
Manfred Bönsch verbindet in seinem Buch Bildungswissenschaft mit konkreten didaktisch-methodischen Grundlegungen sozialen Lernens und integriert dabei aber auch Grundfragen des Zwischenmenschlichen. Das macht den Reiz des Buches aus. Es ist von hervorragender Qualität und ist sehr zu empfehlen. Die Einbettung in einen zeitgemäßen Kontext ist erstklassig gelungen und bietet den Leser*innen viele geistige und praktische Anregungen. Dieses Buch gehört in die Hand aller pädagogisch und agogisch, also in Lehre, Leitung und Beratung Tätigen, die in Feldern der Bildung mit Menschen arbeiten.
Rezension von
Dipl.-Sozialarbeiterin Ingrid Maria Sitzenstuhl
Supervisorin (DGSv, ASSP/SK), Erwachsenenbildnerin
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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