Ulrike Grimm: Unterstützte Kommunikation mit geistig behinderten (...)
Rezensiert von Dipl.-Päd. Petra Steinborn, 26.03.2019
Ulrike Grimm: Unterstützte Kommunikation mit geistig behinderten Menschen und ihre Auswirkungen auf Selbstkonzept und Resilienz der Fachkraft.
Verlag Dr. Kovač GmbH
(Hamburg) 2018.
97 Seiten.
ISBN 978-3-339-10044-3.
D: 65,80 EUR,
A: 67,70 EUR.
Schriftenreihe Sozialpädagogik in Forschung und Praxis - Band 40.
Thema
Das Zusammenspiel zwischen Kommunikation, Resilienz und Selbstkonzept durch Unterstützte Kommunikation kann zur Entlastung von Fachkräften beitragen. Dabei geht es nicht nur um die nicht-sprechenden Menschen, sondern auch um die sprechenden Partner*innen. Aufgezeigt wird, welche Auswirkungen Unterstützte Kommunikation auf Fachkräfte haben kann. Als Zielgruppe sind sowohl Praktiker als auch an Führungskräfte in der Behindertenhilfe sowie Studierende der genannten Fachdisziplinen genannt.
Autorin
Ulrike Grimm ist seit über 20 Jahren als Fach- und Führungskraft in der Behindertenarbeit tätig. Sie hat als Heilerziehungspflegerin und Sozialpädagogin nicht-sprechende und sog. geistig behinderte Menschen begleitet.
Entstehungshintergrund
Das Büchlein erschien in der Schriftenreihe Sozialpädagogik in Forschung und Praxis als Band 40 im Dr. Kovač Verlag. Der Verlag Dr. Kovač GmbH in Hamburg ist ein Fachverlag für wissenschaftliche Literatur.
Aufbau
Das Buch ist im DIN A5 Softcover Format erschienen und hat einen Gesamtumfang von 97 Seiten. Es gliedert sich in acht Kapitel und weitere Unterkapitel auf. Diese werden durch 17 Abbildungen unterfüttert, diese sind neben einem Abkürzungsverzeichnis und einem Literaturverzeichnis am Ende des Buches in einer Übersicht auflistet.
- Einführung
- Bedeutung des Themas für die Soziale Arbeit
- Unterstützte Kommunikation und Unterstützte Interaktion
- Selbstkonzept
- Resilienz
- Einfluss von Unterstützter Kommunikation auf Selbstkonzept und Resilienz der Fachkraft
- Auswirkungen auf die Soziale Arbeit
- Zusammenfassung und Ausblick.
Inhalt
Die ersten beiden Kapitel führen in das Thema ein. Formuliert wird die Bedeutung des Themas für die Soziale Arbeit, vertiefend wird auf die Situation im Praxisfeld eingegangen. Kurze Definitionen zu Kommunikation und Unterstützte Kommunikation sowie zum Selbstkonzept und zur Resilienz schließen sich an. Es ist der Autorin ein zentrales Anliegen, sich der Bedeutung des Themas in Bezug auf die Unterstützte Kommunikation in der Sozialen Arbeit, der Bedeutung der Unterstützten Kommunikation für Sozialmanagement und Sozialwirtschaft und der Bedeutung von Selbstkonzept und Resilienz der Fachkraft für die Soziale Arbeit anzunehmen.
Von der Unterstützten Kommunikation und der unterstützten Interaktion handelt das dritte Kapitel. Die Interaktion in der Behindertenhilfe steht im Wandel der Zeit, hier schließt sich die Geschichte und Verbreitung der Unterstützten Kommunikation an. Zielgruppen der Unterstützten Kommunikation sind die nicht-sprechenden sowie die sprechenden Partner*innen. Von Bedeutung sind Funktion und Ziele der Unterstützten Kommunikation und die Beschreibung von Maßnahmen zur Unterstützung sprechender und nicht-sprechender Partner*innen. Das dritte Kapitel endet mit den Schwierigkeiten bei der Anwendung von Unterstützter Kommunikation.
Im Fokus von Kapitel vier steht das Selbstkonzept, dessen Grundlagen, Funktionen und Auswirkungen, Einflüsse und Dynamik. Es werden Einflussfaktoren und die Entstehung des Selbstkonzepts reflektiert. Ein Selbstkonzept kann sich verändern, es werden verschiedene Modelle zur Darstellung von Selbstkonzepten vorgestellt.
Von den Grundlagen, Funktion und Auswirkungen der Resilienz sowie den Einflüssen und Prozessen der Resilienz handelt das fünfte Kapitel. Resilienz wird als psychische Widerstandsfähigkeit definiert. Die Resilienzforschung hat sich aus der Entwicklungspsychopathologie entwickelt. Resilienz ist keine Persönlichkeitseigenschaft. Resilienz prägt sich über den Prozess der Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt aus. Benannt werden Risikofaktoren und Schutzfaktoren (Anpassungs- und Bewältigungskonzept). Vorgestellt werden multidimensionale Resilienzmodelle (die die Wechselwirkung zwischen Risiko- und Schutzfaktoren darstellen) sowie Aspekte der Resilienzförderung. Abschließend werden die Themen Resilienz und Kommunikation sowie Resilienz und Selbstkonzepte knapp reflektiert.
Das sechste Kapitel beschreibt den Einfluss von Unterstützter Kommunikation im Allgemeinen und die Auswirkungen von Unterstützter Kommunikation auf das Selbstkonzept und die Resilienz der Fachkraft.
Das vorletzte siebte Kapitel hat einen Umfang von einer Seite, auf dieser wird der Nutzen für die Soziale Arbeit angerissen.
Das Buch endet in Kapitel acht mit einer Zusammenfassung der Inhalte und Ergebnisse und einer Stellungnahme zur Aufgabenstellung sowie einem Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen.
Diskussion
Die Investition in die Umsetzung und Anwendung der Unterstützten Kommunikation in der Behindertenarbeit lohnt sich. Neben Vorteilen für nicht-sprechende Menschen kann sich Unterstützte Kommunikation auch positiv auf Fachkräfte der Behindertenhilfe auswirken. Diese Hypothese will die Autorin mit diesem Buch belegen. Sie nimmt dabei Bezug auf das Resilienzmodell, welches in der Gesundheitsförderung eine wichtige Rolle spielt. Nicht die Unterstützte Kommunikation (UK) für Menschen mit Behinderung stehen im Mittelpunkt des Buches, sondern die Auswirkungen der UK auf die Fachkräfte, die diese in der Eingliederungshilfe anwenden, dabei liegt der besondere Fokus auf dem Selbstkonzept und der Resilienz der Fachkraft. Ziel ist, Professionelle mit der UK vertraut zu machen und dazu beizutragen, dass diese verstärkt eingesetzt wird.
Knapp wird Bezug zur Sozialen Arbeit hergestellt, deren wichtigen Handlungstheorien werden kurz aufgeführt: die Sozialökonomie, Systemtheorien, die Lebensweltorientierung und Empowerment. Ethisch-moralisch betrachtet versteht sich Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession, soziale Probleme entstehen da, wo Bedürfnisse nicht befriedigt wurden. Aus dem IFSW-Kodex, leitet sich das Recht auf die Achtung der Selbstbestimmung, die Förderung der Beteiligung, die Ganzheitlichkeit einer Person und das Erkennen und die Entwicklung von Stärken ab. Drei Rechte werden genannt: das Recht auf Kommunikation, das Recht auf Selbstbestimmung und das Recht auf Inklusion.
Das Buch endet mit Appellen z.B. an Ausbildner*innen in den Hochschulen für Sozialmanagement und Sozialwirtschaft, in deren Bachelorstudiengängen das Thema UK auf die Agenda zu nehmen. Zudem wünscht sich Grimm, dass mehr zum Thema der Unterstützten Kommunikation geforscht wird, die Autorin macht eine Vielzahl an Vorschlägen, welche Themen das sein könnten.
Fazit
Das Büchlein, es hat insgesamt nur einen inhaltlichen Umfang von 80 Seiten, will die Bedeutung des Zusammenspiels zwischen Kommunikation, Resilienz und Selbstkonzept durch Unterstützte Kommunikation herausstellen: Gelingende Unterstützte Kommunikation kann zur Entlastung von Fachkräften beitragen. Im Fokus stehen vor allem die sprechenden Partner*innen nicht-sprechender Menschen. Als Zielgruppe des Büchleins sind sowohl Praktiker als auch Führungskräfte in der Behindertenhilfe sowie Studierende der genannten Fachdisziplinen genannt. Hervorzuheben sind zahlreiche Abbildungen, viele davon von der Autorin selber entwickelt. Diese 17 Abbildungen machen Zusammenhänge deutlich, leider sind sie sehr klein gedruckt, was sicherlich dem DIN A 5 Format des Buches geschuldet ist.
Bemerkenswert ist der Preis von 65,80 €, der in den bibliografischen Angaben ausgewiesen ist und vom Lektorat überprüft wurde.
Rezension von
Dipl.-Päd. Petra Steinborn
Tätig im Personal- und Qualitätsmanagement in einer großen Ev. Stiftung in Hamburg-Horn. Freiberuflich in eigener Praxis (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Leitung von ABC Autismus (Akademie-Beratung-Coaching), Schwerpunkte: Autismus, TEACCH, herausforderndes Verhalten, Strategien der Deeskalation (systemisch), erworbene Hirnschädigungen
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Zitiervorschlag
Petra Steinborn. Rezension vom 26.03.2019 zu:
Ulrike Grimm: Unterstützte Kommunikation mit geistig behinderten Menschen und ihre Auswirkungen auf Selbstkonzept und Resilienz der Fachkraft. Verlag Dr. Kovač GmbH
(Hamburg) 2018.
ISBN 978-3-339-10044-3.
Schriftenreihe Sozialpädagogik in Forschung und Praxis - Band 40.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25151.php, Datum des Zugriffs 05.10.2024.
Urheberrecht
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