Ute Clement: Wandel in Organisationen
Rezensiert von Prof. Dr. Harald Christa, 20.05.2019

Ute Clement: Wandel in Organisationen. Über Roadmaps, Heldenreisen und Saftpressen.
Vandenhoeck & Ruprecht
(Göttingen) 2018.
104 Seiten.
ISBN 978-3-525-40657-1.
D: 7,99 EUR,
A: 8,30 EUR.
Reihe: Leben. Lieben. Arbeiten: systemisch beraten hrsg. von Jochen Schweitzer, Artist von Schlippe.
Thema
„Alles ändert sich“, so formulierte es bereits Ovid vor mehr als zweitausend Jahren. Und man könnte zumindest mit Bezug auf die heutige Arbeits- und Organisationswelt hinzufügen, dass dies immer schneller vorgeht. Mit Wandel umzugehen, Wandel anzustoßen und effektiv zu steuern, ist eine der Kernaufgaben des betrieblichen und unternehmerischen Managements auch in der Sozialwirtschaft geworden. Die gelungene Anpassung an zunehmend turbulentere Umwelten entscheidet in hohem Maß über Bestand und Erfolg von Trägern und Einrichtungen des sozialen Sektors.
Entstehungshintergrund
In der von Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe herausgegebenen Reihe „Leben.Lieben.Arbeiten“ zur systemischen Beratung erschien nun ein Werk von Ute Clement zu Veränderungsprozessen in Organisationen als Schlüssel zum erfolgreichen Wandel. Sie möchte zeigen, wie dies gelingt und welche Methoden unterstützend anzuwenden sind.
Autorin
Die Autorin ist Diplom-Psychologin, systemische Beraterin und Supervisorin. Sie leitet ein Beratungsunternehmen in Berlin und Heidelberg.
Aufbau und Inhalte
Die Publikation enthält eine Einführung zur Buchreihe, ein Vorwort sowie drei Abschnitte.
Zunächst erläutern die Herausgeber die Buchreihe zum Thema „Leben.Lieben.Arbeiten“. Im anschließenden Vorwort beschreibt Jochen Schweitzer die Autorin und ihren Ansatz, wobei er hervorhebt, dass Ute Clement engagierte Positionen „gegen eine hemdsärmelig naive, instruktiv gedachte, allzu eilige Umkrempelungspraxis“ bezieht und sich vielmehr auf die systemisch fundierte Implementation dauerhafter neuer Routinen konzentriert.
Der erste von der Autorin verfasste Abschnitt steht unter der Überschrift „Der Kontext“. Ute Clement erläutert darin ihr Verständnis von Begleitung systemischer Veränderungen. Sie schildert eine erste Fallgeschichte und die „Arten von Change“, geht zudem auf die Faktoren Organisation, Emotionen und Widerstand, Roadmaps sowie Agilität und Impact ein. Hierbei wird ihr Ansatz bereits sehr deutlich. So beschreibt sie anhand des von ihr dargelegten Beispiels, dass vor den Interventionen eine Botschaft „vorgeschaltet“ wurde, „die den organisationalen Zusammenhang der Change-Vorhaben vermittelte und bei den Mitarbeitenden ein Gefühl der Sinnhaftigkeit schuf“. Klar wird desweiteren, dass die Autorin im Einklang mit den Grundlagen des systemischen Denkens die Prozesse der Veränderung als letztendlich nicht umfassend plan- und steuerbar ansieht, sondern vielmehr die Maximierung der Handlungsoptionen im Kontext der Beeinflussung bzw. Beeinflussbarkeit von Veränderung im Betrieb und in der Unternehmung unterstreicht. Der Einbezug der Betroffenen genießt in ihrer Konzeption hohe Priorität: „Als Change-Beraterinnen müssen wir mit der Tatsache umgehen, dass wir die Geschwindigkeit der Veränderung nicht steuern können. Wir können aber unser Möglichstes tun, um Change für die Menschen gestaltbar zu machen“.
Der zweite Abschnitt widmet sich der „systemischen Beratung“. Unter dem Motto „Mit Geschichten Change gestalten“ wird zunächst eine zweite Fallgeschichte eingebracht. Im Anschluss daran ist ein Abriss über „Change-Stories“, „Heldenreisen“ sowie „Inszenierungen und Orte“ zu lesen, abschließend werden „statt eines Ausblicks“ sieben alternative Regeln für Change vermittelt. Ute Clement berichtet in diesem Abschnitt von ihrem beraterischen Ansatz, „wirkungsvoll Wege zu finden, um den Gedanken des Change bis tief in die Organisation hinein zu tragen“, wobei ein Fokus auch auf der Nachhaltigkeit intendierter Veränderungen zu legen ist. Die von ihr dargelegte Methode der „Heldenreise“ diente als Tool zur Diagnose und Inszenierung, jedoch auch als „Metapher, die half, auch in schwierigen Phasen das ‚big picture‘ nicht aus den Augen zu verlieren“. Gut zu erkennen ist, dass in dieser Logik das „Sensemaking“ ein wesentlicher Bestandteil von erfolgreichen Veränderungen sein muss, gleichsam, damit die Organisation weiß, „warum sie tut, was sie tut“.
Der dritte Abschnitt „Am Ende“ enthält ein Literaturverzeichnis, eine Danksagung sowie Angaben zur Autorin.
Diskussion
Der von Ute Clement vorgelegte Band ist ebenso schnell und leicht lesbar wie instruktiv, wenn man sich über die Grundlagen der systemischen Beratung und Begleitung von Veränderungsprozessen in Organisationen informieren möchte. Die von ihr herangezogenen theoretischen Grundlagen sind State of the Art, immer wieder werden auch Bezüge zu entsprechender Literatur wie die von Bateson, von Foerster, Kühl, Luhmann, Simon oder Glatzel hergestellt bzw. verdeutlicht. Die Fallbeispiele sind aus dem erwerbswirtschaftlichen Bereich, können jedoch reibungslos auch auf die Kontexte sozialwirtschaftlicher Betriebe und Unternehmen übertragen werden. Anhand der geschilderten Beispiele lassen sich die Vorgehensweisen gut nachvollziehen und auf vergleichbare Situationen in anderen Organisationen übertragen.
Fazit
Eine lesenswerte Einführung in die systemische Beratung und Begleitung von organisationalen Veränderungsprozessen.
Rezension von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
Mailformular
Es gibt 158 Rezensionen von Harald Christa.