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Florian Becker: Mitarbeiter wirksam motivieren

Rezensiert von Prof. Dr. Rüdiger Falk, 20.03.2019

Cover Florian Becker: Mitarbeiter wirksam motivieren ISBN 978-3-662-57837-7

Florian Becker: Mitarbeiter wirksam motivieren. Mitarbeitermotivation mit der Macht der Psychologie. Springer (Berlin) 2018. 236 Seiten. ISBN 978-3-662-57837-7. D: 24,99 EUR, A: 25,69 EUR, CH: 26,00 sFr.

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Autor

Prof. Dr. Florian Becker, Jahrgang 1977, ist Diplom-Psychologe und Gründungsmitglied der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft (WPGS) in München. 2006 promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München bei Prof. Dr. Dr.h.c. Lutz von Rosenstiel mit der Dissertation „Persönlichkeit von Unternehmen“ zum Dr. phil. Weitere Lehrerfahrung hat er an der International School of Management (ISM), einer 1994 als private Fachhochschule anerkannte Einrichtung, sowie im MBA-Studiengang Management und Führungskompetenz der Technischen Hochschule Rosenheim, die 1971 als Fachhochschule Rosenheim gegründet wurde, gesammelt. Er ist häufig in den elektronischen und Prinzmedien vertreten.

Entstehungshintergrund

Wie der Autor in seinem Vorwort ausführt, möchte er das Wichtigste aus 75 Jahren psychologischer Forschung zur Motivation kompakt zusammenfassen. Ziel ist die Steigerung der Arbeitseffizienz, denn nach seiner Aussage verbringen Mitarbeiter zwischen einem Drittel und der Hälfte ihrer Arbeitszeit unproduktiv. Mit dem Buch sollen Führungskräfte voran gehen und neue Konzepte einsetzen. Sie sollen die Macht der Motivation kennen lernen und gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern wirksam einsetzen. Sein Plädoyer lautet: „Nutzen Sie die entscheidenden Tipps und Übungen – für mehr Freude an der Leistung, Mitarbeiterbindung, mehr Innovationen und Wettbewerbskraft“. Denn, auch dieses schreibt der Autor, »Was sonst oft in einem ganzen Buch steht, finden Sie hier in einem Kapitel«.

Aufbau

Vom Autor als „Fachtext“ bezeichnet, enthält die Publikation zahlreiche Abbildungen und Tabellen, die farbig hervorgehoben sind. Zudem gibt es zahlreiche farbige Fotografien, welche bestimmte Situationen oder Gemütszustände zeigen sollen frei nach dem Motto: ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Neben Grafiken gibt es auch Übungen und Praxistipps, die blau unterlegt sind. Am Ende finden sich ein Literatur- und Stichwortverzeichnis, am Anfang die Kapitel Vorwort, „Was dieses Buch zeigt“, „Der Autor (mit Bild)“ und ein Inhaltsverzeichnis. Auffällig ist die hohe Anzahl (22) kurzer Kapitel, die sich eher an den Unterrichtseinheiten eines MBA-Studiengangs orientiert. Trotzdem gibt es keine didaktischen Elemente, wie sie in Lehrbüchern zu finden sind. Vielleicht ist es daher auch nicht so wichtig, dass die Anordnung der Kapitel kaum nachvollziehbar ist und wenig stringent erscheint.

Inhalte

Kapitel 1. Mitarbeitermotivation ist wichtig: Wachsende Bedeutung. Es geht einmal darum, worauf Motivation alles wirkt und um die Barrieren, die in der Praxis bestehen. Teilweise sind die Aussagen heuristisch oder Erfahrungswerte.

Kapitel 2. Motivation von Verhalten in der Praxis. Hinter diesem etwas umständlichen Begriff verbirgt sich die Frage, wie Motivation und das gezeigte Verhalten miteinander zusammenhängen.

Kapitel 3.Motivation und Motive: Definitionen und Eigenschaften. Nachdem die alltagspsychologischen Sichtweisen aufgeführt werden, werden verschiedene Motivationsansätze genannt und die Eigenschaften von Motiven aufgezeigt.

Kapitel 4. Inhaltstheorien der Motivation. Wie von Rosenstiel versteht der Autor hierunter die inhaltlichen Motive von Menschen. Er nennt die Bedürfnispyramide von Maslow als abschreckendes Beispiel; ob dieses so ist, mag dahingestellt bleiben. Offen bleibt, warum nicht auch die Prozesstheorien der Arbeitsmotivation genannt werden.

Kapitel 5. Mitarbeitermotivation: Irrtümer und Fehler. „Der größte Fehler ist vielleicht, sich überhaupt nicht darum zu kümmern“ postuliert der Autor. Ansonsten sind Motivationslisten oder die Befriedigung der Motive von Mitarbeitern wirkungslos – das Bild des faulen Katers soll dies belegen.

Kapitel 6. Motivation beeinflussen: Ein Rahmenmodell der Mitarbeitermotivation. Mit Bezug auf Lewin wird zwischen den inneren und den äußern Einflüssen unterschieden und dies als Rahmenmodell bezeichnet.

Kapitel 7. Kultur und Mitarbeitermotivation. Hierbei geht es um die umgebende Gesellschaft und Kultur mit ihrem Einfluss auf die Motivation. Hinzu kommt eine Betrachtung interkultureller Unterschiede.

Kapitel 8. Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie der Motivation. Neben Maslows Bedürfnispyramide ist die Differenzierung zwischen Hygienefaktoren und Motivatoren von Frederick Herzberg sicherlich eine der ältesten und bekanntesten Motivationsansätze.

Kapitel 9. Ein Arbeitsumfeld, das Mitarbeiter motiviert. Motivationshindernisse demotivieren selbst die motiviertesten Mitarbeiter, schreibt der Autor. Damit löst er sich zu recht von seinem Ansatz, dass man nur motivieren müsse. Schließlich können auch Manager nicht immer ein motivierendes Umfeld schaffen, wenn dem rechtliche Vorgaben oder ökonomische Notwendigkeiten entgegenstehen.

Kapitel 10. Führung, die Mitarbeiter motiviert. Transaktionale, transformationale oder charismatische Führung – welche motiviert am stärksten? Tausch oder Veränderung oder ist es doch der „geborene Führer“, der am besten motivieren kann?

Kapitel 11. Teams, die Mitarbeiter motivieren. Jetzt kommt das „Dürfen“ noch stärker zum Tragen, denn soziale Normen können motivieren oder eben auch die Arbeitsleistung behindern. Soziale Normen und Vorbilder haben hohe Bedeutung hierfür.

Kapitel 12. Arbeit, die Mitarbeiter motiviert: Arbeitsgestaltung. Der Autor spricht von psychologischer Arbeitsgestaltung; tatsächlich gehen hier aber stark technische und organisatorische Faktoren ein.

Kapitel 13. Passende Aufgaben und Flow-Erleben. Ein ganz traditioneller Ansatz, nämlich der des Best Fitting, wird hier mit einem modernen Begriff verbunden: dem Flow. Das Flow-Erleben wird insbesondere in Zusammenhang mit der intrinsischen Motivation untersucht.

Kapitel 14. Mitarbeiter mit Zielen motivieren. Es geht um die Frage, was eigentlich ein Ziel ist, wie man es formuliert und wie Ziele entstehen.

Kapitel 15. Anreize, die Mitarbeiter motivieren. Hier spannt der Autor einen großen Bogen vom homo oeconomicus über Behaviorismus und operantes Konditionieren bis zu Tabellen über positive und negative Anreize.

Kapitel 16. Intrinsische und extrinsische Motivation. Die aus der Selbstbestimmungstheorie entwickelte Differenzierung von autonomer und kontrollierter Motivation ist ein Klassiker. Das Flow-Erleben, also das freudige Aufgehen in der Tätigkeit, geht dabei einher mit der intrinsischen Motivation.

Kapitel 17. Eigenschaften motivierter Mitarbeiter. Gibt es Emotionen, die motivieren, sind es die Selbstwirksamkeit, der Optimismus oder die Selbstregulation, die die Leistung verbessern?

Kapitel 18. Motivation mit Emotion: Wie Gefühle Mitarbeiter motivieren. Es ist unstrittig, dass Emotionen maßgeblich auch kognitives Denken und Leistung beeinflussen. Jeder kennt dies: Wenn ich ein Lernobjekt, z.B. Mathematik nicht mag, fällt mir das Erlernen schwer. Der Autor meint, dass es sich hierbei noch um einen blinden Fleck der Motivationsforschung handelt.

Kapitel 19. Selbstwirksamkeit und Motivation. Dem Modell Banduras wird eine enorme Vorhersagekraft unterstellt: Selbstwirksamkeit soll eine entscheidende Rolle bei der Motivation spielen.

Kapitel 20. Die Macht der Gewohnheit. Gewohnheiten haben mehr Macht über menschliches Verhalten, als sich die meisten bewusst machen – dies wird auch anhand eines Bildes von drei biertrinkenden Männern in einer Gastwirtschaft verdeutlicht. Ansonsten geht es darum, welche Eigenschaften Gewohnheiten haben und wie man sie auf- und abbauen kann.

Kapitel 21. Mitarbeitermotivation messen. Hier gibt es eine Rückkoppelung zu Kapitel 6, wie Führungskräfte Motivation bei ihren Mitarbeitern verstehen und messen können.

Kapitel 22. Erkenntnisse: Mitarbeiter wirksam motivieren. Es werden zahlreiche Merksätze formuliert, z.B. „Nur wer an sich glaubt, kann Berge versetzen“, die dann kurz erläutert werden. Dann folgt ein Fazit, das in Teilen bereits zu Anfang des Buchs formuliert wurde.

Diskussion

Schon seit vielen Jahrzehnten besteht Konsens darüber, dass die Arbeitsleistung von Können (Qualifikation, Kompetenzen, Fähigkeiten, Potenziale), Wollen (Motivation, Einstellungen, Attitüden) und Dürfen (soziale Normen und Verhaltensweisen, Arbeitsorganisation) abhängt. Der Autor selbst unterstreicht dieses auf der Homepage der WPGS und auf S. 12 im Buch, indem er mit Bezug auf seinen Doktorvater Lutz von Rosenstiel das (Arbeits-)Verhalten von Wollen, Können, Sollen und Dürfen sowie Ermöglichen abhängig macht. Insofern überrascht der doch eher rezeptologische Ansatz dieses Buches, der in den Motivationsmethoden ein Instrument zur Leistungssteigerung sieht. Denn was nützen alle Kompetenzen und eine hohe Motivation, wenn in der sozialen Arbeitsgruppe eine höhere Arbeitsleistung abgelehnt wird? Die Darstellung von Motivation, wie sie entsteht und gefördert werden kann, ist abgesehen vom eher ungewöhnlichen Aufbau nachvollziehbar. Aber dies dadurch zu legitimieren, dass – Zitat – „(mit) aktuellen Erkenntnisse der Psychologie zur Motivation von Mitarbeitern, mit denen Sie die Arbeitsleistung um 20 bis 40 Prozent steigern können!“ ist sicherlich mehr als verwegen. Es ist ein kompaktes wissenschaftspropädeutisches oder populärwissenschaftliches Buch, welches kurz und knapp viele Themen in einer Art Tour d'Horizon anreißt, ohne sie wirklich zu vertiefen. Trotz Sachkenntnis bleibt zwangsläufig vieles oberflächlich, für Seminare in der Weiterbildung oder für Beratungen geeignet, nicht aber für ein tieferes Verständnis.

Fazit

Der Autor hat einen hohen Anspruch formuliert: quasi die gesamte psychologische Motivationsforschung der vergangenen 75 Jahre in einem Buch zusammenzufassen und den Leser mit Tipps und Übungen fit zum wirksamen Motivator zu machen. Ob man die Vielzahl komplexer Themen auf so wenig Raum wirklich darstellen kann, wird man nach dem Lesen des Buchs eher nicht unterstreichen. Lässt man diesen Anspruch aber außen vor, dann handelt es sich um eine kompakte und leicht verständliche Darstellung der Motivationsforschung.

Rezension von
Prof. Dr. Rüdiger Falk
em. Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Human Resource Management und Berufsbildung sowie Sportmanagement an der Hochschule Koblenz
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Es gibt 172 Rezensionen von Rüdiger Falk.

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Zitiervorschlag
Rüdiger Falk. Rezension vom 20.03.2019 zu: Florian Becker: Mitarbeiter wirksam motivieren. Mitarbeitermotivation mit der Macht der Psychologie. Springer (Berlin) 2018. ISBN 978-3-662-57837-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25226.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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