Doreen Reifegerste, Alexander Ort: Gesundheitskommunikation
Rezensiert von Dr. phil. Andreas Meusch, 25.01.2019

Doreen Reifegerste, Alexander Ort: Gesundheitskommunikation.
Nomos Verlagsgesellschaft
(Baden-Baden) 2018.
243 Seiten.
ISBN 978-3-8487-3859-5.
29,00 EUR.
Reihe: Studienkurs Medien & Kommunikation.
Thema
Einführung und Überblick in zentrale Themen des Forschungsgebiets Gesundheitskommunikation.
AutorInen
Dorren Reifegerste ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Soziale Kommunikation an der philosophischen Fakultät der Universität Erfurt. Sie ist Sprecherin der Fachgruppe Gesundheitskommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft und leitet das DFG-Projekt „Darstellung und Wirkung von Responsibility Frames zu Gesundheitsthemen: Ein Vergleich der Einflussebene des Individuums, des sozialen Netzwerks und der Gesellschaft“.
Alexander Ort ist seit 2015 als Diplomassistent am Lehrstuhl für Empirische Kommunikationsforschung des Departements für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (DCM) der Universität Fribourg tätig. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte umfassen kommunikationswissenschaftliche, empirische Medienrezeptions- und Medienwirkungsforschung mit inhaltlichem Fokus auf gesundheitskommunikativen sowie medienpsychologischen Fragestellungen.
Entstehungshintergrund
Das Buch dient zum Einsatz in der akademischen Lehre, es will einen grundlegenden Überblick über das Forschungsgebiet der Gesundheitskommunikation geben, erläutert dies durch Anwendungsbeispiele aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und will zukünftige Forschungsaktivitäten anregen.
Aufbau
Das Vorwort führt in das Thema und die Struktur des Buches ein. Der Band ist in 14 inhaltliche Kapitel unterteilt und verfügt über Verzeichnisse der Abbildungen, Tabellen, Beispiele, Begriffserklärungen und Abkürzungen. Verzeichnisse zur Literatur, der Fachbegriffe mit englischen Übersetzungen sowie für die Stichworte runden den Band ab.
Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.
Inhalt
Im ersten Kapitel erfährt der Leser, wie Gesundheit, Kommunikation und Gesundheitskommunikation definiert werden und wie sich die Inhalte der Gesundheitskommunikation strukturieren lassen. Außerdem wird nach den Zielen verschiedener Akteure bei der Kommunikation von Gesundheitsthemen gefragt und die historische Entwicklung des Forschungsfelds Gesundheitskommunikation dargestellt.
Das zweite Kapitel stellt die Frage nach angrenzenden Fächern der Gesundheitskommunikationsforschung und zeigt die Konsequenzen der Interdisziplinarität für Forschung und Praxis auf.
Im anschließenden dritten Kapitel geht es um zehn Kenngrößen der Gesundheitskommunikation, deren Definition und Messung. Außerdem werden vorhandene Studien dazu kurz dargestellt.
Auf knapp 30 Seiten werden anschließend, im vierten Kapitel, Theorien, Ansätze und Modelle vorgestellt und deren Relevanz anhand von Studienergebnissen erläutert.
Das fünfte Kapitel erläutert empirische Methoden und ihre wichtigsten Gütekriterien. Außerdem geht es auf experimentelle und nicht-experimentelle Forschungsansätze ein.
Im sechsten Kapitel über interpersonale Kommunikation stehen die Arzt-Patienten-Kommunikation sowie Formen der Gesundheitsberatung im Mittelpunkt.
Die drei darauffolgenden Kapitel widmen sich der Clusterung von Medieninhalten, Mediennutzung und Medienwirkungen, die bei der Erforschung strukturierend helfen sollen.
Eher praktische Fragen der Planung und Umsetzung stehen im Mittelpunkt des zehnten Kapitels über Gesundheitskampagnen – erläutert anhand konkreter Beispiele. Außerdem wird ein Kriterienraster für die Auswahl der Kommunikationskanäle für Gesundheitskampagnen entwickelt.
Im elften Kapitel geht es um die Qualität der Gesundheitskommunikation und unerwünschte Effekte. Daraus werden ethische Dimensionen der Gesundheitskommunikation entwickelt.
Knappe fünf Seiten behandeln anschließend Zielgruppen, ihre Merkmale und die Konsequenzen für die Planung von Gesundheitskampagnen (Kapitel 12).
In Kapitel 13 werden schließlich auf zehn Seiten zentrale Akteure mit ihren Zielen und Interessen dargestellt.
Im abschließenden Kapitel zu Herausforderungen und Perspektiven in der Gesundheitskommunikation geht es um Entwicklungen in Gesellschaft und den Medien mit ihren Auswirkungen auf die Gesundheitskommunikation und ihre Erforschung.
Diskussion
Das Buch versteht sich als Einführung in die in Deutschland noch junge Wissenschaft der Gesundheitskommunikationsforschung. Es gibt nicht nur einen Überblick über relevante Fragestellungen, Methoden und Theorieansätze. Das Buch liest sich auch als eine Form der Selbstvergewisserung einer Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. So wird einerseits festgestellt, „vielen Studien im Forschungsfeld Gesundheitskommunikation mangelt es bisher an einer ausreichenden theoretischen Fundierung“ (S. 47), andererseits wird gefragt „inwieweit die Entwicklung eigener Theorien innerhalb des Faches Gesundheitskommunikation überhaupt notwendig oder auch sinnvoll ist“ (S. 207). Für den Rezensenten ist die Antwort nach der Lektüre des Buchs klar: Ja!
Als Lehrbuch spricht es insbesondere Anfangssemester des Fachgebiets Gesundheitskommunikationsforschung an. Zur kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Disziplin ist es gut geeignet. Im Vorwort (S. 6) werden auch Studierende angrenzender Studiengänge wie Medizin oder Pflegewissenschaften sowie „Kommunikationsverantwortliche im Gesundheitswesen“ genannt. Diese Zielgruppen benötigen weniger die forschungsimmanenten Darstellungen und werden in mehr praxisorientierten Handbüchern ihre Bedürfnisse vermutlich besser befriedigen können.
Fazit
Das Lehrbuch zweier junger Forscher der Gesundheitskommunikation gibt einen komprimierten Überblick über Inhalte, Methoden und Fragestellungen dieser in Deutschland noch jungen Wissenschaft.
Rezension von
Dr. phil. Andreas Meusch
Lehrbeauftragter an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenshaften (HAW), Hamburg,
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