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Fritz Hartmut Paffrath: Einführung in die Erlebnispädagogik

Rezensiert von Monika Pietsch, 08.08.2019

Cover Fritz Hartmut Paffrath: Einführung in die Erlebnispädagogik ISBN 978-3-944708-49-2

Fritz Hartmut Paffrath: Einführung in die Erlebnispädagogik. ZIEL Verlag (Augsburg) 2017. 2., überarbeitete Auflage. 271 Seiten. ISBN 978-3-944708-49-2. D: 19,80 EUR, A: 20,40 EUR.
Gelbe Reihe: praktische Erlebnispädagogik.

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Thema

Es gibt eine zunehmende Kommerzialisierung der Erlebnispädagogik (EP). Das führt dazu, dass sie zur Spaßpädagogik degeneriert. Dieses Buch gibt einen realistischen Überblick über Grundlagen, Entwicklungen und den aktuellen Stand der Erlebnispädagogik (EP).

Autor

Dr. Phil., Dr. phil habil., apl. Prof. Universität Augsburg F. Hartmut Paffrath hat Pädagogik, Philosophie, Psychologie, Soziologie und Kunstgeschichte studiert. Er hat die Staatsprüfungen für Lehramt absolviert, praktisch in der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung gearbeitet und war seit 1967 als Dozent und Professor Augsburg und Innsbruck tätig. Aktuell hat er einen Lehrauftrag Erlebnispädagogik am Sportzentrum der Universität Augsburg.

Entstehungshintergrund

Das Buch steht im Zusammenhang mit der beruflichen Entwicklung Paffraths. In der Erlebnispädagogik und dem reformpädagogischen Lernen/ Lehren liegen seine wesentlichen persönlichen Grundlagen und Einflüsse. Der 2. überarbeitete Auflage wurde ein Schlagwortregister hinzugefügt.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist gegliedert in neun Kapitel:

1. Zur aktuellen Situation der Erlebnispädagogik. Paffrath zeigt die aktuelle Ausprägung und Vielfalt der Erlebnispädagogik (EP). Mittlerweile hat sich die EP weltweit verbreitet und ist heute als eigenständiger Bereich der Pädagogik akzeptiert. Paffrath versteht die EP als Oberbegriff für das Spektrum von Lehr- und Lernkonzepten mit erlebnisintensiven Arrangements, darunter sammeln sich: Abenteuerpädagogik, Outdoor- Training und erlebnispädagogische Lernformen.

2. Erlebnispädagogik hat Tradition – Zur geschichtlichen Entwicklung. >Die EP hat vielfältigen geschichtlichen Bezüge. Paffrath geht insbesondere auf die reformpädagogischen Grundlagen ein. Dabei widmet er sich intensiv dem Begriff des Erlebnisses. Schließlich beschreibt er die konstruktivistische Wende, die das Lernen vom Lehr- zum Lernmodell überführt. Diese neue Lernkultur wird seiner Meinung nach unter anderem geprägt von: Ganzheitlichkeit, produktiver Problemlösekompetenz, eigener Erfolgskontrolle, Ressourcenorientierung u.a.m. Und dies sind auch Merkmale der EP.

3. Theoretische Grundlagen. Nach wie vor gibt es national und international kein umfassendes und abgeschlossenes Theoriekonzept für die EP. Paffrath stellt als leitende Prinzipien der EP die Grenzerfahrung, das Lern-/ Komfortzonenmodell und die Ganzheitlichkeit dar. Letztendlich unterscheidet sich die EP durch den Aufbau: Einführung, Abenteueraktivität und Auswertung von anderen Spielformen mit dem Erlebnis. Die Auswertung beinhaltet die Reflexion und den Transfer, dem eine besondere Bedeutung zukommt.

4. Die Praxis. In diesem Kapitel wird die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten gezeigt: Segeln (als Ursprung der EP), Wandern, Problemlöseaufgaben, Winteraktionen, City Bound, Einsatz von Tieren u.v.m. Ebenfalls werden die verschiedenen Zielgruppen beschrieben und den Handlungsfeldern zugeordnet, z.B. der Bewährungshilfe die Reiseprojekte und intensive Einzelbetreuungen.>

5. Wie wirksam ist die Erlebnispädagogik? Paffrath stellt einige Forschungsarbeiten und Studien vor. Dabei wurde unter anderen das Selbstwertgefühl untersucht, aber auch Streßresistenz und innere Motivation. Eine besondere Bedeutung kommt der EP in der therapeutischen Arbeit zu, dort gibt es u.a. Untersuchungen in der Suchttherapie. Die Ergebnisse zeigen, dass die subjektive Reaktion auf die verschiedenen Übungen sehr unterschiedlich ist und die Aktivitäten deshalb individuell auf die Teilnehmer zugeschnitten sein müssen.

6. Was muss ein Erlebnispädagoge können? Hier wird auf die vier Teilbereiche der Handlungskompetenz von Erlebnispädagogen fokussiert: Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Selbstkompetenz. Das Arbeitsfeld erweitert sich beständig hinsichtlich der Methoden/ Medien, aber auch der Zielgruppen und deren Ziele. Die Anforderungen an den Erlebnispädagogen verändern sich damit. Um glaubwürdig zu bleiben, empfiehlt Paffrath eine Spezialisierung.

7. Wie wird man Erlebnispädagoge? Das Kapitel zeigt die verschiedenen Ausbildungswege zum Erlebnispädagogen auf. Dabei differenzieren die Anbieter zwischen den unterschiedlichen Medien (Wald, Wasser, City Bound, Zirkus etc.) und den verschiedenen Zielgruppen (Kinder, Jugend, Erwachsene, Sozialarbeit, Behindertenarbeit etc.).

8. Anbieter im Bereich der Erlebnispädagogik – Firmen, Unternehmen, Institutionen. Paffrath stellt hier eine Liste von Gütekriterien für erlebnispädagogische Anbieter vor.

9. Resümee und Ausblick. Der Autor weist darauf hin, dass die EP einer großen Dynamik unterliegt und sich schnell weiterentwickelt. So sind die vorliegenden Grundlagen, Ziele und Kriterien eher eine Momentaufnahme.

Diskussion

Das Buch zeigt einen guten Einblick in die Erlebnispädagogik. Der Leser kann insbesondere die theoretischen Grundlagen, auf deren Basis sich die EP entwickelt hat und die Ziele, die die unterschiedlichen Zielgruppen verfolgen, nachvollziehen. Auch die Abgrenzung zu z.B. der Abenteuerpädagogik werden deutlich.

In dem Kapitel zur Praxis werden die weit gefächerten Methoden, Ansätze und Einsatzmöglichkeiten der EP vorgestellt. Beid en Zielgruppen handelt es sich um ein komplettes Menschenalter: vom Kindergarten bis zur Seniorenarbeit. Die Vorteile und auch die Wirkungen der EP werden ersichtlich und nachvollziehbar.

Einige Methoden der EP sind ausführlicher beschrieben als andere. So sind klassische Methoden: Segeln, Wandern, Klettern kurz abgehandelt, während exotischere Einsatzgebiete: Zirkus, Bogenschießen etc. ausführlicher beschrieben sind. Dieses Vorgehen setzt voraus, dass der Leser bereits über ein Grundwissen verfügt oder sich andere Quellen heranzieht. Diese Quellen sind in einem sehr ausführlichen Literaturverzeichnis zusammengetragen.

Fazit

Das Buch bietet z.B. für Studierende oder Menschen in der Aus- und Weiterbildung der Erlebnispädagogik eine gute Einführung in die EP. Es ist ansprechend geschrieben mit vielen Zitaten, die das Thema lebhaft werden lassen. Die Gestaltung mit Schaubildern, Zeichnungen und Fotos verdeutlichen gut das Beschriebene.

Die Neuauflage hätte eine Gelegenheit geboten, neuere Studien zur Wirkweise der EP zu integrieren. Auch die kritische Auseinandersetzung mit vielerlei Veränderungen z.B. der Verringerung der Klassenfahrten- Tage oder der selbstverständlichen Nutzung mobiler Endgeräte und ihre Auswirkung auf die Bereitschaft, sich „in die Natur“ einzulassen, wäre weitere interessante Themen, die auf die EP wirken.

Das neue Schlagwortregister ist umfassend und detailliert. Wie es sich bewährt, wird sich in der Praxis zeigen.

Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
Website

Es gibt 60 Rezensionen von Monika Pietsch.

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ISSN 2190-9245