Frank Eckardt: Gentrifizierung
Rezensiert von Patrick Quack, 14.10.2019

Frank Eckardt: Gentrifizierung. Forschung und Politik zu städtischen Verdrängungsprozessen.
Springer VS
(Wiesbaden) 2018.
43 Seiten.
ISBN 978-3-658-21713-6.
D: 14,99 EUR,
A: 15,41 EUR,
CH: 15,50 sFr.
Reihe: Essentials.
Thema
Das Essential „Gentrifizierung – Forschung und Politik zu städtischen Verdrängungsprozessen“ will in knapper Form den Stand der Stadtforschung zum Thema Gentrifizierung darstellen. Steigende Mieten in den Städten und ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum führen dazu, dass ärmere BewohnerInnen in bestimmten Wohnlagen nicht mehr wohnen können. Mit Blick auf die Vielfalt der Städte stellt dies eine besondere politische Herausforderung dar.
AutorIn oder HerausgeberIn
Dr. Frank Eckardt ist Professor für sozialwissenschaftliche Stadtforschung an der Bauhaus-Universität Weimar.
Entstehungshintergrund
Das vorliegende Werk ist als Essential bei Springer VS erschienen. Essentials sollen schnelle, unkomplizierte und verständliche Informationen aus der Praxis oder Fachdiskussion liefern.
Aufbau
Die folgende Gliederung liegt dem Essential zugrunde:
- Einleitung (S. 1 -3)
- New York als Ausgangspunkt (S. 5 – 11)
- Gentrifizierung als globales Phänomen (S. 13 – 17)
- Neuere Gentrifizierungsforschung (S. 19 – 24)
- Gentrifizierung in Deutschland (S. 25 – 29)
- Hilflos? Was man gegen Gentrifizierung tun kann (S. 31 – 35)
Abgeschlossen wird das Buch mit einem Literaturverzeichnis.
Inhalt
Eckardt beschreibt Gentrifizierung als vielschichtiges Phänomen der aktuellen Entwicklung in den Städten. In den Fokus dieses Phänomens stellt er die Verdrängung ärmerer BewohnerInnen.
Hinsichtlich der Forschung zur Gentrifizierung macht er auf die Notwendigkeit aufmerksam, sowohl quantitative, als auch qualitative Daten zu erheben.
Der Autor des vorliegenden Werkes überblickt einen Forschungszeitraum von drei Jahrzehnten. Qualitative Studien würden häufig den Eindruck erwecken, dass sich die Gentrifizierung ausbreite. Quantitative Studien kämen wiederum zu anderen Ergebnissen. Darin erkennt Eckhardt jedoch keinen Widerspruch, sondern er zieht den Schluss, dass die jeweiligen Forschungsmethoden begrenzt seien.
Als Beispiel für die Auseinandersetzung mit der vorliegenden Thematik wählt Eckhardt die Stadt New York. Er weist vor allem auf neue amerikanische Studien hin und betont, dass sich die Gentrifizierung regional im Ausmaß, in ihrer Signifikanz und im Prozess unterscheide. Daher nimmt er die Gentrifizierung auch als globales Phänomen in den Blick.
Mit Blick auf die Gentrifizierungsforschung in Deutschland stellt er fest, dass sich diese seit jeher auf wenige Städte begrenze. Hier stünde vor allem Berlin mit seinen Stadtteilen Neu-Kölln, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Schönefeld im Fokus. Die fortschreitende Diversifizierung der deutschen Gentrifizierung ermögliche erhebliche Erkenntnisgewinne. Neuere Forschungen hätten das Potenzial, stadttheoretische Vorstellungen über den Zusammenhang von Gesellschaft und Stadt zu innovieren.
Wie sich die Gentrifizierung ausgestalte, hängt laut Eckardt von der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Situation ab. Er weist darauf hin, dass Prozesse der Segregation und sozialen Ungleichheit nicht mit der Gentrifizierung gleichzusetzen seien. Gleichwohl könne die Gentrifizierung eine mögliche Ursache sein.
Der Autor macht auf die politische Verantwortung für das Thema Gentrifizierung aufmerksam. Städtische Vertreibungen seien nur durch rechtliche, sozialstaatliche, lokale und symbolische Maßnahmen zu bekämpfen.
Diskussion
Die Thematik des Essentials ist hochaktuell. In der Öffentlichkeit wird der sozioökonomische Strukturwandel in Großstädten kontrovers diskutiert. In vielen Städten werden der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und steigender Mieten zum Phänomen. Eine bunte Stadtkultur ist in vielen Städten aufgrund dieses Phänomens kaum erkennbar. Die Vielschichtigkeit und Reichweite dieses Problems macht der Autor deutlich, indem er darauf hinweist, dass die Gentrifizierung auch eine globale Herausforderung darstellt.
Eckardt gelingt es, nicht nur das Phänomen der Gentrifizierung kompakt darzustellen, sondern auch die Forschungsgeschichte in gleicher Weise zu beleuchten. Dies macht das Buch auch als Einstieg für WissenschaftlerInnen interessant.
Es wird zurecht darauf hingewiesen, dass der Gentrifizierung nicht allein durch baurechtliche Maßnahmen Einhalt geboten werden kann und so ist es begrüßenswert, dass neben weiteren Maßnahmen zur Stadtentwicklung bspw. auf die Unterstützung von Genossenschaften hingewiesen wird.
Fazit
Das Essential bietet das, was es verspricht: Einen sehr komprimierten Überblick zum Stand der Stadtforschung hinsichtlich des Themas Gentrifizierung. Als Hinführung zur Auseinandersetzung mit diesem Phänomen ist das vorliegende Werk geeignet.
Rezension von
Patrick Quack
Diakon und Sozialarbeiter M.A.
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Es gibt 4 Rezensionen von Patrick Quack.