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Franzisca Schmidt: Populistische Kommunikation und die Rolle der Medien

Rezensiert von Prof. Dr. Frank Überall, 10.05.2019

Cover Franzisca Schmidt: Populistische Kommunikation und die Rolle der Medien ISBN 978-3-86962-424-2

Franzisca Schmidt: Populistische Kommunikation und die Rolle der Medien. Der Umgang der Presse mit Parteien- und Medienpopulismus im Europawahlkampf 2014. Herbert von Halem Verlag (Köln) 2019. 280 Seiten. ISBN 978-3-86962-424-2.

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Thema

Mit wieviel Populismus in ihren Argumenten kommunizieren politische Parteien und wie gehen Journalistinnen und Journalisten damit um? Diese Fragen versucht die Autorin mit einer umfassenden empirischen Analyse zu beantworten.

Autorin

Franzisca Schmidt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Bern.

Aufbau

Das Buch ist dem Gang der Untersuchung folgend in acht Kapitel aufgeteilt:

  • Kapitel 1 – Einleitung
  • Kapitel 2 – Politischer Populismus als Konzept
  • Kapitel 3 – Populismus in den Medien
  • Kapitel 4 – Methodologie und Operationalisierung
  • Kapitel 5 – Ergebnisse und Interpretation
  • Kapitel 6 – Fazit und Ausblick
  • Kapitel 7 – Literatur
  • Kapitel 8 - Appendix

Inhalt

Ausgehend von einer ausführlichen Definition des Populismus mit seinen positiven und negativen Seiten führt die Autorin hin zur Rezeption dieses Phänomens in Massenmedien. Im Rahmen eines Forschungs- und Dissertationsprojekts hat sich Franzisca Schmidt an einer empirischen Untersuchung von Medien und politischen Parteien in Deutschland, Österreich, Frankreich und Griechenland beteiligt. Sie arbeitet als Wesensmerkmal des Populismus das „Misstrauen gegenüber dem Prinzip der Repräsentation, neben der grundsätzlichen Ablehnung liberaler Institutionen“ heraus. Exklusion der „Anderen“ sowie die „Idee des Volkes als unterdrückte Klasse“ werden ebenfalls als Bestandteile der zugrunde gelegten Definition geschildert. Vor diesem Hintergrund werden Äußerungen politischer Akteure auf ihren Grad an Populismus aufwändig analysiert. Die Bezugnahme auf die Nation als Gemeinschaft spielt dabei eine besondere Rolle. Der Untersuchungszeitraum umfasst den Europawahlkampf 2014. Für diese Phase werden unter anderem Medienberichte codiert, um herauszufinden, inwieweit (Massen-)Medienberichterstatter neutrale Berichterstatter sind oder populistische Stellungsnahmen von Parteien befördern oder bewusst ignorieren. Ein besonderes Augenmerk lenkt die Autorin auf das Konzept der journalistischen Nachrichtenfaktoren, die aus ihrer Sicht geeignet sind, den Populismus zu fördern.

Franzisca Schmidt beschreibt die unterschiedlichen Medienlandschaften in den untersuchten Ländern und erläutert die empirische Situation von Boulevard- und Qualitätsmedien im Printbereich. In einer detaillierten Darstellung populistischer Anteile in Mitteilungen der Parteien und deren Niederschlag in der veröffentlichten journalistischen Berichterstattung wird die Herangehensweise der unterschiedlichen, untersuchten Tageszeitungen veranschaulicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass „den Parteien der Medienzugang zusätzlich erleichtert wird, je öfter sie in ihren Pressemitteilungen einen konkreten, aus einem nationalen Volksbezug und einer Elitenkritik zusammengesetzten populistischen Kommunikationsstil verwenden“. Populistische Kommunikation auf Seiten der Politik erhöhe somit die Sichtbarkeit in der journalistischen Berichterstattung, so Schmidt. In der entscheidenden Phase des EU-Wahlkampfes 2014 allerdings sei dieser Trend weniger stark ausgeprägt gewesen. Zuletzt führt die Autorin noch den wirtschaftlichen Druck, unter dem Tageszeitungen derzeit stehen, als Argument für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Abbildung populistischer Kommunikation ein.

Diskussion

Obwohl es sich um eine Dissertation handelt, liest sich das Werk flüssig und verständlich und ist als Fachbeitrag zur aktuellen Diskussion über Populismus und Medien eine wichtige Wegmarke. Dass das Werk im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts entstanden ist, merkt man an der gewissenhaften Herangehensweise der Untersuchung. So wurden die Codierer, die in den verschiedenen Ländern die Medien auswerteten, nicht nur intensiv geschult, sondern auch einem Pre-Test unterzogen, um valide Ergebnisse zu garantieren. Die verbindliche Klärung von Begriffen und die vorteilsfreie Untersuchung der aufgestellten Hypothesen hat zurecht dazu beigetragen, dass die Autorin mit einem Nachwuchspreis des herausgebenden Verlags ausgezeichnet wurde.

Fazit

Wer sich über die Rolle von Populismus in der politischen Kommunikation informieren möchte, ist bei diesem Buch genau richtig. Für Journalistinnen und Journalisten dürfte vor allem die kritische Reflektion alltäglicher Selektionskriterien spannend sein. Das lesenswerte Werk von Franzisca Schmidt ist eine gelungene Abhandlung über ein aktuelles Thema, das eine breite Kenntnisnahme verdient hat.

Rezension von
Prof. Dr. Frank Überall
Medien- und Politikwissenschaftler an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft; www.politikinstitut.de
Website
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Es gibt 24 Rezensionen von Frank Überall.

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Zitiervorschlag
Frank Überall. Rezension vom 10.05.2019 zu: Franzisca Schmidt: Populistische Kommunikation und die Rolle der Medien. Der Umgang der Presse mit Parteien- und Medienpopulismus im Europawahlkampf 2014. Herbert von Halem Verlag (Köln) 2019. ISBN 978-3-86962-424-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25501.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.


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