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Werner Schneider, Stephanie Stadelbacher (Hrsg.): Der Altersübergang als Neuarrangement von Arbeit und Leben

Rezensiert von Dipl.-Pädagogin Bettina Wichers, 22.10.2019

Cover Werner Schneider, Stephanie Stadelbacher (Hrsg.): Der Altersübergang als Neuarrangement von Arbeit und Leben ISBN 978-3-658-21973-4

Werner Schneider, Stephanie Stadelbacher (Hrsg.): Der Altersübergang als Neuarrangement von Arbeit und Leben. Kooperative Dienstleistungen für das Alter(n) in Vielfalt. Springer VS (Wiesbaden) 2019. 224 Seiten. ISBN 978-3-658-21973-4. D: 44,99 EUR, A: 46,25 EUR, CH: 46,50 sFr.

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Thema

Das Verbundprojekt FISnet (Flexible, individualisierte Service-Netzwerke), www.fisnet.info in der Region Augsburg/ Schwaben gibt mit dieser Veröffentlichung einen Einblick in eines seiner drei Netzwerkthemen, den Altersübergang. Es werden verschiedene Zugänge und Herausforderungen in dieser Lebensphase sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Ältere durch Dienstleistungsnetzwerke, wie sie im FISnet entwickelt wurden, aufgezeigt.

Herausgeber/in

Werner Schneider ist Inhaber der Professur für Soziologie mit Berücksichtigung der Sozialkunde an der Universität Augsburg

Stephanie Stadelbacher ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur

Aufbau und Inhalt

Der Sammelband besteht aus insgesamt neun eigenständigen Aufsätzen von jeweils mehreren Autor/innen. Jedes Kapitel hat ein ausführliches Literaturverzeichnis direkt im Anschluss.

Werner Schneider, Stephanie Stadelbacher: Der Altersübergang als gesellschaftliches Problem und als Gestaltungsaufgabe – Einführende Überlegungen zu einer risikoreichen Lebensphase. Die Herausgeber/innen skizzieren hier verschiedene Konstruktionen von Alter, die zunehmende Auflösung von klar abgegrenzten Altersphasen und die zunehmende Variabilität von Altersentwürfen wie aber auch Herausforderungen „im Alter“, und leiten hiervon auf einen Überblick über das Modellprojekt „Flexible, individualisierte Service-Netzwerke (FIS-Net)“ über, gefolgt von einem Einblick in den Aufbau des Buches.

Ernst Kistler, Constantin Wiegel: Altersübergang und Ruhestand – aktuelle Konzepte, Kontroversen und Debatten. Die Autor/innen stellen verschiedene tradierte Annahmen über die „Vorstellung einer guten Lebenslage der Bevölkerung im Ruhestand und des weitgehend unproblematischen Übergangs in der Rente“ in Frage und zeigen anhand verschiedener Datenquellen die große Spanne der Lebenslagen, des Gesundheitsstatus und der finanziellen Situation Älterer insbesondere auch im Vergleich zur EU auf, die eine uneingeschränkt optimistische Sichtweise nicht nur nicht zulässt, sondern ad absurdum führt.

Markus Holler, Daniela Schneider und Constantin Weigel: Lebenslagen, Altersbilder und Inanspruchnahme von Dienstleistungen für den Altersübergang. Der Beitrag zeigt anhand einiger Ergebnisse der FISnet-Befragung im Regierungsbezirk Schwaben verschiedene Dimensionen von Altersbildern (Weiterentwicklung, psychophysischer Abbau u.a.), deren Zusammenhänge sowohl z.B. zu sozioökonomischen Faktoren und Ausbildungsabschluss, und der gemeinsame Einfluss z.B. auf Gesundheitsverhalten und auf die Inanspruchnahme von Dienstleistungen im Altersübergang auf, mit wichtigen Erkenntnissen u.a. für präventive Gesundheitsinterventionen für diese Zielgruppen.

Wolfgang Dunkel, Natalie Geringer, Moritz Hillebrecht: Lebensführung im Altersübergang – Kontinuität und Wandel. Fallvignetten und Daten aus Interviews im Rahmen der FISnet-Studie zeigen Probleme im Altersübergang, wo sich insbesondere die Aufrechterhaltung der Kontinuität in der Lebensführung als bedeutungsvolles Thema zeigte, verschiedene Typen sozialer Netzwerke (familienzentriert, Engagement im Vereinsleben, Kombination) und subjektiver Alterskonzepte, sowie weitere Themen wie Angst vor sozialer Exklusion und gesundheitliche Einschränkungen als relevante Aspekte dieser Lebensphase.

Ernst Kistler, Markus Holler, Daniela Schneider: Alter(n)sgerechte Arbeitsbedingungen und Lebenslagen – Fiktionen und Fakten. Mit einem Überblick über Mortalität und Morbidität älterer Menschen führt das Kapitel ein in konkrete Fakten zur Erwerbssituation Älterer, u.a. mit Fokus auf körperliche und psychische Belastungen und Belastungserleben und auf die Maßnahmen, die zur Förderung einer (gesunden) Erwerbstätigkeit bis zur Rente bereits von Betrieben angeboten werden.

Norbert Huchler, Margit Weihrich, Stephanie Porschen-Hueck, Anna Monz, Sonja Schamann, Fritz Böhle, Eckhard Heidling, Christian Franke: Dienstleistungen für Prävention im Altersübergang – die Idee kooperativer Dienstleistungsnetzwerke. Hier nun erfolgt eine ausführliche Einführung in das Projekt FISnet und die Begründung der Bedeutung kooperativer Dienstleistungsnetzwerke auch im Sinne der Gesundheitsökonomie. So kann diese Form von „interaktiver Koordination von kooperativen Dienstleistungsnetzwerken“ auch als eine Weiterentwicklung des Case Managements verstanden werden, deren Bausteine u.a. aus der Netzwerkarbeit mit Betrieben, aber auch mit Bürgern „von unten“ bestehen.

Margit Weihrich: Kunden gehen nicht in Rente – Bemerkungen zu einer besonderen Art von Arbeit. Der Beitrag „fordert dazu auf, Dienstleistung systematisch aus der Perspektive der Kundinnen und Kunden zu betrachten“ (152) – und dies anhand von Überlegungen zum Kunden als aktiven Partner in der Dienstleistungsbeziehung, zur Entlastung wie auch Überforderung von (älteren) Kunden bei Produktentscheidungen, der Interaktionsarbeit und dem Älterwerden in der Dienstleistungsbeziehung uvm. – und der abschließenden Anregung, Dienstleistungsbeziehungen als „Labore des Sozialen“ zu betrachten.

Robert Bockmann, Heiko Gewald, Philipp Brune: Gesundheitsbezogene IT-Nutzung im Altersübergang – Ursachen und Auswirkungen individueller Differenzen. Einige Schlüsselfaktoren des Zugangs Älterer zu Informationstechnologien allgemein sind u.a. „Computerbezogene Selbstwirksamkeit“ und „Computerängstlichkeit“ – anhand eigener Datenerhebungen in Deutschland und in den USA zeigen die Autoren einige konkrete Einflussfaktoren auf die Nutzung gesundheitsbezogener IT durch ältere Menschen auf.

Stephanie Manges, Thomas Schmid, Jessica Striebel, Tanja Wiedemann: Komplexität nachhaltig gestalten – Geschäftsmodelle für Dienstleistungsnetzwerke im Altersübergang. Abschließend werden bereits existierende Gesundheitsnetzwerke auf verschiedene Aspekte des Geschäftsmodells hin analysiert, u.a. in Bezug auf Aktionsradius, Krankenkassenbeteiligung und die Wertschöpfungsarchitektur.

Diskussion

Ein interessanter Beitrag zur Literatur zum Altersübergang, der neben einer gesundheitsökonomischen Ausrichtung vertiefte Einblicke in die Lebenslagen von Menschen in dieser Lebensphase gibt, sowohl aus dem Blickwinkel der noch im Berufsleben befindlichen wie auch der bereits (aus welchen Gründen auch immer) aus dem Berufsleben ausgeschiedenen älteren Menschen.

Der Sammelband gibt einen theoretisch fundierten und zugleich anschaulichen Überblick in einen bedeutsamen, aber noch weniger erforschten Lebensabschnitt: den Altersübergang, also den Übergang in die Lebensphase „Alter“, der zumeist mit dem Berufsende und dem Übergang in den Ruhestand assoziiert wird. Dabei nehmen die Autoren/innen unterschiedliche Aspekte aus Gesundheitswissenschaften, Gesundheitsökonomie, Betriebswissenschaft, Gerontologie in den Fokus und zeigen die hochgradig differenzierten Lebenslagen der Menschen im Übergang vom Beruf in den Ruhestand auf.

Der durch das Projekt FISnet angestrebte Wandel von einer additiven zu einer kooperativen Gesundheitsversorgung, die ein Gesundheitsmanagement sowohl durch Betriebe als auch durch lokale und regionale Akteure der Gesundheitswirtschaft wie auch durch den Bürger direkt, also „von unten“, ermöglicht, scheint den Herausforderungen einer gesundheitlichen Versorgung einer zunehmend diversen und IT-affinen Bevölkerung Großteiles entsprechen zu können. Die Problematik, in derartige Netzwerken bestimmte Zielgruppen nicht zu erreichen, wie z.B. diejenigen, die durch bereits bestehende Pflegebedürftigkeit und/oder Immobilität eingeschränkt sind, oftmals verbunden mit einer nicht oder nur eingeschränkt vorhandenen IT-Kompetenz, ist offensichtlich und wird auch benannt. Die jetzt und in den nächsten Jahren in den Altersübergang kommenden Menschen wird dieser Ansatz jedoch vermutlich besser erreichen als die klassische additive, hierarchische Gesundheitsversorgungsarchitektur, von daher gibt das Projekt wichtige Impulse und Hinweise für weitere Entwicklungen in diesem Sektor.

Fazit

Für alle, die in den Feldern von öffentlicher Verwaltung, Betrieben oder auch in der Politik Entscheidungen zur externen Steuerung der Gestaltung des Altersübergangs treffen müssen, ist dies ein hilfreiches Buch, das vielfältige Perspektiven auf diese Lebensphase an sich wie auch auf die Gesundheitsfürsorge in dieser Phase wie auch in der des fortgeschrittenen Alters aufzeigt.

Rezension von
Dipl.-Pädagogin Bettina Wichers
Gerontologin (M.Sc.), Dipl.-Pädagogin & Coach
CommuniCare. Kommunikation im Gesundheitswesen, Göttingen
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Es gibt 34 Rezensionen von Bettina Wichers.

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Zitiervorschlag
Bettina Wichers. Rezension vom 22.10.2019 zu: Werner Schneider, Stephanie Stadelbacher (Hrsg.): Der Altersübergang als Neuarrangement von Arbeit und Leben. Kooperative Dienstleistungen für das Alter(n) in Vielfalt. Springer VS (Wiesbaden) 2019. ISBN 978-3-658-21973-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25610.php, Datum des Zugriffs 09.06.2023.


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