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Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes et al.: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis

Rezensiert von Prof. Dr. Judith Dick, 23.04.2019

Cover Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes et al.: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis ISBN 978-3-943787-97-9

Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes, Ingo Palsherm, Rainer Kessler: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis. Ein Handbuch für Sozialberufe. Fachhochschulverlag (Frankfurt am Main) 2018. 26. Auflage. 528 Seiten. ISBN 978-3-943787-97-9. D: 22,00 EUR, A: 22,70 EUR.
Reihe: Fachhochschulverlag - Band 15.

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Thema

„Ein Handbuch für Sozialberufe“, so der Untertitel, ist das „Verwaltungsrecht für die soziale Praxis“ begründet von Papenheim. Es stellt geordnet das Recht der Verwaltung, das für Sozialberufe wesentlich ist, zusammen und kann als Nachschlagewerk genutzt werden. Recht wird in der praktischen Arbeit von Sozialarbeiter*innen benötigt. Einerseits sichert es die Qualität der eigenen Arbeit rechtlich ab, die in vielen Fällen z.B. im Jugendamt zudem über Verwaltungsverfahren umzusetzen ist. Andererseits geht es darum Klienten, oft sozial Schwache, bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu unterstützen.

Entstehungshintergrund und AutorInnen

In der 26. Auflage ist Susanne Dern als Autorin ausgeschieden und Rainer Kessler hinzugekommen. Kessler verantwortet die Kapitel Sozialarbeit/Sozialpädagogik im demokratischen Rechts- und Sozialstaat und Träger der Freien Wohlfahrtspflege (A, E). Baltes hat die verwaltungsnahen Kapitel zum Verhältnis von Gesetzgebung und Verwaltung und zur kommunalen Selbstverwaltung übernommen, sowie die Kapitel Haftung, Rechtsschutz und Öffentliche Sachen (B-D, M-O). Palsherm verantwortet die Kapitel zum Sozialleistungsrecht und Verwaltungsverfahren im engeren Sinne (F-L).

Aufbau und Inhalt

Für das Inhaltsverzeichnis würde man sich bereits die den Kapiteln vorangestellten detaillierteren Kapitelinhaltsverzeichnisse wünschen. (So bereits Schörnig zur Vorauflage in ihrer Rezension auf socialnet) Der Zugriff auf die Themen wird aber auch durch ein Stichwortverzeichnis ermöglicht und durch die grün gedruckten Stichworte am Rand der Texte, womit das Buch seinem Charakter als Nachschlagewerk gerecht wird.

Grafische Darstellungen nutzt das Handbuch dagegen selten. Verständnis der Materie erreicht das Werk durch das unmittelbare Nebeneinander von Erläuterungen zum Recht, Erklärungen und Beispielen. Zusammen mit den präzisen Quellenangaben im Text und dem Literaturverzeichnis gewinnt das Handbuch eine Tiefe, die über übliche Ausbildungsliteratur hinaus geht.

Diskussion

Gelungen ist diese 26. Auflage des Handbuches wiederum, weil sie wichtige aktuelle Entwicklungen praxisnah einordnet und Bezüge zu anderen Rechtsgebieten zieht.

So bezieht Kessler sich für die Frage der aus Grundrechten abgeleiteten Schutzpflichten des Staates auf die Abweisung der Klage von zukünftig Pflegebedürftigen gegen den Pflegenotstand durch das Bundesverfassungsgericht, das keine evidente Pflichtverletzung des Gesetzgebers vorgetragen sah. Auch das BTHG als Beispiel, dass die Sozialgesetze wichtige Verbesserungen für Menschen mit Krankheiten, Behinderungen oder Pflegebedarfen bringen ist einbezogen. Dass nicht immer alle neusten Urteile verarbeitet werden, ermöglicht es das Handbuch nicht zum Kommentar aufzublähen und praxiszentriert zu bleiben.

Baltes erläutert die Bindung der Verwaltung an die Grundrechte und bezieht dazu auch ein, dass das Recht auf Familienzusammenführung nicht in das Belieben der EU-Mitgliedsstaaten gestellt ist nach einem Urteil des EUGH vom 12.4.2018 und bietet einen Exkurs zum Aufenthaltsrecht bis hin zum Kirchenasyl. Die Grenzen der Professionen werden ausgelotet, z.B. wenn im Kapitel Gesetzesbindung der Verwaltung auf den sozialarbeiterischen und pädagogischen Beurteilungsspielraum erläutert wird, den die Rechtsprechung bei psychosozialen fachlichen Prognosen anerkennt.

Palsherm gelingt es in seinen fast 70 Seiten zu Schweigepflicht und Datenschutz die Materie vom Straf- und Prozessrecht über den Sozialdatenschutz mit einem Schwerpunkt zum Datenschutz in der Kinder- und Jugendhilfe bis hin zum Datenschutz durch freie Träger umfassend und praxisnah zu präsentieren. Hierbei zeigt sich die Verwobenheit der Rechtsgebiete mit der die Praxis umzugehen hat und der das Handbuch gerecht wird, während Literatur, die einzelne Rechtsgebiete abarbeitet letztlich nur erste Orientierungshilfe bietet.

Fazit

Sozialpolitik wird über Recht verwirklicht und diesen Bezug zum tatsächlichen „Auch-Recht-Kriegen“ liefert das Handbuch durch seine unzähligen Beispiele, im Durchschnitt mindestens eines pro Seite. Unbedingte Kaufempfehlung für Sozialarbeiter*innen, Pädagog*innen, egal ob als Mitarbeitende in Behörden oder bei freien Trägern. Auch Jurist*innen sei das Buch empfohlen, weil es die Fallbezüge umfangreich mitliefert, die juristischer Literatur eher fehlen.

Rezension von
Prof. Dr. Judith Dick
Evangelische Hochschule Berlin, Professur für Sozialrecht
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Es gibt 10 Rezensionen von Judith Dick.

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Zitiervorschlag
Judith Dick. Rezension vom 23.04.2019 zu: Heinz-Gert Papenheim, Joachim Baltes, Ingo Palsherm, Rainer Kessler: Verwaltungsrecht für die soziale Praxis. Ein Handbuch für Sozialberufe. Fachhochschulverlag (Frankfurt am Main) 2018. 26. Auflage. ISBN 978-3-943787-97-9. Reihe: Fachhochschulverlag - Band 15. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25620.php, Datum des Zugriffs 14.01.2025.


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