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Kirsten Guthöhrlein, Christian Lindmeier et al.: Teamarbeit und Teamkooperation

Rezensiert von Monika Pietsch, 18.06.2020

Cover Kirsten Guthöhrlein, Christian Lindmeier et al.: Teamarbeit und Teamkooperation ISBN 978-3-17-036453-0

Kirsten Guthöhrlein, Christian Lindmeier, Désirée Laubenstein: Teamarbeit und Teamkooperation. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2019. 92 Seiten. ISBN 978-3-17-036453-0. 24,00 EUR.
Reihe: Praxisbegleiter Inklusion.

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Thema

Die kleine Reihe „Praxisbegleiter Inklusion“ setzt drei Schwerpunkte, die bundeslandübergreifend die wichtigsten Impulse für eine gelingende Umsetzung der Inklusion in Schulen darstellen: Teamarbeit und Teamkooperation, Inklusive Unterrichtsentwicklung und -gestaltung sowie Berufsorientierung und Übergangsmanagement.

Im ersten Band der Reihe „Teamentwicklung und Teamkooperation“ geht es um die funktionierende Zusammenarbeit/​Teamarbeit aller Beteiligten. Für einen gelingenden inklusiven Unterricht muss es zwischen Regel- und Förderschullehrkräften, Pädagogischen Fachkräften und Schulleitungen stimmen. Diesen Prozess gilt es zu initiieren und zu moderieren.

AutorInnen

Kirsten Guthöhrlein, Projektmitarbeiterin an der Universität Koblenz- Landau, Förderschullehrerin

Desirée Laubenstein, Professorin für Sonderpädagogische Förderung und Inklusion an der Universität Paderborn

Christian Lindmeier, Univ.- Professor für Pädagogik bei Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung und Pädagogik im Autismus- Spektrum an der Universität Halle- Wittenberg

Entstehungshintergrund

Ausgehend von Evaluationen in Rheinland- Pfalz stellen die AutorInnen ihre Ergebnisse der Forschungsprojekte GeSchwind (Gelingensbedingungen der inklusiven Schulentwicklung an Schwerpunktschulen) und GeSchwind Sek I dar. Die Ergebnisse, Beispiele und Tipps beziehen sich vor allem auf Rheinland- Pfalz, sind jedoch auf andere Bundesländer übertragbar.

Aufbau und Inhalt

Einleitung

Gelingende Inklusion für alle SchülerInnen hängt von vielen Faktoren ab: einerseits von der strukturellen Organisation in der Schule (Kooperation der Lehrenden, reflexive Gespräche und Beratungen, zielorientierte Schulleitungen, Zeitkontingente für Besprechungen etc.), andererseits vom vertrauensvollen Umgang der Lehrkräfte untereinander, mit der Schulleitung und der Schülerschaft.

Inklusive Schulentwicklung als Teamarbeit

Rheinland-Pfalz kann auf eine lange Tradition der Schulentwicklung zurückblicken. Seit den 1980er Jahren wird nach und nach an der Inklusion gearbeitet. Die Schwerpunktschulen bearbeiten dabei jeweils ihr eigenes Konzept, das in der Praxis weiterentwickelt wird.

Grundlagen der kooperativen Teamkultur sind: gegenseitige Wertschätzung, Kompetenztransfer zwischen Förderschul-, Regelschullehrkräften und den Pädagogischen Fachkräften, regelmäßiger Austausch und arbeitsteilige Zuständigkeiten. Als übereinstimmend wurde in den Untersuchungen festgestellt, dass für die Schwerpunktschulen weniger eine vorgegebene Struktur oder Organisation oder ein bestimmtes Repertoire an Techniken ausschlaggebend sind, sondern die didaktische Vielfalt, methodische Flexibilität und die Bereitschaft des Gesamtkollegium für ein „whole school approach“ (d.h. das gesamte Kollegium ist an der Entwicklung der Schule mit Werten, Überzeugungen und Regeln beteiligt). Regelmäßige teambildenden Massnahmen können dazu beitragen eine gemeinsame Übereinkunft der Werte und Regeln zu bilden und für Gleichberechtigung der Beteiligten zu sorgen.

Formen der professionellen Kooperation

Gemeinsame Unterrichtsvorbereitungen sind ein Grundstein für die gemeinsame Unterrichtsleitung. Organisatorisch braucht es dazu eine geplante gemeinsame Vorbereitungszeit. Als Methoden zur Erarbeitung des Unterrichts haben sich bewährt: regelmäßige kollegiale Beratungen, kooperative Unterstützung und Beratung (alle bringen ihre persönlichen Expertisen ein), gemeinsame Unterrichtsdurchführung im Team. Die anschließenden Formen der gemeinsamen Unterrichtsdurchführung sind vielfältig und hängen vom jeweiligen Team ab: einer unterrichtet, einer schaut zu oder assistiert, beide Lehrkräfte unterrichten parallel kleinere Gruppen im gleichen Raum, jedeR unterrichtet an Stationen, beide Lehrkräfte sind als Team aktiv.

Als bedeutsam hat sich der Blick auf die Lehrergesundheit herausgestellt: Sie ist massgeblich für das soziale Klima im Kollegium verantwortlich, so kann rechtzeitig auf evtl. Überforderung oder Ängste reagieren werden.

Schulorganisatorische Strukturen

Die freien Zeiten für die Vorbereitung und Reflexion müssen strukturell eingeplant und verbindlich sein, also im Stundenplan verankert sein. Für diese Treffen sollte es einen Ablaufplan geben und die Ergebnisse werden dokumentiert. Auch ein verpflichtende Präsenztag hat sich als hilfreich erwiesen.

Inklusive Schule und Teamarbeit entwickeln

Die Schulleitung ist der Impulsgeber, darüber hinaus sind alle Lehrer und Lehrerinnen, Pädagogischen Fachkräfte, mit Hausmeister und Schülerschaft an den verschiedenen Prozessen beteiligt. Da die Aufgabenvielfalt für die Schulleitungen sehr umfassend ist, muss auch sie als Team agieren. Teamarbeit auf allen Ebenen und jeder Zusammensetzung ist kein Selbstläufer. Es kann natürlich zu Spannungen, Konflikten und Ablehnung kommen. Die AutorInnen empfehlen schrittweise moderierte Teamprozesse, möglicherweise mit externer Unterstützung.

Unterstützungsangebote

Hier werden einerseits das pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz genannt und beschrieben, externe Berater und Beraterinnen Inklusion, Hospitationen untereinander auch in anderen Schulen.

Abschießende Empfehlungen für Ihre Teamentwicklung

Das Buch schließt mit stichpunktartigen praktischen Tipps zur Umsetzung und dem umfangreichen Literaturverzeichnis.

Fazit

Teamarbeit in Schule wurde häufig als Methoden für Schüler und Schülerinnen betrachtet. Dass auch Lehrkräfte unterschiedlicher Disziplinen und Schulleitungen Teams bilden und sich schulen müssen, wird vernachlässigt. Das Buch zeigt kurz und bündig und illustriert durch kurze Statements gelingende Arbeit in Schulen und Teamarbeit mit allen Facetten.

Bei der Neuorientierung einer Schule hin zur Inklusiven Schule entstehen auch bei Lehrern Ängste und vielleicht Ablehnung, diese gilt es zu bearbeiten und zu begleiten. Dabei wird aufgezeigt, dass die Bereitstellung von Zeit (strukturelle Ressourcen) und die gegenseitige Wertschätzung wichtige Bestandteile der Umsetzung und des Gelingens sind.

Basis des Buches sind die Ergebnisse der vorangegangenen Evaluationen und Interviews. Das Buch zeigt übersichtlich den jeweiligen Themenschwerpunkt. Interviewbeispiele, Methoden und Tipps aus der Erlebnispädagogoik und der systemischen Arbeit fliessen ein.

Eine gelingende Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und weiterem pädagogischen Fachkräften sollte nicht nur im Zusammenhang mit Inklusiven Schulen eine Selbstverständlichkeit sein. Die Zusammenarbeit zwischen Regelschul- und Förderschullehrern oder auch mit SozialpädagogInnen ist oft nicht reibungslos. Dabei geht es vielfach um mangelnde Wertschätzung und Akzeptanz. Das Buch greift diese Thema auf. Dabei wird nicht problematisiert, sondern mit kooperativen Methoden eine positive Vision ermöglicht. So kann das Buch eine Idee von gelingender Inklusiver Schule geben und für manchen kritischen Einwand praktische Tipps aus der Praxis.

Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
Website

Es gibt 60 Rezensionen von Monika Pietsch.

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ISSN 2190-9245