Thomas Girsberger: Die vielen Farben des Autismus
Rezensiert von Dr. Carsten Rensinghoff, 19.06.2020

Thomas Girsberger: Die vielen Farben des Autismus. Spektrum, Ursachen, Diagnose, Therapie und Beratung. Verlag W. Kohlhammer (Stuttgart) 2019. 4. Auflage. 185 Seiten. ISBN 978-3-17-038700-3. D: 29,00 EUR, A: 26,70 EUR, CH: 31,20 sFr.
Thema
In diesem Buch wird ein neuerer Ansatz bei der Diagnose, Therapie und Beratung des Autismus-Spektrums vorgestellt. „Das Buch gibt Antworten auf viele Fragen von Seiten der Betroffenen wie auch der Fachleute: Wie wird Autismus diagnostiziert? Wie entsteht eine Störung des autistischen Spektrums? Welches sind hilfreiche Strategien für den Erziehungs- und Schulalltag?“ (Klappentext).
Autor
Thomas Girsberger ist Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er hat eine Praxis in der Nähe von Basel und befasst sich schwerpunktmäßig mit ADHS und Autismus-Spektrum.
Entstehungshintergrund
„Das Anliegen dieses Buches ist es, Kinder des Autismus-Spektrums und ihren Eltern und Familien Hilfen anzubieten“ (S. 9). Verschiedene Aspekte kommen hier zum Tragen, wie:
- Verständnis
- Erziehungsratschläge
- v.a. für die verschiedenen Farben des Autismus zu sensibilisieren.
Aufbau
- Wie entsteht Autismus?
- Autismus-Spektrum und Entwicklungsstörungen
- Abklärung und Diagnose
- Verlauf in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter
- Therapie und Beratung
- Komorbiditäten
- Schulische Integration
Inhalt
Im Zusammenhang mit der Entstehung des Autismus stellt Girsberger fest, dass es sich beim Autismus, in Abgrenzung zur Krankheit oder Behinderung, um eine Besonderheit oder ein Anderssein handelt. Die Besonderheit liegt im Austausch mit der Gesellschaft. Der gesellschaftlich geforderte Anpassungsdruck führt zu Stress. Dieser Stress führt dann zu unangemessenem Verhalten. „Mit ‚Autistischer Störung‘ ist sinngemäß der Folgezustand gemeint, der bei vielen Betroffenen – insbesondere solange sie unerkannt sind – zwangsläufig entsteht“ (S. 29).
Bei der Frage nach genetischen Faktoren, die Autismus voraussetzen, führt der Verfasser an, dass die Vererbung bei der Entstehung des Autismus eine wesentliche Rolle spielt. „Je größer die erbliche Belastung, umso wahrscheinlicher ist das Auftreten von Autismus, ohne dass man im Einzelfall eine Vorhersage machen kann“ (S. 29 f.).
Es ist aber auch davon auszugehen, dass neben der genetischen Komponente Schädigungen des Gehirns einen Autismus zur Folge haben können. Das können vorgeburtliche Schädigungen des Gehirns sein, die während der Schwangerschaft, – z.B. durch Infektionskrankheiten der Mutter, Nikotin-, Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenkonsum –, während der Geburt – etwa durch Sauerstoffmangel – oder in der frühen Kindheit auftreten. Sehr wahrscheinlich spielen leichte Hirnschädigungen beim Frühkindlichen Autismus eine wesentlichere Rolle als beim Asperger-Syndrom. Bei Letzterem hat die Vererbung wohl ein größeres Gewicht.
Die Besonderheiten der autistischen Wahrnehmung liegen:
- in der Bevorzugung der Wahrnehmung von Details;
- in dem Gebrauch nur eines Sinneskanals;
- in der Bevorzugung eines Sinneskanals;
- in der Empfindsamkeit bestimmter Sinnesqualitäten;
- in dem nur sehr erschwerten bis unmöglichen Wechsel der Sinneskanäle.
Das autistische Denken ist durch Eindimensionalität gekennzeichnet, z.B. der Konzentration auf nur ein oder wenig Interessengebiete oder der Bevorzugung des logisch-rationalen Denkens.
Autistische Menschen haben Mühe mit ihren Emotionen und den Emotionen anderer Menschen.
„Unter starkem Stress funktioniert […] gar nichts mehr und das Resultat ist Ausrasten, Ausflippen, Erstarren, Davonlaufen usw.“ (S. 34).
Als Orientierungshilfe bedient sich Girsberger eines Farbschemas. Hiermit will er das Autismus-Spektrum von anderen Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen abgrenzen. Um diese Diagnosevielfalt für Eltern und Betroffene erklärbar zu machen, hat der Autor ein farbiges Modell entworfen. Ausgangspunkt ist die Normalverteilung, dargestellt an der Gauss’schen Glockenkurve.
Bei der Abklärung der Diagnose werden vier ausschlaggebende Faktoren genannt:
- eine partnerschaftlich orientierte Arzt-Patient-Beziehung;
- eine Einbeziehung der Betroffenen in den Diagnoseprozess;
- eine große Aufmerksamkeit für elterliche Beobachtungen;
- dass eine Diagnose des Autismus die Persönlichkeit bzw. eine Variante der Persönlichkeit und nicht in erster Linie eine Krankheit betrifft
Es werden verschiedene Ebenen der Diagnostik unterschieden, als da wären:
- die kategoriale Diagnostik,
- die dimensionale klinische Diagnostik. Hier führt der Autor an, dass Mädchen, mit Blick auf Autismus, anders beurteilt werden als Jungen. Aber: „Alle für Autismus spezifischen Diagnose-Kriterien wurden überwiegend an Jungen erhoben“ (S. 55);
- die Diagnostik über das ICF, der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, erfolgt;
- die versicherungsrechtliche Diagnostik. Mit einer differenzierten dimensionalen Diagnostik können Versicherungen nichts anfangen.
Eine vermehrte Vielfalt oder Vielfarbigkeit des Autismus und deshalb eine Plastizität bzw. Veränderbarkeit desselben wird durch die gesellschaftliche Entwicklung erkennbar. Hier wird u.a. die Bedeutung des Erziehungsstils hervorgehoben, der in einen gewährenden Erziehungsstil mit einer steigenden Toleranz des Andersseins oder eines Andersseins übergeht.
Es werden die einzelnen Diagnosen des Autismus-Spektrums beschrieben – und das sind der Frühkindliche Autismus, der über zuverlässige Diagnose-Instrumente diagnostizierbar ist, und das Asperger-Syndrom und der Atypische Autismus, deren Diagnosen schwieriger zu stellen sind.
Autismus-Spektrum-Störungen und Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) überschneiden und vermischen sich oft. Das birgt die Gefahr einer Fehldiagnose in sich.
Die Diagnostik soll ganzheitlich erfolgen. Hierfür werden verschiedene Instrumente aufgeführt, wie Screening-Fragebögen, Ermittlung des autistischen Verhaltens, Intelligenz-Abklärung, Berücksichtigung besonderer Fähigkeiten, Spezialinteressen und Hobbies, standardisierte Erfassung der sozio-emotionalen Kompetenzen, Familienanamnese (einschließlich der Frage nach dem Migrationshintergrund eines oder beider Elternteile: „Es scheint so zu sein, dass Menschen mit leichten autistischen Merkmalen eher dazu neigen, ihre Heimat zu verlassen bzw. einen Partner/eine Partnerin fern der Heimat zu suchen“ (S. 67)), Abklärung komorbider Störungen und Interaktion mit den Eltern, Therapeuten u.ä.
Wir lernen vier Fallbeispiele aus dem Autismus-Spektrum kennen:
- Da ist z.B. der 15-jährige Yves, Schüler der 8. Klasse einer schweizerischen Realschule. Er lebt mit seiner Mutter und deren Lebenspartner in einem Dorf. U.a. ist er schwer erziehbar, interessiert sich nicht für andere Kinder, musste als kleines Kind an allen Gegenständen immer zuerst riechen, reagiert überempfindlich auf Lärm und geht oft im Wohnzimmer träumend im Kreis herum. Es dauerte lange bis Yves die Diagnose Asperger-Syndrom erhielt.
- Bei der zehnjährigen Daniela, die mit einem Atypischen Autismus lebt, wird die Sensibilisierung thematisiert: „Es geht darum, sensibilisiert zu werden hinsichtlich der Tatsache, dass es zu sehr konflikthaften Entwicklungen kommen kann, wenn ein Kind aus dem Autismus-Spektrum nicht als solches erkannt wird und seine Schwierigkeiten auf eine Teil-Problematik reduziert werden“ (S. 73).
- Bei dem 15-jährigen Ruben, der mit einem Asperger-Syndrom lebt, wird die schulische Situation in vorderster Linie besprochen.
- Aus autobiographischer Perspektive wird die Zeit bis zur Diagnosestellung des 42-jährigen Juraj dargestellt. Juraj erhielt erst mit 41 Jahren die Diagnose Asperger-Syndrom und das „war für ihn eine Erlösung“ (S. 83).
Aufbauend auf die vorgenannten Portraits werden die alters- und geschlechtsspezifischen Probleme für die frühe Kindheit, die Kindergartenzeit, die Primarschulzeit, die Sekundarschulzeit – hier führt Girsberger auf Seite 90 mahnend an, dass das Schulsystem kontinuierliche Anpassungen unternehmen muss, um Jugendliche mit Asperger-Syndrom zu begleiten und zu unterstützen und ihnen so einen Schulabschluss zu ermöglichen, welcher ihren intellektuellen Fähigkeiten entspricht und der Gefahr des Underachievements begegnet –, die Adoleszenz und Berufsausbildung, die Ablösung vom Elternhaus und das Erwachsenernalter diskutiert. „Wenn von Autismus Betroffene nicht als solche erkannt werden, dann geraten sie in der Adoleszenz in einen zunehmenden Stress, weil sie intuitiv merken, dass sie den Anforderungen an eine ‚normale‘ Ausbildung und eine altersgemäße Ablösung von dem Elternhaus nicht gewachsen sind“ (S. 93).
Nach diesen problematischen Seiten des Autismus-Spektrums werden vom Verfasser die positiven Eigenschaften des Asperger-Syndroms aufgeführt und das sind Kreativität und Phantasie.
Die unterschiedlichen Schattierungen des Asperger-Syndroms, das im zweiten Kapitel mit der Farbe Blau versehen wurde, können sein:
- Isolation und Rückzug;
- Arroganz (Kriminelle autistische Persönlichkeit n. Fitzgerald)
- Flucht in die Phantasiewelt
- ausgeprägte Nachahmung bis hin zur Entwicklung eines falschen Selbst
- eine hohe Affinität zu Computerspielen, Handy, PC und Internet
Bei der Therapie und Beratung werden unterschiedliche pädagogische Ansätze vorgestellt, als da wären:
- der systemische Ansatz, in dem der Fokus auf die individuelle Ebene, die familiäre Ebene, das erweiterte familiäre Umfeld und die Schule gelegt wird
- das Eltern-Coaching – hier auch Eltern-Selbsthilfegruppen und Internet-Foren
- die Beratung von Lehrpersonen und anderen Bezugspersonen
- das Coaching und Mentoring von Betroffenen – für den beruflichen Alltag über einen Job-Coach oder niederschwellig durch freiwillig Helfende (Mentoren)
- die Verhaltenstherapie
- die Arbeit an sozialen und emotionalen Kompetenzen, ein Kernproblem autistischen Denkens und Empfindens.
Beim Eltern-Coaching ist darauf zu achten, „dass die Eltern in alle pädagogisch-therapeutischen Bemühungen mit einbezogen werden“ (S. 105), damit sie diese Bemühungen zu Hause weiter durchführen können.
Durch die Beratung von Lehrern und anderen entscheidenden Bezugspersonen soll ein besseres Verständnis für die Eigenheiten der Kinder im Autismus-Spektrum erreicht werden.
Girsberger hat ein gruppentherapeutisches Konzept für Kinder aus dem Autismus-Spektrum entwickelt und kurz S-P-A-S-S genannt. Es ist ein strukturiertes Programm für Kinder mit ausgeprägten Stärken und Schwächen
Nach den therapeutischen und beraterischen Aspekten werden noch Komorbiditäten aufgeführt und näher erläutert, als da wären:
- Depressionen, die bei autistischen Menschen einen reaktiven Charakter haben,
- Ängste, die bei Kindern im Autismus-Spektrum häufiger als bei anderen Kindern auftreten,
- Zwänge, welche die Folge von autistischen Eigenschaften, wie Detailorientierung, Abneigung gegen Veränderungen oder Mangel an Flexibilität sein kann
- Essprobleme und Essstörungen
- Schlafstörungen, v.a. Einschlafstörungen
- Verhaltensstörungen, hier v.a. die Probleme im Umgang mit Emotionen. „Offenbar setzt der sonst so aktive Intellekt bei starken Emotionen völlig aus und die Betreffenden sind sprichwörtlich ‚außer sich‘“ (S. 137)
- ADHS: Neuere Studien zeigen das viele Kinder aus dem Autismus Spektrum zusätzlich die Kriterien für die Diagnose ADHS erfüllen.
- Autismus und Familiendynamik – hier geht es um die Mutter-Kind-Beziehung – die emotionale Bindung des Kindes aus dem Autismus Spektrum zur Mutter hin –, die Vater-Kind-Beziehung – oft ziehen sich Väter aus Frust über den mühsamen Charakter des Kindes zurück und zeigen ein hohes berufliches Engagement –, die Belastung der Paarbeziehung – u.a. Differenzen in der Erziehung, Kind schläft regelmäßig im Bett der Eltern und die genetische Veranlagung für Autismus –, die Belastung der Geschwister – Vernachlässigung der nicht autistischen Geschwister – und die Bedeutung von Haustieren – „insbesondere Hunde können mit einem autistischen Kind eine intensive Beziehung eingehen, welche sich ausgesprochen positiv auswirkt“ (S. 139).
- körperliche Krankheiten und Beschwerden – überdurchschnittlich häufig zeigen Betroffene körperliche Beschwerden.
Am Ende der Publikation kommt die schulische Integration zur Sprache, die aber nicht immer möglich und optimal zu sein scheint. „So kann – zumindest zeitweise – die Förderung in einer Sonderschule die bessere Lösung sein“ (S. 141). Aber auch der Weg in die Sonderschule wird von Thomas Girsberger als Integration bezeichnet, da Kinder aus dem Autismus-Spektrum am liebsten gar nicht in die Schule gehen wollen. „Unser Schulsystem widerspricht dem autodidaktischen Drang dieser Kinder“ (S. 141). In schulischer Hinsicht sind für Kinder aus dem Autismus-Spektrum zwei Probleme zu beachten:
- die besonderen Eigenschaften des Kindes
- dass das Schulsystem sich an durchschnittlich entwickelte Kinder richtet „und zum Ziel hat, am Ende des Schuljahres alle Kinder möglichst homogen an die einheitlichen Lernziele heranzuführen“ (S. 141). Im Sinne der Inklusion muss sich das Schulsystem dem Schüler aus dem Autismus-Spektrum anpassen. Hierfür führt Girsberger an:
- in einzelnen Fächern individuelle Lernziele zu ermitteln,
- bei der Leistungsbeurteilung Nachteilsausgleiche zu gewähren,
- die Befreiung von einzelnen Schulfächern zu ermöglichen,
- eine alternative Pausengestaltung, z.B. an einem ruhigen Ort, zu gewährleisten,
- eine Schulassistenz bzw. -begleitung zur Verfügung zu stellen,
- bei den Hausaufgaben individuelle Absprachen zu treffen.
Die Schule stellt für Kinder aus dem Autismus-Spektrum eine große Herausforderung dar, weil hier ein hohes Maß an Sozialkompetenz gefordert ist und das Lernen eine Sache ist, die von Kindern im Autismus-Spektrum nur ungern ausgeführt wird.
Typische Schwierigkeiten im System Schule sind:
- sprachliche Verständnisschwierigkeiten, die sich in pragmatischen und semantischen Sprachstörungen zeigen, „d.h. es mangelt an der richtigen Anwendung der Worte/Sprache im sozialen Kontext (und – CR) […] autistische Kinder […] neigen (dazu – CR), Aussagen sehr wörtlich und genau zu nehmen […] und dadurch oft den eigentlichen Sinn von Gesagtem“ (S. 143) misszuverstehen,
- Kinder aus dem Autismus-Spektrum gebrauchen eigenwillige Lernstrategien und sind dem Üben gegenüber abgeneigt. Es ist für Kinder aus dem Autismus-Spektrum häufig wichtiger ihre eigenen Problemlösungswege zu gehen, als schnell zum Ziel zu gelangen,
- motorische Schwierigkeiten beim Schreiben, besonders beim Schönschreiben, und beim Turnen,
- Probleme bei der sozialen Integration, die oft einen nicht unwesentlichen Faktor im schulischen Kontext ausmachen. Hier benötigen die Schüler im Autismus-Spektrum heil- oder sozialpädagogische Anleitung im Sozialverhalten,
- eine geringe Frustrationstoleranz, d.h. dass Schüler bei Problemen schnell aufgeben oder Lernproblemen aus dem Weg gehen,
- ein geringes Selbstwertgefühl, das die Folge von Misserfolgserlebnissen ist und sich in unterschiedlichen psychischen Symptomen, z.B. depressive Verstimmung, Zwang, selbstverletzendes Verhalten ausdrücken kann.
- Widerstand gegen Hausaufgaben, da Schüler mit dem Asperger-Syndrom häufig die Einsicht fehlt, in der Schule bereits Gelerntes, daheim noch einmal zu üben.
Girsberger nennt fünf Beschulungsmöglichkeiten, die Kinder aus dem Autismus-Spektrum zu einem erfolgreichen Schulabschluss führen können:
- die Integration in die allgemeine Schule: Diese Beschulung soll die erste Wahl sein, „weil das Kind aus dem Autismus-Spektrum sich stark an den anderen Kindern orientiert und durch ‚Kopieren‘ viele sozial angemessene Verhaltensweisen lernen kann“ (S. 147).
- die Förderung in einer Sonderschule,
- der Besuch einer Privatschule, die auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern aus dem Autismus-Spektrum eingehen kann,
- das Homeschooling: Hier ist es u.a. möglich, „in der unterrichtsfreien Zeit durch Teilnahme an Vereins- und sonstigen geführten Freizeitaktivitäten jene sozialen Bezüge zumindest teilweise herzustellen, die durch das Wegfallen des Schulalltags fehlen“ (S. 149),
- das E-Learning: die Vorteile dieser Unterrichtsform sind u.a.: Betroffene aus dem Autismus-Spektrum können in aller Ruhe daheim eine Unterrichtseinheit verfolgen; hier stören keine Mitschüler und keine sensorische Faktoren.
Im Vordergrund soll eine wohnortnahe Beschulung von Schülern aus dem Autismus-Spektrum stehen. Wichtig ist zudem eine gute und enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Eltern und anderen entscheidenden Fachpersonen.
Um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Schülern im Autismus-Spektrum gerecht zu werden, bedarf es im schulischen-, hochschulischen- und Ausbildungskontext eines Nachteilsausgleichs. „Kinder und Jugendliche mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben aufgrund ihrer Besonderheiten […] oft Mühe in Prüfungen unter Normalbedingungen ihr Wissen und ihr Leistungsvermögen wirklich zu beweisen“ (S. 151).
Fazit
Eine umfangreiche Arbeit zum Autismus-Spektrum. Ein besonderes Highlight der besprochenen Publikation sind die Zusatzmaterialien, die im Internet heruntergeladen werden können und von Thomas Girsberger als Gebrauchsanweisungen für den Alltag konzipiert wurden.
Thomas Girsberger hat dieses Buch verständlich verfasst und damit die Zielgruppe – als da wären Eltern, Betroffene und interessierte Laien – erreicht. Wenn etwas doch nicht verständlich ist, weil dann doch nur die Fachsprache anzuwenden ist, dann findet sich am Ende der Publikation ein kleines ABC des Autismus.
Auf Seite 186 sind hilfreiche Internetadressen von Elternvereinen und Selbsthilfegruppen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich und Internetforen aus den vorgenannten Ländern aufgeführt.
Rezension von
Dr. Carsten Rensinghoff
Teilhabeberater, EUTB – Verein zur sozialen und beruflichen Integration (VSBI e.V.) in Sangerhausen,
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Zitiervorschlag
Carsten Rensinghoff. Rezension vom 19.06.2020 zu:
Thomas Girsberger: Die vielen Farben des Autismus. Spektrum, Ursachen, Diagnose, Therapie und Beratung. Verlag W. Kohlhammer
(Stuttgart) 2019. 4. Auflage.
ISBN 978-3-17-038700-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25681.php, Datum des Zugriffs 29.09.2023.
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