Johannes Schillo: Die AfD und ihre alternative Nationalerziehung
Rezensiert von Prof. Dr. Georg Auernheimer, 24.05.2019
Johannes Schillo: Die AfD und ihre alternative Nationalerziehung.
Klemm & Oelschläger
(Münster) 2019.
50 Seiten.
ISBN 978-3-86281-142-7.
D: 10,00 EUR,
A: 10,30 EUR.
Reihe: edition pyrrhus - 4.
Thema
Die Alternative für Deutschland versucht sich auch bildungspolitisch zu profilieren. Die parteieigene, 2017 gegründete Desiderius-Erasmus-Stiftung ermöglicht außerdem Bildungsarbeit im Sinne der rechten Ideologie. Für Aufsehen sorgte die Initiative, „linke“ Lehrer*innen über Online-Plattformen zu denunzieren. Alle diese Bemühungen sind Gegenstand des schmalen Bändchens.
Autor
Johannes Schillo ist Sozialwissenschaftler und Journalist. Er ist viele Jahre als Autor und Redakteur in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung tätig gewesen.
Entstehungshintergrund
Die vorliegende Publikation geht auf eine Recherche zu den Aktivitäten der AfD in Sachen politische Bildung zurück, die vor der Bundestagswahl 2017 im Auftrag des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten erstellt wurde.
Aufbau und Inhalt
Der Autor hat den Abschnitten seines Essays folgende Überschriften gegeben:
- Alternative politische Bildung für Deutschland. Die AfD und ihr bildungspolitischer Aufbruch
- Alternative Parlamentsarbeit für Deutschland. Die AfD schreitet zur Tat.
- Die AfD und ihre Desiderius-Erasmus-Stiftung
- „Beutelsbach“ versus AfD-Denunziation
- Wie alternativ ist die Nationalerziehung der AfD?
In loser Folge werden die ideologischen Vorstellungen von Bildung (Familie als Leitbild gegen Gender Mainstreaming, alternative nationale Erinnerungskultur, nationale Leitkultur) und bildungspolitische Positionen (pro selektives Bildungssystem) dargestellt und kommentiert. In dem Abschnitt über den Beutelsbacher Konsens vertritt Schillo die Auffassung, dass die AfD mit ihren Meldeportalen zwar in der Methode eine rote Linie überschreitet, dass jener Konsens von 1976, der Indoktrination im Unterricht ausschließen soll, aber kaum dazu taugt, eine demokratische Schulkultur zu verteidigen. Denn das allgemeine Zielt sei die Abwehr systemkritischer Positionen. Generell trifte die AfD in vielen Punkten kaum vom Mainstream ab. Ihre Vorschläge seien an vielen Stellen „anschlussfähig“ (43), so der Autor im letzten Teil.
Diskussion
Allzu viel Neues über die Bildungsvorstellungen und die Bildungspolitik der AfD erfährt man nicht. Das liegt zum einen daran, dass sich jeder, der Verlautbarungen dieser Partei kennt, denken kann, welche Bildungsziele sie vertritt. Zum anderen scheint es keine ausgearbeitete Programmatik zu geben, auch was die Bildungspolitik betrifft. Die strukturellen Vorstellungen der AfD vom Bildungssystem sind ohnehin am Status quo orientiert. Und was als rechtsextremes Gedankengut erscheint hatte immer auch schon Vertreter im konservativen Parteienspektrum. Die Erinnerung daran ist fast der interessanteste Aspekt des Bändchens.
Rezension von
Prof. Dr. Georg Auernheimer
Lehrte Erziehungswissenschaft, Schwerpunkt Interkulturelle Pädagogik, in Marburg und Köln.
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