Christina Pree: Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung in der regionalen Integrationsarbeit
Rezensiert von Prof. Dr. Antje Krueger, 28.07.2020
Christina Pree: Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung in der regionalen Integrationsarbeit. Ein Praxisbeispiel mit Handlungsempfehlungen.
WALHALLA Fachverlag /metropolitan Verlag
(Regensburg) 2019.
176 Seiten.
ISBN 978-3-8029-5480-1.
24,95 EUR.
Reihe: Management Soziales und Gesundheit. Blaue Reihe.
Thema
Das vorliegende Buch fokussiert auf das Potenzial von Wirkungsorientierung in der Beantragung von Förderungen sowie der Legitimation von Mittelverwendung in Nonprofit-Organisationen (NPO). Als Praxisbeispiel dient dabei die Untersuchung des Zielsystems des Projekts „Regionalen Kompetenzzentrum für Integration und Diversität (ReKi)“, welches u.a. von der Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreung GmbH in Oberösterreich durchgeführt wird. Die im Rahmen der Analyse erarbeiteten Handlungsempfehlungen werden abschließend in allgemeingültige Handlungsanleitungen für die Praxis übertragen (vgl. S. 14).
Autorin
Christina Pree hat Sozialwirtschaft und Sozialmanagement in Linz studiert und arbeitet als Referentin für das FSJ in Österreich. Zudem ist sie in der NPO „Beratung und Begleitung“ mit dem Schwerpunkt Wirkungsorientierung tätig (vgl. Klappentext).
Entstehungshintergrund
Die vorliegenden Handlungsempfehlungen zur Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung in der regionalen Integrationsarbeit sind die Weiterentwicklung einer Master-Arbeit aus dem Studiengang Gesundheits-, Sozial- und Public-Management an der FH Oberösterreich/Institut für Sozialwissenschaften aus dem Jahr 2018 (vgl. Vorwort; vgl. S. 12).
Aufbau
Das Buch gliedert sich in insgesamt elf Kapitel: Nach einer rahmenden Einführung (Kap.1), erfolgt im ersten Teil eine Auseinandersetzung mit Zielsystemen und Erfolg in Non-Profit-Organisationen (Kap. 2), allgemeinen Aspekten der Erfolgsmessung (Kap. 3) wie Wirkungsmodellen (Kap. 4), eine Begriffsdiskussion um „Integration und Diversität“ (Kap. 5) sowie eine Beschreibung des Projekts und Forschungsgegenstands „Regionales Kompetenzzentrum für Integration und Diversität (ReKi)“ (Kap.6). Der zweite Teil (Kap. 7- 10) widmet sich der empirischen Forschung. Das letzte Kapitel (11) präsentiert eine Handlungsanleitung für die Praxis (vgl. S. 16/17). Im Text hervorgehobene Zusammenfassungen wie Abbildungen sind Bestandteil aller Kapitel. Am Ende des Buches findet sich ein Stichwortregister (vgl. S. 173–176).
Inhalt
Teil 1
Nach der Einführung, in der die zunehmende Relevanz von Wirkungsorientierung als Mittel zur Akquise von Fördermitteln und zur Legitimation der Mittelverwendung in Nonprofit-Organisationen (NPO) skizziert wird, erfolgt im zweiten Kapitel „Zielsystem und Erfolg in Non-Profit-Organisationen“ zunächst eine knappe Darstellung der potentiellen Spannungs- und Konfliktfelder, Zielsysteme und der Kerntermini „Erfolg, Nutzen, Leistung“. Unter dem Titel „Erfolgsmessung in Nonprofit-Organisationen“ werden im dritten Kapitel die Prinzipien, Möglichkeiten und Grenzen von „Leistungsorientierter wie Wirkungsorientierter Erfolgsmessung“ diskutiert, wobei letzterer deutliche Vorteile für eine Organisation zugesprochen werden. Daran anknüpfend erfolgt eine tiefergehende Auseinandersetzung mit exemplarisch ausgewählten „Wirkungsmodellen“ (Kap. 4), die einer Ursache-Wirkungslogik folgen. Die Autorin verweist auf die Notwendigkeit „im Zusammenhang von Wirkungsketten immer auf die Multikausalität von Wirkungen“ (S. 60) einzugehen. Der Begriffsdiskussion „Integration und Diversität“ ist das fünfte Kapitel gewidmet. Diese wurde laut der Verfasserin bewusst überblicksartig gestaltet und soll vor allem dazu dienen, die grundsätzlichen Aspekte greifbarer zu machen (vgl. S. 61). Zur Orientierung im Hinblick auf „Integration“ dienen hier System- und Sozialintegration nach Esser (2001) und die von Pries (2014), Treibel (2014) und Terkessidis (2013) formulierte Kritik an diesem Modell. Im Hinblick auf „Diversität“ erfolgt eine knappe Skizze zu Diversity Management, Anti-Diskriminierung und Differenz (vgl. S. 65–67). Zum Abschluss des Kapitels werden die migrationspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland und Österreich verglichen und das Integrationsleitbild des Landes Oberösterreich vorgestellt (Vielfalt leben, Teilhabe sichern, Zusammenhalt stärken, gemeinsame Verantwortung tragen, S. 71). Die Vorstellung des Untersuchungsgenstands erfolgt in Kapitel 6 „Regionales Kompetenzzentrum für Integration und Diversität (ReKi)“, welches von der Caritas für Menschen in Not, Abteilung Integration und der Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreung GmbH, Abteilung Kommunale Integration durchgeführt wird.
Teil 2
Im zweiten Teil geht es um die empirische Untersuchung. Nach der Beschreibung des „Methodischen Vorgehens“ (Kap.7), welches auf einer Dokumentenanalyse, Expert*inneninterviews und Fokusgruppen basiert, werden unter dem Titel „Projektanalyse“ (Kap. 8) die Ergebnisse der qualitativen Forschung diskutiert. Das Kapitel „Gestaltungshinweise für das Wirkungsmodell“ (Kap. 9) baut auf der Projektanalyse auf, folgt im Kern der Ursache-Wirkungskette: Input – Prozess – Output – Outcome – Impact (vgl. S. 121) und stellt neben den detaillierten Ergebnissen abschließend Handlungsempfehlungen dar (vgl. S. 141ff). Der spezifische Methodenteil endet mit „Fazit und Ausblick“ (Kap. 10). Der inhaltliche Teil des Buches schließt mit einer allgemeinen „Handlungsanleitung für die Praxis“ (Kap. 11) ab und gibt Hinweise zur Wirkungsorientierung in der Vorbereitung und Umsetzung sowie eine übersichtliche Handlungsanleitung. Laut Verfasserin leistet jede NPO „[…] einen wichtigen Beitrag, hat eine Mission, möchte etwas bewirken, verändern, verbessern. Und genau hier kann und muss wirkungsorientiertes Arbeiten ansetzen“ (S. 149). Konkret führt sie als Ergebnis ihrer Studie drei Argumente an:
- Wirkungsorientierung kann die Legitimation nach außen unterstützen,
- Wirkungsorientierung kann das Lernen der eigenen Organisation systematisch unterstützen,
- Wirkungsorientierung kann für die Steuerung der eigenen Organisation wichtige Impulse liefern (vgl. S. 150).
Diskussion
Der Fokus der vorliegenden Studie liegt auf den Instrumenten der Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung. Diese werden zunächst gut nachvollziehbar dargestellt, an einem Fallbeispiel methodisch angewandt und die Ergebnisse abschließend in allgemeine Hinweise zur Anwendung überführt. Insbesondere diese Empfehlungen sind prägnant gestaltet und liefern neben überzeugenden Argumenten für die Integration qualitativer Verfahren zur Messung von Zielen in sozialen Bereichen, handhabbare Anregungen zur grundsätzlichen Arbeit mit Wirkungszielen in (Nonprofit-)Organisationen. Das präsentierte Beispiel dient dabei der Nachvollziehbarkeit in der Anwendung der Methode.
Fazit
Das Buch ist weniger für Leser*innen geeignet, die sich grundsätzlich mit den Inhalten regionaler Integrationsarbeit beschäftigen. Es ist vielmehr für eine Zielgruppe von Tätigen aus Organisationen und Projekten empfehlenswert, die das Repertoire von Messmethoden innerhalb ihrer Antrags- und Legitimationsarbeit sinnvoll und innovativ erweitern möchten. Darüber hinaus ist die Studie sicherlich sehr gut im Bereich der Lehre im Sozialmanagement einzusetzen, um Studierende mit dem Potenzial der genannten Instrumente sowie ihrer Anwendung vertraut zu machen.
Rezension von
Prof. Dr. Antje Krueger
Professorin für „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft“ und „Internationale Soziale Arbeit“ an der Hochschule Bremen.
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Zitiervorschlag
Antje Krueger. Rezension vom 28.07.2020 zu:
Christina Pree: Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung in der regionalen Integrationsarbeit. Ein Praxisbeispiel mit Handlungsempfehlungen. WALHALLA Fachverlag /metropolitan Verlag
(Regensburg) 2019.
ISBN 978-3-8029-5480-1.
Reihe: Management Soziales und Gesundheit. Blaue Reihe.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25926.php, Datum des Zugriffs 08.11.2024.
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