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Ulrich Heimlich, Ewald Kiel: Studienbuch Inklusion

Rezensiert von Prof. Stefan Müller-Teusler, 22.01.2020

Cover Ulrich Heimlich, Ewald Kiel: Studienbuch Inklusion ISBN 978-3-8252-5248-9

Ulrich Heimlich, Ewald Kiel: Studienbuch Inklusion. UTB (Stuttgart) 2019. 384 Seiten. ISBN 978-3-8252-5248-9. 24,99 EUR. CH: 32,50 sFr.

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Thema

Das Buch ist ein Ergebnis aus dem Projekt „Basiswissen Inklusion und Sonderpädagogik im Erziehungswissenschaftlichen Studium“ (BAS!S), das im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus durchgeführt wurde. Das Projekt ist eine Gemeinschaftsarbeit der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Herausgebende

Prof. Dr. Ulrich Heimlich hat den Lehrstuhl für Lernbehindertenpädagogik (Förderschwerpunkt Lernen) an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne.

Prof. Dr. Ewald Kiel ist Inhaber des Lehrstuhls Schulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Aufbau

Das Buch gliedert sich in drei Teile: im ersten Teil geht es um die sonderpädagogischen Förderschwerpunkte, die hier im Einzelnen nach einem bestimmten Raster vorgestellt werden. Im zweiten Teil geht es um das inklusive Schulsystem, wobei hier am Beispiel Bayerns die verschiedenen Möglichkeiten der Beratung und Förderung für Inklusion in Schulen vorgestellt werden. Der dritte Teil besteht aus zwei umfangreichen Aufsätzen und beide haben quasi als Ausblick inklusiven Unterricht und inklusive Schulentwicklung zum Inhalt.

Inhalt

Der erste Teil beginnt mit einem Artikel von Roland Stein, der den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung vorstellt. Wie in allen nachfolgenden vorgestellten sonderpädagogischen Förderschwerpunkten geht es zunächst einmal um die Definition des jeweiligen Förderschwerpunktes, dann um aktuelle theoretische und empirische Ergebnisse und schließlich um den jeweiligen Förderschwerpunkt im Alltag der allgemeinen Schule. Der jeweilige Artikel schließt mit Handlungsempfehlungen und Fördermaßnahmen. Vertiefend sind weiterführende Links sowie Literatur angeführt. Als zweiten Förderschwerpunkt stellt Christoph Ratz geistige Entwicklung vor. Den dritten Förderschwerpunkt Hören beschreibt Annette Leonhardt. Jürgen Moosecker widmet sich dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Einer der beiden Herausgeber, Ulrich Heimlich, beschreibt den Förderschwerpunkt Lernen. Daran schließt sich der Förderschwerpunkt Sehen an, den Markus Lang vorstellt. Der in jüngerer Zeit immer wichtiger gewordene Förderschwerpunkt Sprache wird von Andreas Meyer beschrieben. Reinhard Markowetz widmet sich der Bandbreite der Autismus-Spektrum-Störungen. Der erste Teil des Buches wird abgeschlossen mit einem Beitrag von Angelika Moosburger, die Pädagogik bei langfristigen Erkrankungen thematisiert.

Der zweite Teil des Buches stellt verschiedene inklusive Settings vor, das heißt Beratungsstellen und Institutionen, in denen entweder eine besondere Förderung erfolgt oder die als Fördermaßnahmen herangezogen werden können. Wie schon eingangs erwähnt, bezieht sich die Darstellung auf das Bundesland Bayern, was dazu führen kann, das Leserinnen und Leser aus anderen Bundesländern entweder die verwendeten Begrifflichkeiten für die Institutionen nicht kennen oder aber andere Förder- und Unterstützungsmaßnahmen. Andrea C. Schmidt stellt die Förderschulen und Sonderpädagogisches Förderzentrum (SFZ) vor. Die sonderpädagogischen Diagnose- und Förderklassen (S-DFK) erläutert Susanne Bjarsch. Wolfgang Dworschak und Sabine Kölbl beschreiben die mobilen sonderpädagogischen Dienste (MSD). Die schulvorbereitenden Einrichtungen (SVE) und die Mobilen Sonderpädagogischen Hilfen (MSH) skizziert Christina Kießling. Jürgen Schumacher erläuterte die Sonderpädagogischen Diagnose- und Werkstattklassen (SDWK). Daran schließt sich der Beitrag von Stefan Beyer an, der sonderpädagogische Stütz- und Förderklassen (SFK) beschreibt. Die Kooperationsklassen, Partnerklassen, Tandemklassen werden von Christoph Ratz und Vera Brunhuber dargestellt. Die Schulen mit dem Profil Inklusion werden von Ulrich Heimlich vorgestellt. Hans-Walter Kranert erläutert die Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung. Dieser zweite Teil des Buches wird mit einem Beitrag von Kathrin Wilfert abgeschlossen, die die sonderpädagogische Beratungsstelle beschreibt.

Der dritte Teil des Buches ist überschrieben mit inklusiver Unterricht und inklusiver Schulentwicklung. Dieser Teil enthält zwei programmatische Aufsätze. Ulrich Heimlich und Susanne Bjarsch beschreiben im ersten Aufsatz den inklusiven Unterricht, den sie als eine wesentliche Herausforderung für den Prozess der Inklusion sehen. Dabei greifen sie erst auf didaktische Modelle des inklusiven Unterrichts zurück, wie z.B. Feuser oder Wocken oder Heimlich. Weiter geht es mit verschiedenen Methoden des inklusiven Unterrichts sowie den Prinzipien des inklusiven Unterrichts. Guter Unterricht macht sich auch daran fest, wie gut Kooperation und Teamarbeit im inklusiven Unterricht gelingt. Der zweite Beitrag von Ewald Kiel und Sabine Weiß hat die Schulentwicklung in der Inklusion im Blick. Dabei geht es vor allen Dingen um die Entwicklung des Systems Schule, wie dieses vorangetrieben werden kann, damit Schule eine inklusive Institutionen werden kann. Dabei wird besonders auf die Rolle der beteiligten Akteurinnen und Akteure eingegangen. Eine Materialsammlung zu Inklusion, wo zum einen Filme aufgelistet sind und zum anderen aber auch viele Links zum Thema Inklusion enthalten sind, beschließen das Buch. Ergänzt wird es noch durch ein Stichwortverzeichnis.

Diskussion

Das Buch ist als Studienbuch betitelt, womit deutlich wird, dass es ein Lehr- und Lernbuch sein soll. Wie aus den vorangegangenen Ausführungen vielleicht schon deutlich wurde, richtet sich das Buch an Lehramtsstudierende aller Fachrichtungen. Damit müsste das Buch eigentlich Studienbuch Inklusion in der Schule heißen, denn darauf richtet sich der ganze Fokus des Buches. Das Buch ist gut und übersichtlich aufgebaut und gestaltet, die Beiträge folgen einem vorgegebenen Gliederungsmuster und sind sowohl inhaltlich wie didaktisch gut gelungen. Neben Heraushebungen von Definitionen enthält das Buch viele gut markierte Merksätze. Am Ende eines jeden Beitrages gibt es Kontrollfragen, die die Studierenden für sich beantworten, und am Ende des Buches die richtige Lösung nachschlagen können.

Was sich in dem Buch mal wieder „als Problem“ erweist, ist der Föderalismus im Bildungssystem. Die hier aufgeführten Beispiele beziehen sich auf das Bundesland Bayern und können daher mit inklusiven Angeboten anderer Bundesländer nicht gleichgesetzt werden. Das ist aber nur relevant für den zweiten Teil des Buches, wo es um die verschiedenen Formen von Unterstützung und Förderung geht. Der erste Teil und der dritte Teil des Buches sind allgemeingültig und bilden die Diskussion in der deutschen Bildungslandschaft und in der sonderpädagogischen Forschung ab. Was in dem Buch fehlt, ist der Hinweis darauf, dass Inklusion nicht ausschließlich eine Veranstaltung von Schule ist, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der Schule nur einen Teil beiträgt und ein kleiner Baustein ist. Was für Lehrerinnen und Lehrer gleichermaßen wie auch für alle anderen Menschen in der Bevölkerung gilt, sind die möglichen Barrieren im Kopf, die es abzubauen gilt, damit Inklusion überhaupt gelingen kann. Darauf hätte in diesem Buch etwas mehr eingegangen werden können, es erweist sich leicht der Eindruck, als ob Förderung und spezifische Didaktik die relevanten Bausteine für Inklusion und deren Gelingen darstellen.

Fazit

Für Lehramtsstudierende aller Schulformen ist dieses Buch ohne Frage ein wichtiges Kompendium im Rahmen ihres Studiums zum Thema Inklusion und zur Vorbereitung als Mitglied im Lehrerkollegium mit einem gewissen Expertentum für Inklusion. Es bleibt zu hoffen, das Inklusion damit auch zu einer gelebten Praxis wird und die Barrieren in den Köpfen immer weiter schwinden.

Rezension von
Prof. Stefan Müller-Teusler
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Es gibt 99 Rezensionen von Stefan Müller-Teusler.

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ISSN 2190-9245