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Ulrich Herrmann (Hrsg.): Pädagogische Beziehungen

Rezensiert von Katharina Kopp, 20.12.2019

Cover Ulrich Herrmann (Hrsg.): Pädagogische Beziehungen ISBN 978-3-7799-3884-2

Ulrich Herrmann (Hrsg.): Pädagogische Beziehungen. Grundlagen - Praxisformen - Wirkungen. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2019. 330 Seiten. ISBN 978-3-7799-3884-2. D: 29,95 EUR, A: 30,80 EUR, CH: 40,10 sFr.

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Thema

Der Sammelband „Pädagogische Beziehungen. Grundlagen – Praxisformen – Wirkungen“ beinhaltet 29 Einzelbeiträge, die sich unterschiedlichen Perspektiven auf die Ausgestaltung pädagogischer Beziehungen widmen. Enthalten sind dabei sowohl eher wissenschaftsorientierte Beiträge als auch praxisnahe Einblicke und reflexive Erfahrungsberichte. Der Schwerpunkt nahezu aller Beiträge liegt auf dem Kontext Schule und ist allgemein auf Lehr-Lernenden-Beziehung gerichtet (z.T. mit neurobiologischen und psychologischen Bezügen).

Herausgeber

Prof. Dr. Ulrich Herrmann ist emeritierter Professor der Pädagogik. Von 1993–2004 hatte er die Professur für Schulpädagogik an der Universität Ulm inne und war zuvor Professor an der Eberhard Karls Universität Tübingen (1976-1994), wo er 1975 im Fach Erziehungswissenschaft habilitierte. Zudem übte er Lehraufträge in Bern, Zürich und Potsdam aus. Er war längere Zeit Mitherausgeber der „Zeitschrift für Pädagogik“ und ist nach wie vor Endredakteur der Zeitschrift „Lehren & Lernen“. Darüber hinaus veröffentlichte er in den letzten zehn Jahren als (Mit-)Herausgeber Bücher zur Reformpädagogik, zur deutschen Bildungsgeschichte und zur Neurodidaktik und befasste sich mit aktuellen Fragen der deutschen Schulentwicklung.

Entstehungshintergrund

Bei den Einzelbeiträgen des Sammelbandes handelt es sich sowohl um Erstveröffentlichungen als auch um modifizierte Zweitveröffentlichungen, die zum Teil bereits 2017 und 2018 in der Zeitschrift „Lehren und Lernen“ erschienen sind und Wiederabdruckrechte erhielten.

Aufbau

Der vorliegende Sammelband umfasst 318 Seiten, in denen die Einzelbeiträge nach einer interesseweckenden Einführung des Herausgebers fünf Themenbereichen zugeordnet werden:

  1. Grundlagen pädagogischer Beziehungen
  2. Motoren der Motivation
  3. Beziehungsziele: Selbststeuerung – Selbstkontrolle – Selbstkompetenz
  4. Der Pädagoge als Beziehungsarbeiter
  5. Artikulationen aktivierende pädagogischer Beziehungen

Grundlagen pädagogischer Beziehungen

  • Die pädagogische Beziehung: Neurowissenschaften und Pädagogik im Dialog. Ein Überblick unter besonderer Berücksichtigung der Vorschulzeit. (Joachim Bauer)
  • Einführung, Zuwendung und pädagogische Führung: Die Bedeutung der Beziehung für Lehren und Lernen. Eine neurobiologisch fundierte Perspektive. (Joachim Bauer)
  • Freuds Konzept der Übertragung – Eine unverzichtbare pädagogische Beziehung in der Schule. (Hinrich Lühmann)
  • Soziale Wahrnehmung im Unterricht – Grundlage pädagogischer Beziehungen. (Martin K.W. Schweer)
  • Pädagogische Beziehungen im Lichte der Kinderrechte. (Annedore Prengel)

Motoren der Motivation

  • Interesse wecken und Motivation stimulieren. Wie Lernen in Gang kommt: Die Aktivierung pädagogisch wirksamer Beziehungen zwischen Personen und Sachen. (Ulrich Herrmann)
  • Die Bedeutung der Lehrer-Schüler-Beziehungen für die Lern- und Leistungsmotivation von Schülern. (Dölf Looser)
  • Die motivationale Kraft guter Beziehungen. (Iris Leitz)
  • Lehrer-Schüler-Beziehungen und die Lehrerpersönlichkeit – Wie stark ist ihr empirischer Einfluss auf Leistung und Sozialverhalten? (Rainer Dollase)
  • Förderliche Beziehungen als Voraussetzung für erfolgreiches Lehren und Lernen. (Reinhold Miller)

Beziehungsziele: Selbststeuerung – Selbstkontrolle – Selbstkompetenz

  • Erziehung zu gelingender Selbststeuerung. Neurobiologische, psychologische und soziale Aspekte. (Joachim Bauer)
  • Wer sich angenommen fühlt, lernt besser: Begabungsförderung und Selbstkompetenzen. (Julius Kuhl, Thomas Künne, Frank Aufhammer)
  • „…dass die Kinder sich wohlfühlen in der Schule“. Eine Untersuchung über den Zusammenhang von Beziehung, Motivation und Selbstkompetenz in der Grundschule. (Birgit Behrensen, Meike Sauerhering und Claudia Solzbacher)
  • Lernen unter Peers: Potenziale für das schulische Lernen in der Sekundarstufe I. (Natalie Fischer, Katrin Heyl)
  • Erfahrungen aus einem Lerntandemprojekt der Klassen 5 + 8. (Magdalena Reger)
  • Pädagogische Beziehungen neu denken: das Dialogische Lernen. Bericht von der Umsetzung am Franziskus Gymnasium Mutlangen. (Matthias Mehne, Philipp Seipp)
  • Aus Konflikten lernen. Supervisions-Teams als Lernfeld für pädagogisch förderliche Peer-Beziehungen. (Gerda Matt, Klaus Amann)

Der Pädagoge als Beziehungsarbeiter

  • Der Fachlehrer als Beziehungsarbeiter. Zur emotionalen Dimension des Unterrichtens. (Michael Felten)
  • Kann man Beziehungsgestaltung lernen? Über eine neu entwickelte Fortbildung zur Gestaltung von Lehrer-Schüler-Beziehungen. (Christoph Schneider)
  • Beziehungsarbeit in der Freien Schule SPATZ. Programm und Praxis einer reformpädagogischen Schule für Erziehungshilfe in Offenburg. (Jutta Kraus)
  • Hilfe zur Selbsthilfe. Nachhaltige Beziehungsarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. (Matthias Heintz)
  • Beziehungsarbeit im Umgang mit jugendlichen Geflüchteten lernen. Psycho-soziale Aufbau- und Stabilisierungsarbeit an Schulen. (Antonia Veramendi)
  • Lebenshilfe durch Beziehungsarbeit. Engagierte und bewährte Fürsprecher, Trainer und Sachwalter in längerfristigen Arbeitsbündnissen mit jungen Geflüchteten. (Gotthilf Gerhard Hiller)

Artikulationen aktivierende pädagogischer Beziehungen

  • Ermutigung als Mittel zur Förderung von Leistungszuversicht, Selbstvertrauen und Leistung. (Peter H. Ludwig)
  • Der falsche Trost: Die Inflation eines trügerischen Hilfsmittels. (Beate Letschert)
  • Förderung durch Anerkennung. Konzept und Praxis anerkennender beziehungsorientierter Pädagogik an Schulen mit jugendlichen Geflüchteten am Beispiel der Münchner SchlaU-Schule. (Antonia Veramendi)
  • Herausforderung und Bewährung. Raus aus der Schule: Lernen in Ernstsituationen. (Enja Riegel)
  • Vertrauen vermehrt Vertrauen. (Susanne Thurn)

Inhalt und Diskussion

Den Einstieg in den Sammelband beginnt Ulrich Herrmann mit einer eher unkonventionellen Einführung. Anhand eines zitierten Interviews aus der Süddeutschen Zeitung mit der ehemaligen Jugendrichterin und derzeitigen niedersächsischen Justizministerin Barbara Havliza werden prägnante Aspekte benannt, die in Fragen des Beziehungsaufbaus in schwierigen Situationen und Lebenslagen aufgeworfen werden und sich im Diskurs zu gelungener Kommunikation und Gesprächsführung wiederfinden. Diese Eingangspassage wird genutzt, um im Weiteren konkreter auf berufsethischen Fragen der heutigen Schulpädagogik im Hinblick auf pädagogische Beziehungen und Herausforderungen einzugehen. Hier finden sich ebenfalls Hinweise zu zahlreichen Veröffentlichungen, die zuletzt das Thema pädagogische Beziehungen in verschiedenen Arbeitsfeldern aufgegriffen haben und folglich einen Grundstein für die heutige Diskussion legten (u.a. Jens Asendorpf Silke B. Gahleitner, Alfred Hinz, Hartmut Rosa und Sabine Seichter). Auch ein kurzer historischer Rückblick (von Christian Gotthilf Salzmann über Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und Wilhelm Dilthey zu Martin Buber) wird den Lesenden zu diesem Thema zusammengestellt, bevor abschließend der Schwerpunkt auf Beziehungsarbeit an Schulen gelegt wird und wichtige Bestandteile,der Beziehungsdidaktik‘ genannt werden, auf die in den späteren Themenbereichen IV und V des Sammelbandes eingegangen wird.

Jeder der fünf Themenbereich wird vom Herausgeber kurz in je zwei Seiten eingeleitet. Hier werden mal zentrale Erkenntnisse, der in den Themenbereichen zusammengestellten Einzelbeiträgen aufgegriffen und, unter Berücksichtigung weiterführender Literatur, für die Rezipient*innen gewinnbringend in einen Gesamtzusammenhang gebracht und mal ein überblickartiger Einstieg zu der Perspektive gegeben, der der Themenbereich zugrunde liegt.

In dem ersten Themenbereich Grundlagen pädagogischer Beziehungen geht Joachim Bauer zunächst auf eigene Erkenntnisse frühkindlicher Lernprozesse ein und legt dazu eigene Vorarbeiten und neurowissenschaftliche Befunde zugrunde. Daran anschließend betont er die Bedeutung von Spiegelung und Resonanz in Lehr-Lernbeziehungen. Es folgt eine Erörterung des ehemaligen Schulleiters und Psychoanalytikers Hinrich Lühmann dazu, warum die „Übertragung“ in Anlehnung an das Konzept von Siegmund Freud aus seiner Sicht ein zentraler Wirkfaktor schulischer Arbeit ist, diese sich jedoch zugleich nur schwer messen lässt. Martin K. W. Schweer legt seinen Fokus eher auf die Wahrnehmung(sverzerrungen) und (normativen) Erwartungen von Lehrkräften und flankiert diese mit überschaubaren (psychologischen) Studienergebnissen. Als Gründerin des Projektnetzes INTAKT geht die emeritierte Professorin, Erziehungswissenschaftlerin und Menschenrechtlerin Annedore Prengel kurz auf Kinderrechte und menschenrechtliche Prinzipien ein. Danach stellt sie zentrale Ergebnisse aus einer Beobachtungsstudie des Netzwerks vor und leitet daraus Vorschläge für die Verbesserung schulpädagogischer Beziehungen ab.

Der zweite Themenbereich versteht vor allem beständige und gute pädagogische Beziehungen als Motoren der Motivation für gute Schüler*innenleistungen. Ulrich Herrmann leitet diesen mit einem eigenen Beitrag in den Themenkomplex ein und gibt auch hier einen entsprechend breit zusammengestellten Literaturüberblick mit informativen historischen Rückbezügen. Im Zusammenhang mit der prominenten Motivationstheorie von Ryan und Deci geht Dölf Looser auf verschiedene Erziehungsstile ein – insbesondere den autoritativen – und leitete daraus Implikationen für die Förderung intrinsischer und extrinsischer Lern- und Leistungsmotivation ab. Darauf folgt ein Beitrag von Iris Leitz, der kurz auf das Beziehungskonzept der Hattie-Studie sowie das neurowissenschaftliche Beziehungskonzept nach Joachim Bauer rekurriert und daran anknüpfend ausschnitthaft empirische Befunde einer eigenen Studie zu lernförderlichen (Klassen-)Klima und motivationalen Aspekten darstellt. Auch Rainer Dollase greift in seinem Beitrag bindungs- und persönlichkeitstheoretische Aspekte und Befunde auf, erweitert und bereichert den Themenbereich jedoch mit einem prägnanten Fazit zu der Frage „Wie lernt man ‚Beziehung‘ und ‚Persönlichkeit‘“. Einen Kontrast dazu bildet der stark praxis- und lerndidaktisch-orientierte Einblick von Reinhold Miller, der anhand von kurzen Auszügen entlang einer Schulbiografie die Bedeutung pädagogischer Beziehungen für den Lernerfolg veranschaulicht.

Beziehungsziele: Selbststeuerung – Selbstkontrolle – Selbstkompetenz als dritter Themenkomplex des Sammelbandes stellt die Selbstwerdung der Lernenden als zentrales Ziel pädagogischer Beziehungen in den Vordergrund. Hierzu geht Joachim Bauer einleitend auf neurobiologische und psychologische Befunde zur Selbststeuerung ein. Das Thema der Begabungsförderung und der Entwicklung von Selbstkompetenzen schließen Julius Kuhl, Thomas Künne und Frank Aufhammer vertiefend daran an. Ergänzend stellen Birgit Behrensen, Meike Sauerhering und Claudia Solzbacher eigene Studienergebnisse aus einem Forschungsprojekt mit Grundschullehrkräften zu individueller Förderung und Fragen der Beziehungsgestaltung vor. Die Beiträge von Natalie Fischer und Katrin Heyl sowie von Magdalena Reger heben vor allem die Bedeutung von Peer-Beziehungen im Rahmen des schulischen Lernens hervor und geben hier für anschauliche Beispiele. Darüber hinaus holen die Beiträge von Matthias Menne und Philipp Seipp sowie von Gerda Matt und Klaus Amann mit dem dialogischen Lernen und Überlegungen zu Supervisions-Teams alternative Ideen zur Beziehungsgestaltung an Schulen aufs Tableau.

Die Überschrift Der Pädagoge als Beziehungsarbeiter rahmt die Beiträge des vierten Themenbereiches, der mit einem Beitrag von Michael Felten zum „Fachlehrer als Beziehungsarbeiter“ beginnt. Ob und inwieweit die Erkenntnisse des Themenbereichs sowie des ersten Beitrags sich lediglich auf männliche Pädagogen und Lehrkräfte beziehen, wird nicht näher erläutert. Christoph Schneider gibt danach Einblicke in eine von ihm und seiner Kollegin Susanne Hüttebräucker entwickelte Fortbildung zur Beziehungsgestaltung zwischen Lehrkräften und Schüler*innen. Auch in dem Beitrag von Jutta Kraus geht es um eine exemplarische Veranschaulichung von Beziehungsarbeit, wie sie im Konzept einer reformpädagogischen Schule für Erziehungshilfe verankert ist. Der Familientherapeut Matthias Heintz skizziert in seinem Beitrag einen beispielhaften Einblick in seine systemische Beratungspraxis und greift anschließend rudimentär sozialpädagogische Grundprinzipien und Ansätze auf. Als Dozentin für Erwachsenenbildung und Fortbildungen für Lehrkräfte weist Antonia Veramendi in ihrem Beitrag auf bestehende Defizite in der Ausbildung von Lehrkräften hinsichtlich migrations-, anerkennungs- und beziehungspädagogischer Aspekte hin. Zudem geht sie Fragen von Nähe und Distanz, Diskrepanzen von Beziehungsbedürfnissen und -verhalten sowie pädagogischen Spannungsfeldern am Beispiel der (Beziehungs-)Arbeit mit jugendlichen Geflüchteten an Schulen nach. Der Beziehungsarbeit mit jungen Geflüchteten widmet sich auch Gotthilf Gerhard Hiller, indem er anhand einer Korrespondenz zwischen ihm und einem Schüler seine pädagogische Begleitung von Schülerinnen und Schülern reflektiert.

Der Sammelband schließt mit dem Themenbereich Artikulationen aktivierender pädagogischer Beziehungen. Hier spricht Peter H. Ludwig vor allem Ermutigungshandlungen eine lernfördernde Wirkung zu und benennt praxisnah umsetzbare Ermutigungsstrategien. Beate Letschert greift hingegen eher Negativbeispiele und Botschaften auf und regt damit eine kritische Reflektion von geäußertem Feedback an. Am erneuten Beispiel zur Arbeit mit jugendlichen Geflüchteten betont Antonia Veramendi hier vor allem die Bedeutung von Anerkennung und der Herstellung von Vertrauen in schulischen Settings. Enja Riegel weist in ihrem Beitrag darauf hin, dass neben der Schule auch andere Orte geeignet und wichtig sind, um zu lernen und Erfahrungen zu machen – beispielsweise durch Reisen und Praktika – und informelle Lernprozesse nicht aus dem Blick geraten dürfen. Der anekdotisch-reflexiv angelegte Beitrag von Susanne Thurn zum Thema Vertrauen bildet den Abschluss des vorliegenden Sammelbandes. Darin spricht sich die Autorin für mehr Selbstvertrauensförderung und weniger Misstrauenskultur an Schulen aus.

Fazit

Der vorliegende Sammelband beantwortet mit seinen Einzelbeiträgen ein facettenreiches Spektrum an Fragestellungen zu pädagogischer Beziehungsgestaltung. Abwechslungsreich ist dabei vor allem der Wechsel von eher wissenschaftsorientieren Beiträgen, praxisnahen Einblicken und reflexiven Erfahrungsberichten. Die gelungene und innovative Einführung des Herausgebers verdeutlicht das Anliegen des Sammelbandes und konturiert diesen sowohl in der Einführung als auch in den einleitenden Seiten zu den fünf Themenbereichen mit umfangreichen Bezügen und weiterführender Literatur bereichernd für die Lesenden. Spannend wäre ebenfalls eine abschließend-bewertende Einordnung der Beiträge des Sammelbandes gewesen – verknüpft mit einem Ausblick zu Erweiterungschancen und künftigen Herausforderungen pädagogischer Beziehungen, die an die vorherigen Rahmungen des Herausgebers anschließen.

Anders als Titel und Klappentextes des Sammelbandes vielleicht vermuten lassen, eint die Texte vor allem ein Schwerpunkt, der auf Schule und Lernen gerichtet ist (z.T. mit neurobiologischen Bezügen). Wer sich also unter „Pädagogischen Beziehungen“ und „Beiträgen aus Erziehungs- und Unterrichtspraxis“ auch Informationen zu außerschulischen Texten erhofft und nach Beiträgen zu Nähe und Distanz oder anderen Themen der Erziehungspraxis, beispielsweise aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sucht, wird eher enttäuscht werden. Der einzige Beitrag zur Kinder- und Jugendhilfe, der in diesem Sammelband enthalten ist, wird dem umfangreichen Wissen, das zu pädagogischen Beziehungen in diesem Feld bereits gesammelt wurde, nicht gerecht. Zum Teil wird zwar in einzelnen Beiträgen die Familie oder die Bedeutung der Eltern- Kind-Beziehung kurz aufgegriffen, es erfolgt jedoch meist unmittelbar daran anschließend ein direkter Schulvergleich oder -bezug. Somit ist der Band geprägt von einem eng gefassten pädagogischen Blick auf Kinder und Jugendliche als Lernende in Lehr-Lernbeziehungen. Nur in Anklängen einzelner Beiträge finden sich andere Perspektive oder gar geäußerte Bedürfnisse und Perspektiven von Kindern und Jugendlichen selbst.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Sammelband viele Informationen und eine breite Wissensbasis zu pädagogischer Beziehungsgestaltung im schulischen Kontext bzw. Schüler*innen-Lehrkraft-Beziehungen bereithält, die durch empirische Befunde und klassische Theoriebezüge kontextualisiert werden.

Rezension von
Katharina Kopp
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Zitiervorschlag
Katharina Kopp. Rezension vom 20.12.2019 zu: Ulrich Herrmann (Hrsg.): Pädagogische Beziehungen. Grundlagen - Praxisformen - Wirkungen. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2019. ISBN 978-3-7799-3884-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26152.php, Datum des Zugriffs 03.10.2024.


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