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Monika Kastner, Jasmin Donlic u.a. (Hrsg.): Lernprozesse über die Lebensspanne

Rezensiert von Dr. Jutta Pauschenwein, 10.03.2020

Cover Monika Kastner, Jasmin Donlic u.a. (Hrsg.): Lernprozesse über die Lebensspanne ISBN 978-3-8474-2325-6

Monika Kastner, Jasmin Donlic, Barbara Hanfstingl, Elisabeth Jacksche-Hoffmann (Hrsg.): Lernprozesse über die Lebensspanne. Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2019. 186 Seiten. ISBN 978-3-8474-2325-6.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.
Inhaltsverzeichnis bei der DNB.

Thema

Theoriebezüge und aktuelle Forschungsergebnisse zu personalen und sozialen Lernprozesse über die Lebenspanne sind in diesem Buch vorgestellt.

HerausgeberInnen

Monika Kastner forscht und lehrt am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung der Unisversität Klagenfurt

Jasmin Donlic ist Koordinator für internationale Beziehungen des Instituts für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung der Universität Klagenfurt

Barbara Hanfstingl forscht und lehrt am Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung der Universität Klagenfurt

Elisabeth Jaksche-Hoffman forscht und lehrt am Institut für Schulentwicklung der der Pädagogischen Hochschule Kärnten

Entstehungshintergrund

Das vorliegende Buch ist ein Sammelband von Beiträgen zur Tagung „Bildung und Gesellschaft 2018“, die an der Universität Klagenfurt in Kooperation des Instituts für Unterrichts- und Schulentwicklung, des Instituts für Volkswirtschaftslehre sowie des Instituts für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung ausgerichtet wurde.

Aufbau

Das Buch enthält zwei einführende Artikel und zwei Kapitel:

  • Kapitel 1: Streifzüge durch die Bildungsforschung: Lernen über die Lebensspanne mit fünf Artikeln
  • Kapitel 2: Mosaiksteine der Bildungsforschung mit zehn Artikeln

Inhalt

Im einführenden Artikel berichten Monika Kastner, Jasmin Donlic, Barbara Hanfstingl und Elisabeth Jaksche-Hoffman über den Forschungsschwerpunkt „Bildung und Gesellschaft“ und geben einen Einblick in die Tagung. Der Keynote Speaker Hans-Christoph Koller fragt „Was trägt die Erziehungswissenschaft zur Empirischen Bildungsforschung bei?“. Er kommt zum Schluss, dass es zwar keine Gegenstände gäbe, die alleine von der Erziehungswissenschaft bearbeitet werden, dass diese jedoch mit einer spezifischen, facettenreichen Perspektive zum Bildungsdiskurs beitragen kann.

Das Kapitel „Streifzüge durch die Bildungsforschung: Lernen über die Lebensspanne“ sammelt die Verschriftlichung der fünf Vorträge der Tagung. Stefan Zehetmeier hinterfragt die Nachhaltigkeit von Innovationen in der LehrerInnenfortbildung. Er benennt den Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit als Beständigkeit, Fortführung und Innovation als Neuartigkeit, Unwägbarkeit und sieht die Gefahr, dass ohne Reflexion Innovation zu Aktivismus und Nachhaltigkeit zu Erstarrung führen kann. Florian H. Müller und Irina Andreitz geben Einblick in die LehrerInnenfortbildung in Österreich. Sie halten fest, dass diese oft für staatliche Transformationsprozesse genutzt wird und meinen, dass die Forschung zur LehrerInnenfortbildung auszubauen ist und dass es ein Gesamtkonzept braucht. Der nächste Artikel von Daniela Lehner und Hans Karl Peterlini widmet sich den Lernenden. Die AutorInnen sehen Bildungsprozesse im Spannungsfeld zwischen Subjekt und Welt, Person und Gesellschaft und Lernen als transformative Erfahrung der Ermächtigung. Am Beispiel einer Übergangsklasse für Jugendliche mit Fluchterfahrung streichen sie Anerkennung als Sichtbarwerden hervor und betonen die Stärkung des oder der jeweils Anderen im Bildungsprozess, damit es dem Ich und dem Du möglich ist, transformativ wirksam zu werden.

Julia Stopper, Florian Kandutsch, Peter Schlögl und Irene Cennamo richten ihren Blick auf berufstätige Studierende im Hochschulbereich. Martin Unger (2015) definierte berufstätige Studierende als Personen, die ein begrenztes Zeitbudget für das Studium haben, sich zu 75 % eigenfinanzieren, einen Altersdurchschnitt von zumindest 26 Jahren haben, oft Mütter mit kleinen Kindern sind, sowie verzögert in die Hochschule eingetreten sind, auch mittels Studienberechtigungs- oder Berufsreifeprüfung. Sie empfehlen, die hochschulische Curriculumsentwicklung nicht an gymnasialen NormstudienanfängerInnen auszurichten.

Paul Kellermann schließt das Kapitel mit Überlegungen zum Verständnis von Bildung aus sozialwissenschaftlicher Sicht und warnt vor Beschränkungen des Bildungsverständnisses aufgrund einer ökonomischer Perspektive, die Bildung als Ware ansieht.

Das Kapitel „Mosaiksteine der Bildungsforschung“ gibt Einblicke in Forschungsprojekte, die auf der Tagung mittels Poster präsentiert wurden. Irene Cennamo widmet sich in der Studie „Commons – I Care“ der community-basierte Erwachsenenbildung. Diese basiert auf der „Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich“. Elisabeth Jaksche-Hoffman, Judith Koren, Vesna Kucher und Martina Rulofs fragen, ob inklusiver Schulunterricht einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten kann und kommen zu dem Zwischenergebnis, dass inklusiver Unterricht die Qualität für alle steigern und zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen kann.

Jasmin Donlic, Daniela Lehner und Hans Karl Peterlini beschäftigen sich mit dem inklusiven und sozialen Lernens für asyl- und migrationsbezogene Unterrichtsgestaltung und weisen auf die Ambivalenz zwischen Inklusion und Exklusiv hin, etwa durch die Schaffung einer eigenen Flüchtlingsklasse, die einen Ort der Zugehörigkeit bieten aber auch ausschließen kann.

Verena Weingant, Barbara Hanfstingl, Ina Tremschnig und Dennis Piper wenden das „Piper-Modell“ der personalisierten Intervention zur Förderung der emotionalen Resilienz von SchülerInnen aus „Timeout-Klassen“ an. Die Methode führte zu einer leichten Steigerung der Selbstregulierungs-Kompetenzen der SchülerInnen. In seinem Artikel zu „Developing Interest and Motivation“ setzt sich Martin Wieser mit Bedingungen und Faktoren für die Aufrechterhaltung einer längerfristigen, internistischen Motivation von SchülerInnen zweier Klassen einer neuen Mittelschule auseinander. Verena Novak-Geiger untersucht die Auswirkung der Neurodidaktik auf den Zweitsprachenerwerb im Besonderen bei der Erlernung von Englisch Vokabeln.

Diana Radmann, Franz Rauch und Bernhard Schmölzer beschreiben, wie im Rahmen eines Projektes die Themen „Mobilität, Verkehr und erneuerbare Energien“ von Studierenden und Lehrenden der Pädagogischen Hochschule Kärnten mit SchülerInnen und in Kooperation mit externen PartnerInnen aufgearbeitet wurden, wobei forschendes Lernen eingesetzt wurde. Anna Oppelmayer dokumentiert in ihrem Artikel Anstoß, Grund und Motivation für die Freiwilligenarbeit junger Menschen.

Maria Groinig und Stephan Sting setzen sich mit Bildungschancen und Bildungsbiographien von „Care Leavern“ auseinander, also mit jungen Männern und Frauen, die Kinder- und Jugendhilfeerfahrungen aufweisen. Rahel More untersucht in ihrer Dissertation die Situation von Mütter und Väter mit Lernschwierigkeiten und ihre Herausforderungen das eigene Kind betreffend.

Diskussion

Zu Beginn wird festgehalten, dass der Einfluss der Bildungsforschung und ihrer Forschungsresultate in der Gesellschaft hinter den Erwartungen zurückbleibt. Welche wichtigen Ansätze die Bildungsforschung beitragen kann ist in den Artikeln dargelegt. Das Buch enthält eine Vielfalt an Perspektiven. So spannt sich der Bogen in den Vorträgen von der LehrerInnenfortbildung zu Lernenden, die etwa als Jugendliche mit Fluchterfahrung Stärkung und Ermächtigung brauchen, oder als berufstätige Studierende ein passendes Curriculum. Die bildungspolitische Botschaft Lernangebote nicht rein marktwirtschaftlich zu entwickeln, schließt den Diskurs im Rahmen der Vorträge ab.

In den Postern wird die Tagung inhaltlich nochmals weiter geöffnet. Die Poster sind als Mosaiksteine im Band versammelt, teilweise mit sehr knappem Text. Lebenslanges Lernen außerhalb der Hochschule, unterschiedliche Lernorte und Lernmethoden, spezielle didaktische Methoden und Zielgruppen werden angeschnitten.

Fazit

Das Buch versammelt Verschriftlichungen von Beiträgen einer wissenschaftlichen Tagung. Daher enthalten einzelne Artikel recht komplexe Darstellungen zum Thema, die nicht ganz leicht zu lesen sind. Andererseits gibt das Buch vielfältige und interessante Einblicke in Lernprozesse, welche in unterschiedlichen Perioden im Lauf eines Lebens angesiedelt sind. Vermutlich werden sich die LeserInnen Artikel ihres Interesses herauspicken, von diesen inspiriert werden und darüber nachdenken.

Mir gefällt, dass das Buch auch als Open-Access-Publikation zur Verfügung steht.

Rezension von
Dr. Jutta Pauschenwein
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Es gibt 20 Rezensionen von Jutta Pauschenwein.


Zitiervorschlag
Jutta Pauschenwein. Rezension vom 10.03.2020 zu: Monika Kastner, Jasmin Donlic, Barbara Hanfstingl, Elisabeth Jacksche-Hoffmann (Hrsg.): Lernprozesse über die Lebensspanne. Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2019. ISBN 978-3-8474-2325-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26161.php, Datum des Zugriffs 05.10.2023.


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