Bernd Reiners: Kinderorientierte Familientherapie
Rezensiert von Britta Gauding, 28.02.2020

Bernd Reiners: Kinderorientierte Familientherapie. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2019. 2., komplett überarbeitete Auflage. 303 Seiten. ISBN 978-3-525-40652-6. D: 30,00 EUR, A: 31,00 EUR.
Thema
Das vorliegende Buch zeigt sehr detailliert eine systematische Vorgehensweise in der systemischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bzw. deren Familie, die eher die jüngeren Kinder in den Blick nimmt. Daher steht das Medium Spiel, insbesondere die Sandtherapie im Vordergrund. Der Autor beschreibt dabei sowohl theoretisch als auch praktisch anhand von Fallbeispiele eine mögliche therapeutische Intervention mit den Kindern und ihren Familien.
Autor
Bernd Reiners arbeitet als Diplompsychologe sowie Paar-, Familien- und Lehrtherapeut, Supervisor und Coach in einer Erziehungsberatungsstelle. Zudem ist als Lehrtherapeut in der kinderorientierten Familientherapie tätig. Nach einem beruflichen Aufenthalt in Schweden hat er die Kindorientierte Familientherapie als Methode in der systemischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Deutschland etabliert.
Entstehungshintergrund
Bereits 2004 lernte der Autor Bernd Reiners die Methode der kindorientierten Familientherapie während seiner Tätigkeit in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik in Schweden kennen und brachte sie mit nach Deutschland. Dabei begeisterte ihn besonders die Verknüpfung von Kindertherapie und systemischer Familientherapie. Die Idee zum Buch entstand dem Autor im Laufe seiner Lehrtätigkeit als kindorientierter Familientherapeut, da die Teilnehmer*Innen immer wieder an deutscher Literatur zum Thema interessiert waren.
Aufbau
Das Buch teilt sich in insgesamt 18 Kapitel auf, die in drei große Teilbereiche eingeteilt wurden.
- Teil A beschreibt die Praxis der Kinderorientierten Familientherapie in ihren Abläufen,
- Teil B geht auf die theoretischen Grundlagen der Kindorientierten Familientherapie ein und
- Teil C widmet sich der Praxis der Kindorientierten Familientherapie mit ihren Besonderheiten.
In den 18 Kapiteln tauchen insgesamt 26 Kästen auf. In diesen Kästen separiert der Autor neben dem Fließtext detaillierte Informationen zu bestimmten Themen. Den Kapiteln sind zwei Vorworte vorgesetzt. Mit einem Nachwort und dem Literaturverzeichnis schließt das Buch ab.
Inhalt
Im ersten Kapitel beschreibt Bernd Reiners die Ursprünge und Grundzüge der Kindorientierten Familientherapie auch KOF genannt. Dabei geht er auf den Begründer der KOF den norwegischen Psychologen und Kinderpsychotherapeuten Martin Soltvedt sowie Barbro Sjölin-Nilsson ein, die die Methode in den 80iger Jahren in Schweden verbreitete. Im Anschluss daran diskutiert er die wichtigsten Punkte die eine KOF ausmachen und bei ihrer Anwendung beachtet werden sollten, so bspw. das gemeinschaftliche Handeln der Eltern und Kinder unter Mitwirkung der Therapeut*Innen. Abschließend zeigt er in einem Zusatzkasten den typischen Ablauf einer KOF-Therapie auf.
Im zweiten Kapitel widmet sich Reiners den Besonderheiten der Kontaktphase in der KOF. Dabei geht er mit Anregungen und Tipps detailliert auf die Vorbereitung der Eltern auf das Spiel von Kind und Therapeut*In ein.
Im dritten Kapitel beschreibt der Autor seine Vorgehensweise beim ersten Spiel zwischen der Therapeut*In und dem Kind und listet detaillierte Textvorschläge auf. Um das ganze anschaulicher zu gestalten, nutzt er ein Fallbeispiel. Hier beschreibt er vorab die Ausgangssituation, während er im weiteren Verlauf auf den Spieldialog eingeht. Das Kapitel schließt damit ab, dass er auf der Grundlage der Spielsituation, das Entwicklungsniveau und das Kommunikationsvermögen des Kindes, die Fähigkeit zur eigenen Handlung, die Beziehungsgestaltung sowie die Sichtweise des Kindes von sich und der Welt sowie mögliche Probleme und Lösungen schlussfolgert. Im Anschluss daran geht Reiners auf die Aufgaben, Haltungen und Vorgehensweisen der therapeutischen Alter-Ego-Figur im Einzelspiel mit dem Kind sowie auf die Rolle der Eltern im ersten Spiel ein und beschreibt was und warum in den Therapiesequenzen gefilmt wird. In einem Exkurs zeigt er außerdem die Rolle der Kotherapie auf.
Im vierten Kapitel widmet sich Reiners dem Nachgespräch mit den Eltern nach dem Spiel mit dem Kind. In diesem Zusammenhang begründet er, warum diese Gespräche in der Regel ohne die Kinder stattfinden, welche Inhalte anhand des Videos mit den Eltern besprochen werden und wann ein solches Gespräch stattfinden sollte. Zudem geht er auf die Bedeutung der Sitzordnung in einem solchen Gespräch, allgemeine Leitfragen und Vorgehensweisen ein. Detailliert widmet sich der Autor dabei der Beziehung zwischen dem Kind und der Therapeut*In, den Parallelen zur Alltagswelt, den Initiativen, Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes sowie den Entwicklungsaufgaben für das Kind und den Aufgaben der Eltern im Spiel. Abschließend beschreibt er die Aufgaben der Kotherapeut*In im Nachgespräch sowie die Vorbereitung der Eltern auf das Spiel mit dem Kind und welche Unterstützung sie durch die Therapeut*In vorab benötigen.
Im fünften Kapitel geht der Autor auf das erste Spiel mit der Familie ein. Zur Veranschaulichung arbeitet er im ersten Teilkapitel wieder mit einem Fallbeispiel. Außerdem geht er auf die Aufgaben der therapeutischen Alter-Ego-Figur im familiären Spiel ein wie z.B. die Förderung des Zusammenspiels zwischen Eltern und Kind, das Schaffen einer Handlung, damit ein Spiel und nicht nur ein Gespräch entsteht, der Umgang mit übertriebenen Geschenken, dem Beenden von übergriffigem Verhalten, der Umgang mit Gefahren, der Dialogunterstützung zwischen zwei Personen und das Abwarten eines Dritten, der Wechsel zwischen Aktivität und Rückzug, die Identifikation mit verschiedenen Familienmitgliedern sowie die Einbindung ausgeschlossener und die Spielverantwortung seitens der Familie ein.
Im sechsten Kapitel widmet sich Bernd Reiners dem Nachgespräch mit der Familie und versucht er aufzudecken warum das Nachgespräch nach dem Spiel mit den Eltern mit mehr Emotionen verbunden ist, als in dem vorangegangenen Gespräch mit der Therapeut*In und worauf daher besonders geachtet werden sollte. Diesbezüglich listet er Leitfragen für das Nachgespräch und die Veränderungsziele für die zweite Spielsequenz auf. Das Ganze veranschaulicht er immer wieder anhand eines Fallbeispiels. Im Anschluss an die elterliche Reflexion wird das Verhalten der Therapeut*In als Alter-Ego-Figur reflektiert.
Im siebten Kapitel geht der Autor auf den weiteren Verlauf der KOF ein. Üblicherweise folgen in diesem Zusammenhang weitere Spiel- und Nachgesprächssequenzen in den weniger das freie Spiel, sondern die gemeinsam erarbeiteten therapeutischen Ziele im Vordergrund stehen, bspw. Kontakt zu dem Kind halten, dem Kind zu ermöglichen einer eigenen Spielidee zu folgen usw. Außerdem betrachtet der er die sogenannte Zwischenauswertung und zeigt Alternativen auf, die im Behandlungsverlauf weitergeführt werden können, wie z.B. die KOF selbst, aber auch das Angebot einer individuellen Therapie des Kindes oder eines Erwachsenen, die Elternberatung, die Paartherapie aber auch die Krisenintervention. Eine mögliche Verlaufsänderung beschreibt er mit Hilfe eines Fallbeispiels.
Im achten und letzten Kapitel des ersten Teilbereiches widmet sich Bernd Reiners den Materialen. So geht er auf die allgemeine Gestaltung der Räume für die KOF ein, zeigt überblicksartig typisches Spielmaterial auf und benennt Alternativen zum Sandspiel auf wie z.B. Musik oder Sport.
Mit dem nun folgenden neunten Kapitel startet der zweite Teilbereich des Buches, „Die theoretischen Grundlagen der Kindorientierten Familientherapie“. Dafür beginnt er mit einer überblicksartigen Auflistung notwendiger Indikationen für die KOF, bspw. Symptome wie Verständnisprobleme, Tempo- und Aktivitätsunterschiede, Kontaktprobleme, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, Diagnostik des familiären Beziehungsgefüges, Sorgerechtsfragen bzw. Fragen der Erziehungsfähigkeit und Kinder mit unsicherer Bindung. Gleichzeitig geht er auf eine mögliche Kontraindikation ein, wie eine traumatische Vorerfahrung eines Elternteils oder auch des Kindes. Im zweiten Teil widmet sich Bernd Reiners dem richtigen Setting für die therapeutische Arbeit mit Kindern. Die bestehende Diskussion zum Thema versucht er dabei anhand von zwei Fallvignetten zu verdeutlichen und begründet mit Hilfe unterschiedlicher Sichtweisen, warum es wie im Beispiel der KOF wichtig ist Kinder in den therapeutischen Prozess mit einzubeziehen.
Im zehnten Kapitel widmet sich Reiners den drei Eckpfeilern des theoretischen Gebäudes in der Arbeit mit Kindern und Familie. Diesbezüglich beschreibt er in den drei folgenden Unterkapitel die Kindertherapie, die systemische Therapie und die Verhaltenstherapie. In seinen Beschreibungen zur Kindertherapie geht er auf verschiedene Grundlagen und Kenntnisse der Entwicklungspsychologie, des Spiels, der Bindungstheorie, der neueren Säuglingsforschung und der Arbeit mit Kindern ein, auf die diese Therapieform aufbaut. Besonders detailliert bezieht er die zwei wichtigsten Aspekte der Entwicklungspsychologie für die KOF mit ein, die Bindungstheorie und die neuere Säuglingsforschung. Im Hinblick auf die systemische Therapie geht er auf die Aspekte der interpersonellen Beziehungen, die Bedeutung der Eltern für die kindliche Entwicklung und die Kenntnisse der systemischen Zusammenhänge ein und benennt Grundzüge des Vorgehens. Beispiele wären die Auftragsklärung und die therapeutische Haltung gegenüber dem Kind. Hinsichtlich der Verhaltenstherapie nennt der Autor die Aspekte der Konkretheit, des Ausprobierens und Übens, aber auch lerntheoretische Konzepte, wie die sozial-kognitive Lerntheorie. Neben den theoretischen Erläuterungen nutzt der er wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln Fallbeispiele für eine konkrete Erläuterung ein.
Im elften Kapitel beschreibt der Autor das Menschenbild der KOF in Form des entwicklungsorientierten Ansatzes von Virginia Satir, das sogenannte Wachstumsmodell, nachdem ein Mensch nach freier Entfaltung, Wachstum und der Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls strebt. In Bezug auf die KOF verdeutlicht Reiners dieses Modell anhand eines Fallbeispiels. In drei weiteren Unterkapiteln bezieht er sich zudem auf das Verständnis von Symptomen, die therapeutische Haltung und die Haltung gegenüber den Eltern. In diesem Sinne versteht er die psychischen Symptome bzw. die Auffälligkeiten im Verhalten eines Kindes als Lösungsversuch eines Konfliktes und demnach als eine positive Absicht. Anhand dieser Sichtweise verdeutlicht er die Kontextabhängigkeit und Neutralität des Symptoms. Im Hinblick auf die therapeutische Haltung zeigt der Autor auf wie bemüht die KOF daran arbeitet, das Wachstum aller Familienmitglieder zu fördern. In diesem Zusammenhang geht er auf die aktive Rolle der Eltern in der Therapie ein. Gleichzeitig beschreibt er, wie die therapeutische Haltung das gemeinschaftliche Handeln fördert und verdeutlicht die Bedeutung der gemeinsamen Aktivität der Familie, die Wichtigkeit des Grenzen setzen, der Begegnung der Kinder auf ihrem Entwicklungsniveau sowie der Allparteilichkeit und der Neutralität. Im dritten Teilkapitel geht Reiners auf die Wichtigkeit der Haltung gegenüber den Eltern ein, da diese nahezu ausnahmslos die Entscheidung zur Therapiemaßnahme gefällt haben und nach Möglichkeit kinderlos zu den Gesprächsterminen erscheinen und beschreibt er die Ambivalenz mit denen die Eltern im therapeutischen Kontext auftreten sowie die Wichtigkeit als Therapeut angemessen mit den Ängsten der Eltern umzugehen.
Im zwölften Kapitel widmet sich der Autor dem Bereich des Spielens und zeigt dabei auf wie wichtig das Spiel ist, um die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu stärken, da sich die Eltern in diesen Momenten der Welt des Kindes anpassen und das Kind nach Möglichkeit zu einem sogenannten Flow-Erlebnis kommt. Im ersten Teilkapitel erklärt Reiners anhand der Theorie der „Zone der nächsten Entwicklung“ von Wygotski und dem Scaffolding von Wood, die Lernfähigkeit des Kindes im Spiel und wie die Eltern in einem gemeinsamen Spiel ein Unterstützungsangebot für ihre Kinder seien können. Im zweiten Teilkapitel geht er in Anlehnung an Oeter (1999) und Schmidtchen (1999) auf das kindliche Entwicklungsniveau im Spiel ein, stellt die Wichtigkeit einer geeigneten Spielform für das Kind dar und erklärt warum bspw. das Rollenspiel in der KOF besonders gut geeignet ist, um Interaktionen darzustellen. Abschließend listet der Autor nochmal überblicksartig drei Theorien zu den Stufen der kindlichen Entwicklung im Spiel auf. Anschließend wendet er sich dem therapeutischen Einsatz des Spiels in unterschiedlichen therapeutischen Kontexten wie bspw. der Psychoanalyse, der klientenzentrierten Therapie, der Verhaltenstherapie, der systemischen Therapie und dem Sandspiel zu. Abschließend geht er detailliert auf die Bedeutung des Spiels in der KOF ein. Einen besonderen Fokus legt der Autor dabei auf die gemeinschaftliche Handlung des Kindes mit seinen Mitspielern, also entweder der Therapeut*In oder der Familie, immer mit dem Ziel gemeinsam etwas Angenehmes zu tun, dass dazu eine heilende Wirkung hat. In diesem Zusammenhang geht er auf die kindliche Sichtweise von sich und der Welt im Spiel ein, z.B. den Umgang mit Materialien, die Wahl der Figuren und ihre Bedeutung und Identifikation, wie das Kind bestimmte Figuren wählt, wie das Kind baut sowie die Spielhandlung des Kindes selbst und sein Zusammenspiel mit anderen. Außerdem zeigt er sowohl theoretisch als auch praktisch die Problem-Lösungssicht des Kindes und die familiäre Interaktion im Spiel auf. Im Hinblick auf die familiäre Interaktion verdeutlicht Reiners nochmal wie wichtig es ist zu beobachten, wie sich Eltern und Kind im Spiel behandeln und gegenseitige Spielfläche respektieren, wie Eltern im Spiel Grenzen setzen und ob sie das Kind führen oder ihm folgen, das Vermögen der Eltern auf einem kindlichen Niveau zu spielen sowie die Feinfühligkeit der Eltern auf die Bedürfnisse des Kindes im Detail einzugehen. Im letzten Teil dieses Kapitels geht der Autor zudem erneut auf das Setting in der Spielsituation ein. Grundsätzlich beschreibt er in diesem Zusammenhang, dass die KOF vorsieht, dass alle Familienmitglieder gemeinsam mit dem Indexkind spielen. Verdeutlicht aber auch, dass es je nach Familienkonstellation und Familiengeschichte schwierig werden könnte mit der gesamten Familie zu spielen.
Im dreizehnten Kapitel beschäftigt sich Bernd Reiners mit der gesunden Kommunikation in einem entwicklungsförderlichen Spiel. In diesem Zusammenhang betont der Autor die Wichtigkeit der gesunden, entwicklungsförderlichen Interaktion. Im ersten Unterkapitel widmet er sich diesbezüglich den fünf Polaritäten menschlicher Beziehungen, der Augenblick – Dauer, Verschiedenheit – Gleichheit, Befriedigung – Versagung und der Nähe – Distanz. Anschließend geht er auf die Basiselemente einer gesunden Kommunikation nach Marte-Meo ein und beschreibt die Interaktionsförderung mit den Metaregeln der Aufmerksamkeits-Interaktions-Therapie, der Entwicklungsförderung durch Grenzen-Setzen sowie den Kriterien für ein entwicklungsförderliches Spiel.
Im vierzehnten Kapitel beschreibt Bernd Reiners die Wirkungsweise der Kinderorientierten Familientherapie mit Hilfe von Konzepten und Therapieerfolgsforschungskonzepten, theoretischen Konzepten der Wirkungsweise von systemischer Therapie und der Hirnforschung. Dazu betrachtet er sich zunächst Graws Wirkfaktoren der psychologischen Psychotherapie, Sterns Wege zur Veränderung und die Erkenntnisse der Neurowissenschaften. Im Anschluss daran befasst er sich mit Forschungsberichten, die sich eher qualitativ mit der KOF beschäftigen. Diese Forschungsergebnisse stammen aus dem skandinavischen Raum, sie konnten einige wichtige Grundannahmen der KOF bestätigen und zusammenfassend kann man sagen, dass eine gute Wirksamkeit angenommen werden kann. Abschließend geht es in dem Kapitel um die Frage, ob es in der KOF gelingt, Kinder stärker in den Familiensitzungen zu beteiligen. Auch hier diskutiert der Autor unterschiedliche Forschungsergebnisse der letzten Jahre und fasst abschließend die Wirkung der KOF in ihren verschiedenen Phasen zusammen.
Im dritten großen Teilbereich des Buches nimmt der Autor Bezug auf die Praxis der KOF und ihre Besonderheiten. In diesem Zusammenhang geht er im fünfzehnten Kapitel auf die theoretischen als auch praktischen Alternativen zum Sandspiel ein. Darunter fallen bspw. die Handpuppen, das Malen, eigene Interaktionsformen der Kinder, Psychodrama und Rollenspiel, der Einsatz von Tierfiguren im Psychodrama bei getrennt lebenden Eltern und das Spielgespräch. Besonders detailliert geht er dabei auf die Form des Spielgesprächs ein. Hierfür benennt er Anwendungsbeispiele, Vorteile und notwendige Materialen, er beschreibt den Ablauf eines solchen Spielgesprächs im Zusammenhang mit gemeinsam, aber auch mit getrennt lebenden Eltern. Außerdem verdeutlicht er das Einüben von Verhaltensweisen, die Arbeit mit den eigenen inneren Anteilen, das Spielgespräch im Zusammenhang mit traumatischen Ereignissen sowie die Stammgeschichten-Technik.
Das sechzehnte Kapitel beschränkt sich auf ungewöhnliche Spielsituationen. Darunter fallen für den Autor Besonderheiten aufseiten der Kinder, wie z.B. dass das Kind nicht spielen oder gefilmt werden möchte und aggressives Verhalten des Kindes sowie Besonderheiten seitens der Eltern, so z.B. dass die Eltern nicht spielen möchten, ein ungünstiges Elternverhalten im Spiel, ein Unverständnis der Eltern für das kindliche Spiel, getrennt lebende Eltern oder auch psychisch kranke Eltern.
Im siebzehnten Kapitel wendet sich der Autor speziellen Anwendungsfeldern, Störungsbildern und Kontexten zu. Dabei geht er detailliert auf das autistische Störungsbild im Zusammenhang mit der KOF ein und diskutiert unterschiedliche Förderansätze, wie z.B. den trainierenden Förderansatz und den kontaktierenden Förderansatz. Im Anschluss daran benennt er die Voraussetzung der Bezugsperson, als auch die des Kindes in der Arbeit mit autistischen Störungen in der KOF und ihre praktische Umsetzung sowohl theoretisch als auch anhand von Fallbeispielen. Abschließend beschreibt er explizit die Vorgehensweisen im Falle eines vorliegenden selektiven Mutismus.
Im Anschluss daran, Kapitel achtzehn, diskutieren die zwei Autor*Innen Hartmut Epple und Irene Hau-Belschner aus Sicht von Familientherapeut*Innen die Spezialisierung der aufsuchenden Familientherapie im Rahmen der KOF. In diesem Zusammenhang gehen die zwei Autor*Innen darauf ein wie die KOF in Rahmen der Jugendhilfe mit ihren Chancen und Risiken eigesetzt werden kann. Das Ganze verdeutlichen die Autor*Innen durch ein Fallbeispiel. Abschließend gehen Sie auf die Nützlichkeit der KOF im Rahmen einer Familiengerichtlichen Verwendung, einer Anbahnung von Adoption und Pflegeverhältnissen, einem Zwangskontext, einer Kindeswohlgefährdung und weiteren Anwendungsfeldern ein.
Mit einem Ausblick schließt Bernd Reiners sein Werk ab. In diesem Zusammenhang geht er nochmal abschließend auf die Eigenständigkeit der Kindorientierten Familientherapie, ihrer Verbreitung und die Ausbildung ein.
Diskussion
Bernd Reiners unterstreicht mit seiner neuen Auflage der Kindorientierten Familientherapie die Bedeutung der KOF für die therapeutische Arbeit mit Familien und Kindern. Das Buch ist sehr anschaulich und verständlich geschrieben. Viele theoretische Vorgänge werden in einem praktischen Beispiel aufgefasst und verdeutlich. Wichtige Check- oder Merklisten und zusammenfassende Tabellen zu einzelnen Themen werden überblicksartig in den jeweiligen Kapiteln gut separiert. In seinem Nachwort weist der Autor zudem auf weitere Literaturempfehlungen sowie einen Auswertungsbogen und Material zur Kindorientierten Familientherapie als Download hin und lädt zu einem gemeinsamen Diskurs und Austausch zum Thema ein.
Fazit
Insgesamt kann man sagen, dass das Buch sowohl für das Studium als auch für Weiterbildungsmaßnahmen oder die praktische Arbeit im Bereich der systemischen Therapie zu empfehlen ist und eine willkommene Nische in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen abdeckt.
Rezension von
Britta Gauding
Bachelor of Science Psychologie, staatlich geprüfte Ergotherapeutin
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