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Heike Becker: Leon sagt nein!

Rezensiert von Dipl.-Päd. Petra Steinborn, 24.06.2020

Cover Heike Becker: Leon sagt nein! ISBN 978-3-942122-31-3

Heike Becker: Leon sagt nein! Ein Stark-mach-Buch für Grundschulkinder. ISB-Fachverlag (Oldenburg) 2019. 48 Seiten. ISBN 978-3-942122-31-3. D: 6,80 EUR, A: 7,00 EUR.

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Thema

„Leon wird in der Schule gemobbt. Er wird beleidigt, erpresst und bedroht. Täglich geht er mit Bauchschmerzen zur Schule. Selbst seine Mutter ahnt nichts. Erst als die Situation eskaliert, ändert sich alles“ so beschreibt der Klappentext den Inhalt der Geschichte um Leon. Geschrieben von und mit Kindern, um auf das Thema Mobbing aufmerksam zu machen. Darüber hinaus kann es auch zur Prävention von Mobbing eingesetzt werden. Ziel ist, betroffene Kinder darin zu stärken, sich jemandem anzuvertrauen und sich Hilfe zu holen.

Autorin

Heike Becker, Jg. 1965 ist Kinderpflegerin. Neben ihrem beruflichen Engagement schreibt sie Kinderbücher und unterstützt soziale Projekte. Kinder für das Thema Mobbing zu sensibilisieren ist ihr ein Anliegen. Ihr erstes Buch „Die Schnecke Maxi“ will schon Kinder in der Kita auf das Thema Mobbing aufmerksam machen, das hier vorgelegte Buch „Leon sagt NEIN!“ richtet sich nun an Vor- und Grundschulkinder. 

Entstehungshintergrund

Dieses Buch ist in Zusammenarbeit von Heike Becker und Kindern mit Mobbingerfahrung entstanden.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist im DIN A 5 Softcover Format erschienen und hat einen Umfang von 47 Seiten. Bei der Verarbeitung wurden Recyclingpapier und klimaneutrale Öko-Farben verwendet. Der Buchumschlag und die einzelnen Seiten sind auf dickerem Papier gedruckt, sie sind griffig.

Den größten Teil des Buches nimmt die Geschichte von Leon ein, sie wird durch zahlreiche Zeichnungen, die von den Kindern selbst stammen, illustriert. Gezeigt werden Szenen aus dem Alltag der Kinder. Protagonist ist Leon, er geht in die dritte Klasse. Größere Kinder nehmen ihm sein Geld fürs Mittagessen ab und piesacken ihn, wo es nur geht. Jeden Tag geht er mit Bauchschmerzen in die Schule, noch nicht mal seine Mutter ahnt etwas. Die Situation eskaliert. Leon muss im Krankenhaus behandelt werden, ein Finger ist gebrochen. Daraufhin wird in der Schule endlich über dieses Thema gesprochen. Die größeren Kinder, die Leon gemobbt haben, und deren Eltern werden zum Gespräch eingeladen und bekommen eine Abmahnung, außerdem müssen sie sich entschuldigen. Leon ist froh, dass er einen Freund hat, der Hilfe geholt hat.

Es ist eine fiktive Geschichte, die sich aus wahren Begebenheiten zusammensetzt. Am Ende des Buches finden sich Statements von Kindern, die selber Mobbing erleidet haben. Diese sind während des Anti-Mobbing-Projektes in einem Freizeittreff entstanden, der von der Autorin geleitet wird. Zum Beispiel berichtet Maxi, 9 Jahre davon, dass jemand jeden Tag Schläge androhte oder Daria, 4 Jahre erzählt, dass sie am Liebsten wie ein Luftballon wegfliegen möchte, wenn sie geärgert wird.

Das Buch schließt auf der letzten Seite mit einer Vorlage, die anregen soll: „Was kannst du alles machen, wenn du oder andere gemobbt werden? Schreibe deine Ideen auf! Was fällt dir noch ein?“ Freie Zeilen laden dazu ein, dass Kinder ihre eigenen Gedanken aufschreiben und aufmalen.

Diskussion

Es ist eine fiktive Geschichte, die sich aus wahren Begebenheiten zusammensetzt. Am Ende des Buches finden sich Statements von Kindern, die selber Mobbing erleidet haben. Heike Becker bietet in dem Freizeittreff, in dem sie arbeitet, das Thema im Rahmen eines Anti-Mobbing-Projektes an. Zehn Kinder im Alter von 4 -10 Jahren haben ihre Erlebnisse eingebracht. Sie haben selber Bilder gemalt und diese erklärt. Zum Beispiel berichtet Maxi, 9 Jahre davon, dass jemand jeden Tag Schläge androhte oder Daria, 4 Jahre erzählt, dass sie am Liebsten wie ein Luftballon wegfliegen möchte, wenn sie geärgert wird. Einige Kinder haben ihre Namen nicht genannt, sie wollen anonym bleiben.

Das Buch schließt auf der letzten Seite mit einer Vorlage, die anregen soll: „Was kannst du alles machen, wenn du oder andere gemobbt werden? Schreibe deine Ideen auf! Was fällt dir noch ein?“ Es gibt freie Zeilen, die dazu einladen, eigene Gedanken aufschreiben und aufmalen.

Das Buch richtet sich an Kinder, durch die eigenen Zeichnungen und Zitate ist es sehr authentisch. Für die Bilder wurden starke Farben genommen und es gibt -kindgerecht- wenig gut lesbaren Text.

Über Kinder, die Mobbingerfahrungen haben, muss mehr geredet und aufgeklärt werden! Das beginnt mit der Erklärung, was Mobbing ist: Mobbing sind negative Handlungen (z.B. Herabsetzung, Ausgrenzung), die vorsätzlich durch eine oder mehrere Personen gegen eine Person gerichtet sind, oft gehen diese über einen längeren Zeitraum. Nicht selten besteht zwischen dem Opfer und dem Täter (oder der Gruppe von Tätern) ein Ungleichgewicht der Kräfte, das kann sich auf körperliche oder psychische Stärke beziehen.

Ein sorgfältiger Umgang mit dem Mobbingbegriff ist wichtig. Gleichzeitig gilt es wachsam zu sein, denn manche Situationen, in denen Mobbing geschieht, werden nicht als solche erkannt, da Mobbing viele Gesichter haben kann – so auch anfänglich in dieser Geschichte.

In der Geschichte werden die Gefühle von Leon sehr authentisch beschrieben. Mutter und Lehrerin sind involviert, erkennen aber die Nöte von Leon nicht, sein Freund Lucas ist hilflos. Erst als die Situation eskaliert wird gehandelt, nicht selten haben die betroffenen Kinder dann schon lange Leidenswege hinter sich.

Die Autorin arbeitet mit Kindern verschiedener Altersgruppen. Aus den realen Erfahrungen der Kinder entstehen diese fiktiven Geschichten. Die Kinder werden aktiv und setzen sich mit dem Thema mit allen Facetten intensiv auseinander. Die Geschichten spielen in der Lebenswelt der Kinder. Durch diese aktive Mitarbeit können sie sich aus der ohnmächtigen Opferrolle lösen. Sie besprechen gemeinsam die Ereignisse und können Lösungen entwickeln. Das ist zur Aufarbeitung der Erlebnisse wichtig. Dieses gemeinsame Tun stärkt und macht Mut.

Dieses Anti-Mobbing-Buch bringt Kinder dazu, sich zu überlegen, welche Strategien hilfreich sind und wie sie mit etwaigen Angriffen umgehen wollen. Das ist wichtig, denn Kinder, die Mobbing erleben, können bis ins Erwachsenenalter mit den Folgen zu tun haben.

Ich möchte den Blick auch auf die beteiligten Kinder lenken, die dem Mobbing-Geschehen zugesehen haben. Man weiß mittlerweile, dass manche im Erwachsenenalter von Schuldgefühlen berichten, weil sie als Kind nicht eingegriffen oder Hilfe geholt haben.

Im Oktober 2019 erschien im Focus online ein Artikel zum hier vorgestellten Buch. Darin wurde auf erschreckende Forschungsergebnisse verwiesen. Laut der Krankenkasse DAK werden sieben Prozent aller Fünft- bis Zehntklässler mindestens einmal im Monat ausgegrenzt, 21 Prozent werden verbal attackiert. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fühlen sich ein Drittel der Schüler*innen an Gesamt-, Sekundar- und Hauptschulen nicht sicher, u.a. auch aus Angst vor Mobbing (der Prozentsatz bei Grundschulen und Gymnasien liegt bei ca. 20 Prozent). Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hat eine Studie erstellt, der zufolge sich während der Schulzeit deutlich mehr Kinder und Jugendliche das Leben nehmen als während der Ferienzeiten. Die Forschenden vermuten als Ursache Schulstress und Mobbing.

Alle diese Aussagen belegen: Es ist sehr wichtig, Mobbing zu thematisieren und präventiv zu arbeiten. 

Fazit

„Leon, der Protagonist in der Geschichte, wird in der Schule gemobbt. Er wird beleidigt, erpresst und bedroht. Täglich geht er mit Bauchschmerzen zur Schule. Selbst seine Mutter ahnt nichts. Erst als die Situation eskaliert, ändert sich alles“ so beschreibt der Klappentext den Inhalt der Geschichte um Leon. Sie wurde mit Kindern zur Bearbeitung des Themas Mobbing geschrieben, ist zudem auch zur Prävention von Mobbing einzusetzen. Ziel ist, betroffene Kinder zu stärken, sich jemandem anzuvertrauen und sich Hilfe zu holen. Forschungen in der Schweiz haben ergeben, dass zwei Kriterien in der Mobbingprävention von Bedeutung sind: Praxisnähe und die Umsetzbarkeit im Schulalltag – beide Kriterien werden durch dieses kindgerechte Büchlein erfüllt.

Rezension von
Dipl.-Päd. Petra Steinborn
Tätig im Personal- und Qualitätsmanagement in einer großen Ev. Stiftung in Hamburg-Horn. Freiberuflich in eigener Praxis (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Leitung von ABC Autismus (Akademie-Beratung-Coaching), Schwerpunkte: Autismus, TEACCH, herausforderndes Verhalten, Strategien der Deeskalation (systemisch), erworbene Hirnschädigungen
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Es gibt 293 Rezensionen von Petra Steinborn.

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Zitiervorschlag
Petra Steinborn. Rezension vom 24.06.2020 zu: Heike Becker: Leon sagt nein! Ein Stark-mach-Buch für Grundschulkinder. ISB-Fachverlag (Oldenburg) 2019. ISBN 978-3-942122-31-3. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26260.php, Datum des Zugriffs 09.12.2023.


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