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Stefan Doose: I want my dream

Rezensiert von Dr. Antje Ginnold, 02.11.2020

Cover Stefan Doose: I want my dream ISBN 978-3-945959-43-5

Stefan Doose: I want my dream. Persönliche Zukunftsplanung Neue Perspektiven und Methoden einer personenzentrierten Planung mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. AG SPAK Bücher (Neu Ulm) 2020. 11., aktualisierte Auflage. ISBN 978-3-945959-43-5. D: 24,90 EUR, A: 24,90 EUR, CH: 31,00 sFr.

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Thema

Persönliche Zukunftsplanung meint insbesondere Methoden aber auch Sichtweisen, wie eine personenzentrierte Planung in verschiedenen Lebensbereichen mit Menschen mit und ohne Behinderung umgesetzt werden kann. Hierbei geht es zumeist um ein nicht-institutionelles und informelles Vorgehen. Die Hauptperson steht im Mittelpunkt des Planungsprozesses und gestaltet ihn aktiv mit. Sie bestimmt, wer als Unterstützer*in zu dem Planungstreffen geladen wird. Das sind in der Regel wichtige Personen aus dem persönlichen Umfeld, aber auch Professionelle aus verschiedenen Lebensbereichen. Ausgehend von den Stärken, Ressourcen und Wünschen der Hauptperson werden gemeinsam Ideen und Wege zum Erreichen eines Ziels entwickelt. Das kann die Suche nach einem Praktikums- oder Arbeitsplatz sein oder auch eine Veränderung der Wohnsituation.

Entstanden sind diese Methoden im englischsprachigen nordamerikanischen Raum, um Menschen mit Lernschwierigkeiten ein selbstbestimmtes Leben und dessen Gestaltung zu ermöglichen. Inzwischen sind sie im deutschsprachigen Raum in den einschlägigen Fachkreisen bekannt und werden insbesondere bei der Gestaltung inklusiver Settings eingesetzt.

Autor und Entstehungshintergrund

Prof. Dr. Stefan Doose unterrichtet hauptberuflich an einer Fachschule in Schleswig-Holstein in der Fachrichtung Sozial- und Heilpädagogik. Er ist außerdem Honorarprofessor für Integration und Inklusion am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften an der Fachhochschule Potsdam.

Während seines Master-Studiums 1994/1995 in den USA lernte Stefan Doose die Ideen und Methoden Persönlicher Zukunftsplanung kennen. Seitdem hat er maßgeblich zur Verbreitung des Konzeptes und der Methoden von Persönlicher Zukunftsplanung und Unterstützter Beschäftigung im deutschsprachigen Raum beigetragen. Stefan Doose initiierte und begleitete verschiedene regionale, deutschlandweite und internationale Projekte zu diesen Themen. Er ist im deutschsprachigen Netzwerk Persönliche Zukunftsplanung seit dessen Gründung 2012 engagiert (https://www.persoenliche-zukunftsplanung.eu/neuigkeiten.html; Datum des Abrufes: 10.10.2020).

Das hier rezensierte Buch beinhaltet die nunmehr 11. grundlegend überarbeitete und erweiterte Neuausgabe eines Werkes, das erstmalig vor 24 Jahren erschien. Über die Jahre sind zahlreiche Ergänzungen und Erweiterungen hinzugekommen, die die Erfahrungen aus der Praxis für eine breite Leser*innenschaft zugänglich machten. So wurde etwa im Rahmen des europäischen Leonardo-Projektes „New Path to Inclusion“ ein europäisches Curriculum für eine Weiterbildung in Persönlicher Zukunftsplanung entwickelt und erprobt. Die dort entstandenen Erkenntnisse flossen 2013 in die 10. Überarbeitung des Buches „I want my dream“ ein. In den vergangenen Jahren entwickelten sich Methoden, Zielsetzungen und Zielgruppen von Persönlicher Zukunftsplanung kontinuierlich weiter – auch im Rahmen eines neuen europäischen Projekts „New Path to InclUsion Network“. Weitere Ansätze wie die Sozialraumorientierung, die personen- und sozialraumorientierte Organisationsentwicklung sowie die Positive Psychologie ergänzten und erweiterten die konzeptionellen Grundlagen der Persönlichen Zukunftsplanung. Stefan Doose beschreibt im Vorwort zur aktuellen Ausgabe Persönliche Zukunftsplanung „als ein offenes Puzzle ohne Rand“ (S. 3). „Immer wieder kommen neue Teile hinzu, die gut zueinander passen und sich ergänzen.“ (ebd.) Er fand, es sei an der Zeit gewesen, die Impulse der letzten 10 Jahre in das Buch „I want my dream“ einzuarbeiten (S. 4). Dabei sei eigentlich ein neues Buch entstanden, weil sich der Umfang des Textteils verdoppelt habe und auch der Materialteil völlig neu überarbeitet worden sei (ebd.).

Aufbau und Inhalt

„I want my dream“ ist als Ringbuch mit festem Cover im A4-Format erschienen. Es gibt zwei Teile, einen sogenannten Textteil und einen Materialteil. Beide sind durch ein farbiges Trennblatt mit dem Coverbild geteilt. Das Format hängt sicherlich mit den umfangreichen Materialien im zweiten Teil zusammen, die als Kopiervorlagen zur Verfügung stehen.

1. Textteil: konzeptionelle Grundlagen

Im ersten Teil des Buches beschreibt Stefan Doose die konzeptionellen Grundlagen der Persönlichen Zukunftsplanung, ihre Entwicklungen sowie Folgen und stellt einige ausgewählte Einzelmethoden und drei Planungsformate der Persönlichen Zukunftsplanung vor. Der Textteil umfasst 140 Seiten. Ihm ist ein separates Inhaltsverzeichnis vorangestellt.

1.1 Grundlagen und Einflüsse von Persönlicher Zukunftsplanung

Nach einem Vorwort zu dieser Neuausgabe folgen mehrere Texte, die die Entstehung, Entwicklung und Grundsätze der Persönlichen Zukunftsplanung vorstellen und in den historischen und politischen Kontext einordnen. Das Konzept hat seinen Ursprung in verschiedenen personenzentrierten Planungsansätzen, die sich seit Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts in Nordamerika entwickelten und sich in Deutschland ab Mitte der 1990er Jahre verbreiteten. Stefan Doose zeichnet den politischen Kontext der Entstehung nach und bezieht ihn insbesondere auf das Eintreten für Inklusion und den Kampf gegen Aussonderung von Menschen mit Behinderung (S. 9–13). Er spannt den Bogen von der amerikanischen Behindertenrechtsbewegung und dem Antidiskriminierungsgesetz über die Veränderungen in der deutschen Behindertenpolitik und die People-First-/​Mensch-zuerst-Bewegung bis hin zur Zielperspektive Inklusion. Stefan Doose schließt sich dabei den Überlegungen von John O'Brien an (einem wichtigen Impulsgeber für die Persönliche Zukunftsplanung). Dieser benennt fünf Dimensionen wertschätzender Erfahrungen von Inklusion, die ein Wegweiser für die Persönliche Zukunftsplanung sein können (S. 13): dazu gehören, respektiert werden, übliche Orte gemeinsam nutzen, etwas beitragen und wählen können.

Personenorientierung, Sozialraumorientierung und Beziehungsorientierung sind nach Stefan Doose die „Drei Seiten der Medaille von Persönlicher Zukunftsplanung“. Er beschreibt sie in dem so überschriebenen Kapitel näher (S. 15–19).

Im nächsten Kapitel folgen weitere inhaltliche Impulse, die Stefan Doose mit „Zutaten für eine Persönliche Zukunftsplanung“ umschreibt (S. 21–33). Es geht z.B. darum, was ein gutes und ein passendes Leben ausmacht – wichtig für die Zielformulierung. Stefan Doose bezieht sich hier u.a. auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse, wie z.B. körperliche Integrität, Geborgenheit oder existenzielle Sicherheit, und das Fit-Prinzip nach Remo Largo. Demnach sollte man sich seiner Grundbedürfnisse, Kompetenzen und Wertvorstellungen und deren Gewichtung bewusst werden, um auf dieser Grundlage ein für sich passendes Leben zu realisieren (S. 22). Für die Frage der Zukunftsgestaltung findet Stefan Doose die Unterscheidung von zwei Zukunftsqualitäten nach Stefan Brotbeck hilfreich, die zugleich verschiedene Sichtweisen auf die mögliche Zukunft verdeutlichen. Futurum meint dabei eine geplante Zukunft, die ihren Ausgangspunkt in der Vergangenheit hat und sich aus ihr heraus entwickelt. Adventus bezeichnet dagegen die Zukunft, die aus der Zukunft auf uns zukommt (S. 24). „Beide Qualitäten der Zukunft treffen in der Gegenwart zusammen.“ (ebd.) Und weil Persönliche Zukunftsplanung Veränderungsprozesse anstoßen und strukturieren will, stellt Stefan Doose zudem die Theorie U von Otto Scharmer vor. Dieser geht davon aus, „dass die Herausforderungen der Zukunft nicht durch die Fortschreibung und Weiterentwicklung der Vergangenheit gelöst werden können. […] Es geht darum, das höchste Zukunftspotenzial […] in die Welt der Gegenwart zu bringen. Dabei spielt die Grundhaltung der handelnden Personen eine entscheidende Rolle.“ (S. 24). Stefan Doose führt die Überlegungen zum U-Prozessverlauf und seinen Bedingungen nach Otto Scharmer mit jenen von John O’Brien zur Persönlichen Zukunftsplanung zusammen. Es geht um das Sehen bzw. Wahrnehmen von Stärken und Ressourcen, das aktive und einfühlsame Zuhören und eine wertschätzende und verständliche Sprache. Abschließend berichtet Stefan Doose vom Lin-Yutang-Modell (nach Volker Bugdahl), das vom Zusammenwirken von Wirklichkeit, Träumen und Humor bei der Suche nach Problemlösungen ausgeht (S. 31 ff.).

Im darauffolgenden Kapitel vergleicht Stefan Doose verschiedene Planungsverfahren (S. 35–50). Er stellt die Konzepte der institutionellen Hilfeplanung in der deutschen Sozial- und Behindertenhilfe dem Konzept der Persönlichen Zukunftsplanung gegenüber. Der Autor erweitert diese Gegenüberstellung um die Teilhabe- und Gesamtplanung, die durch die Änderungen des SGB IX und die Einführung des Bundeteilhabegesetzes neu hinzukamen. Er zeigt auf, was Qualitätskriterien für eine gute Teilhabe-, Hilfe- und Gesamtplanung sein können und wo sich Ansätze der Persönlichen Zukunftsplanung wiederfinden oder auch zukünftig genutzt und finanziert werden könnten. Das Kapitel und damit der erste große Teil des Textteils endet mit der Zwischenbilanz, dass Persönliche Zukunftsplanung auf einer veränderten Sichtweise basiert (S. 50). Es geht nicht nur um andere Instrumente oder Methoden der Planung, sondern um andere Sichtweisen und Haltungen der Beteiligten, die sich dann in anderen Instrumenten, Methoden und Vorgehensweisen widerspiegeln.

1.2 Praktische Umsetzung von Persönlicher Zukunftsplanung

Nun beginnt der zweite große Abschnitt des Textteils. Es geht um die Frage, wie Persönliche Zukunftsplanung oder personenorientierte Planung praktisch umgesetzt wird. Stefan Doose stellt in einem Kapitel 13 verschiedene kleine Einzelmethoden bzw. Instrumente der Persönlichen Zukunftsplanung thematisch sortiert und ausführlich vor (S. 51–96): von der Erkundung des Lebensstils und bisherigen Lebensweges, des Nordsterns und zu erreichender Ziele über vorhandene Stärken, Träume, wichtige Menschen und Orte bis hin zur Gestaltung von Kommunikation und Entscheidungsfindung sowie der Reflexion des Plans und dessen Umsetzung. Laut Autor wurde dieses Kapitel im Vergleich zur vorherigen Ausgabe völlig überarbeitet und erweitert. Angereichert wird die Darstellung durch weitere passende thematische Impulse, etwa dem Finden einer gemeinsamen Kommunikation oder zu Arten der Zielformulierung. Stefan Doose verweist zudem auf weitere Materialien der Persönlichen Zukunftsplanung, die bereits erschienen sind.

Im nächsten Kapitel (S. 97–106) widmet sich Stefan Doose den Unterstützer*innenkreisen – ein zentraler Ort, an dem die Persönliche Zukunftsplanung gemeinsam entworfen wird. Er beschreibt, wie sie sich zusammensetzen und wie die Auswahl der Unterstützer*innen erfolgt, welche Aufgaben und Rollen damit verbunden sind und was bei der Moderation zu beachten ist. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Hauptperson der oder die bestimmende Akteur*in bleibt.

Danach erläutert Stefan Doose in einem weiteren Kapitel die großen Gesamtmethoden (Planungsformate) von Persönlicher Zukunftsplanung (S. 107–116). Die persönliche Lagebesprechung nach Helen Sanderson ermöglicht es, sich einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen und bietet sich als personenorientierte Alternative zu einer Hilfe- oder Teilhabeplanung an (S. 107). Das Format MAPS (Making Action Plans) wurde von Marscha Forrest und Jack Pearpoint in den 1980er Jahren in den USA entwickelt (S. 112 ff.). Dabei werden die Geschichte der Hauptperson, ihre Gaben, Träume und Albträume erkundet. Anschließend geht es darum, welche Bedingungen und Schritte notwendig sind, damit die planende Hauptperson ihre Gaben bestmöglich in die Gemeinschaft einbringen kann. MAPS umfasst insgesamt 6 Schritte. Die dritte Planungsmethode ist PATH: „Planning Alternatives Tomorrows with Hope“. Sie wurde Anfang der 1990er Jahre von Jack Pearpoint, John O'Brien und Marscha Forrest in den USA entwickelt (S. 113 ff.). Es ist ein 8-stufiger Planungsprozess. Beginnend beim Nordstern, den Werten und Zielen der Hauptperson, geht es in mehreren Schritten um die mögliche Realisierung der Zukunftsvision. Am Ende stehen ganz konkrete Schritte, mit denen die Unterstützer*innen sofort beginnen können und damit den Umsetzungsprozess starten.

1.3 Ausblick

Im dritten und letzten Abschnitt des Textteils geht es um einen Ausblick. Stefan Doose beschreibt in einem Kapitel, welche Folgewirkungen der Einsatz Persönlicher Zukunftsplanung haben kann: Er führt zu Veränderungen in den Rollen der Professionellen, in den Organisationen und für das System der Behindertenhilfe (S. 117–123).

Im darauffolgenden Kapitel zeichnet Stefan Doose die Entwicklungen von Persönlicher Zukunftsplanung im deutschsprachigen Raum nach (S. 125–132).

Abgeschlossen wird der Textteil des Buches mit einem Verzeichnis der erläuterten Methoden (S. 133), einem Abbildungsverzeichnis (S. 134) und einem Literaturverzeichnis (S. 135–140).

2. Materialteil: Methoden und Instrumente für die Praxis

Der Materialteil ist durch ein farbiges Deckblatt getrennt, wirkt aber wie eine eigene Broschüre. Dieser Teil wird gemeinsam von Stefan Doose und Carolin Emrich herausgegeben. Er beginnt mit einer neuen Seitennummerierung. Ihm sind ein eigenes Inhaltverzeichnis und ein Vorwort vorangestellt. Neben zahlreichen Arbeitsblättern enthält der Materialteil auch noch einmal inhaltliche Impulse und kleine Texte. Sie stammen aus ganz unterschiedlichen Kontexten und von verschiedenen Personen, was jeweils gekennzeichnet ist. Insgesamt sind 54 Materialien gelistet, darunter auch einige Instrumente und Methoden, die bereits im Textteil vorgestellt wurden. So werden etwa die Planungsformate MAPS und PATH nochmals und etwas ausführlicher präsentiert.

Der Materialteil ist eher als ein Instrumentenkoffer oder eine Schatzkiste zu verstehen, aus der man sich die passenden Materialien und Anregungen heraussuchen kann und soll. Stefan Doose und Carolin Emrich verweisen in ihrem Vorwort jedoch darauf, dass Persönliche Zukunftsplanung auch ohne all diese Arbeitsblätter funktioniere: „Viel wichtiger als die Methoden sind die Haltung, mit der wir Menschen und ihren Zukunftsplänen begegnen, und die Fragen, die wir (uns) in den Planungsprozessen stellen.“ (S. 3 Materialteil)

Diskussion

„I want my dream“ ist ein bewährter Klassiker, der Lust darauf macht, die Methoden der Persönlichen Zukunftsplanung in verschiedenen Kontexten auszuprobieren. Das Buch liefert konkrete Anleitungen sowie Umsetzungshinweise und stellt eine Fülle von praktischen Materialien zur Verfügung. Dokumentierte Beispiele aus der Praxis vermitteln einen lebendigen Eindruck von den Umsetzungsmöglichkeiten, etwa wie man durch eine unterstützende Kommunikation neue Möglichkeitsräume eröffnet.

Der Autor bettet im Textteil die Methoden der Persönlichen Zukunftsplanung in einen konzeptionellen Rahmen ein und stellt Bezüge und Anleihen zu unterschiedlichen Konzepten aus der Sozialen Arbeit, der Inklusionspädagogik und der Positiven Psychologie her. Der Text wird immer wieder durch passende Zitate aus unterschiedlichen Kontexten, kleine Bilder und Abbildungen aufgelockert. Die Art und Weise der Gliederung des Textteils ist einerseits vielleicht eine Geschmacksfrage, anderseits verdeutlicht sie das Bild des stetig wachsenden Puzzles, das Stefan Doose für die Persönliche Zukunftsplanung gewählt hat.

Der Materialteil stellt eine Fülle von Kopiervorlagen zur Verfügung, die einen sofortigen Beginn ermöglichen – ohne größere technische Hürden überwinden zu müssen. Gleichzeitig wirkt das fast ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Für eine vielleicht irgendwann anstehende Neuauflage könnte man darüber nachdenken, die Materialien in das digitale Zeitalter zu transformieren und in anderen Formen (zusätzlich) zur Verfügung zu stellen. Vielleicht entwickelt sich die Persönliche Zukunftsplanung auch wieder ein Stück weiter und bindet digitale Unterstützungsmöglichkeiten in den Planungsprozess ein, z.B. durch eine App, in der man verschiedene Ideen und Ressourcen sammeln oder den Unterstützer*innenkreis digital vernetzen kann.

Stefan Doose hat nicht alle Materialien selbst entwickelt, sondern macht vielmehr eine breite Sammlung von in der Praxis erprobten Materialien aus unterschiedlichen Quellen zugänglich und diese entsprechend kenntlich. Anfangs war Stefan Doose einer der wenigen Experten von Persönlicher Zukunftsplanung im deutschsprachigen Raum und hat sehr zur Verbreitung der Methoden beigetragen – auch durch das Buch „I want my dream“. Inzwischen ist er Teil eines großen Netzwerkes, das gemeinsam die Methoden immer weiterentwickelt und in die Breite der Praxis trägt. Das Buch ist als Einladung zu verstehen, Teil dieses Netzwerkes zu werden.

Stefan Doose zeigt in seinem Buch, wie sich Professionalisierung in der Arbeit mit Menschen mit Unterstützungsbedarf auch vollziehen kann: durch eine „Kultur des Mitwirkens, des gemeinsamen Weiterentwickelns und Geschichtenteilens“ (S. 4) – wie es sich der Autor wünscht. Persönliche Zukunftsplanung ermöglicht Teilhabe durch Selbstbestimmung. Sie zielt auf Veränderungsprozesse auf der Ebene der Person, der Organisation und des Gemeinwesens (S. 8). „Es geht neben der Erreichung persönlicher Ziele für die Person also auch um die Frage der Gestaltung von hilfreicher Unterstützung, um den Aufbau und die Nutzung von Ressourcen vor Ort im Sinne der Sozialraumorientierung und um die Weiterentwicklung von Dienstleistungen einer Organisation.“ (S. 8)

Das Buch und die Methoden der Persönlichen Zukunftsplanung sind für viele verschiedene Zielgruppen interessant: für Menschen mit und ohne Behinderung und ihre Unterstützer*innen, für Menschen, die nach einer längeren Krankheit zurück an einen anzupassenden Arbeitsplatz wollen, für Menschen, die in oder nach der Elternzeit feststellen, dass sie etwas an ihrem Tätigkeitsfeld ändern wollen, für junge Menschen im Übergang von der Schule in das Arbeitsleben, für Menschen mit Fluchterfahrung oder auch für soziale Organisationen, die sich auf den Weg zur gemeinsamen Weiterentwicklung begeben wollen. Das Buch „I want my dream“ richtet sich an alle, die sich für personenzentrierte Planungsprozesse interessieren, ob Professionelle oder Ehrenamtliche aus der Sozialen Arbeit und der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, aus dem Bildungs-, Arbeits-, Wohn- und Freizeitbereich, interessierte Personen, Eltern, Menschen mit Behinderung oder Unterstützungsbedarfen (egal welcher Art).

Fazit

Es ist schon erstaunlich, dass dieses Buch 24 Jahre nach der ersten Auflage immer noch aktuell ist und die Nachfrage eine 11. Neuauflage begründet. „I want my dream“ kann als Klassiker und Standardwerk für das Thema Persönliche Zukunftsplanung bezeichnet werden. Es verbindet theoretische und konzeptionelle Grundlagen mit ganz praktischen Anleitungen und Hinweisen zur Umsetzung. Zudem enthält es eine umfangreiche Materialsammlung. Das Buch lenkt den positiv-empathischen Blick auf das Möglichmachen von Entwicklungen durch gemeinsame, wertschätzende Planung und Unterstützung. Es richtet sich an alle, die sich für personenzentrierte Planungsprozesse interessieren, ob Professionelle oder Ehrenamtliche.

Rezension von
Dr. Antje Ginnold
Dipl. Pädagogin.
Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt berufliche Integration von Menschen mit Behinderung, langjährig tätig in den Bereichen Fort- und Weiterbildung, Lehre und Forschung sowie als Integrationsberaterin für Jugendliche mit Lernbehinderung im Übergang Schule – Beruf in Berlin
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Es gibt 16 Rezensionen von Antje Ginnold.

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Zitiervorschlag
Antje Ginnold. Rezension vom 02.11.2020 zu: Stefan Doose: I want my dream. Persönliche Zukunftsplanung Neue Perspektiven und Methoden einer personenzentrierten Planung mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. AG SPAK Bücher (Neu Ulm) 2020. 11., aktualisierte Auflage. ISBN 978-3-945959-43-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26326.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.


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