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Martin Staats: Problem - Jugend - Sexualität

Rezensiert von Julian Ibrahim Jusuf, 25.06.2020

Cover Martin Staats: Problem - Jugend - Sexualität ISBN 978-3-7799-6144-4

Martin Staats: Problem - Jugend - Sexualität. Die Wahrnehmung von Jugendsexualität durch Fachkräfte in der Heimerziehung. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2019. 477 Seiten. ISBN 978-3-7799-6144-4. D: 49,95 EUR, A: 51,40 EUR, CH: 64,30 sFr.

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Thema

„Problem – Jugend – Sexualität“ stellt eine qualitativ-empirische Studie über Fachkräfte der stationären Jugendhilfe vor. Anknüpfend an eine historisch-theoretische Kontextualisierung des „aktuellen Diskurs der »Sexuellen Verwahrlosung« der Jugend“ (S. 13) wird anhand von narrativen Interviews der Frage nachgegangen, wie Jugendsexualität durch Pädagog_innen der Heimerziehung wahrgenommen wird. Die Ergebnisse der Studie werden mit aktuellen Erkenntnissen der Sexualpädagogik abgeglichen und daraus Empfehlungen für die Praxis stationärer Jugendhilfe abgeleitet.

Die Arbeit lässt sich in die Professionalisierungsdebatte Sozialer Arbeit einordnen und soll dazu beitragen, Aufmerksamkeit auf Sexualität als pädagogisches Handlungsfeld zu richten als auch Sexualpädagogik innerhalb von Lehre und Praxis Sozialer Arbeit zu etablieren. Im Besonderen wird dabei die Wichtigkeit einer sexualpädagogisch informierten Selbstreflexion aufgezeigt, die den Beständen an sexualitätsbezogenem Alltagswissen von Fachkräften entgegenwirken kann.

Autor_innen

Martin Staats hat Soziale Arbeit (M.A.) studiert und in den Erziehungswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena promoviert. Er ist Mitarbeiter des „Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V.“

Das Vorwort hat Uwe Sielert, Professor für Pädagogik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (pens.), das Nachwort Konrad Weller, Professor für Psychologie und Sexualwissenschaft an der Hochschule Merseburg, verfasst.

Entstehungshintergrund

Der vorliegende Titel stellt Staats Dissertationsschrift dar, die 2018 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena eingereicht wurde.

Aufbau und Inhalt

In der Einleitung führt Staats in Jugendsexualität, den Diskurs der ‚Sexuellen Verwahrlosung‘ und deren Beziehung zur stationären Jugendhilfe ein und gibt einen Ausblick auf die folgende Arbeit.

Das Kapitel „Sexualität“ rahmt die Forschungsarbeit theoretisch. Zunächst findet hier eine Gegenstandsbestimmung von Sexualität statt, die als „ein Geschehen, das vielfältig lustvoll erlebt werden kann“ (S. 20) psychologisch-entwicklungstheoretisch auf Jugendsexualität fokussiert; gesellschaftlich wirkenden Normen wird sich dabei vornehmlich juridisch angenähert. Anschließend analysiert Staats den historischen Diskurs der ‚Sexuellen Verwahrlosung‘ in Deutschland und dessen Bedeutung als Bezugspunkt sozialpädagogischer Intervention. Es werden anhand medialer Bezüge als zentral ausgemachte Verhaltensweisen Jugendlicher (z.B. Beziehungsverhalten, Pornografiekonsum oder Teenagerschwangerschaften) skizziert. ‚Sexuelle Verwahrlosung‘ wird im Anschluss an Cohen als Moralpanik beschrieben und Abweichung etikettierungstheoretisch gefasst. ‚Sexuelle Verwahrlosung‘ erfährt dann eine Begriffsbestimmung in Abgrenzung zu „anderen sexuell abweichenden Verhaltensweisen“ (S. 78), die als grenzverletzend, kriminell und pathologisch klassifiziert werden. Um den Begriff umfassender zu beleuchten werden Ergebnisse aktueller quantitativer Jugendsexualitätsstudien vorgestellt und entlang der zuvor ausgemachten Verhaltensweisen detailliert aufgeschlüsselt. Staats kommt zu dem Schluss, dass der Großteil der Jugendlichen keine Verhaltensweisen zeigt, die dem Diskurs der ‚Sexuellen Verwahrlosung‘ zugerechnet werden, aber „es eben doch Einzelfälle von abweichender Jugendsexualität geben muss, die dem Topos […] zugeschrieben werden können“ (S. 118). In Folge wird auf unterschiedliche Instanzen sexueller Sozialisation eingegangen, in denen auch die stationäre Jugendhilfe verortet wird. Abschließend wendet sich der Autor der Professionalität von Fachkräften in der stationären Jugendhilfe mithilfe aktueller sexualpädagogischer Literatur zu. Es werden Herausforderungen, institutionelle Rahmenbedingungen und Bedarfe von Jugendsexualität besprochen und daraus Kriterien für „ein adäquates sexualpädagogisches Handeln“ (S. 139) abgeleitet.

In den Kapiteln „Forschungsfragen“ und „Material- und Methodenteil“ wird die Forschung genauer dargelegt. Staats verortet seine qualitative Untersuchung innerhalb der Jugendsexualitätsforschung. Hiernach werden narratives Interview, Vorgehensweise bei der Datenerhebung und Sampling beschrieben. Als methodologischer Bezugspunkt der Untersuchung wird dann in Grounded Theory eingeführt und, insbesondere in Anlehnung an Strauss und Corbin, näher auf zentrale Forschungsparadigmen eingegangen. Der Methodenteil schließt mit einem reflexiven In-Beziehung-Setzen des Autors mit der eigenen Forschung.

Das Kernstück der Arbeit bildet das Kapitel „Ergebnisse“, in dem anhand des Datenmaterials die Wahrnehmung von Jugendsexualität durch Fachkräfte der stationären Jugendhilfe erörtert wird. Der Autor verwendet einzelne Interviewsequenzen als „Ankerbeispiele“ (S. 200) und zeigt als zentrales Ergebnis seiner Untersuchung auf, wie Jugendsexualität auf vielfältige Weise problematisiert wird. Diese Problematisierungsweisen werden einzeln entlang der zuvor theoretisch skizzierten Diskursstränge ‚Sexueller Verwahrlosung‘ genauer unter die Lupe genommen. Des Weiteren werden Bedingungen und Kontexte von Problematisierungen, als auch Umgangsweisen der Fachkräfte, sowie Einflüsse auf und Konsequenzen aus den nachgewiesenen Problematisierungen analysiert. Staats schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und konstatiert, „dass diese Problematisierungstendenzen einen ganzheitlichen Charakter haben und sich nicht nur auf punktuelle Sequenzen, Antworten oder Themen beschränken“ (S. 355).

Im Kapitel „Diskussion“ werden die Untersuchungsergebnisse mit den Erkenntnissen des Forschungsstands abgeglichen und in Hinblick auf die zuvor aufgeworfenen Forschungsfragen interpretiert. Dafür wählt Staats kein typologisches Format, sondern diskutiert seine Forschungsergebnisse entlang der induktiv vorgefundenen Kategorien. Die Problematisierung von Jugendsexualität wird als Muster, „welches nicht ausschließlich, aber in umfänglichen Maße die Gedanken-, Interaktions- und Handlungsstrukturen der Fachkräfte beherrscht“ (S. 398) auf Ursachen, Kontext und Umgangsstrategien hin untersucht. Der Autor konstatiert, „dass das sexuelle Verhalten von Jugendlichen im Heim Tendenzen aufweist, welche als problembehaftet wahrgenommen werden können“ (S. 431). Das Kapitel schließt mit einer Reflexion der Forschung, deren Bedeutung für das Forschungsfeld Jugendsexualität und dessen Implikationen für das Praxisfeld der stationären Jugendhilfe.

Das letzte Kapitel gibt nochmals eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und einen Ausblick auf die Verwendung der Forschungsergebnisse durch Forschung und Praxis.

Diskussion

Wie sich bereits an der inhaltlichen Besprechung abzeichnet, trägt der vorliegende Titel umfangreiches sexualpädagogisches Wissen zusammen, um sich mit dem Diskurs der ‚Sexuellen Verwahrlosung‘ vielschichtig auseinanderzusetzen. Erkenntnisse der aktuellen Jugendsexualitätsforschung werden so eingesetzt, dass sie die Forschungsarbeit leiten, aber auch deren Ergebnisse sinnvoll rückkoppeln. Jugendsexualität wird dabei in ihrer Vielfältigkeit betont und jenseits einer defizitorientierten Perspektive als Bestandteil und Ressource jugendlicher Lebenswelten dargestellt. Bei den hieraus abgeleiteten Implikationen für Praktiker_innen Sozialer Arbeit bleibt es nicht bei allgemeinen Empfehlungen. Stattdessen leistet die Arbeit einen Transfer ihrer Ergebnisse, der von einer großen Kenntnis sozialarbeiterischer Praxis zeugt.

Um der Frage nachzugehen, wie Fachkräfte der stationären Jugendhilfe Jugendsexualität wahrnehmen, wird der Gegenstand ausführlich beleuchtet. Dabei dienen die verwendeten Ankerbeispiele nicht nur dazu, Argumentationen zu untermauern, sondern ermöglichen überdies, die Analyse sowohl methodisch als auch gedanklich voll und ganz nachzuvollziehen zu können. Die Wahl einer kategoriengeleiteten Ergebnisdarstellung lässt zudem nicht nur eine Verpflichtung gegenüber Grounded Theory erkennen, sondern ist auch ein erfrischender Kontrast zu bewährten Falldarstellungen.

Kritisch sind aus Sicht des Rezensenten vier Punkte anzumerken, die sich unter den Stichworten Objektivismus, Macht und Herrschaft, Geltungsanspruch sowie Geschlecht als Analyseebene zusammenfassen lassen:

Erstens führt Staats zwar den labeling approach als theoretischen Ausgangspunkt an, stellt aber zugleich fest, dass es ‚abweichende‘ Verhaltensweisen Jugendlicher gibt, die in der Folge eine gesellschaftliche Zuschreibung erfahren (vgl. S. 118; 431), und folglich ein sozialpädagogisches Eingreifen erforderlich machen (vgl. 443). ‚Abweichung‘ wird so als in den Jugendlichen selbst vorfindlich, also als objektiv feststellbar aufgefasst. Staats normative Vorstellung sozialer Wirklichkeit ist hier einem ätiologischen Paradigma verhaftet, auf dessen Objektivismus bereits Keckeisen hingewiesen hat. [1] Die Unterscheidung von Verhalten, das entweder der ‚Sexuellen Verwahrlosung‘ oder ‚anderen Abweichungen‘ zuzuordnen ist, führt – neben stigmatisierender Pathologisierung und der indirekten Gleichsetzung von sexualisierter Gewalt mit Sexualität – bestenfalls zu einer diskursiven Grenzverschiebung dessen, was als normal gilt und noch mit den „liberal gewordene[n] gesellschaftliche[n] Einstellung Deutschlands“ (S. 409), also einer bürgerlichen Moral vereinbar ist. Im Nachwort prognostiziert Weller dann auch eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung, sodass „[d]ie Problematisierung von Jugendsexualität […] also weiterhin begründet und berechtigt sein [wird]“ (S. 476), gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass Soziale Arbeit einer kritischen Perspektive auf gesellschaftliche Verhältnisse und deren Bedeutung für individuelle Lebenslagen bedürfe. Beiden lässt sich entgegenhalten, dass die Setzung gesellschaftlicher Normalität zwangsläufig neue Kategorien von Abweichung und deren Zuschreibung auf spezifische Subjekte bewirkt, denen dann mit Erziehung, Sanktionierung oder sozialem Ausschluss begegnet wird. [2]

In weiterer Konsequenz führt diese Affirmation eines normativen Bezugspunkts zweitens dazu, dass sich Wirkungsweisen gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse nicht hinreichend erklären lassen. So dienen nach Staats Moralpaniken dazu „Ängste innerhalb der Bevölkerung zu schüren, damit bestehende Werte konsolidiert werden können“ (S. 73), die wiederum durch „Kultureliten“ (ebd.) vorgegeben würden. Diese Perspektive auf Macht wird der Komplexität von Herrschaft jedoch nicht gerecht und übergeht, dass Sexualpädagog_innen und Sozialwissenschaftler_innen in ihrem öffentlich zugewiesenen Expert_innenstatus Diskurse wie ‚Sexuelle Verwahrlosung‘ mitbestimmen. Entsprechend gilt es auch für Forscher_innen Verantwortung zu übernehmen und den kritischen Blick auf die eigene Arbeit anzuwenden. So mag die Feststellung, dass „bei sozial benachteiligten Jugendlichen oder Jugendlichen mit niedriger Schulbildung […] ein Umgang mit Sexualität vorherrscht, der nicht dem gesellschaftlichen Durchschnitt entspricht“ (S. 431), zwar ein Ergebnis qualitativer Jugendsexualitätsstudien sein. Wie es gebraucht wird, reifiziert jedoch Bilder einer ‚neuen Unterschicht‘ und unterstreicht so die Notwendigkeit einer Machtanalyse, gerade dann wenn es um ‚Verwahrlosung‘ geht. [3]

Drittens merkt Staats zwar an, „dass die empirischen Ergebnisse nur Aussagen über die Perspektiven der Fachkräfte auf Jugendsexualität liefern“ (S. 434), der eigene Geltungsanspruch wird jedoch nicht immer konsequent vertreten. So werden Einschätzungen der Fachkräfte über Jugendliche aus dem ‚arabischen Kulturraum‘ in Hinblick auf problematisierte migrantische Jugendsexualität von Staats mit der „Verfügungsgewalt des Mannes über die Frau im Lebensalltag des islamischen Glaubensraumes“ (S. 401) sowie „patriarchale[n] Gesellschaftsstrukturen“ (ebd.) zu erklären versucht. Statt also nach den Bedingungen dieser Einschätzung durch die Fachkräfte zu fragen, werden deren Deutungen übernommen und Ursachen dieser Zuschreibungen in den migrantischen Jugendlichen selbst gesucht. Da die Jugendlichen wohlgemerkt nicht beforscht wurden, kann auf Basis des Datenmaterials keinerlei Aussagen über sie getroffen werden; dieses Beispiel illustriert die Unabhängigkeit der Merkmale der definierten Jugendlichen von den zugeschriebenen Merkmalen durch die Zuschreibenden in einem Etikettierungsprozess. [4] Der Autor scheint hier offenbar selbst einer Moralpanik auf den Leim gegangen zu sein. [5]

Da die Arbeit die Empfehlung ausspricht, dass Fachkräfte sich mit „empirischen und theoretischen Erkenntnissen der Gegenwart“ (S. 433) auseinandersetzen und „den Gebrauch von normativ aufgeladenen Begrifflichkeiten“ (S. 445) reflektieren sollten, muss sich viertens auch die Forschung an diesem Anspruch messen lassen. Wenn beispielsweise von „sexuell deviante[n] Verhaltensweisen“ (S. 83), „Sexualisierung“ (S. 89), „Untreue“ (S. 101) oder „Abweichung, je nach Schweregrad der Verhaltensweise“ (S. 368) gesprochen wird, ohne die diesen Begriffen normativen Implikationen zu reflektieren, werden bestehende Herrschaftsverhältnisse akademisch reproduziert. Das Buch durchzieht außerdem eine Orientierung an Zweigeschlechtlichkeit, die sich auch in der Empfehlung an die Praxis wiederfindet, Sexualpädagogik geschlechtsspezifisch zu begleiten: Männliche Jugendliche sollten die Möglichkeit haben von männlichen Fachkräften respektive weibliche Jugendliche von weiblichen Fachkräften sexualpädagogisch begleitet zu werden (vgl. S. 415). Damit liefert Staats jedoch selbst das Argument dafür, dass eine emanzipatorische Sexualerziehung in der stationären Jugendhilfe nur dann den vielfältigen und komplexen Bedürfnissen von Jugendlichen gerecht werden kann, wenn sich diese folgerichtig an Fachkräfte wenden können, die genau wie Teile der Jugendlichen selbst sich eben nicht ausschließlich einem heterosexuellen cis-männlichen oder cis-weiblichen Spektrum zuordnen. Das Ergebnis, dass Fachkräfte gleichgeschlechtliche Lebensweisen kaum mitdenken, wird von Staats damit erklärt, dass diese in erster Linie Konsequenzen aus heterosexuellem Geschlechtsverkehr (Schwangerschaft) abwenden wollen und Homosexualität nach wie vor tabuisiert sei (vgl. S. 299; 405). Die marginale bzw. fehlende Beachtung des Autors gegenüber sexuellen Lebensweisen jenseits von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit kann im Sinne Sielerts der bewussten Vermeidung einer „Kategorisierung von hetero- und homosexuellen Identitäten“ (S. 405) geschuldet sein. In seinem Vorwort bemerkt Sielert jedoch selbst, dass Soziale Arbeit sich gegenüber (hetero-)normativ zuschreibenden und vereindeutigenden Sexualitätsdebatten nur behaupten und Jugendsexualität in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit nur gerecht werden kann, wenn sich eine sexualpädagogische Professionalisierung der Praxis vollzieht als auch Forschung und Theoriebildung sexualitätssensibel von statten gehen. Aus Sicht des Rezensenten wäre hierfür der Anschluss einer geschlechtertheoretischen Perspektive auf Sexualität wünschenswert gewesen, um auf gesellschaftliche Verhältnisse wie Heteronormativität oder Mechanismen wie Heterosexismus verweisen zu können. [6]

Fazit

Mit „Problem – Jugend – Sexualität“ legt Staats eine methodisch handfeste und sexualwissenschaftlich sicher aufgestellte qualitativ-empirische Untersuchung über die Wahrnehmung von Jugendsexualität durch Fachkräfte der stationären Jugendhilfe vor. Zwar fordern objektivistische Vorstellungen normativer Ordnung, das Fehlen eines gesellschaftstheoretischen Zugangs zu ‚Sexueller Verwahrlosung‘, Unstimmigkeiten in Hinblick auf den wissenschaftlichen Geltungsanspruch und der Verzicht auf eine geschlechtertheoretische Perspektive stellenweise zu einer kritischen Lesart der vorliegenden Arbeit auf. Dennoch vollzieht das Buch einen weiteren Schritt in Richtung einer professionellen und sexualpädagogisch informierten Sozialen Arbeit. Es wird der Versuch unternommen, in den Diskurs um ‚Sexuelle Verwahrlosung‘ zu intervenieren und unaufgeregt Lesenden Sexualität als zentralen Bestandteil jugendlicher Lebenswelten näherzubringen. Studierende und Praktiker_innen der Sozialen Arbeit wird zudem Werkzeug an die Hand gegeben, das eigene pädagogische Handeln zu reflektieren und so Jugendsexualität jenseits von Alltagswissen differenziert zu begreifen.


[1] vgl. Keckeisen, Wolfgang (1976): Die gesellschaftliche Definition abweichenden Verhaltens. Perspektiven und Grenzen des labeling approach. München: Juventa, S. 24 f.

[2] vgl. Stehr, Johannes (2016): Normalität und Abweichung. In: Scherr, Albert (Hrsg.): Soziologische Basics. Eine Einführung für pädagogische und soziale Berufe. Wiesbaden: Springer VS, S. 225–231.

[3] vgl. Klein, Alexandra (2011): Verwahrlosung – eine sozialpädagogische Vergegenwärtigung mit Klaus Mollenhauer. In: Soz Passagen (3), S. 115–125.

[4] vgl. Peters, Helge (2017): Keckeisen, Wolfgang (1974): Die gesellschaftliche Definition abweichenden Verhaltens. Perspektiven und Grenzen des labeling approach. München: Juventa. In: Schlepper, Christina/Wehrheim, Jan (Hrsg.): Schlüsselwerke der kritischen Kriminologie. Weinheim/Basel: Beltz, S. 106–117.

[5] siehe Attia, Iman/Keskinkılıç, Ozan (2016): Antimuslimischer Rassismus. In: Mecheril, Paul (Hrsg.): Handbuch Migrationspädagogik. Weinheim/Basel: Beltz, S. 168–182.

[6] siehe Hartmann, Jutta/Messerschmidt, Astrid/Thon, Christine (2017): Queere Bildung. In: dies. (Hrsg.): Queertheoretische Perspektiven auf Bildung. Pädagogische Kritik der Heteronormativität. Opladen u.a.: Barbara Budrich, S. 15–28.

Rezension von
Julian Ibrahim Jusuf
Promovend an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg; Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung; Mitglied im kooperativen Graduiertenkolleg "Vernachlässigte Themen der Flüchtlingsforschung" der Universität Hamburg und HAW Hamburg; Sozialarbeiter
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Es gibt 2 Rezensionen von Julian Ibrahim Jusuf.

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Zitiervorschlag
Julian Ibrahim Jusuf. Rezension vom 25.06.2020 zu: Martin Staats: Problem - Jugend - Sexualität. Die Wahrnehmung von Jugendsexualität durch Fachkräfte in der Heimerziehung. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2019. ISBN 978-3-7799-6144-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26400.php, Datum des Zugriffs 03.10.2024.


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