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Norbert Franck: Das Promotionshandbuch

Rezensiert von Vera Taube, 11.03.2020

Cover Norbert Franck: Das Promotionshandbuch ISBN 978-3-8252-5233-5

Norbert Franck: Das Promotionshandbuch. Die Doktorarbeit erfolgreich schreiben, verteidigen und präsentieren. UTB (Stuttgart) 2019. 203 Seiten. ISBN 978-3-8252-5233-5. 19,99 EUR. CH: 26,90 sFr.

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Thema

Die Situation von Promotionsinteressierten in der Sozialen Arbeit ist nach wie vor durch besondere Hürden im Zugang zu Betreuung, Finanzierung und Durchführung einer Doktorarbeit bestimmt (Ehlert et al., 2017). Das fehlende Äquivalent ihrer Disziplin an Universitäten erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative und Informationssuche, um ein Promotionsvorhaben auf den Weg zu bringen. In diesem Zusammenhang stellen Promotionsratgeber eine wichtige Informationsquelle für Absolvent*innen Sozialer Arbeit dar, die sich dafür interessieren, eine Doktorarbeit zu beginnen.

Im vorliegenden Buch wird das Thema Promotion anhand von Kernthemen des Doktorarbeitsprozesses erörtert. Dabei betont Norbert Franck: „Promovieren ist, lax ausgedrückt, ein harter Job. Ich werde nur wenig über die Schwierigkeiten schreiben, die mit diesem >Job< verbunden sind. Mein Schwerpunkt heißt: Lösungen.“ (S. 9).

Damit ist das Anliegen verbunden, „konkrete Anregungen und praktische Hilfen für die Promotion“ (S. 11) zu geben und die Leser*innen darüber hinaus mit nützlichen Informationen für die Zeit nach der Promotion zu versorgen.

Autor

Die hier besprochene Publikation wurde von Dr. Norbert Franck verfasst. Vor dem Hintergrund des Studiums der Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie sowie der Germanistik ist er Autor zahlreicher Sachbücher über wissenschaftliches Arbeiten, Referieren, Präsentieren und Schreiben. Neben seiner Autorentätigkeit hält er seit über zwanzig Jahren Fort- und Weiterbildungen für Postdoktorand*innen in Deutschland und Österreich und ist Lehrbeauftragter an der Universität Osnabrück.

Anspruch und Zielgruppe

Das Buch richtet sich an Promotionsinteressierte, zunächst ohne disziplinäre Zuordnung. Die Publikation erscheint vor allem für Promovierende der Geistes- und Sozialwissenschaften geeignet, da die Ausführungen zum Schreiben, Präsentieren und Verteidigen durchweg mit Beispielen aus diesem Bereich untermalt sind. Diese Beispiele sind im Übrigen gut auf die Fragestellungen und Themen der Sozialen Arbeit übertragbar. Im Vorwort kündigt Franck an, mit seinem Buch die Leser*innen beim Weg durch eine Promotion mit praktischen Hinweisen zu zentralen Themen einer Promotion zu unterstützen und damit zum eigenständigen Denken und Forschen zu befähigen.

Aufbau und Inhalt

In fünf Kapiteln werden Kernthemen des Promotionsprozesses wie Schreiben, Präsentieren und Aspekte der Karriereplanung behandelt. In einem zusätzlichen Kapitel „Weiterlesen“ gibt der Autor Hinweise auf weiterführende Literatur zu den im Buch bearbeiteten Inhalten. Durch die Entscheidung für diese Gliederung werden für den Themenbereich „Schreiben“ Zitierstandards und weitere strukturelle Aspekte wissenschaftlichen Schreibens von den übrigen Teilaspekten des Themas getrennt, was zunächst irritiert. Durch den Nachschlage-Charakter des Kapitels über Schreibstandards profitieren Leser*innen jedoch von dieser Aufteilung, da sie einen schnellen Überblick bietet. Es ist gut nutzbar zur gezielten Vorbereitung und Vergewisserung von Aspekten der eigenen Arbeit.

Kapitel 1 „Schreiben: Die Grundlage – Exposé“ geht zunächst auf das Exposé als Ausgangspunkt des Promotionsprozesses ein. Das Exposé wird als zentrales Dokument der Planungsphase eingeführt und dessen wichtigsten Bestandteile erörtert. Norbert Franck nennt die Auseinandersetzung mit dem Forschungsproblem und seiner Relevanz, den dazu gehörigen Forschungsstand, die konkrete Fragestellung sowie das Ziel der Arbeit und ihr Erkenntnisinteresse als notwendige Bestandteile des Exposés. Darüber hinaus werden Theoriebezug, Wahl und Begründung der Forschungsmethode, Hinweise zum (Daten) Material der Forschung sowie Zeit- und Arbeitsplan und das Literaturverzeichnis als unabdingbare Elemente angeführt. Franck informiert klar und prägnant über den Zweck und den darauf ausgerichteten Inhalt der genannten Teilaspekte. Hilfreich sind dabei die zahlreichen praxisnahen Beispiele und Verweise hinsichtlich Handhabung oder Schwerpunktsetzung der genannten Teilaspekte in verschiedenen Disziplinen.

Kapitel 2 „Schreiben: Das Werk – Dissertation“ nimmt die Dissertation selbst in den Blick: vom Prozess der Themenerschließung über die generelle Struktur der Arbeit bis zu Hinweisen zum geforderten Schreibstil. „Entdecken, planen, forschen, darstellen“ (S. 31) sind laut Autor tragende Schritte von der Idee zur fertigen Dissertation. Anhand zahlreicher praktischer Tipps (z.B. die Nutzung von W-Fragen oder Visualisierungstechniken) zur Erschließung und Eingrenzung des Themas und der Recherche bietet Franck Hilfestellung zu deren Umsetzung. In diesem Zusammenhang werden typische Probleme und Hürden wissenschaftlichen Schreibens thematisiert, für deren Bewältigung der Autor ebenfalls Hinweise bereit hält. Franck betont die Prozesshaftigkeit des Schreibens und rät dazu, zunächst eine Rohfassung zu erarbeiten, diese zu einer vorläufigen Fassung zu überarbeiten und schließlich zu einer Endfassung weiter zu entwickeln. Des Weiteren geht er auf die Textstruktur einer Dissertation ein. Dazu führt er folgende Strukturelemente und hinsichtlich ihres Zwecks und inhaltlichen Ausgestaltung an und erläutert sie knapp:

  • Titel
  • Abstract
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • Hauptteil
  • Schluss
  • Dank, Eidesstattliche Erklärung und Lebenslauf

Das Kapitel schließt mit Hinweisen zum Schreibstil einer Dissertation. Hier bezieht sich die Darstellung auf das Verfassen deutscher Texte, es werden jedoch Verweise auf weiterführende Literatur zum englischen Schreiben zur Verfügung gestellt. Anhand von Negativ-Beispielen und Verbesserungsvorschlägen klärt Franck über Wissenschaftssprache und die Verständlichkeit von Texten auf. Darüber hinaus geht er auf die Verwendung von Zitaten, Umgangssprache sowie Modewörtern ein und diskutiert die Frage aus welcher Perspektive (Ich? Wir? Man?) eine Dissertation verfasst werden sollte. Abschließend wird auf Sinn und Möglichkeiten der Leserführung im Text hingewiesen.

Das Kapitel 3 „Die Dissertation Präsentieren und Verteidigen“ bereitet auf die Präsentation und Verteidigung der Arbeit vor und setzt Schwerpunkte bei der Erarbeitung und Planung von Vorträgen. Außerdem sollen Leser*innen darauf vorbereitet werden, in der Diskussion ihrer Arbeit zu bestehen. Norbert Franck stellt klar, dass der Sinn und Zweck des Vortrags und der anschließenden Diskussion der Nachweis wissenschaftlicher Kompetenz sei. Entsprechend geht er auf zentrale Aspekte, die bei der Planung und Vorbereitung von Vorträgen (nicht nur im Rahmen der Verteidigung) ein, die dazu verhelfen diesem Ziel näher zu kommen. Franck empfiehlt die Erarbeitung eines Rede-Manuskripts, das sich deutlich von Texten, die sich an Leser*innen richten unterscheiden muss. Für den Vortrag selbst verweist der Autor auf die Notwendigkeit wiederholten Einübens und liefert Hinweise auf stilistische Möglichkeiten, Inhalte anschaulich zu vermitteln. Diese werden ergänzt durch spezifische Hinweise für die Gestaltung von Einleitung, Hauptteil und Schluss. Norbert Franck rät dazu, sich zu allererst mit den Fragen „Was will ich sagen? Wie strukturiere ich das, was ich sagen will? Was stelle ich in den Mittelpunkt?“ (S. 104) auseinander zu setzen. Erst dann sollten Gedanken zu Medieneinsatz und eigenem Auftreten folgen. Nach den Hinweisen zur Planung eines wissenschaftlich überzeugenden Vortrags schließt Franck das Kapitel mit Tipps für den Umgang mit für Vortrags Situationen typischen kleinen Pannen und betont noch einmal: „Erwartet werden: ein strukturierter Vortrag – kein perfekter 'Auftritt', Sachkenntnis – kein rhetorisches 'Feuerwerk', reflektierte Antworten – keine Show.“ (S. 112).

Das Kapitel 4 „Gut zu wissen I: Standards: Von Abkürzungen bis zitieren“ ist angelegt als Nachschlagewerk zentraler Fragen gibt einen schnellen Überblick zu den wichtigsten Aspekten rund ums Schreiben. Franck kündigt dieses Kapitel als Nachschlagewerk an. Es soll dazu dienen, sich schnell und gezielt bestimmter Aspekte der eigenen Arbeit zu vergewissern. Folgende Themen werden hier in Kurzform erläutert:

  • Abkürzungen – Abkürzungsverzeichnis
  • Anhang
  • Belegen
  • Geschlechtergerechte Sprache
  • Literaturverzeichnis
  • Problemstrukturierende Begriffe
  • Quellenangaben
  • Referieren und Bewerten
  • Satzbau
  • Zitieren

Insgesamt geben die Erläuterungen, die hier zu finden sind einen guten Einblick zu den jeweiligen Aspekten. Hier wird es jedoch für die meisten Themen sinnvoll sein, weitere, ausführlichere Literatur hinzuzuziehen, da die Ausführungen kurz bzw. eher allgemein gehalten sind. Hierzu gibt der Autor weiterführende Literaturhinweise im Kapitel „Weiterlesen“.

Kapitel 5 „Gut zu wissen II: Geld, Karriere und mehr“ schließt mit Anmerkungen zur Planung des Dissertationsvorhabens. Dieses Kapitel wurde von Norbert Franck sehr praktisch angelegt und zielt darauf, von direktem Nutzen für Leser*innen zu sein. Es ist chronologisch aufgebaut und beginnt – wie die Promotion selbst – mit Hinweisen zur Themenfindung. Weiterhin geht der Autor auf Fragen zur Gutacher*innensuche und Betreuung, Entscheidungsfindung für die Art der Dissertation (Individualpromotion oder strukturiert promovieren in einem Verbund oder Kolleg), Finanzierungs- und Publikationsmöglichkeiten ein. Diese Grundsatzfragen und Entscheidungen zur Selbstpräsentation werden abgerundet mit Hinweisen zur Karriereplanung nach der Doktorarbeit.

Diskussion

Der Titel „Promotionshandbuch“ ist passend gewählt: Leser*innen finden neben grundsätzlichen Informationen zu Promotionsprozess, akademischem Habitus und Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens auch konkrete Hinweise zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben, sowie zahlreiche Beispiele aus dem universitären Kontext. Diese sind besonders interessant für die Promotionsinteressierte mit Abschluss einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die bisher wenig Berührungspunkte mit der Situation an Universitäten hatten.

Norbert Franck vermittelt überzeugend die Erwartungen und Herausforderungen des Promotionsprozesses: seine Publikation ist kein „leicht gemacht“ Ratgeber oder Rezeptbuch. Stattdessen informiert er sachlich und realitätsnah und glaubwürdig über die Umstände und Notwendigkeiten einer Promotion auf. Er zielt auf eine realistische Darstellung der Kernthemen einer Promotion und klärt transparent über Anforderungen und Erwartungen, die von professoraler Seite an Promovend*innen gestellt werden, auf.

Der Text ist bewusst schlank gehalten. Der Autor bleibt beim Wesentlichen und liefert viele Hinweise zu weiterführender Literatur, um bestimmte Themen wie wissenschaftliches Schreiben, Stilfragen oder für disziplin bezogene Promotiontipps zu vertiefen. Hilfreich erscheinen die zahlreichen praktischen Tipps und Beispiele aus dem universitären Umfeld durch Bezüge auf Promotionsordnungen, Auszüge aus (guten wie schlechten) Exposés sowie Übungen für die eigene Erarbeitung von Texten und Präsentationen.

Deutlich wird, dass das Buch nicht nur Tipps und Tricks für die Bewältigung des Promotionsprozesses geben will. Es vermittelt darüber hinaus eine klare Position: „Es macht Arbeit, eine Dissertation zu schreiben, zu promovieren.“ (S. 13). Franck’s Buch liefert die Inhalte dazu – belässt jedoch die Verantwortung für die Nutzung und Umsetzung bei den Leser*innen und regt damit eine selbstverantwortliche Haltung an, die im Promotionsprozess von großem Nutzen ist.

Fazit

Norbert Franck gelingt es, anschaulich und klar über zentrale Themen und damit verbundene Aufgaben im Promotionsprozess zu informieren. Sein Ausgangspunkt ist die Eigenverantwortlichkeit der Promotionsinteressierten im Prozess des Promovierens, entsprechend sind seine Tipps und Hinweise sind vor diesem Hintergrund zu sehen. „Das Promotionshandbuch“ zeigt Erwartungen und Standards auf und vermittelt den Leser*innen die damit verbundenen Aufgaben und Herausforderungen im Verlauf einer Dissertation. Vor allem durch die praxisnahe und mit zahlreichen Beispielen untermalte Darstellung der Inhalte stellt Norbert Franck’s Buch eine hilfreiche Lektüre für Promotionsinteressierte dar und vermittelt eine realistische Perspektive auf den Promotionsprozess von den ersten Entscheidungen bis hin zur Verteidigung, Veröffentlichung und Karriereplanung. Es sollte jedoch bedacht werden, dass einige Themen nur kurz behandelt werden und für eine tiefere Auseinandersetzung auf weiterführende Werke zurückgegriffen werden sollte.

Literatur

Ehlert, G., Gahleitner, S. B., Köttig, M., Sauer, S., Riemann, G., Schmitt, R., & Völter, B. (2017). Forschen und Promovieren in der Sozialen Arbeit. Opladen: Budrich.

Rezension von
Vera Taube
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Es gibt 4 Rezensionen von Vera Taube.

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ISSN 2190-9245