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Randi Gunzenhäuser, Erika Haas: Promovieren mit Plan

Rezensiert von Vera Taube, 27.07.2020

Cover Randi Gunzenhäuser, Erika Haas: Promovieren mit Plan ISBN 978-3-8252-5193-2

Randi Gunzenhäuser, Erika Haas: Promovieren mit Plan. Ihr individueller Weg: von der Themensuche zum Doktortitel. UTB (Stuttgart) 2019. 4. überarbeitete u. aktual. Auflage. 140 Seiten. ISBN 978-3-8252-5193-2. D: 12,99 EUR, A: 13,40 EUR, CH: 16,90 sFr.

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Thema

Ausgehend von der Annahme, dass Promotionsinteressierte heute mit diversen Ausgangsbedingungen und Lebenssituationen in die besondere akademische Qualifizierungsphase einer Doktorarbeit starten, kündigt das vorliegende Buch individuelle Tipps für Promotionsinteressierte in diversen Kontexten an. Vor diesem Hintergrund erscheint die Veröffentlichung vor allem für Promotionsinteressierte aus der Sozialen Arbeit interessant – zeichnet sich deren Situation doch durch eine hohe Heterogenität und diverse akademische und praktische Hintergründe aus (Bartosch, 2009). Bedingt durch das Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften ergibt sich in den meisten Fällen ein erhöhter Orientierungsbedarf, der jedoch aus der vorhandenen Ratgeberliteratur im Hinblick auf die besondere Situation als „Quereinsteiger*innen“ in den universitären Betrieb nur begrenzt gedeckt werden kann.

Die Autorinnen verfolgen das Anliegen, Promotionsinteressierten durch „zugeschnittene Hinweise, Tipps und Tricks den Weg zum Ziel [zu] erleichtern“ (S. 9). Damit ist das Anliegen verbunden, Hilfe für die Hürden und Anforderungen zu bieten, die sich bei allen Unterschieden doch in jedem Promotionsprozess wiederfinden.

Autor*innen

Die hier besprochene Publikation wurde von Randi Gunzenhäuser und Erika Haas verfasst.

Prof. Dr. phil Randi Gunzenhäuser hat US-American Literary and Cultural History and Theater Studies studiert und lehrt Amerikanistik und Medienwissenschaften an der TU Dortmund. Prof. Dr. phil. Erika Maria Haas arbeitet als Karriere- und Wissenschaftsberaterin, Coach, Trainerin und Autorin.

Anspruch und Zielgruppe

Das Buch richtet sich an Promotionsinteressierte ohne disziplinäre Spezifizierung. Von der Diversität dieser Zielgruppe ausgehend, betonen die Autorinnen das Ziel den heterogenen Lebens- und Arbeitssituationen Promotionsinteressierter Rechnung zu tragen. Trotz der vielfältigen Vor- und Nachteile, die im Verlauf einer Promotion mit den jeweiligen Lebenssituationen verbunden sind, sollen passende Tipps zur Erleichterung des Qualifizierungsprozesses geboten werden.

Zur Selbstklärung schalten die Autorinnen zunächst eine Gruppenkategorisierung anhand typischer Merkmale vor, in der sich Leser*innen zuordnen können. Diese Gruppen bilden folgende Typen von Promovierenden ab:

  • Diejenigen, die (meist befristet) an einer Hochschule arbeiten und ihre Kontakte für die Doktorarbeit nutzen können.
  • Diejenigen, die in einem Beruf außerhalb der Hochschule arbeiten und parallel dazu promovieren.
  • Diejenigen, die nach dem Hochschulabschluss zunächst eine Familie gegründet haben und die Promotion als Wiedereinstieg in den Beruf nutzen oder geistige Herausforderung ansehen.
  • Diejenigen, die sich durch die Dissertation beruflich verbessern wollen.
  • Diejenigen, die sich im Rahmen eines Stipendiums mit der Doktorarbeit beschäftigen.

Über den gesamten Text werden immer wieder gezielte Hinweise für bestimmte Gruppen gegeben, die durch ein Icon mit der jeweiligen Gruppennummer besonders gekennzeichnet sind. Im Rahmen der Kategorisierung wird grundsätzlich zwischen „intern“ (direkt an einem Lehrstuhl angebunden promovierend) und „extern“ (nicht zum wissenschaftlichen Personal gehörenden) Promovierenden unterschieden. Diese Unterscheidung erscheint für Promovierende der Sozialen Arbeit besonders interessant, da in vielen Fällen die Kategorie des externen Promovierens auf sie zutrifft. Es empfiehlt sich allerdings trotzdem, das gesamte Buch zu lesen – nicht nur die Tipps für die auf die Leser*in zutreffende Gruppe.

Neben umfassenden Hinweisen zu den Phasen einer Promotion und ihren spezifischen Herausforderungen erhält man so auch Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten des Promovierens und welche lebensweltbezogenen Aspekte darin eine Rolle spielen.

Aufbau und Inhalt

Um diesem Anspruch zu begegnen, haben die Autorinnen in der mittlerweile 4. Auflage die Inhalte des Ratgebers überarbeitet und aktualisiert. In sechs Kapiteln und auf 140 Seiten behandeln Gunzenhäuser & Haas in chronologischer Reihenfolge die typischen Phasen des Promotionsprozesses. Als Einstieg dient ein differenzierter Überblick über Möglichkeiten und Planung eines Promotionsvorhabens. Darüber hinaus gehen sie auf die Konkretisierung des eigenen Forschungsprojektes, seine Umsetzung und die Erstellung der Dissertation sowie die Endphase bis zur Veröffentlichung ein. In jedem der sechs Kapitel finden sich Informationen über phasentypische Aufgaben und zu bedenkende Einflussfaktoren auf den Verlauf der Promotion. Diese sind jedoch aufgrund der vielen Aspekte pro Phase jeweils recht kurzgehalten. Eine tiefergehende oder ausdifferenzierte Darstellung kann hier nicht erwartet werden. Die Autorinnen halten aber ihr Versprechen aus dem Vorwort, eine differenzierte Darstellung hinsichtlich unterschiedlicher Promotionskontexte zu liefern. Im gesamten Verlauf des Buches nehmen Sie sich Zeit, die Vor- und Nachteile, die in jeder Phase für intern und extern promovierende oder bestimmte Gruppen aus der zu Beginn vorgenommenen Kategorisierung auftreten können, zu reflektieren.

Kapitel 1 „Ein aktueller Promotions-Überblick“ zeigt verschiedene Promotionsmöglichkeiten auf, die aktuell in der deutschen Hochschullandschaft zur Verfügung stehen. Hier geben die Autorinnen einen guten Einblick in die verschiedenen Organisationsformen dieser Qualifizierungsphase. Promotionswege mit mehr oder weniger hohem Strukturierungsgrad werden erklärt und ihre Vorteile und Hürden aus Sicht der Promovierenden dargestellt. Das Kapitel schließt mit einer kurzen Diskussion externer und interner Promotionswege und zeigt Gemeinsamkeiten und eventuelle Fallstricke jeder Promotionsform auf. In den folgenden Kapiteln wird die Unterscheidung in intern und extern Promovierende immer wieder aufgegriffen und themenspezifisch diskutiert. Daher gehen die Ausführungen dazu an dieser Stelle nicht in die Tiefe.

Kapitel 2 „Einstiegsphase“ gibt Hinweise zu typischen Fragen, die sich zu Beginn einer Promotion stellen. Hierunter fallen vor allem organisatorische und strukturelle Themen wie Betreuer*innensuche und Zusammenarbeit, Regelungen und Promotionsordungen, Arbeitsplanung und Rahmenbedingungen sowie Finanzierung und soziale Unterstützungsfaktoren der Promotion. Darunter finden sich sehr differenzierte Darstellungen, welche Hürden für die jeweilige Promovierendengruppe zu erwarten sind. Darüber hinaus liefern die Autorinnen umfassende, auf die Charakteristika der Gruppe zugeschnittene Hinweise, welche Stärken in ihrer Position stecken und welche Aspekte zum Gelingen des Promotionsvorhabens der jeweiligen Gruppe beitragen können.

Mit dem 3. Kapitel „Konkretisierungsphase“ geht der Ratgeber über zur Arbeit am eigenen Forschungsprojekt. Neben Hinweisen zur Eingrenzung des Themengebietes, wie man einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung gewinnt und die passende Forschungsmethode sowie anschlussfähige Theorien findet, nimmt das Thema Exposé größeren Raum ein. Dazu zeigen die Autorinnen die wichtigsten Kriterien und Schritte für die Stoffsammlung zur Themenidee und der Konkretisierung des Promotionsvorhabens und dessen weitere Planung notwendig sind. Leser*innen finden in diesem Kapitel vor allem allgemeingültige Tipps und Hinweise für die Umsetzung allgemeiner Planungsschritte einer Promotion. Bezogen auf die grundsätzlichen Aufgaben im Promotionsprozess zeigen Gunzenhäuser & Haas Aspekte auf, die Promotionsinteressierte für sich persönlich klären sollten: für jede Gruppe werden diese als konkrete Fragen aufbereitet und mit dem Auftrag an die Leser*in versehen, sie aus der Perspektive der eigenen Gruppenzugehörigkeit bei der Entscheidungsfindung zu bedenken bzw. zu beantworten.

Der Chronologie des Promotionsprozesses folgend, beschäftigt sich Kapitel 4 „Forschungsphase“ mit der Umsetzung des eigenen Forschungsprojekts. Dieser Abschnitt ist bewusst sehr kurzgehalten. Die Autorinnen gehen vor allem auf die Prozessschritte wissenschaftlicher Forschung ein und erläutern allgemein zu beachtende Themen wie die Notwendigkeit einer fundierten Methodenentscheidung, Vernetzung im akademischen Umfeld sowie sorgfältige Zeit- und Arbeitsplanung. Hier konzentrieren sich Gunzenhäuser & Haas auf die Unterscheidung interner und externer Promovierender, wägen die Vor- und Nachteile ab und geben konkrete Tipps zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben unter besonderer Berücksichtigung der Stärken und Einschränkungen der jeweiligen Gruppe.

Größere Aufmerksamkeit wird in Kapitel 5 der „Erstellungsphase“ der Doktorarbeit gewidmet. In diesem Kapitel drehen sich die Ausführungen um das Schreiben der Dissertation und die damit verbundenen Anforderungen. Aufgrund der vielfältigen inhaltlichen Aspekte dieses Themas hat dieses Kapitel einen größeren Umfang – obgleich die einzelnen Inhalte jeweils nur kurz behandelt werden. Hier finden sich größtenteils allgemeine Hinweise, die alle Gruppen von Promovierenden betreffen: Materialeingrenzung, Erstellung einer Gliederung und Erarbeitung eines Textkorpus sind ebenso Thema wie „Selbstüberlistungsstrategien“ (S. 106), um den Schreibprozess am Laufen zu halten oder der Hinweis auf sorgfältige Arbeits- und Zeitplanung für die Schreibphase.

Das Buch schließt in Kapitel 6 mit Ausführungen zur „Endphase“ der Doktorarbeit. Auch dieses Kapitel ist ähnlich wie die Ausführungen zum Thema Forschung vergleichsweise knapp gehalten. Hier konzentrieren sich die Autorinnen auf die zentralen Themen rund um die Beendigung der Dissertation und geben vor allem allgemeingültige Hinweise. Dabei gehen sie auf die Zeitplanung und Priorisierung und Delegation von Aufgaben ein. Darüber hinaus werden konkrete Hinweise zur Überarbeitung und Veröffentlichung der Arbeit und zur Vorbereitung der Verteidigung erörtert.

Gunzenhäuser & Haas runden ihren Ratgeber schließlich mit kurzen, gruppenbezogenen Reflexionen über den Nutzen und die Nutzung einer Promotion für jede Gruppe ab.

Diskussion

Das vorliegende Buch „Promovieren mit Plan“ verspricht individuelle Beratung für Promotionsinteressierte, von der Themensuche bis zum Doktortitel. Dieses Versprechen wird vorrangig durch die Kategorisierung der Leser*innen hinsichtlich ihrer Lebens- und Arbeitsumstände eingelöst. Dazu liefern die Autorinnen ausgewogene Darstellungen von Vor- und Nachteilen, die mit der eigenen Position verbunden sind und informieren über die Anforderungen und Herausforderungen, die in jeder Promotionsphase zu erwarten sind. Dabei fallen besonders positiv die konkreten und pragmatischen Tipps auf, die gezielt auf die Stärken der jeweiligen Gruppe aufbauen und damit eventuelle gruppenspezifische Erschwernisse aufwiegen. Damit erlauben die Verfasserinnen ihren Leser*innen, die Entscheidung für oder gegen eine Promotion unter Bezug auf den persönlichen Hintergrund zu überdenken. Im Zuge desse erhalten Promotionsinteressierte außerdem einen Einblick in Umstände anderer Lebens- und Arbeitssituationen, in die Sie eventuell im Verlauf des Promotionsprozesses wechseln können.

Die Kategorisierung und gruppenbezogenen Hinweise, die durch Gruppen-Icons im Text markiert werden, wirken zunächst etwas unübersichtlich. Dieser Eindruck entsteht vor allem dadurch, dass nicht immer für alle Gruppen spezifische Hinweise in den Kapiteln zu finden sind. Hat man sich an die Ordnung des Buches und die Kennzeichnungshinweise gewöhnt, sind die Markierungen jedoch sehr hilfreich. Sie erlauben beim Lesen des Gesamttextes besondere Aufmerksamkeit auf für die eigene Gruppe relevante Inhalte zu legen.

Die Autorinnen verweisen an einigen Stellen darauf, die Inhalte zugunsten der Diskussion kurz zu halten. Leider finden sich im Buch keine Hinweise auf weiterführende Literatur, um die angeschnittenen Themen weiter zu vertiefen. Gunzenhäuser und Haas haben das Buch vollständig auf der Basis eigener Überlegungen verfasst, sie beziehen sich nicht auf andere Ratgeber oder Grundlagenliteratur zum Thema Promotion. Daher gibt es keine Bibliographie, aus der eventuelle Hinweise zur weiteren Information hervorgehen könnten.

Fazit

Dieses Buch ist aufgrund seiner Perspektive auf die Situation der Leser*innen nicht nur für Promotionsinteressierte interessant, sondern auch für diejenigen, die sich bereits im Prozess befinden. Gunzenhäuser und Haas eröffnen neue Einsichten und zeigen Wege auf – sei es im Hinblick auf die Konsequenzen der Entscheidung für eine Promotion oder darauf, bestehende Hürden zu überwinden. „Promovieren mit Plan“ behandelt die Phase wissenschaftlicher Qualifizierung als pragmatisches Entscheidungs- und Handlungsproblem. Es werden Anforderungen und Fakten zur Promotion benannt und mit Blick auf die gegebenen Umstände der Leser*in praktische Tipps sowie gruppenbezogene Hürden aber auch Stärken der eigenen Position aufgezeigt.

Wer sich umfassende Hinweise zu promotionsrelevanten Themen wie Forschungsmethoden, wissenschaftlichem Schreiben oder theoretischer Verortung wünscht, wird in diesem Buch nicht fündig – unter anderem aufgrund der fehlenden Bibliographie. Wer sich also über die erste Information und die Abwägung der Entscheidung hinaus mit dem Thema Promotion auseinandersetzen will, muss auf andere Promotionsratgeber wie z.B. das „Handbuch Promotionsförderung“ (Franck, 2019) oder einschlägige Werke zu den einzelnen promotionsrelevanten Themen zurückgreifen.

Literatur

Bartosch, U. (2009). Promovieren, aber wie? Eine Perspektive aus den Fachhochschulen. Erziehungswissenschaft, 20(39), 91–103.

Franck, N. (2019). Das Promotionshandbuch: Die Doktorarbeit erfolgreich schreiben, verteidigen und präsentieren. UTB.

Rezension von
Vera Taube
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Es gibt 4 Rezensionen von Vera Taube.

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ISSN 2190-9245