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Brigitta Nöbauer: Personalentwicklung in Sozialunternehmen

Rezensiert von Prof. Dr. Paul Brandl, 16.01.2020

Cover Brigitta Nöbauer: Personalentwicklung in Sozialunternehmen ISBN 978-3-8029-5487-0

Brigitta Nöbauer: Personalentwicklung in Sozialunternehmen. Einflussfaktoren – Handlungsfelder – Konzepte – Strategien – Ziele. WALHALLA Fachverlag / metropolitan Verlag (Regensburg) 2019. 192 Seiten. ISBN 978-3-8029-5487-0. 29,95 EUR.

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Thema

Die Autorin sieht in der vorliegenden Publikation die (moderne) Personalentwicklung als Zukunftspotenzial für die Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Statt Bildungsprogramme zu verwalten müssen die Personalentwickler als Motoren im Unternehmen wirken und die Umsetzung der Ziele und Herausforderungen (bestmöglich) unterstützen. Dazu braucht es ein solides Repertoire an Instrumenten und Maßnahmen, die Nähe zum „Kerngeschäft“ und ein (neues) Verständnis für die Rolle als Personalentwickler(in).

In dem mit dem Buch eine solide Grundlage einer zeitgemäßen Personalentwicklung gelegt werden soll wendet sich das Buch vor allem an Studierende im Bereich der Sozialwirtschaft und des Sozialmanagements sowie an MitarbeiterInnen bei sozialen Dienstleistern, die sich in den Themenbereich der Personalentwicklung einen profunden Überblick verschaffen wollen. Auch Führungskräfte, die auf eine Neuausrichtung der Personalentwicklung bei einem sozialen Dienstleister fokussieren, bietet das Buch einen kompakten Überblick.

Autorin

Brigitta Nöbauer ist Professorin für Personalmanagement an der Fakultät für Medizintechnik und Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Oberösterreich. Die promovierte Betriebswirtin unterrichtet Personalmanagement im Studiengang Sozial- und Verwaltungsmanagement und fokussiert in ihren Forschungsprojekten auf die Personalrekrutierung, die Personalentwicklung sowie die Sozialplanung und Steuerung im Sozialbereich.

Aufbau

Die Publikation arbeitet entsprechend der Zielsetzung die Thematik „Personalentwicklung“ in drei Teilen auf:

In Teil 1 beschreibt die Autorin das Thema „Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft“ mit den Besonderheiten der PE in sozialen Organisationen. Sie leitet dabei die wesentlichen Eckpunkte ab und faltet dabei ihr Verständnis des Themenbereiches aus: Personalentwicklung als Handlungsfeld des Personalmanagements, Förderer der Mitarbeiterqualifikationen entlang der beruflichen Laufbahn und Gestalter der Voraussetzungen zum Erreichen der Unternehmensziele. Dazu kommen noch die Rahmenbedingungen wie Unternehmensgröße, Mitarbeiterstruktur und die finanziellen Rahmenbedingungen. Schließlich auch PE als Begleitung des betrieblichen Lebenszyklus sowie die Zuständigkeiten von den Führungskräften, der Personalabteilung bis hin zu den Betriebsräten.

Im Teil 2 werden die Handlungsfelder der Personalentwicklung entlang des betrieblichen Lebenszyklus der Mitarbeitenden aufgearbeitet. Es beginnt bei der Integration neuer MitarbeiterInnen iSv. Einführung neuer Mitarbeiter oder Onboarding und geht dann zur Qualifizierung bestehender Mitarbeiter auf ihre (neuen) Aufgaben. Qualifizierungsbedarf, Bedarfsplanung, Jahresgespräche und Qualifizierungspläne werden hier ebenso besprochen wie Anforderungsprofile und Stellenbeschreibungen. Es folgt dann ein längeres Kapitel zum kreativen Gestalten von Qualifizierung abseits des klassischen Lernens beginnend beim job rotation, Übertragen von Aufgaben, Unterweisung am Arbeitsplatz, Wissenstandems, Exkursionen, Hospitationen etc. Konsequenterweise schließt sich dann das Thema Lerntransfer und Messung des Lernerfolgs an, gefolgt vom Talentmanagement und der Nachfolgeplanung. Der zweite Teil endet mit dem begleiteten Ausscheiden von Mitarbeitern aus der Organisation.

Am Beginn von Teil 3 werden strategische Aspekte und Perspektiven für die Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft besprochen. Es stehen zunächst Kriterien für eine „Standortbestimmung“ der Personalentwicklung und eine Einschätzung zum Professionalisierungsgrad der PE in der Sozialwirtschaft am Beginn. Anschließend wir einer strategisch orientierten Personalentwicklung nachgegangen. Dies reicht von der PE-Strategie über den Weg zum Grobkonzept bis hin zur Positionierung der PE. Das letzte Kapitel geht auf die Trends und Perspektiven der PE ein. Schlagwörter sind hier das formale geleitete Lernen, das informelle selbstgesteuerte Lernen und das Kompetenzmanagement.

Inhalte

Das Verständnis von Personalentwicklung wird am Beginn der Publikation ausgefaltet. Da ist zum einen die Förderung der Mitarbeiterqualifikation entlang der beruflichen Laufbahn und zum anderen das Gestalten der personellen und organisatorischen Voraussetzungen zum Erreichen der Unternehmensziele. In Summe gilt es die personellen Ressourcen einer Organisation abzusichern.

Wesentlich gerade im Bereich der Sozialwirtschaft ist das Einbeziehen der Rahmenbedingungen für eine zeitgemäße Ausgestaltung der Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft. Die Autorin beginnt bei den branchenspezifischen Rahmenbedingungen und dem Verständnis der Sozialeinrichtungen als Dienstleister verbunden mit dem Nachfragemonopol und der Finanzierung durch die öffentliche Hand. Damit verbunden ist eine spezifische Motivationsstruktur der Mitarbeiter, die meist berufsrechtlich geregelten Aus- und Weiterbildungen, der Einfluss der Unternehmensgröße auf die Größe des Personalbereiches sowie ein hoher Anteil an Teilzeitkräften, Frauen und Freiwilligen. Daraus ergeben sich die Ziele der Personalentwicklung sowie eine mögliche Ausdifferenzierung des Personalbereiches abhängig von der Größe des Dienstleisters. Der betriebliche Funktionszyklus beschreibt die Phasen der Personalentwicklung bevor es zur Personalentwicklung als Begleiter durch den betrieblichen Lebenszyklus geht. Daraus ergeben sich die Zuständigkeiten in der PE (Führungskräfte, Personalabteilung, Arbeitnehmervertreter).

Die Handlungsfelder der PE entlang dem betrieblichen Lebenszyklus beginnen bei der Integration neuer Mitarbeiter, auch als Einführung neuer Mitarbeiter oder Onboarding diskutiert, wobei nicht nur die Phasen der Mitarbeiter-Integration sondern auch bereits das Mitarbeitergespräch als spezielles Instrument angesprochen werden. Damit gelangt der Leser – ein systematisches Lesen des Buches vorausgesetzt – zur Qualifizierung bestehender MitarbeiterInnen für ihre Aufgaben. Die Analyse des Qualifizierungsbedarfs, die Möglichkeiten der Sozialplanung, Jahresgespräche, moderierte Gruppengespräche, Qualifizierungspläne, Stellenbeschreibungen und Anforderungsprofile: all das sind Themen die zu den Lernzielen führen. Beim kreativen Gestalten geht die Autorin weit über das Seminarlernen hinaus: Maßnahmen „on the job“, übertragen von entwicklungsförderlichen Aufgaben, job rotation, Stellvertretung und Sonderaufgeben, Wissens-Tandems, etc. Damit gelangt man zum Thema Lerntransfer und dem Messen des Erfolgs von Qualifizierungsmaßnahmen. Lernförderliche Arbeitsumgebungen und Gestaltung der Qualifizierungsmaßnahmen werden dabei ebenso angesprochen wie eine prozess- und ergebnisbezogene Evaluation von Qualifizierungsmaßnahmen. Weitere Themen sind dann das Talentemanagement, die Nachfolgeplanung sowie das begleitete Ausscheiden von Mitarbeitern aus der Organisation.

Weiterführend schließen sich die strategischen Aspekte und Perspektiven der Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft an. Unter dem Kapitel der Kriterien für eine Standortbestimmung der Personalentwicklung spricht die Autorin die Merkmale zeitgemäßer Personalentwicklung, Reifegradmodelle zur Analysierung des Professionalisierungsgrades, das Konzept der Lernkultur, die Reifegrade von Personalprozessen sowie den Strategiebezug selbst an. Schließlich wird noch der Weg zum Grobkonzept skizziert sowie unterstützende Faktoren für die Umsetzung strategischer Personalentwicklung. Die Positionierung der PE in der Organisation sowie die Steuerung der PE durch ein Bildungscontrolling schließen diesen Themenbereich ab. Die Trends und Perspektiven für die PE teilen sich in formale geleitete und selbstgesteuerte Lernformate sowie in informellee geleitete Lernformate auf. Das Kompetenzmanagement beschließt thematisch die vorliegende Publikation.

Fazit

Durch die Aufteilung der Publikation in drei Teile strukturiert die Autorin in nachvollziehbarer Form: Grundlagen der PE in der Sozialwirtschaft, Handlungsfelder und strategische Ausrichtung der PE. Sie geht bei den Handlungsfeldern vorwiegend auf die Qualifizierung auch abseits des Seminarlernens von MitarbeiterInnen ein – ein Großteil des Klientels der PE nicht nur in sozialwirtschaftlichen Unternehmen. Eine strategisch ausgerichtete Führungskräfteentwicklung des mittleren und oberen Managements muss daher – sinnvollerweise – einer weiteren Arbeit vorbehalten bleiben. Mit der vorliegenden Arbeit wird damit – bedenkt man die Vielzahl der Veröffentlichungen insbesondere im Profit-Bereich zum Thema PE – eine interessante Arbeit ausgerichtet auf die Sozialwirtschaft vorgelegt. Insbesondere Neueinsteiger ins Thema Personalentwicklung und StudentInnen der Sozialarbeit und des Sozialmanagements erhalten hier eine Einführung am Stand der Zeit.

Rezension von
Prof. Dr. Paul Brandl
war Professor für Organisationsentwicklung und Prozessmanagement an der FH Oberösterreich, Department für Sozial- und Verwaltungsmanagement und ist Berater insbesondere für die prozessbasierte Optimierung und Neugestaltung von sozialen Dienstleistern
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Es gibt 112 Rezensionen von Paul Brandl.

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Zitiervorschlag
Paul Brandl. Rezension vom 16.01.2020 zu: Brigitta Nöbauer: Personalentwicklung in Sozialunternehmen. Einflussfaktoren – Handlungsfelder – Konzepte – Strategien – Ziele. WALHALLA Fachverlag / metropolitan Verlag (Regensburg) 2019. ISBN 978-3-8029-5487-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26452.php, Datum des Zugriffs 28.11.2023.


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